Die direkte Rede und das Komma vor „und“

Frage

Beim Durchscrollen Ihrer Seiten bin ich unter Punkt 4.1.7.9a auf folgenden Beispielsatz gestoßen:

Er schrie: „Lasst mich in Ruhe!“, und schlug ihnen die Tür vor der Nase zu.

Meines Erachtens ist das Komma vor „und“ fraglich, denn es folgt ja kein Begleitsatz (der steht vorne) und wenn man die wörtliche Rede auslässt, steht auch kein Komma: „Er schrie und schlug …“

Antwort

Guten Tag Herr A.,

dies ist ein Fall, in dem auch vor und ein Komma gesetzt wird. Es ergibt ist aus § 93 der amtlichen Rechtschreibregelung. Dort steht:

Folgt nach dem angeführten Satz der Begleitsatz oder ein Teil von ihm, so setzt man nach dem abschließenden Anführungszeichen ein Komma. […]

Unter anderen finden sich dort auch diese beiden Beispielsätze:

Sie sagte: „Ich komme gleich wieder“, und holte die Unterlagen.
Sie fragte: „Brauchen Sie die Unterlagen?“, und öffnete die Schublade.

Der Teil des Gesamtsatzes, der mit und anfängt, ist eine Weiterführung des  Begleitsatzes. Nach der oben stehenden Regel setzt man ein Komma nach dem abschließenden Anführungszeichen, wenn ein Teil des Begleitsatzes folgt. Aus den Beispielen lässt sich schließen, dass dies auch dann gilt, wenn es nach dem Zitat mit und weitergeht. Als Begründung könnte man anführen, dass das wörtlich Zitierte wie ein Nebensatz behandelt wird. Vergleiche die Zeichensetzung bei indirekter Rede:

Sie sagte, sie komme gleich wieder, und holte die Unterlagen.
Sie fragte, ob er/sie die Unterlagen brauche, und öffnete die Schublade.

Ganz dasselbe ist es natürlich nicht, denn bei der direkten Rede kommen ja noch der Doppelpunkt und die Anführungszeichen zum Einsatz. Deshalb könnte man darüber diskutieren, ob das Komma nach der direkten Rede vor und wirklich notwendig ist. Man kann aber auch einfach froh sein, dass die Rechtschreibregelung bei einem möglichen Zweifelsfall wie diesem eine eindeutige Antwort gibt.

Andere Fälle, in denen ebenfalls ein Komma vor und gesetzt wird, finden Sie hier.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Kein Komma vor „aber“: „Dies gilt besonders (aber nicht nur) für sie“?

Frage

Ich bin soeben über folgenden Satz gestolpert und frage mich, wie dieser zu behandeln ist:

Dies gilt besonders (aber nicht nur) für die Jugendhilfe, deren Stellung und Aufgaben erheblich ausgeweitet wurden.

Ohne die Klammer müsste – sofern ich mich nicht täusche? – vor dem „aber“ ein Komma stehen. Es in die Klammer hineinzuziehen, wirkt allerdings kontraintuitiv (salopp gesprochen: Es sieht einfach sehr merkwürdig aus). Da ich diesbezüglich keine Regelungen finden konnte, wollte ich fragen, ob Sie weiterhelfen können?

Antwort

Guten Tag Herr K.,

dieser Satz kommt ohne ein Komma vor aber aus:

Dies gilt besonders (aber nicht nur) für die Jugendhilfe …

Das ergibt sich indirekt aus zum Beispiel den folgenden Beispielsätzen in § 86 der amtlichen Rechtschreibregelung:

Eines Tages (es war mitten im Sommer) hagelte es.

Wir gingen in die Hütte (einen kalten Raum mit kleinen Fenstern) und zündeten ein Feuer an.

Sie isst gern Obst (besonders Apfelsinen und Bananen).

In diesen Beispielen steht kein Komma, wenn der Einschub in Klammern steht. Die Klammern ersetzen jeweils das Komma.

Ganz so einfach ist es aber doch nicht. Kommas fallen bei Einschüben in Klammern nur dann weg, wenn ohne den Einschub kein Komma steht. Das ist in den Beispielsätzen oben so:

Eines Tages (es war mitten im Sommer) hagelte es.
vgl. Eines Tages hagelte es.

Wir gingen in die Hütte (einen kalten Raum mit kleinen Fenstern) und zündeten ein Feuer an.
vgl. Wir gingen in die Hütte und zündeten ein Feuer an.

Sie isst gern Obst (besonders Apfelsinen und Bananen).
vgl. Sie isst gern Obst.

Dies gilt besonders (aber nicht nur) für die Jugendhilfe …
vgl. Dies gilt besonders für die Jugendhilfe …

ABER: Wenn ein Komma zum Restsatz gehört, das heißt, wenn es auch ohne den Einschub stehen muss, wird es auch mit dem Einschub geschrieben:

Wir gingen in die Hütte (einen kalten Raum mit kleinen Fenstern), wo wir ein Feuer anzündeten.
vgl. Wir gingen in die Hütte, wo wir ein Feuer anzündeten.

Sie isst gern Obst (wenn möglich aus biologischem Anbau), besonders Apfelsinen und Bananen.
vgl. Sie isst gern Obst, besonders Apfelsinen und Bananen.

Dies gilt besonders (das ist nicht erstaunlich), aber nicht nur für die Jugendhilfe.
vgl. Dies gilt besonders, aber nicht nur für die Jugendhilfe.

Und alles was hier über Einschübe in Klammern steht, gilt auch für Einschübe in paarigen Gedankenstrichen:

Dies gilt besonders – aber nicht nur – für die Jugendhilfe …

Dies gilt besonders – das ist nicht erstaunlich –, aber nicht nur für die Jugendhilfe.

Ganz gleich ist das Vorgehen aber doch nicht immer, weil man nie zwei Kommas, aber doch einen Gedankenstrich und ein Komma aufeinander folgen lassen kann. Das zeigt der folgende abschließende Satz:

Zum Glück macht man es doch meistens richtig, so hoffe ich, ohne dass man allzu lange nachdenken muss.

Zum Glück macht man es doch meistens richtig – so hoffe ich –, ohne dass man allzu lange nachdenken muss.

Wirklich?

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Ein verkürzter Satz und man setzt kein Komma vor „und“

Frage

Ich denke nicht, dass die folgenden Sätze standardsprachlich richtig sind. Deshalb lässt sich die Kommafrage möglicherweise nicht eindeutig beantworten, aber vielleicht wissen Sie Rat.

Noch ein Tor(,) und wir sind Meister.
Ein kurzes Nicken(,) und ich komme Dir zu Hilfe.
Ein kleiner Fehler(,) und ich wusste nicht mehr weiter.
Ein kleiner Fehler(,) und alles war umsonst.

Ich denke, dass das Komma vor „und“ nur zu rechtfertigen wäre, wenn der erste Satz ebenfalls ein eigenständiger Satz wäre (§ 73). Auch dann wäre der zweite Satz aber doch abhängig vom ersten, oder?

Antwort

Guten Tag Herr R.,

in Ihren Beispielen handelt es sich beim ersten Teilsatz jeweils um einen verkürzten, also keinen vollständigen oder selbständigen Satz. Verkürzte Sätze sind auch standardsprachlich möglich und akzeptiert.

Vor und sollte hier kein Komma stehen. Nach § 73 der Rechtschreibregelung und den dort angegebenen Beispielen ist ein Komma vor und bei der Reihung von selbständigen Sätzen möglich. Man schreibt deshalb am besten:

Noch ein Tor und wir sind Meister.
Ein kurzes Nicken und ich komme Dir zu Hilfe.
Ein kleiner Fehler und ich wusste nicht mehr weiter.
Ein kleiner Fehler und alles war umsonst.

Wenn eine Pause o. Ä. angegeben werden soll, kann dies zum Beispiel mit einem Gedankenstrich geschehen:

Nur noch ein Tor – und wir sind Meister.
Ein kleiner Fehler – und alles war umsonst!

Wenn die Sätze nicht verkürzt sind, handelt es sich um selbständige Sätze, auch wenn sie sinngemäß eng mit dem anderen Satz verknüpft sind:

Es fehlt nur noch ein Tor.
Ein kurzes Nicken genügt.
Es war nur ein kleiner Fehler.

Dann kann man nach § 73 ein Komma vor und setzen:

Es fehlt nur noch ein Tor(,) und wir sind Meister.
Ein kurzes Nicken genügt(,) und ich komme Dir zu Hilfe.
Es war nur ein kleiner Fehler(,) und ich wusste nicht mehr weiter.
Es war nur ein kleiner Fehler(,) und alles war umsonst.

Verkürzte Sätze sind auch standardsprachlich möglich(,) und die Kommafrage lässt sich diesmal sogar eindeutig beantworten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

NB: Das hier Gesagte gilt nur für das fakultative Komma (kann-Komma) bei der Reihung von Hauptsätzen mit und, oder usw. Dass die Sache ganz anders aussieht, wenn es um Satzgefüge mit (verkürzten) Nebensätzen geht, können Sie hier nachlesen.

Das Komma, wenn jemand etwas zu tun vermag oder wenn jemand vermag(,) etwas zu tun

Frage

Uns treibt eine Kommafrage um. Braucht es das Komma im untenstehenden Satz oder kann man es weglassen?

Unsere Berater vermochten, das Unternehmen vor großen wirtschaftlichen Rückschlägen zu bewahren.

Antwort

Sehr geehrter Herr K.,

in diesem Satz kann man die Infinitivgruppe durch ein Komma abtrennen, um die Gliederung des Satzes zu verdeutlichen (siehe hier). Der Satz ist aber auch ohne Komma gut verständlich und korrekt geschrieben:

Unsere Berater vermochten, das Unternehmen vor großen wirtschaftlichen Rückschlägen zu bewahren.

Unsere Berater vermochten das Unternehmen vor großen wirtschaftlichen Rückschlägen zu bewahren.

Das Komma ist dann obligatorisch, wenn die Infinitivgruppe durch ein es angekündigt wird:

Unsere Berater vermochten es, das Unternehmen vor großen wirtschaftlichen Rückschlägen zu bewahren.

Und hier noch ein paar zusätzliche Informationen:

Umgekehrt darf man kein Komma setzten, wenn die Infinitivgruppe in den übergeordneten Satz eingebettet ist:

Unsere Berater haben das Unternehmen vor großen wirtschaftlichen Rückschlägen zu bewahren vermocht.

Unsere Berater werden das Unternehem vor großen wirtschaflichen Rückschlägen zu bewahren vermögen.

Mit etwas Mühe gelingt es auch, die Infinitivgruppe um den übergeordneten Satz herum zu legen. Auch dann werden keine Kommas gesetzt:

Das Unternehmen vermochten unsere Berater vor großen wirtschaftlichen Rückschlägen zu bewahren.

Es geht sogar noch komplexer – und auch dann ohne Kommas:

Das Unternehmen haben unsere Berater vor großen wirtschaftlichen Rückschlägen zu bewahren vermocht.

Das sieht komplizierter aus, als es ist. Zusammenfassend gilt Folgendes:

Wenn der übergeordnete Satz und die Infinitivgruppe sauber getrennt nebeneinander stehen, kann man ein Komma setzen. Nur wenn dabei im übergeordneten Satz ein andkündigendes es (oder ein wiederaufnehmendes das) steht, muss ein Komma gesetzt werden.

Wenn die Infinitivgruppe in den übergeordneten Satz eingebettet ist, ihn umschlingt oder mit ihm verflochten ist, kommt man in der Regel gar nicht in Versuchung, Kommas zu setzen. Das ist genau richtig, denn dann sollte kein Komma stehen.

Dass ganz Ähnliches auch für Infinitivgruppen bei zum Beispiel versprechen und verlangen gilt, können Sie in diesem schon etwas älteren Blogartikel lesen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wo denken Sie, fehlt hier ein Komma?

Frage

Setze ich in diesem Satz nach „warum“ ein Komma?

Warum denken Sie, verlagert das Unternehmen die Forschungsabteilung von Bonn nach Großbritannien?

Antwort

Guten Tag Herr B.,

der Einschub denken Sie sollte vorn und hinten durch ein Komma abgetrennt werden. Der Fragesatz lautet:

Warum verlagert das Unternehmen die Forschungsabteilung von Bonn nach Großbritannien?

In diesen Fragesatz wird denken Sie eingeschoben:

Warum, denken Sie, verlagert das Unternehmen die Forschungsabteilung von Bonn nach Großbritannien?

Es wird nicht gefragt, warum die angesprochene Person etwas denkt (nicht: warum denken Sie?), sondern warum ihrer Meinung nach etwas geschieht (warum verlagert …?).

Es folgen noch ein paar Beispiele für Einschübe dieser Art, bei denen das erste Komma häufig nicht gesetzt wird, obwohl es dort stehen sollte:

Was, meinst du, will ich dir damit sagen?
Wie, findest du, soll es nun weitergehen?
Und woher, vermutet ihr, kam das Geld für die Reise?
Für wie viele Leute, behauptet er, ist hier Platz?
Wo, sagst du, habt ihr übernachtet?
Wo, denken Sie, fehlt hier ein Komma?

Diese Konstruktion ist verwandt mit einer anderen Konstruktion, die jedoch bei genauerem Hinsehen viel komplexer ist:

Was denkst du, dass ich dir damit sagen will?
Wie findest du, dass es jetzt weitergehen soll?
Wo sagst du, dass ihr übernachtet habt?

Nicht alle halten Formulierungen dieser zweiten Art für grammatisch einwandfrei, aber sie kommen vor. Man könnte sie sogar zum Anlass dazu nehmen, das oben verteidigte Komma mit besonderer grammatischer (Über)genauigkeit wieder in Frage zu stellen. Doch das führt hier zu weit. Mehr zu dieser Konstruktion finden Sie hier.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Die Kommasetzung bei »wenn nicht – so doch«

Frage

Ich möchte Sie gern zu folgendem Satz fragen, ob es vor der Konjunktion wenn“ ein Komma braucht und warum dies so ist bzw. nicht so ist.

Viele verbinden Anarchismus(,) wenn nicht mit »Chaos« und »Apokalypse«, so doch mit einer längst vergangenen Zeit.

Antwort

Guten Tag Frau F.,

hier sollte kein Komma vor wenn stehen. Die Fügung wenn nicht – so doch (ebenso zum Beispiel wenn nicht – dann und wenn auch – so doch) verbindet wie eine mehrteilige Konjunktion Satzteile miteinander. Wenn der erste Satzteil in den Satz integriert ist, steht kein Komma vor wenn. Vor so doch steht immer ein Komma:

Sie bereiteten uns ein wenn nicht opulentes, so doch sättigendes Mahl.

Ich habe wenn auch nur mit wenigen, so doch mit den wichtigsten Leuten gesprochen.

Viele verbinden Anarchismus wenn nicht mit »Chaos« und »Apokalypse«, so doch mit ­einer längst vergangenen Zeit.

Wenn die aufgezählten Satzteile nachgetragen sind, steht auch vor wenn ein Komma:

Sie bereiteten uns eine Mahlzeit, wenn nicht opulent, so doch sättigend.

Ich habe mit verschiedenen Leuten gesprochen, wenn auch nur mit wenigen, so doch mit den wichtigsten.

Viele verbinden Anarchismus mit Negativem, wenn nicht mit «Chaos» und «Apokalypse», so doch mit einer längst vergangenen Zeit.

Man kann die Kommasetzung bei wenn nicht – so doch mit derjenigen bei einer mehrteiligen Konjunktion wie nicht nur – sondern auch vergleichen (nur die Kommasetzung, nicht die Bedeutung):

Viele verbinden Anarchismus nicht nur mit »Chaos« und »Apokalypse«, sondern auch mit einer längst vergangenen Zeit.

Nicht vor jedem wenn muss also ein Komma stehen. Solche  Ausnahmefälle machen die Kommasetzung wenn auch nicht zu einem Ding der Unmöglichkeit, so doch häufig zu einer Herausforderung.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

„Ferienhäuser, -wohnungen und Wohnmobile“: Ergänzungsstrich und Komma in Aufzählungen

Frage

Ich habe eine Frage zu Ergänzungsstrichen. Müssen in Aufzählungen wie dieser die ersten beiden Begriffe mit einem „und“ verbunden werden oder kann man so formulieren?

Wir vermieten Ferienhäuser, -wohnungen und Wohnmobile.

Oder muss es so heißen:

Wir vermieten Wohnmobile, Ferienhäuser und -wohnungen.

Antwort

Guten Tag Herr O.,

es ist nicht grundsätzlich ausgeschlossen, hier ohne und zu formulieren, aber es „holpert“ ein bisschen, und wenn man es ausspricht, ist nicht leicht verständlich, was genau gemeint ist. Es ist besser, Aufzählungen dieser Art ohne Weglassung zu formulieren oder alle Teile mit zum Beispiel und oder sowie zu verbinden:

besser nicht:
Wir vermieten Ferienhäuser, -wohnungen und Wohnmobile.
sondern:
Wir vermieten Ferienhäuser, Ferienwohnungen und Wohnmobile.

besser nicht:
Export-, Importfirmen und Produzenten sind vertreten.
sondern:
Export- und Importfirmen sowie Produzenten sind vertreten.
Exportfirmen, Importfirmen und Produzenten sind vertreten.

besser nicht:
ein-, mehrfarbig oder schwarzweiß
sondern:
ein- oder mehrfarbig oder schwarzweiß
einfarbig, mehrfarbig oder schwarzweiß

Nicht immer ist es also besser, so viel wie möglich abzukürzen. Wiederholung kann verdeutlichend sein.

In Aufzählungen wie den folgenden können aber dennoch problemlos Ergänzungsstrich und Komma kombiniert werden. Alle Elemente haben einen gemeinsamen Wortteil:

Wir vermieten Ferienhäuser, -wohnungen und -zimmer.
Export-, Import- und Produktionsfirmen sind verteten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wo steht das Fragezeichen?

Frage

Ich habe wieder einmal eine Frage. Ein Beispiel, worum es mir geht:

Kennst du Die Firma: https://www.beispiel.de

„Die Firma“ ist hier jetzt nur ein Platzhalter für irgendeinen Begriff bzw. Namen. Der Link zeigt dann eine Seite dazu an. Ich habe mich gefragt, wo ich hier das Fragezeichen setze: ganz an den Schluss oder vor den Doppelpunkt?

Kennst du Die Firma: https://www.beispiel.de?
Kennst du Die Firma?: https://www.beispiel.de.

Ist vielleicht sogar beides falsch und man sollte es in zwei Sätze aufteilen […]?

Antwort

Guten Tag L.,

das Fragezeichen steht hier am Schluss des Gesamtsatzes, also nicht vor dem Doppelpunkt, sondern nach der erläuternden Ergänzung:

Kennst du Die Firma: https://www.beispiel.de?

Das gilt auch für Klammern und Ergänzungen anderer Art:

Kennst du Die Firma (https://www.beispiel.de)?
Kennst du Die Firma mit der Adresse https://www.beispiel.de?
Kennst du Die Firma, d. h. https://www.beispiel.de?

Wenn Sie die Ergänzung nicht in die Frage „einbauen“ wollen, können Sie sie auch nach dem Fragezeichen als eigenständige Einheit angeben:

Kennst du Die Firma? Mehr Informationen unter https://www.beispiel.de.
Kennst du Die Firma? Du findest sie unter https://www.beispiel.de.

So einfach ist es. Oder doch nicht? Das Fragezeichen steht immer am Schluss einer Frage, aber nicht immer ganz am Schluss eines Ganzsatzes.

Bei eingeklammerten oder zwischen Gedankenstrichen gesetzten Fragen steht das Fragezeichen vor der abschließenden Klammer oder dem abschließenden Gedankenstrich, auch wenn der Gesamtsatz noch weitergeht:

Er hat mehrere (wie viele?) T-Shirts gekauft.
Er hat mehrere T-Shirts gekauft (teure?).
Sie haben sich (noch?) nicht für den Kurs angemeldet.
Er behauptet – wer glaubt das schon? –, dass er nicht dabei gewesen sei.

Bei zitierten Fragen steht das Fragezeichen am Ende der Frage vor dem abschließenden Anführungszeichen, ganz gleich, was danach noch folgt:

„Wo wohnst du?“, wollte sie wissen.
Auf die Frage „Wo wohnst du?“ gab sie keine Antwort.
Hat sie wirklich gefragt: „Wer bin ich?“?

Zum Glück setzt man das Fragezeichen meistens spontan richtig, aber in einem Fall wie dem letzten muss auch ich mich konzentrieren und mich schließlich fragen: „Stimmt das wirklich so?“

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Kann oder muss bei aufgezählten bloßen Infinitiven ein Komma stehen?

Frage

Ich habe mich gefragt, ob eine Reihung von Infinitivgruppen eine Auswirkung auf die Kommasetzung hat. Ich hoffe, dass Sie mir hiermit weiterhelfen können.

Es ist schön(,) zu tauchen.

Das Komma vor dem einfachen Infinitiv mit zu ist optional, auch wenn er durch es angekündigt wird.

Es ist schön(,) zu tauchen und zu schnorcheln.
Es ist schön(,) zu tauchen und die Unterwasserwelt zu genießen.

Ändert sich bei der Kommasetzung etwas, wenn mit und ein einfacher Infinitiv oder ein erweiterter Infinitiv hinzugefügt wird? Gilt das dann als einfacher Infinitiv mit zu, der näher beim übergeordneten Satz steht und dem noch irgendetwas folgt, oder bilden die Infinitivgruppen eine Einheit, die als erweiterter Infinitiv mit zu angesehen wird?

Antwort

Guten Tag Herr R.,

in der amtlichen Rechtschreibregelung steht Folgendes zu den Ausnahmen, bei denen das sonst obligatorische Komma fakultativ ist:

§ 75 E1: Wenn ein bloßer Infinitiv vorliegt, können in den Fallgruppen (2) und (3) die Kommas weggelassen werden, sofern keine Missverständnisse entstehen:
Den Plan(,) abzureisen(,) hatte sie schon lange gefasst. Die Angst(,) zu fallen(,) lähmte seine Schritte. Thomas dachte nicht daran(,) zu gehen.

Dazu passt Ihr erster Beispielsatz:

Es ist schön(,) zu tauchen.

Was genau ein „bloßer Infinitiv“ ist, wird nicht definiert. Bei den Beispielen findet sich aber immer nur ein einzelner Infinitiv Präsens Aktiv. Es ist deshalb üblich, davon auszugehen, dass in allen anderen Fällen ein Komma gesetzt werden sollte:

Es wäre schön, eingeladen zu werden (Infinitiv Präsens Passiv)
Es freut mich, mitgemacht zu haben (Infinitiv Perfekt Aktiv)
Es ist schön, zu tauchen und zu schnorcheln (Reihung bloßer Infinitive)

Entsprechend ebenfalls mit Komma:

Es ist schön, zu tauchen und die Unterwasserwelt zu genießen.

Diese Fälle sind, wie gesagt, nicht explizit in der Rechtschreibregelung erwähnt. Es ist aber immer zu empfehlen, ein fakultatives Komma zu setzen, wenn man zweifelt, ob es wirklich fakultativ ist.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Das Semikolon bei Aufzählungen

Erwarten Sie hier keine ehernen Gesetze. Bei der Verwendung des Semikolons (Strichpunkts) in Aufzählungen haben Sie eine recht große Freiheit.

Frage

Wie verhält es sich, wenn innerhalb einer Aufzählung bei einem Aufzählungsglied ein weiteres Komma vorkommt? Die Frage habe ich mir gestern bei folgendem Satz gestellt:

Man kann sich mit anderen im Forum austauschen, neue Düfte entdecken; verschiedene Sammlungen anlegen, um seine Parfüms zu organisieren; interessante Artikel lesen und vieles mehr.

Ich habe Semikolons gesetzt, damit klar ist, dass es sich bei „verschiedene Sammlungen anlegen, um seine Parfüms zu organisieren“ um ein einzelnes Aufzählungsglied handelt. Eigentlich wäre das ja auch ohne Semikolons klar. Ist das Semikolon da eine passende Lösung?

Antwort

Guten Tag Herr V.,

die Aufzählung in Ihrem Satz ist auch ohne Semikolon oder Strichpunkt gut lesbar und verständlich:

Man kann sich mit anderen im Forum austauschen, neue Düfte entdecken, verschiedene Sammlungen anlegen, um seine Parfüms zu organisieren, interessante Artikel lesen und vieles mehr.

Sie können die Aufzählung aber auch mithilfe von Semikolons gliedern. Dabei gilt: Wenn das Semikolon in Aufzählungen verwendet wird, steht es üblicherweise zwischen allen gleichrangigen Elementen der Aufzählung. Sie sollten also zwischen allen Aufzählungsgliedern ein Semikolon verwenden:

Man kann sich mit anderen im Forum austauschen; neue Düfte entdecken; verschiedene Sammlungen anlegen, um seine Parfüms zu organisieren; interessante Artikel lesen und vieles mehr.

In der Rechtschreibregelung steht das folgende Beispiel für eine mögliche Verwendung des Semikolons bei Aufzählungen:

Unser Proviant bestand aus gedörrtem Fleisch, Speck und Rauchschinken; Ei- und Milchpulver; Reis, Nudeln und Grieß.

Andere Beispiele sind:

Die Abfahrtzeiten sind: Berlin Flughafen BER, 22.35; Halle, 00.30; Bayreuth Hbf 03.00; Nürnberg ZOB 4.10.

Satzzeichen mit mehr als einem Namen sind zum Beispiel: das Komma oder der Beistrich; das Semikolon oder der Strichpunkt; der Doppelpunkt oder das Kolon (veraltet); die Anführungszeichen oder Gänsefüßchen (umgangssprachlich).

Sie hat zu Hause einen Mann, der wegen seiner Hobbys „kaum Zeit hat“; zwei Pubertierende, die sich lieber langweilen, als auch nur das Geringste aufzuräumen; drei Katzen, die ganzjährig haaren, und einen Fulltime-Job, der sie vollständig in Anspruch nimmt. Sie fühlt sich zu Recht nicht allein für die Hausarbeit verantwortlich.

In keinem der Beispiele sind die Semikolons obligatorisch, das heißt, überall sind auch Kommas möglich. Es liegt in Ihrem Ermessen, wann Sie Semikolons für die Verdeutlichung komplexerer Aufzählungen verwenden möchten. Sie sollten dabei ggf. nur dafür sorgen, dass zwischen allen gleichrangigen Elementen der Aufzählung ein Semikolon steht.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp