Straßennamen

Frage

Wann schreibe ich –str. zusammen, und wann – Str. getrennt? Und wann kommt ein Bindestrich dazu und wann nicht? Gelten diese Regeln dann auch für Alleen, Wege und Chausseen?

Antwort

Sehr geehrter Herr S.,

nach den amtlichen Rechtschreibregeln schreibt man Straßennamen grundsätzlich gleich wie „gewöhnliche“ Zusammensetzungen:

Im Prinzip zusammen:

Bahnhofstraße
Goethestraße
Fleischergasse
Langgasse
Eichenweg
Donauallee    

Ist der erste Teil ein gebeugtes Adjektiv, schreibt man den Namen getrennt und das Adjektiv groß:

Breite Straße
Lange Gasse
Neue Gasse

Man schreibt ebenfalls getrennt, wenn der erste Teil ein mit -er von einem geographischen Namen abgeleitetes unveränderliches Adjektiv ist:

Bielefelder Straße
Innsbrucker Straße
Königsberger Allee
Berliner Chaussee
(aber: Hannoverstraße)

Bindestriche werden dann verwendet, wenn der erste Teil aus einer Wortgruppe wie zum Beispiel einem mehrteiligen Eigennamen besteht:

Heinrich-Heine-Straße
Van-Gogh-Straße
Heinrich-von-Kleist-Weg
General-Guisan-Quai

ABER: Dies sind die allgemeinen Regeln. Im konkreten Fall weichen Ortschaften und Städte von diesen Regeln ab. So schreibt man in der Schweiz Genferstrasse und Baslerstrasse statt Genfer Straße und Baseler Straße, und auch in Österreich findet man des Öfteren die Schreibung Innsbruckerstraße statt der amtlich empfohlenen Schreibung Innsbrucker Straße. Diese lokal festgelegten Schreibweisen gehen den amtlichen Rechtschreibregeln vor!

Abgekürzt wird genau gleich. Also zum Beispiel:

Bahnhofstr.
Breite Str.
Bielefelder Str.
Heinrich-Heine-Str.

Noch viel mehr Informationen zur Schreibung von Eigennamen finden sie auf dieser Seite.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Ski fahren und Skifahren

In Val d’Isère streiten die Skifahrerinnen und Skifahrer zurzeit gerade um die Weltmeistertitel in der Abfahrt, im Super-G, im Riesenslalom, im Slalom und in der Superkombination. Vier verschiedene Arten (plus eine Kombination), auf zwei langen Latten den Hang hinunterzugleiten: da sage mir keiner, Skifahren sei einfach Skifahren! Der Februar ist auch der Monat des Skiurlaubs. Die Staus in Richtung Wintersportgebiete halten sich zwar noch in Grenzen (die Holländer sind noch nicht unterwegs), aber auch dieses Jahr – Krise hin oder her – werden sich Unzählige wieder auf den Weg machen, um sich eine Woche lang Skier und Snowboards unterzubinden und je nach Lust und Wesensart eher Tiroler Knödeln und Käsefondue oder vor allem dem feuchtfröhlichen Après-Ski zu frönen.

Das heutige Thema ist also das Skifahren. Wenn es um meine Skikünste geht, kann ich mich kurzfassen: Ich komme irgendwie, meist sogar ohne zu stürzen, den Hang hinunter, aber nur schon beim Anblick von Welcup-Abfahrtspisten packt mich kaltes Grauen, und wenn mir Zehnjährige elegant um die Ohren sausen, muss ich blanken Neid unterdrücken. Dass ich weiß, wann man Ski fahren und wann Skifahren schreibt, ist dann natürlich ein äußerst schwacher Trost. Es ist auch nicht allzu spannend. Deshalb nur kurz:

Im Prinzip schreibt man Ski fahren (wie Rad fahren und Auto fahren) getrennt:

Ich fahre Ski.
…, dass ich unheimlich gut Ski fahre.
…, dass ich nicht so gut Ski fahren kann.
Ich bin gestern den ganzen Tag Ski gefahren.
Wohin fährt fahrt ihr, um Ski zu fahren?

Wenn man aber das Skifahren meint, das heißt die Handlung als Substantiv verwendet, schreibt man zusammen:

Das Skifahren gefällt mir gut.
Er hat sich beim Skifahren das Bein gebrochen.
Ich freue mich aufs Skifahren.
Wohin fährt fahrt ihr zum Skifahren?

Dann gibt es auch noch die Formulierungen, bei denen man nicht entscheiden kann, ob es sich um einen verbalen Ausdruck oder um ein Substantiv handelt. Zum Beispiel (Regel):

Ist snowboarden populärer als Ski fahren?
Ist Snowboarden populärer als Skifahren?

Das war noch nicht alles: Neben Ski kann man auch Schi schreiben und statt Ski fahren kann man auch Ski laufen sagen. Ob sie nun Ski fahren, Schi fahren, Ski laufen oder Schi laufen, seien Sie vorsichtig und brechen Sie sich nichts!

PS: Auch über das Snowboarden gäbe es einiges zu sagen, doch das kommt vielleicht ein andermal.

Groß- und Kleinschreibung nach Aufzählungsstrichen

Frage

Wenn man im Brief eine Aufzählung hat, wird das Wort nach dem Aufzählungsstrich immer groß geschrieben?

Antwort

Sehr geehrte Frau B.,

hierzu gibt es meines Wissens keine verbindlichen Regeln. Ich möchte aber trotzdem ein paar Hinweise geben:

Wenn die Aufzählung gewissermaßen in den Text integriert ist, sollte nicht großgeschrieben werden. Zum Beispiel:

Es ist erforderlich, dass
– alle Nachbarn informiert werden,
– eventuelle Beschwerden berücksichtigt werden,
– die Lärmbelästigung möglichst gering ist.

Mitnehmen sollten Sie:

  • leichte Kleidung
  • gutes Schuhwerk
  • Regenschutz
  • Kopfbedeckung

Wenn es sich um eine Aufzählung von Titeln, Überschriften, ganzen Sätzen u. Ä. handelt, sollte immer großgeschrieben werden. Beispiele:

Inhalt:
– Ein Wort vorab
– Erstes Kapitel
– Zweites Kapitel
– Abschließende Bemerkungen

Bevor Sie abschließen:

  • Haben alle das Gebäude verlassen?
  • Sind die Fenster geschlossen?
  • Sind alle Lichter gelöscht?

Sonst bleibt es in den meisten Fällen Ihrem eigenen Ermessen (oder eventuellen typographischen Hausregeln) überlassen, ob Sie Nichtsubstantive nach einem Aufzählungsstrich groß- oder kleinschreiben. Wichtig ist vielleicht nur noch, dass Sie innerhalb einer Liste unbedingt das gleiche Prinzip beibehalten sollten. Auch sonst empfiehlt es sich für Vielschreiber(innen), sich so weit wie möglich immer an die gleichen Kriterien zu halten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Der Blaue Wiener und das Kaninchenessen

Vorgestern fühlte ich mich schon fast ein bisschen schuldig. Ein junger, sehr netter und manchmal etwas naiver Kollege erzählte wieder einmal von seinem kleinen Kaninchen. Er hat nämlich seit noch nicht allzu langer Zeit ein Kaninchen. Ich war gerade dabei, die Frage eines Canoonet-Benutzers zu beantworten, und hörte deshalb nur mit einem halben Ohr zu. Ein relativ geringes Interesse an Hauskaninchen mag auch eine Rolle gespielt haben, dass ich nicht gebannt an seinen Lippen hing. Das Kaninchen war krank gewesen, hatte aber dank tierärztlicher Hilfe und liebevoller Pflege die Krankheit gut überstanden.

Ob Mathieu, unser französische Mitarbeiter, Fotos des kleinen Blauen Wieners sehen wolle, war die Frage, die mich dann doch aufhorchen ließ. Ich wusste bereits aus früheren Erzählungen, dass Blauer Wiener der Name einer Kaninchenrasse ist. Was ich nicht erwartet hatte, waren die Fotos. Dass man manchmal Fotos von Kindern anderer Leute bewundern darf, ist bekannt und auch gut verständlich. Wenn sie das Babyalter hinter sich gelassen haben, ist es sogar interessant, die Kleinformatausgaben von Freunden, Bekannten und Kollegen zu sehen. Aber Fotos eines jungen Kaninchens?! Ich verbarg mich also noch etwas besser hinter meinem Bildschirm, bearbeitete gespielt konzentriert die Tastatur und wartete auf die Reaktion. „Aber natürlich“, antwortete Mathieu, „sehr gerne.“ Nach einer gebührenden Betrachtungspause meinte er dann trocken: „So was essen wir bei uns als Sonntagsbraten.“ Die Reaktion unseres Kaninchenvaters war nicht etwa Empörung, sondern ungläubigstes Erstaunen. Konzepte wie das Kaninchenzüchten und das Kaninchenhalten waren ihm natürlich bekannt, aber vom Kaninchenessen hatte er noch nie gehört.

Er schaute sich hilfesuchend um und ich wäre beinahe über der Tastatur erstickt. Ich wollte den armen Jungen ja nicht auslachen. Kann man denn von einem Franzosen eine andere Reaktion erwarten? Französische Tierliebe geht nun einmal wörtlich durch den Magen, denn die französische Küche bringt alles, aber auch alles, was irgendwie für den menschlichen Konsum geeignet sein könnte, auf den Teller. Außerdem hatte ich – auch wenn ich kein Franzose bin – zufälligerweise zwei Tage zuvor mit Weißwein, Schalotten und Salbei geschmortes Kaninchen gegessen. Unser junger Kollege hat sich glücklicherweise schnell wieder beruhigt und die Tatsache zur Kenntnis genommen, dass es offenbar solche herzlosen Barbaren gibt, die so etwas Kleines, Süßes, Niedliches wie ein Kaninchen aufessen.

Das mag vielleicht eine nette kleine Andekdote sein, doch was lernen wir in diesem Blogeintrag? Folgendes:

  • Man schreibt das Adjektiv in Bezeichnungen von Tierfamilien, -gattungen und -rassen groß. Ein Blauer Wiener ist ein Kaninchen, ein blauer Wiener ein frierender oder betrunkener Einwohner der österreichischen Hauptstadt. (Regel)
  • Als Substantiv verwendete erweiterte Infinitive, die aus zwei Teilen bestehen, werden zusammen- und großgeschrieben: das Kaninchenzüchten, das Kaninchenhalten, das Kaninchenessen. (Regel)
  • Dr. Bopp isst Kaninchen.
  • Franzosen essen alles.

Kaninchenzüchter, Kaninchenbesitzer und Franzosen bitte ich, diesen Beitrag nicht allzu ernst zu nehmen.

Hat der bayerische Ministerpräsident ein großes B?

Frage

Es geht um die Großschreibung von Adjektiven bei Eigennamen und Titeln, z.B. der Heilige Vater. Wie schreibt man nun der bayerische Ministerpräsident richtig? Bayerische groß oder klein? Ich habe bisher verschiedene Schreibweisen gesehen.

Antwort

Sehr geehrte Frau H.,

nach den amtlichen Rechtschreibregeln richtig ist:

der bayerische Ministerpräsident

Im Gegensatz zu Heilig in der Heilige Vater gehört bayerisch nicht zum Titel oder zur Amtsbezeichnung des Ministerpräsidenten. Es ist ein ganz „normales“ Adjektiv, das angibt, dass es sich um den Ministerpräsidenten Bayerns und nicht etwa um seinen baden-württembergischen oder thüringischen Amtskollegen handelt. (Amtskolleginnen hat er ja zurzeit wieder einmal keine, aber das ist eine ganz andere Frage.)

Man schreibt bayerisch dann groß, wenn es Bestandteil eines Eigennamens ist. Zum Beispiel: der Bayerische Rundfunk (BR), der Bayerische Wald (Gebirgszug in Ostbayern).

Oft wird bayerisch auch deshalb großgeschrieben (vielleicht in Anlehnung an das Englische), weil es ein geographisches Adjektiv ist. Von Eigennamen abgeleitete Adjektive werden im Deutschen aber im Prinzip kleingeschrieben: wienerisch, mecklenburgisch, schweizerisch, europäisch, ägyptisch, amerikanisch usw. Weitere Informationen und die unvermeidlichen Ausnahmen finden Sie auf den folgenden Rechtschreibseiten:

Dr. Bopp

Alle Jahre wieder …

… taucht aus begreiflichen Gründen die gleiche Frage auf: In Weihnachtsgrüßen und guten Wünschen zum neuen Jahr schreibt man Adjektive klein – außer ganz am Anfang. Zum Beispiel:

Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr.
Wir wünschen fröhliche Weihnachten und alles Gute im neuen Jahr.

Sehen Sie hierzu auch den entsprechenden Beitrag vom letzten Jahr.

Liebe Freundinnen und Freunde

Frage

Kann man anstatt Liebe Freundinnen und Freunde kürzer Liebe FreundInnen (mit großem I) schreiben? Die gleiche Frage stellt sich auch für RätInnen, GenossInnen usw.

Antwort

Sehr geehrter Herr R.,

nach der amtlichen Rechtschreibung ist diese Verwendung eines Großbuchstabens im Wortinnern nicht vorgesehen. Es gibt aber verschiedene Alternativen, wie man Frauen und Männer in einem Ausdruck erwähnen kann. Am besten finde ich, wenn möglich nicht abzukürzen:

Liebe Kolleginnen und Kollegen
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gesucht
die Rätinnen und Räte
Freundinnen und Freunde

Wenn Sie zum Beispiel aus Platzgründen abkürzen müssen oder wollen, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Schrägstrich

    Liebe Kolleginnen/Kollegen
    Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen gesucht
    die Rätinnen/Räte
    Freundinnen/Freunde

  • Schrägstrich und Ergänzungsstrich

    Mitarbeiter/-innen gesucht
    250 Schüler/-innen

    Diese Schreibweise sollte nur dann verwendet werden, wenn das erste Wort keine Endung hat. Also besser nicht:

    Kollegen/-innen
    Räte/-innen
    Freunde/-innen

  • Klammern

    Liebe Kolleg(inn)en
    Mitarbeiter(innen) gesucht

    Diese Schreibweise verwenden Sie der Lesbarkeit zuliebe besser nicht, wenn die Wörter unterschiedliche Endungen haben. Also besser nicht:

    Rät(inn)e(n)
    Freund(inn)e(n)

  • Großes I im Wortinnern
    Diese Variante ist, wie bereits gesagt, offiziell nicht anerkannt. Sie sollte vor allem dann nicht verwendet werden, wenn die Wörter wie z.B. Freund-e und Freundinn-en unterschiedliche Endungen haben.

    Liebe KollegInnen
    MitarbeiterInnen gesucht

Bei Freundinnen und Freunde gibt es also nur eine gute Möglichkeit, abzukürzen:

   Liebe Freundinnen/Freunde

Eine Anrede wie Liebe Freundinnen und Freunde würde ich persönlich aber immer ausschreiben. Das sieht irgendwie viel höflicher, netter oder respektvoller aus. Und wenn man sieht, wie kompliziert das Abkürzen sein kann, ist Ausschreiben ohnehin zu empfehlen …

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

zum einen – zum anderen

Frage

Schreibt man die Wendung zum einen – zum anderen jeweils klein oder gilt nach der neuen Rechtschreibung zum Einen – zum Anderen?

Antwort

Sehr geehrte Frau K.,

die Pronomen eine und andere werden im Prinzip immer kleingeschrieben. Nach der Reform darf man sie aber neu auch großschreiben, wenn damit unterstrichen werden soll, dass es sich um Substantive handelt.

Der Ausdruck, um den es hier geht, bedeutet etwas Ähnliches wie einerseit – andererseits. Ich empfehle deshalb, einen und anderen kleinzuschreiben:

Damit soll zum einen die Wettbewerbsfähigkeit erhöht, zum anderen die Entwicklung neuer Technologien gefördert werden.

Die Möglichkeit der Großschreibung ist eher für Fälle wie den folgenden vorgesehen:

Er erzählt niemanden die gleiche Geschichte. Zum Einen sagt er dies, zum Anderen wieder das.

Aber auch hier ist die Kleinschreibung korrekt:

Er erzählt niemanden die gleiche Geschichte. Zum einen sagt er dies, zum anderen wieder das.

Nur in der Wendung sein Ein und Alles muss immer großgeschrieben werden. Sehen Sie hierzu auch die Angaben zur Rechtschreibung von andere und eine.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Die goldene Hochzeit

Am heutigen 20. September 2008 habe ich etwas ganz Besonderes, wenn auch wieder einmal eher Persönliches zu melden: Ich gratuliere meinen Eltern ganz herzlich zur goldenen Hochzeit! Schon fünfzig Jahre ist die Hochzeit her und immer noch sind sie ein Ehepaar. Das ist doch bestimmt erwähnenswert!

Damit auch die Sprach- und Rechtschreibfanaten unter Ihnen etwas davon haben: Warum man die goldene und nicht die Goldene Hochzeit schreibt, sehen Sie hier und hier.

Wenn Banken Bankrott … oder bankrott …?

Heute wieder einmal etwas Aktuelles: die Bankenkrise. Keine Angst, ich werde sie weder genauestens analysieren, noch haarfein darlegen, wer die Schuld daran trägt und wie sie hätte vermieden werden können. Auch Prognosen über Dauer, Ausmaß und mögliche weitere „Opfer“ dürfen Sie von mir nicht erwarten. Das überlasse ich Finanzexperten und anderen Wahrsagern. Nein, da ich Sprachler bin (und über keine nennenswerten risikovollen Finanzanlagen verfüge), ist mir beim Lesen der Zeitung heute Morgen das folgende Wort aufgefallen: Bankrott.

Warum Bankrott? – Weil es auch bankrott gibt und ich mich an seine Entstehungsgeschichte erinnerte. Doch der Reihe nach: Neben dem großgeschriebenen Substantiv Bankrott gibt es auch das kleinzuschreibende Adjektiv bankrott. Das führt vorerst zu keinen größeren Schwierigkeiten:

Die Bank steht vor dem Bankrott.
Sie mussten den Bankrott anmelden.
Er wird des betrügerischen Bankrotts beschuldigt.

Die Bank ist bankrott.
Diese Politik wird das Geschäftsleben noch bankrott machen.
Der bankrotte Giftmüllbetrieb gefährdet das Grundwasser.

Nun gibt es aber auch feste Wendungen, bei denen man tief nachdenken muss, ob man nun ein großes B oder ein kleine b schreiben muss. Bankrott gilt in den folgenden Wendungen als Substantiv:

Bankrott machen
Bankrott anmelden
seinen Bankrott erklären.

Und in diesen Wendungen ist es ein Adjektiv:

bankrott sein
sich bankrott erklären
sich für bankrott erklären

Das ist aber noch nicht alles: In Verbindung mit gehen muss bankrott klein- und wo nötig mit dem Verb zusammengeschrieben werden:

bankrottgehen
Die Bank ging bankrott.
Sie spekulierten so lange, bis sie bankrottgingen.
Das Geschäft ist bankrottgegangen.
Der Konzern drohte bankrottzugehen.

Wenn Sie einen Artikel über Zahlungsunfähigkeit schreiben wollen, wissen Sie nun, wann Sie Bankrott und wann bankrott schreiben müssen. Und wenn Sie bei dieser Variantenfülle wie ich nach spätestens einer Viertelstunde den Bankrott Ihres Erinnerungsvermögens anmelden müssen, dann gibt es zum Glück noch Canoonet. Sehen Sie hier.

Viel wichtiger als die Groß- und Kleinschreibung ist natürlich, dass in nächster Zeit nicht allzu viele Banken bankrott machen, bankrottgehen oder Bankrott anmelden müssen.

Nun noch kurz zur Herkunft des Wortes: Wie das Wort Bank für das Finanzinstitut kommt auch Bankrott aus dem Italienischen: banco rotto = gebrochene Bank. Die Bank war früher vor allem in Italien ein Tisch auf dem Markt, auf dem die ersten Bankiers ihr Geld ausliehen, ihre Wechsel schrieben usw. Wenn ein solcher Banker nun zahlungsunfähig war, wurde sein Tisch gebrochen (ob buchstäblich oder in irgendeinem übertragenen Sinne, das konnte ich leider nicht herausfinden), um anzugeben, dass er nicht mehr in der Lage war, seine Geschäfte zu führen.

Ich wiederhole es in entsprechend historisierenden Worten: Es ist zu hoffen, dass in näherer Zukunft nicht allzu viele Bänke gebrochen werden.