Einwandererinnen und Einwanderinnen

Frage

Im Zusammenhang mit der Mahnwache in Berlin und nachfolgenden Sendebeiträgen auf ARD ist mir der Begriff „Einwandererin“ aufgefallen. Oft schon bemerkte ich, dass bei dieser Form weiblicher Nennung das „er“ vor dem „in“ nicht mehr genannt wird. Frau gewöhnt sich dran, keine Frage. Was mich aber erstaunt, dass […] Canoo-Net dazu meint: Begriff unbekannt. Erstaunlich an sich – frau gibts längst nicht immer – stellt sich mir nun die Frage, was denn nun „richtig“ ist: Enwandererin oder Einwanderin?

Antwort

Sehr geehrte Frau Z.,

wir können mehr, als Sie uns zutrauen! Wenn die weibliche Endung –in zu einem männlichen Nomen der Form –erer tritt, fällt im Standarddeutschen ein er weg (vgl. hier und hier). Zum Beispiel:

Zauberer – Zauberin
Ruderer – Ruderin
Bewunderer – Bewunderin

Und ebenso:

Einwanderer – Einwanderin
Zuwanderer – Zuwanderin

Sie finden das Wort Einwandererin deshalb nicht in Canoonet, weil es (zumindest standardsprachlich) Einwanderin heißt. Wenn Sie nach Einwanderin oder z. B. der Wortbildungsgeschichte von Einwanderer gesucht hätten, hätten Sie den Eintrag gefunden (Einwanderin, Einwander…, Einwanderer). Wir bemühen uns nämlich, immer auch die weiblichen Personenbezeichnungen anzugeben. Dass wirklich keine einzige fehlt, kann ich natürlich nicht garantieren.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Die Waise: Elternlose Kinder sind heute alle weiblich

Damit soll nicht etwa gesagt werden, dass heute alle Waisen Mädchen sind. Das Schicksal, keine Eltern mehr zu haben, trifft auch heute noch Mädchen genauso wie Jungen. Es geht hier nur um das grammatische Geschlecht.

Frage

Heute interessiert mich, ob man das Wort „Waise“ mit dem männlichen Artikel „der“ benutzen kann. Gestern hat mich nämlich im Kurs ein Schüler danach gefragt und ich hab spontan geantwortet, dass es möglich sei. Heute Morgen hab ich im Wörterbuch nachgeschlagen und hier sehe ich „die“ Waise. Ist das ein fataler Fehler oder könnte man auch „der Waise“ benutzen – vielleicht, wenn es sich um einen Jungen handelt?

Antwort

Sehr geehrte Frau K.,

im heutigen Standarddeutschen ist das Wort Waise immer weiblich, also auch dann, wenn es um männliche Personen geht:

Der Junge ist eine Waise.
Dank der Adoption blieb ihm das Schicksal einer Waise erspart.
Von der Revolution vertrieben und zur Waise geworden, gelangt er über Polen nach Belgien [NZZ über den Maler Nicolas de Staël]
Früh zur Waise geworden, geht der Millionenerbe und Unternehmer mit allerlei Hightechausrüstung nachts auf Verbrecherjagd. [TV Digital über den Superhelden Batman]

Der Fehler ist aber nicht unbegreiflich und schon gar nicht „fatal“. Das Wort gleicht schließlich sehr stark dem substantivierten Adjektiv der/die Weise (der/die Kluge) und bezeichnet ebenfalls eine Person. Die Schreibung mit ai erklärt sich auch dadurch, dass der Unterschied zwischen Waise und Weise in der Schrift gekennzeichnet wurde und auch nach der letzten Rechtschreibreform geblieben ist. Es ist also nicht verwunderlich, dass Waise häufiger wie Weise behandelt wird.

Das ist aber noch nicht alles: Als nicht korrekt gilt die männliche Form der Waise nur in der heutigen Sprache. Die althochdeutsche Form weiso war nur männlich. Auch das mittelhochdeutsche weise war meistens männlich, auch dann, wenn eine weibliche Person bezeichnet wurde. Langsam kam dann auch die weibliche Form auf, aber sie hat sich „erst“ seit dem 18. Jahrhundert ganz durchgesetzt, und zwar so gründlich, dass heute nur noch die Waise als korrekt gilt.

Mich würde auch interessieren, weshalb die weibliche Form die männliche ersetzt hat. Doch dazu habe ich leider keine Angaben gefunden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Die Personalabteilung als Businesspartner(in)

Frage

Muss in „die Personalabteilung als Business-Partner“ das Wort „Business-Partner“ zwingend in „Business-Partnerin“ geändert werden?

Antwort

Sehr geehrte Frau M.,

im Allgemeinen gilt, dass bei Bezug auf eine Institution mit weiblichem Genus sowohl die männliche als auch die weibliche Form verwendet werden kann:

die Personalabteilung als Businesspartner
die Personalabteilung als Businesspartnerin

die Universität als Antragssteller
die Universität als Antragstellerin

Lieferant ist die Firma B.
Lieferantin ist die Firma B.

Siehe auch hier.

Es ist aber im Rahmen der Verwendung geschlechtergerechter Sprache zunehmend üblich, hier nur die weibliche Form zu benutzten. Theoretisch ist das zwar auch aus geschlechtergerechter Sicht nicht notwendig, da diese Bezeichnungen sich ja nicht auf Männer oder Frauen beziehen. Das Umgekehrte ist aber nicht üblich:

*der Staat als Businesspartnerin
*Lieferantin ist der Betrieb B.

Die Verwendung der männlichen Form bei Institutionen mit weiblichem Genus ist also eine Art generisches Maskulinum, und gerade das soll ja in der geschlechtergerechten Sprache vermieden werden. Wohl deshalb schreibt zum Beispiel der Leitfaden zum geschlechtergerechten Formulieren im Deutschen der Schweizerischen Bundeskanzlei vor, dass hier im amtlichen Sprachgebrauch die weibliche Form zu verwenden sei (Abs. 7.48, S. 127).

Im Prinzip muss also in Ihrem Beispiel Businesspartner nicht in Businesspartnerin geändert werden. Es ist vielleicht anzuraten, aber nicht zwingend. Wenn Sie allerdings an einen Leitfaden wie zum Beispiel den gerade genannten gebunden sind, ist die Verwendung der weiblichen Form zwingend.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Das Geschlecht des/der Velosolex

Frage

Welches grammatikalische Geschlecht hat / soll haben: Velosolex (der oder das)? Ist noch nicht bei Ihnen erfasst.

Antwort

Sehr geehrter Herr R.,

das Wort Velosolex ist ein Markenname, der wie viele andere Markennamen nicht in unserem Wörterbuch steht. Es hat kein gefestigtes Geschlecht. In der Schweiz ist vor allem das Velosolex (= das Velo der Firma Solex) üblich. In Deutschland ist Velosolex wie die meisten motorisierten Zweiräder oft weiblich: die Velosolex. Meine spontane Antwort als Zürichdeutschsprecher wäre aber der Velosolex gewesen. Meine Großmutter hatte nämlich ein solches Gefährt und das war immer de Velosolex, nie s Velosolex. (Eigentlich nahm sie ja immer die Kurzform de Solex.)

Zusammengefasst kann ich Ihnen Folgendes empfehlen: Im schweizerischen Hochdeutsch verwenden Sie am besten das Velosolex. In Deutschland ist daneben auch die Velosolex üblich. Zur „Velosolexlage“ in Österreich ist mir leider nichts bekannt. Und im Dialekt behalten wir natürlich einfach das dort übliche Geschlecht bei.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Warum das Konklave nicht weiblich ist

Nein, es geht nicht um die Frage, warum derzeit in Vatikanstadt lauter Männer darüber entscheiden, wer von ihnen der neue „oberste Brückenbauer“ wird. Das wäre sicher ein, zwei (oder mehr!) Worte wert, aber nicht an dieser Stelle. Hier geht es nur um das grammatische Geschlecht des Wortes Konklave.

Frage

Im wetterbedingten Verkehrsstau stehend, habe ich verschiedene Radioberichte zur bevorstehenden Papstwahl gehört. Dabei irritierte mich, dass sämtliche Moderatoren dem Wort „Konklave“ einen sächlichen Artikel zugeordnet haben, also „das Konklave“. Meinem spontanen Sprachempfinden nach hätte ich aber „die Konklave“ benutzt […] Gibt es eine Regel, welches Geschlecht solche Wörter mit lateinischem Ursprung haben? Oder ist meine Irritation da völlig unbegründet?

Antwort

Sehr geehrter Herr H.,

nicht nur in den Radioberichten, sondern auch in den Wörterbücher ist Konklave ein sächliches Wort: das Konklave.

Es gibt Endungen, aus denen sich das Genus eines Wortes ableiten lässt. So sind zum Beispiel Fremdwörter auf age, tion, ität weiblich, auf ismus, or männlich und auf um, ment sächlich. Mehr zum Thema Vorhersagbarkeit des Genus anhand von Wortausgängen finden Sie hier.

Es gibt aber keine Regel, welches Genus Wörter der Form –ave haben. Die Mehrzahl ist weiblich (zum Beispiel Agave, Enklave, Kassave, Oktave). Auch viele andere auf e endende Fremdwörter sind weiblich (Sonate, Konstante, Neurose, Konfitüre u. v. a. m.). Ihre Irritation ist also nicht völlig unbegründet. Es gibt aber auch der Sklave, der Soave und eben das Konklave, alle mit einer eigenen Geschichte, die das Genus „erklärt“.

Das Wort Konklave ist deshalb sächlich, weil es zuerst eine Bezeichnung für ein abschließbares Gemach, Zimmer ist (lat. cum clave = mit dem Schlüssel). Es heißt das Konklave wie das Gemach/Zimmer. Danach bezeichnet Konklave auch eine Versammlung, die in einem solchen Gemach stattfindet. Die Versammlung ist also nach dem Versammlungsort benannt. Bei der Sixtinischen Kapelle, in der das Konklave heute stattfindet, von einem Gemach oder gar einem Zimmer zu sprechen, wäre natürlich eine grobe Untertreibung, aber das Wort Konklave hat sich nun einmal als sächliches Wort im Deutschen etabliert.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Der oder das Kindle

Frage

Mich würde mal interessieren, ob der E-Book-Reader „Kindle“ den Artikel „der“ oder „das“ hat – oder besser gesagt in Zukunft bekommen wird.

Antwort

Sehr geehrter Herr K.,

diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Verwendet werden zurzeit sowohl der Kindle als auch das Kindle. Die männliche Form orientiert sich wohl an der E-Book-Reader, die sächliche Form wahrscheinlich an das Lesegerät. Die männliche Form scheint häufiger vorzukommen, doch genaue und zuverlässige Zahlen stehen mir leider nicht zu Verfügung.

Welche Form in Zukunft einmal „gewinnt“, ist nicht vorherzusagen. Der allgemeine Sprachgebrauch wird dies bestimmen. Nach den Regeln des Deutschen sind nämlich beide Formen gut vertretbar. Es ist deshalb alles andere als unwahrscheinlich, dass der Kindle und das Kindle nebeneinander bestehen bleiben werden.

Solche Schwankungen beim Wortgeschlecht kommen ja auch in anderen Fällen vor. Beispiele sind der Blog und das Blog, der Place de la Concorde und die Place de la Concorde sowie – der bekannte Streitfall an deutschen Frühstückstischen – die Nutella oder das Nutella. Für moderne Kaffeetrinker und -trinkerinnen schon ein ziemlich alter Hut, aber dennoch eher neueren Datums ist der schwankende Genusgebrauch im folgenden Fall: der Latte macchiato und die Latte macchiato (männlich wie das italienische il latte; weiblich wie die deutsche Übersetzung die Milch).

Zur Frage, wer in solchen Fällen recht hat, sind schon viele Tasten abgewetzt worden. Das ist meiner Meinung nach wenig sinnvoll, denn meist gibt es für beide Varianten eine grammatisch vertretbare, plausible Erklärung. Des etwas lang geratenen Textes kurzer Sinn: Sowohl der Kindle als auch das Kindle ist richtig. Sie können also

die Latte macchiato neben den Kindle
die Latte macchiato neben das Kindle
den Latte macchiato neben den Kindle
den Latte macchiato neben das Kindle

stellen, ohne einen Fehler zu machen. Ein wirklicher Fehler wäre es nur, das Latte-macchiato-Glas dann umzustoßen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Sie hüteten des Nachts ihre Herde

»Es waren Hirten aus derselben Gegend auf dem Felde und sie hüteten des Nachts ihre Herde …« Für die Weihnachtsgeschichte ist es allerdings noch ein bisschen zu früh. Es geht hier dann auch nicht um Hirten, Engel, Ställe, Esel, Ochsen, Krippen und den Heiland. Herrn M.s Frage richtet sich also nicht an meine Bibelkenntnisse, sondern auf die bei genauerer Betrachtung recht seltsame Wendung des Nachts.

Frage

Was verbirgt sich eigentlich hinter dem Ausdruck „des Nachts“? Ist das Wort „Nacht“ einmal männlich gewesen oder woher stammt diese Redewendung? Logisch kann ich das nicht nachvollziehen.

Antwort

Sehr geehrter Herr M.,

soweit ich weiß, war Nacht auch früher nicht männlich. Das Wortgeschlecht spielt aber trotzdem eine Rolle. Die Entstehung dieser grammatisch sehr ungewöhnlichen Wendung (der Genitiv müsste ja der Nacht lauten) hat damit zu tun, dass Nacht die einzige weibliche Tageszeitangabe ist. Die Wendungen des Nachts und eines Nachts sind Analogiebildungen zu des Morgens, des Mittags, des Abends bzw. eines Morgens, eines Mittags, eines Abends, eines Tages. Das weibliche Wort Nacht hat sich bei dieser Ausdrucksweise also der Übermacht männlicher Tageszeitangaben beugen müssen (typisch!). „Logisch“ gesehen und nach den Regeln der deutschen Grammatik müsste man die Wendungen des Nachts und eines Nachts also eigentlich als falsch bezeichnen. Sie gehören aber trotzdem zur Standardsprache –  sogar zur gehobenen!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

PS: Zur Groß- und Kleinschreibung bei eines Nachts und nachts siehe hier. Zur Frage, weshalb hier überhaupt der Genitiv steht, siehe hier.

Jede(r) der Neubauten

Manchmal sind ganz einfach klingende Fragen auf den zweiten Blick doch gar nicht so einfach.

Frage

Ein schwieriger Fall, der, je länger ich drüber nachdenke, umso verworrener wird: Heißt es „Jeder der Neubauten ist schön“ oder „Jede der Neubauten ist schön“? Ich tendiere ja zu Letzterem.

Antwort

Sehr geehrter Herr L.,

zuerst dachte ich, dass die Antwort auf Ihre Frage ganz einfach sei. Dann aber schlug meine eigene Unsicherheit zu. Was ist nun eigentlich richtig? Im Prinzip heißt es:

Jeder der Neubauten ist schön.

Neubauten ist der Plural des männlichen Substantivs Neubau:

der Neubau / die Neubauten

Man sollte hier deshalb die männliche Form jeder verwenden. Vgl.

Jeder der Männer erhielt ein Stück Kuchen.
Jede der Frauen erhielt ein Stück Kuchen.
Jedes der Kinder erhielt eine Stück Kuchen.

Ganz so unkompliziert ist es bei Neubauten allerdings doch nicht. Die Unsicherheit entsteht dadurch, dass die Form Bauten irgendwie so weiblich aussieht. Das liegt daran, dass sie dies eigentlich auch war: Der Plural die Bauten von der Bau gehörte ursprünglich zum heute kaum mehr verwendeten weiblichen Wort die Baute (das Gebäude).

Falls Ihnen die Formulierung jeder der Neubauten immer noch nicht gefallen will (sie „klemmt“ auch in meinen Ohren), verwenden Sie doch einfach eine andere. Zum Beispiel:

Alle diese Neubauten sind schön.
Sämtliche Neubauten sind schön.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Schirmherrschaft, Schirmfrauschaft, Schirmherrinnenschaft

Das Thema der geschlechtergerechten Formulierung meide ich (fast) immer mit beinahe so viel Überzeugung wie der Teufel das Weihwasser. Es gibt meistens ebenso viele Meinungen, wie es Fach- und andere Leute gibt, die sich darüber äußern. Diskussionen in Foren u. Ä. werden auf beiden Seiten oft mit einer solchen Vehemenz geführt, dass Fundamentalisten aller Glaubensrichtungen noch etwas davon lernen könnten. Da weder Grammatik noch Rechtschreibung diese Frage eindeutig bestimmen können und mein Fachwissen mir deshalb nicht viel hilft, halte ich mich als „Dr. Bopp“ normalerweise von dieser Diskussion fern. Nach dieser langen Einleitung mache ich heute eine Ausnahme für die Wortschöpfung Schirmfrauschaft.

Frage

Gibt es tatsächlich den gebrauch des Wortes „Schirmfrauschaft“ anstelle von „Schirmherrschaft“, wenn eine Frau die „Schirmherrin“ ist. Eigentlich achte ich für gewöhnlich auf eine genderneutrale Sprache in Texten, finde aber die Anfrage eines Auftraggebers für „Schirmfrauschaft“ sehr befremdlich.

Antwort

Sehr geehrte Frau M.,

um gleich unangebracht kalauernd zu beginnen: Das Wort Schirmfrauschaft ist dann eine gute Wortschöpfung, wenn man auch sagt:

die Hausfrau statt die Hausherrin
die Schutzfrau statt Schutzherrin
die Schirmfrau statt die Schirmherrin
unter der Frauschaft Katharinas der Großen statt unter der Herrschaft …
unter der Schutzfrauschaft der heiligen Barbara statt unter der Schutzherrschaft …

Ich will damit eigentlich aufzeigen, dass das Wort Frau im heutigen Deutschen nur bei Eigennamen die weibliche Entsprechung zum männlichen Herr ist: Frau Müller – Herr Müller. Sonst gilt nämlich:

Frau – Mann
Herrin – Herr

Zum Beispiel:

Kauffrau – Kaufmann
PR-Frau – PR-Mann
Bauherrin – Bauherr
Schutzherrin – Schutzherr
Hausfrau – Hausmann
Hausherrin – Hausherr
und
Schirmherrin – Schirmherr

Im Allgemeinen gilt weiter, dass Herrschaft etwas ist, das sowohl von einem Herrn als auch von einer Herrin ausgeübt werden kann:

unter der Herrschaft Katharinas der Großen
unter die Schutzherrschaft der heiligen Barbara stellen

Für mich gehört deshalb die Verwendung von Schirmfrauschaft in den Bereich „Man kann alles übertreiben“. Die Schirmherrschaft obliegt einem Schirmherrn oder einer Schirmherrin. Wenn man dieses Wort unbedingt „geschlechtergerechter“ machen will, ist Schirmherrinnenschaft eine bessere Lösung. Am besten und meiner Meinung nach ebenso geschlechtergerecht ist aber einfach Schirmherrschaft.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Weibliche Motorschiffe

Eine Frage für Landratten und Binnenlandbewohner:

Frage

Ich las einen Artikel, in dem sinngemäß stand:  „… dann hat die MS Alexander …“ Mir ist die MS Alexander auch sympathisch. Es tönt angenehmer, gewohnter als das MS Alexander. Bin ich auf dem Holzweg, wenn ich MS als Motorschiff lese?

Antwort

Sehr geehrter Herr H.,

Sie sind nicht „auf dem Holzweg“. Schiffsnamen sind im Allgemeinen weiblich: die Titanic, die Hindenburg, die Bounty usw. Das gilt sogar dann, wenn eine an und für sich sächliche Abkürzung wie MS (Motorschiff) oder SS (je nach Sprache Steam Ship o. Segelschiff) Teil des Namens ist. Es heißt deshalb das Motorschiff »Alexander«, aber die »MS Alexander« oder einfach die »Alexander«. Ebenso zum Beispiel: die MS Hamburg, die MS Rossini, die SS Rotterdam, die TSS Carnivale usw.

Warum Schiffe immer weiblich sind, ist eine andere Frage, auf die ich bis jetzt keine vernünftige Antwort finden konnte – nur witzig Gemeintes wie „weil die Takelage so teuer ist“ …

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp