Mit oder ohne Komma: „Journalisten[,] aufgepasst!“?

Frage

Ich frage mich, ob hier ein Komma hinmuss:

Journalisten aufgepasst!

Eine Untersuchung bei Google zeigt, dass sich viel mehr Treffer für die Variante ohne Komma finden lassen. Ich war vor der Google-Suche fest davon überzeugt, dass nur die Variante mit Komma richtig ist.

Was ist nun richtig? Und um welche Wortart handelt es sich bei „aufgepasst“? […]

Antwort

Guten Tag Herr B.,

nach § 72 der Rechtschreibregelung werden u. A. durch Komma abgetrennt:

Ausdrücke als Zusätze mit besonderer kommunikativer Funktion (z. B. Anreden, Ausrufe)

Kinder, hört doch mal zu. Hört doch mal zu, Kinder. Hört, Kinder, doch mal zu. Du, stell dir vor, was mir passiert ist! Klaus, kommst du mit ins Kino? Heute wünsche ich dir, liebe Mama, alles Gute zum Geburtstag.

Das gilt nach meiner Interpretation auch für Ihr Beispiel:

Journalisten, aufgepasst!
= Journalisten, passt auf!

Die Form aufgepasst! ist ein Satzäquivalent, das für Passt auf! steht. Die Anrede Journalisten ist nicht von aufpassen abhängig, sondern eine direkte Anrede, die außerhalb der Aufforderung steht.

Die Wortform aufgepasst ist ein Partizip II (Partizp Perfekt). Bei einigen wenigen trennbaren Verben wird auch das Partizip II als Aufforderung verwendet (vgl. hier):

Weggetreten!
Stillgestanden!
Hereinspaziert!
Aufgepasst!

Wenn nun angegeben wird, an wen die Aufforderung oder das Kommando sich richtet, ist dies eine Anrede, die durch ein Komma abgetrennt werden sollte:

Abteilung, weggetreten!
Kompanie, stillgestanden!
Meine Damen und Herren, hereinspaziert!
Hereinspaziert, meine Damen und Herren!
Journalisten, aufgepasst!
Aufgepasst, liebe Kinder!

In der freien Sprachwildbahn wird das Komma bei dieser Art von Aufforderung allerdings häufig weggelassen. Es sollte aber aus den oben genannten Gründen gesetzt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Das Komma, wenn etwas „wie für dich gemacht“ aussieht

Frage

Ich bin oft unsicher, wenn es um Vergleiche geht. Wäre zum Beispiel hier ein Komma angebracht?

Der Tisch sieht aus, wie für dich gemacht.

Ich hätte gedacht, da müsste eins hin. […] Ein Kollege meinte jedoch, es gäbe in diesem Satz keinen Nebensatz.

Antwort

Guten Tag Frau R.,

Ihr Kollege hat recht. Sie sollten hier kein Komma setzen, denn wie leitet keinen Nebensatz ein:

Der Tisch sieht aus wie für dich gemacht.
Der Tisch sieht wie für dich gemacht aus.

Es dauerte nicht so lange wie erwartet.

Ein Komma steht bei Vergleichen mit als und wie nur dann, wenn als oder wie einen Nebensatz einleiten. Ein Komma muss also zum Beispiel hier stehen:

Der Tisch sieht aus, wie er für dich gemacht  worden wäre.

Es dauerte nicht so lange, wie ich erwartet hatte.

Siehe auch hier (ganz unten auf der Seite).

Wie immer ist es „natürlich“ möglich, die ganze Sache zu komplizieren. Manchmal ist eine solche wie-Gruppe nicht Teil eines Vergleiches, sondern ein Nachtrag, den man mit einem Komma (oder Gedankenstrich) abtrennen muss:

Der Tisch sieht toll aus, wie für dich gemacht.
Der Tisch ist sehr schön, wie für dich gemacht.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Ein Freitag[,] der Dreizehnte

Heute ist zwar Freitag, der Dreißigste, Thema ist dennoch Freitag, der Dreizehnte:

Frage

Die Formulierung „ein Freitag, der 13.“ kommt manchmal vor. Hier erscheint mir die Kombination aus unbestimmtem und bestimmtem Artikel paradox. Müsste es nicht „ein Freitag als Dreizehnter (dreizehnter Tag)“ heißen?

Mehr noch: Das englische „Friday the 13th“ ist ohne Komma gängig und es gibt ja auch Fälle wie „Alexander der Große“. Lässt sich das auf „Freitag der 13.“ übertragen oder ist ein Komma obligatorisch? […]

Antwort

Guten Tag Herr P.,

ein bisschen Flexibilität ist auch bei der Rechtschreibung und der Grammatik gefragt. Im Prinzip ist es Freitag, der 13. mit Komma:

an einem Freitag, dem Dreizehnten
schon wieder ein Freitag, der 13.
für jeden Freitag, den 13.

Es handelt sich oft um eine besondere Datumsangabe, weil dann eine Portion Aberglaube und zusätzliche Bedeutung mitmischt. Ich halte deshalb die Kombination von bestimmtem und unbestimmtem Artikel für gut möglich – nur schon deshalb, weil sie mehr oder weniger regelmäßig vorkommt.

Man könnte weiter dafür plädieren, dass es sich um den Namen eines besonderen Tages handelt, und ohne Komma schreiben:

schon wieder ein Freitag der Dreizehnte
die Angst vor [dem] Freitag dem 13.

Es ist aber anders als Alexander der Große, Elisabeth die Zweite, Lukas der Lokomotivführer oder Shaun das Schaf kein wirklicher Eigenname. Der Freitag(,) der Dreizehnte, den Sie hier meinen, passt also weder zu den eigentlichen Datumsangaben noch zu den besonderen Eigennamen.

Um auf die Flexibilität zurückzukommen: Man kann für Freitag der 13. ohne Komma argumentieren, wenn ein Unglückstag gemeint ist. Das Komma ist aber auch gut vertretbar. Wenn Sie „auf Nummer sicher gehen“ wollen, wählen Sie die Schreibung mit Komma, die übrigens auch (implizit) in den Rechtschreibwörterbüchern angegeben wird:

schon wieder ein Freitag, der Dreizehnte
die Angst vor [dem] Freitag, dem 13.

Man könnte auch ein Freitag als Dreizehnter sagen, aber das ist für diesen besonderen Tag nicht üblich und entsprechend weniger gut verständlich. So viel zu diesem Thema am heutigen Freitag, dem Dreißigsten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

„Na klar“ und das Komma

Frage

Wenn jemand sagt: „Na klar(,) können Asthmatiker Fußball spielen!“, würde ich auf das Komma nach „na klar“ verzichten. Es schaut aber merkwürdig aus. Ist das dennoch korrekt?

Antwort

Guten Tag Frau S.,

Sie sollten tatsächlich auf das Komma verzichten. Wenn Sie na klar durch zum Beispiel natürlich, selbstverständlich oder einfaches klar ersetzen, sehen Sie das vielleicht besser. Es handelt sich um einen Ausdruck der Stellungnahme. Wenn eine solcher Ausdruck vor dem Satz steht, wird er durch ein Komma abgetrennt:

Selbstverständlich, Asthmatiker können Fußball spielen!
Natürlich, Asthmatiker können Fußball spielen!
Aber gewiss, Asthmatiker können Fußball spielen!
Na klar, Asthmatiker können Fußball spielen!

Man kann eine solche Stellungnahme aber auch wie eine Adverbialbestimmung in den Satz einbinden. Dann steht sie nicht vor dem Satz, sondern im Satz an erster Stelle. Entsprechend ändert sich die Wortstellung – und man schreibt kein Komma:

Selbstverständlich können Asthmatiker Fußball spielen!
Natürlich können Asthmatiker Fußball spielen!
Aber gewiss können Asthmatiker Fußball spielen!
Na klar können Asthmatiker Fußball spielen!

Vielleicht sieht der Satz für Sie deshalb merkwürdig aus, weil dieses eingebundene na klar in geschriebener Form (noch) stärker umgangssprachlich ist als die Variante mit vorangestelltem na klar.

Na klar, hier muss ein Komma stehen!
Na klar muss hier kein Komma stehen!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Die Satzzeichen bei „besser gesagt“

Frage

Die Kommasetzung bzw. Zeichensetzung bei „besser gesagt“ ist mir unklar. Welche Variante ist richtig?

Ich suchte einen Experten, aber der, besser gesagt die, stand die ganze Zeit neben mir: Anna.

Ich suchte einen Experten, aber der, besser gesagt, die stand die ganze Zeit neben mir: Anna.

Ich suchte einen Experten aber der, besser gesagt: die, stand die ganze Zeit neben mir: Anna.

Oder ganz anders?

In erster Linie interessiert mich die Regel, die entscheidet, ob hinter „die“ ein Komma stehen muss.

Antwort

Guten Tag Frau S.,

bei der Wendung besser gesagt gibt es verschiedene Möglichkeiten. Es handelt sich um eine formelhafte Wendung, die nach § 76 der Rechtschreibregelung durch Kommas abgetrennt werden kann. Häufig wird die Wendung mit oder kombiniert.

a) ohne Kommas:

Ich suchte einen Experten, aber der oder besser gesagt die stand die ganze Zeit neben mir: Anna.

b) mit Kommas:

Ich suchte einen Experten, aber der oder, besser gesagt, die stand die ganze Zeit neben mir: Anna.

Ohne oder muss in dieser Aufzählung anstelle des oder ein Komma stehen. Nach gesagt kann wie oben ein Komma stehen, je nachdem ob man besser gesagt abtrennen möchte oder nicht.

a)

Ich suchte einen Experten, aber der, besser gesagt die stand die ganze Zeit neben mir: Anna.

b)

Ich suchte einen Experten, aber der, besser gesagt, die stand die ganze Zeit neben mir: Anna.

Dies sind die Schreibweisen, die ich empfehlen würde. Man kann aber auch Gedankenstriche oder einen Doppelpunkt verwenden. Zum Beispiel:

Ich suchte einen Experten, der kochen kann, aber der – besser gesagt die – stand die ganze Zeit neben mir: Anna.

Ich suchte einen Experten, aber der – besser gesagt: die stand die ganze Zeit neben mir: Anna.

Ich suchte einen Experten, aber der – besser gesagt: die – stand die ganze Zeit neben mir: Anna.

Dann noch zum Komma hinter die: Dort sollte kein Komma stehen, außer wenn man die Gedankenstriche im Satz oben durch Kommas ersetzt. Ich finde aber, dass die Kommas hier nicht stark genug trennen bzw. eher verwirrend als trennend sind, und würde sie deshalb nicht empfehlen:

Ich suchte einen Experten, aber der, besser gesagt die, stand die ganze Zeit neben mir: Anna.

So viele oder, besser gesagt, zu viele Möglichkeiten! Kein Wunder, dass auch ich bei besser gesagt oder anders gesagt immer wieder ins Zweifeln komme, wie mit den Satzzeichen umzugehen ist.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Die direkte Rede und das Komma vor „und“

Frage

Beim Durchscrollen Ihrer Seiten bin ich unter Punkt 4.1.7.9a auf folgenden Beispielsatz gestoßen:

Er schrie: „Lasst mich in Ruhe!“, und schlug ihnen die Tür vor der Nase zu.

Meines Erachtens ist das Komma vor „und“ fraglich, denn es folgt ja kein Begleitsatz (der steht vorne) und wenn man die wörtliche Rede auslässt, steht auch kein Komma: „Er schrie und schlug …“

Antwort

Guten Tag Herr A.,

dies ist ein Fall, in dem auch vor und ein Komma gesetzt wird. Es ergibt ist aus § 93 der amtlichen Rechtschreibregelung. Dort steht:

Folgt nach dem angeführten Satz der Begleitsatz oder ein Teil von ihm, so setzt man nach dem abschließenden Anführungszeichen ein Komma. […]

Unter anderen finden sich dort auch diese beiden Beispielsätze:

Sie sagte: „Ich komme gleich wieder“, und holte die Unterlagen.
Sie fragte: „Brauchen Sie die Unterlagen?“, und öffnete die Schublade.

Der Teil des Gesamtsatzes, der mit und anfängt, ist eine Weiterführung des  Begleitsatzes. Nach der oben stehenden Regel setzt man ein Komma nach dem abschließenden Anführungszeichen, wenn ein Teil des Begleitsatzes folgt. Aus den Beispielen lässt sich schließen, dass dies auch dann gilt, wenn es nach dem Zitat mit und weitergeht. Als Begründung könnte man anführen, dass das wörtlich Zitierte wie ein Nebensatz behandelt wird. Vergleiche die Zeichensetzung bei indirekter Rede:

Sie sagte, sie komme gleich wieder, und holte die Unterlagen.
Sie fragte, ob er/sie die Unterlagen brauche, und öffnete die Schublade.

Ganz dasselbe ist es natürlich nicht, denn bei der direkten Rede kommen ja noch der Doppelpunkt und die Anführungszeichen zum Einsatz. Deshalb könnte man darüber diskutieren, ob das Komma nach der direkten Rede vor und wirklich notwendig ist. Man kann aber auch einfach froh sein, dass die Rechtschreibregelung bei einem möglichen Zweifelsfall wie diesem eine eindeutige Antwort gibt.

Andere Fälle, in denen ebenfalls ein Komma vor und gesetzt wird, finden Sie hier.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Kein Komma vor „aber“: „Dies gilt besonders (aber nicht nur) für sie“?

Frage

Ich bin soeben über folgenden Satz gestolpert und frage mich, wie dieser zu behandeln ist:

Dies gilt besonders (aber nicht nur) für die Jugendhilfe, deren Stellung und Aufgaben erheblich ausgeweitet wurden.

Ohne die Klammer müsste – sofern ich mich nicht täusche? – vor dem „aber“ ein Komma stehen. Es in die Klammer hineinzuziehen, wirkt allerdings kontraintuitiv (salopp gesprochen: Es sieht einfach sehr merkwürdig aus). Da ich diesbezüglich keine Regelungen finden konnte, wollte ich fragen, ob Sie weiterhelfen können?

Antwort

Guten Tag Herr K.,

dieser Satz kommt ohne ein Komma vor aber aus:

Dies gilt besonders (aber nicht nur) für die Jugendhilfe …

Das ergibt sich indirekt aus zum Beispiel den folgenden Beispielsätzen in § 86 der amtlichen Rechtschreibregelung:

Eines Tages (es war mitten im Sommer) hagelte es.

Wir gingen in die Hütte (einen kalten Raum mit kleinen Fenstern) und zündeten ein Feuer an.

Sie isst gern Obst (besonders Apfelsinen und Bananen).

In diesen Beispielen steht kein Komma, wenn der Einschub in Klammern steht. Die Klammern ersetzen jeweils das Komma.

Ganz so einfach ist es aber doch nicht. Kommas fallen bei Einschüben in Klammern nur dann weg, wenn ohne den Einschub kein Komma steht. Das ist in den Beispielsätzen oben so:

Eines Tages (es war mitten im Sommer) hagelte es.
vgl. Eines Tages hagelte es.

Wir gingen in die Hütte (einen kalten Raum mit kleinen Fenstern) und zündeten ein Feuer an.
vgl. Wir gingen in die Hütte und zündeten ein Feuer an.

Sie isst gern Obst (besonders Apfelsinen und Bananen).
vgl. Sie isst gern Obst.

Dies gilt besonders (aber nicht nur) für die Jugendhilfe …
vgl. Dies gilt besonders für die Jugendhilfe …

ABER: Wenn ein Komma zum Restsatz gehört, das heißt, wenn es auch ohne den Einschub stehen muss, wird es auch mit dem Einschub geschrieben:

Wir gingen in die Hütte (einen kalten Raum mit kleinen Fenstern), wo wir ein Feuer anzündeten.
vgl. Wir gingen in die Hütte, wo wir ein Feuer anzündeten.

Sie isst gern Obst (wenn möglich aus biologischem Anbau), besonders Apfelsinen und Bananen.
vgl. Sie isst gern Obst, besonders Apfelsinen und Bananen.

Dies gilt besonders (das ist nicht erstaunlich), aber nicht nur für die Jugendhilfe.
vgl. Dies gilt besonders, aber nicht nur für die Jugendhilfe.

Und alles was hier über Einschübe in Klammern steht, gilt auch für Einschübe in paarigen Gedankenstrichen:

Dies gilt besonders – aber nicht nur – für die Jugendhilfe …

Dies gilt besonders – das ist nicht erstaunlich –, aber nicht nur für die Jugendhilfe.

Ganz gleich ist das Vorgehen aber doch nicht immer, weil man nie zwei Kommas, aber doch einen Gedankenstrich und ein Komma aufeinander folgen lassen kann. Das zeigt der folgende abschließende Satz:

Zum Glück macht man es doch meistens richtig, so hoffe ich, ohne dass man allzu lange nachdenken muss.

Zum Glück macht man es doch meistens richtig – so hoffe ich –, ohne dass man allzu lange nachdenken muss.

Wirklich?

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Ein verkürzter Satz und man setzt kein Komma vor „und“

Frage

Ich denke nicht, dass die folgenden Sätze standardsprachlich richtig sind. Deshalb lässt sich die Kommafrage möglicherweise nicht eindeutig beantworten, aber vielleicht wissen Sie Rat.

Noch ein Tor(,) und wir sind Meister.
Ein kurzes Nicken(,) und ich komme Dir zu Hilfe.
Ein kleiner Fehler(,) und ich wusste nicht mehr weiter.
Ein kleiner Fehler(,) und alles war umsonst.

Ich denke, dass das Komma vor „und“ nur zu rechtfertigen wäre, wenn der erste Satz ebenfalls ein eigenständiger Satz wäre (§ 73). Auch dann wäre der zweite Satz aber doch abhängig vom ersten, oder?

Antwort

Guten Tag Herr R.,

in Ihren Beispielen handelt es sich beim ersten Teilsatz jeweils um einen verkürzten, also keinen vollständigen oder selbständigen Satz. Verkürzte Sätze sind auch standardsprachlich möglich und akzeptiert.

Vor und sollte hier kein Komma stehen. Nach § 73 der Rechtschreibregelung und den dort angegebenen Beispielen ist ein Komma vor und bei der Reihung von selbständigen Sätzen möglich. Man schreibt deshalb am besten:

Noch ein Tor und wir sind Meister.
Ein kurzes Nicken und ich komme Dir zu Hilfe.
Ein kleiner Fehler und ich wusste nicht mehr weiter.
Ein kleiner Fehler und alles war umsonst.

Wenn eine Pause o. Ä. angegeben werden soll, kann dies zum Beispiel mit einem Gedankenstrich geschehen:

Nur noch ein Tor – und wir sind Meister.
Ein kleiner Fehler – und alles war umsonst!

Wenn die Sätze nicht verkürzt sind, handelt es sich um selbständige Sätze, auch wenn sie sinngemäß eng mit dem anderen Satz verknüpft sind:

Es fehlt nur noch ein Tor.
Ein kurzes Nicken genügt.
Es war nur ein kleiner Fehler.

Dann kann man nach § 73 ein Komma vor und setzen:

Es fehlt nur noch ein Tor(,) und wir sind Meister.
Ein kurzes Nicken genügt(,) und ich komme Dir zu Hilfe.
Es war nur ein kleiner Fehler(,) und ich wusste nicht mehr weiter.
Es war nur ein kleiner Fehler(,) und alles war umsonst.

Verkürzte Sätze sind auch standardsprachlich möglich(,) und die Kommafrage lässt sich diesmal sogar eindeutig beantworten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

NB: Das hier Gesagte gilt nur für das fakultative Komma (kann-Komma) bei der Reihung von Hauptsätzen mit und, oder usw. Dass die Sache ganz anders aussieht, wenn es um Satzgefüge mit (verkürzten) Nebensätzen geht, können Sie hier nachlesen.

Das Komma, wenn jemand etwas zu tun vermag oder wenn jemand vermag(,) etwas zu tun

Frage

Uns treibt eine Kommafrage um. Braucht es das Komma im untenstehenden Satz oder kann man es weglassen?

Unsere Berater vermochten, das Unternehmen vor großen wirtschaftlichen Rückschlägen zu bewahren.

Antwort

Sehr geehrter Herr K.,

in diesem Satz kann man die Infinitivgruppe durch ein Komma abtrennen, um die Gliederung des Satzes zu verdeutlichen (siehe hier). Der Satz ist aber auch ohne Komma gut verständlich und korrekt geschrieben:

Unsere Berater vermochten, das Unternehmen vor großen wirtschaftlichen Rückschlägen zu bewahren.

Unsere Berater vermochten das Unternehmen vor großen wirtschaftlichen Rückschlägen zu bewahren.

Das Komma ist dann obligatorisch, wenn die Infinitivgruppe durch ein es angekündigt wird:

Unsere Berater vermochten es, das Unternehmen vor großen wirtschaftlichen Rückschlägen zu bewahren.

Und hier noch ein paar zusätzliche Informationen:

Umgekehrt darf man kein Komma setzten, wenn die Infinitivgruppe in den übergeordneten Satz eingebettet ist:

Unsere Berater haben das Unternehmen vor großen wirtschaftlichen Rückschlägen zu bewahren vermocht.

Unsere Berater werden das Unternehem vor großen wirtschaflichen Rückschlägen zu bewahren vermögen.

Mit etwas Mühe gelingt es auch, die Infinitivgruppe um den übergeordneten Satz herum zu legen. Auch dann werden keine Kommas gesetzt:

Das Unternehmen vermochten unsere Berater vor großen wirtschaftlichen Rückschlägen zu bewahren.

Es geht sogar noch komplexer – und auch dann ohne Kommas:

Das Unternehmen haben unsere Berater vor großen wirtschaftlichen Rückschlägen zu bewahren vermocht.

Das sieht komplizierter aus, als es ist. Zusammenfassend gilt Folgendes:

Wenn der übergeordnete Satz und die Infinitivgruppe sauber getrennt nebeneinander stehen, kann man ein Komma setzen. Nur wenn dabei im übergeordneten Satz ein andkündigendes es (oder ein wiederaufnehmendes das) steht, muss ein Komma gesetzt werden.

Wenn die Infinitivgruppe in den übergeordneten Satz eingebettet ist, ihn umschlingt oder mit ihm verflochten ist, kommt man in der Regel gar nicht in Versuchung, Kommas zu setzen. Das ist genau richtig, denn dann sollte kein Komma stehen.

Dass ganz Ähnliches auch für Infinitivgruppen bei zum Beispiel versprechen und verlangen gilt, können Sie in diesem schon etwas älteren Blogartikel lesen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wo denken Sie, fehlt hier ein Komma?

Frage

Setze ich in diesem Satz nach „warum“ ein Komma?

Warum denken Sie, verlagert das Unternehmen die Forschungsabteilung von Bonn nach Großbritannien?

Antwort

Guten Tag Herr B.,

der Einschub denken Sie sollte vorn und hinten durch ein Komma abgetrennt werden. Der Fragesatz lautet:

Warum verlagert das Unternehmen die Forschungsabteilung von Bonn nach Großbritannien?

In diesen Fragesatz wird denken Sie eingeschoben:

Warum, denken Sie, verlagert das Unternehmen die Forschungsabteilung von Bonn nach Großbritannien?

Es wird nicht gefragt, warum die angesprochene Person etwas denkt (nicht: warum denken Sie?), sondern warum ihrer Meinung nach etwas geschieht (warum verlagert …?).

Es folgen noch ein paar Beispiele für Einschübe dieser Art, bei denen das erste Komma häufig nicht gesetzt wird, obwohl es dort stehen sollte:

Was, meinst du, will ich dir damit sagen?
Wie, findest du, soll es nun weitergehen?
Und woher, vermutet ihr, kam das Geld für die Reise?
Für wie viele Leute, behauptet er, ist hier Platz?
Wo, sagst du, habt ihr übernachtet?
Wo, denken Sie, fehlt hier ein Komma?

Diese Konstruktion ist verwandt mit einer anderen Konstruktion, die jedoch bei genauerem Hinsehen viel komplexer ist:

Was denkst du, dass ich dir damit sagen will?
Wie findest du, dass es jetzt weitergehen soll?
Wo sagst du, dass ihr übernachtet habt?

Nicht alle halten Formulierungen dieser zweiten Art für grammatisch einwandfrei, aber sie kommen vor. Man könnte sie sogar zum Anlass dazu nehmen, das oben verteidigte Komma mit besonderer grammatischer (Über)genauigkeit wieder in Frage zu stellen. Doch das führt hier zu weit. Mehr zu dieser Konstruktion finden Sie hier.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp