Vom Verbreitungsgebiet des Emus und dem Gehege der Gnus

Gestern war ich wieder einmal im Zoo. Ein Tiergarten im Winter hat ja auch so seine Reize. Abgesehen davon, dass viele schreiende Kinder ihr Schreien zurzeit nicht dort, sondern auf Skiliften und Skipisten zum Besten geben, sind bei kaltem Nordwind für mich die geheizten Tierhäuser einer dieser Reize. Das nennt sich dann „geheheizt spazieren gehen“. Als ein solcher „Kälteflüchter“ habe mich dann auch darüber gewundert, welche Tiere trotz Kälte draußen anzutreffen sind. Bei Eisbären, Schneeleoparden und Steinböcken erstaunt einen das ja nicht. Diese Tiere sind sozusagen dafür geschaffen. Löwen, Zebras und Flamingos hingegen sind für mich eindeutig in flimmernder Hitze zu Hause und sollten deshalb tiefe Temperaturen nicht ertragen oder zumindest nicht ausstehen können. Ich habe mich wieder einmal eines Besseren belehren lassen müssen: Die Löwen lagen, die Zebras trotteten und die Flamingos standen einfach draußen herum, Leztere sogar mit den Füßen im Wasser!

Sprachlich oder besser gesagt orthografisch gesehen fiel mir positiv auf, dass der Tiergarten, in dem ich war, nicht von der „Apostrophitis“ befallen ist. An Orten mit exotischen Tieren gibt es nämlich viele auf a, i, o oder u endende Wörter. Bei den Vögeln findet man zum Beispiel die Aras, die Emus, die Flamingos, die Kolibris, die Marabus und die Nandus (die Uhus sind ja keine Exoten). Auch bei den Huftieren gibt es viele solche Namen: z. B. die Gnus, die Impalas, die Kudus, die Lamas, die Vikunjas und die Zebras. Andere Beispiele aus anderen Tiergattungen sind die Capybaras, die Gorillas, die Kängurus, die Pandas, aber auch die Boas und die Geckos.

Unter „Apostrophitis“ ist die Tendenz zu verstehen, bei solchen Wörtern vor dem s des Genitivs oder dem s der Mehrzahl einen Apostroph zu verwenden. Das ist nach den geltenden Rechtschreibregeln falsch, sogar bei ganz kurzen Wörtern wie Ara, Emu und Gnu. Also:

Richtig Falsch
das Verbreitungsgebiet des Emus   das Verbreitungsgebiet des Emu’s
das Federkleid des Aras das Federkleid des Ara’s
das Futter der Flamingos das Futter der Flamingo’s
das Gehege der Gnus das Gehege der Gnu’s

Und genau so wird das in „meinem“ Zoo auch getan. Alle Schilder, Beschriftungen und Hinweistafeln sind perfekt apostrophfrei. Da soll also keiner behaupten, ich hätte immer nur etwas zu bemängeln.

Gerne hätte ich auch etwas über meine Lieblingstiere geschrieben, aber die geben in dieser Hinsicht nichts her: Giraffen und Seekühe schreibt auch während des schlimmsten Apostrophitisanfalls niemand mit Apostroph.

Am Montag, dem/den 12. Januar 2009

Hier wieder einmal ein Anwärter auf einen Platz ganz oben in der Liste der meistgestellten Fragen:

Frage

Ich habe eine grammatikalische Frage zu einer Einladung. Heißt es: am Montag, dem 12. Januar 2009 oder am Montag, den 12. Januar 2009?

Antwort

Sehr geehrte Frau K.,

beide Formulierungen sind möglich und gebräuchlich:

am Montag, dem 12. Januar 2009
am Montag, den 12. Januar 2009

Wenn das Datum nach dem Wochentag genannt wird, steht es meistens im gleichen Fall wie der Wochentag:

Heute ist Montag, der 12. Januar 2009.
Die Sitzung ist für den Montag, den 12. Januar(,) geplant.
Basel, Montag, den 12. Januar
am Abend des Montags, des 12. Januars

Im Dativ (nach am) wird die Datumsangabe aber oft auch im Akkusativ verwendet:

Die Sitzung findet am Montag, dem 12. Januar(,) statt. oder
Die Sitzung findet am Montag, den 12. Januar(,) statt.

Die Formulierung mit den wird nicht von allen als stilistisch gut akzeptiert. Diese Meinung teile ich nicht, aber es gilt wie so oft: Wenn Sie ganz sicher sein wollen, dass niemand etwas an Ihrer Formulierung auszusetzen hat, verwenden Sie am besten am Montag, dem …

Hier noch ein Verweis auf die Grammatik und die Kommaregeln.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Der Apostroph in Beck’s

Frage

Könnten Sie mir bitte sagen ob der Apostroph in „Becks“ (das Bier) richtig verwendet ist?

Antwort

Sehr geehrter Herr H.,

nach der alten Rechtschreibung war Becks mit Apostroph als Genitivform im Prinzip falsch. ABER: Die Rechtschreibregeln galten und gelten nicht für Eigennamen. Es steht einem im Prinzip also frei, wie man seine Firma oder sein Produkt nennen und schreiben will. Becks ist in diesem Sinne kein „gewöhnliches“ Wort, sondern ein Produktname. Dass die Firma sich für eine Schreibung mit Apostroph entschied, könnte damit zu tun haben, dass die Bremer Brauerei ursprünglich (fast) nur für den Export produzierte und auch heute noch ein großer Teil der Produktion in die nicht deutschsprachige Welt geht. Die Firma kennt übrigens die richtige Schreibung, wie dieses Zitat aus ihrer Webseite zur Geschichte der Brauerei zeigt:

Seit einer Umstrukturierung im Jahre 1875 unter dem Namen „Beck & Co“ firmierend, blieb die Brauerei auch nach dem Tode Heinrich Becks (1881) und Lüder Rutenbergs (1890) auf Erfolgskurs.

Nach der neuen Rechtschreibung darf der Apostroph vor der Genitivendung s bei Eigennamen zur Verdeutlichung verwendet werden. Gedacht ist dies vor allem zur Vermeidung von Verwechslungen der folgenden Art:

Andreas – Andreas
Carlos – Carlos

Sehen Sie hierzu diese Regel oder ganz amtlich § 57 E. Somit entspricht der Produktname Becks (halbwegs) der neuen Rechtschreibung.

Auch heute gilt, dass Eigennamen, Firmennamen, Namen von Produkten u. Ä. von den Rechtschreibregeln ausgenommen sind. Selbst wenn es diese neue Ausnahmeregel nicht gäbe, könnte man also einer international operierenden Brauerei nicht verbieten, den Namen ihrer Produkte nach ihrem eigenen Gutdünken zu schreiben. Die Bremer Bierbrauer sind auch nicht die einzigen „Rechtschreibpiraten“. Auch mehr oder weniger häufig vorkommende Schreibungen wie DIE ZEIT statt Die Zeit, ver.di statt Verdi und Meissner Porzellan statt Meißner Porzellan, sind (z.T. geschützte) Namen, die nicht den amtlichen Rechtschreibregeln entsprechen.

Ich hoffe, dass mir die Liebhaber und Produzenten anderer Biermarken diesen Beitrag verzeihen mögen. Es geht nur um die Schreibung, nicht um den Geschmack! Den zu beurteilen überlasse ich anderen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Viel Kommas um wenig Text

Frage

Ich bin grade bei einer schriftlichen Ausarbeitung über meinen eigenen Satz gestolpert, der etwa Was mich fasziniert, ist, dass … lautet. Ist die Kommasetzung hier tatsächlich richtig und wenn ja, wie kommt so etwas zustande?

Antwort

Sehr geehrter Her H.,

ja, Sie müssen tatsächlich so viele Kommas setzen. Nebensätze werden bekanntlich durch Kommas abgetrennt. Wenn man Ihren Satz, der fast nur aus Nebensätzen besteht, umformuliert, sehen Sie, wie die einzelnen Kommas zu erklären sind:

Komma vor ist:

Was mich fasziniert, ist die Kommasetzung.

Komma nach ist:

Faszinierend ist, dass man die Kommas so setzen muss.

Wenn sie diese beiden Sätze ineinanderschieben, erhalten sie:

Was mich fasziniert, ist, dass man die Kommas so setzen muss.

Das sieht tatsächlich so aus, als ob es etwas viel des Guten wäre, aber die wohlwollende Leserschaft liest meistens darüber hinweg, ohne dass ihr etwas auffällt. Wenn Sie diese Kommahäufung trotzdem stört, sind andere, stilistisch oft noch etwas bessere Formulierungen möglich. Zum Beispiel:

Besonders faszinierend finde ich, dass …
Mich fasziniert vor allem, dass…

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Der angekommene Urlaub und die beschwipste Konsulin

Es gibt seit kurzem die Möglichkeit, Fragen auch mit Hilfe eines Kontaktformulars zu stellen. Diese Fragen kann ich aber nur dann beantworten, wenn Sie Ihre korrekte E-Mail-Adresse angeben. Alle Fragesteller und Fragestellerinnen erhalten nämlich immer eine persönlich an sie gerichtete Antwort. Canoonet verspricht Ihnen, dass wir Ihren Namen und Ihre E-Mail-Adresse weder veröffentlichen noch an Dritte weitergeben. Wie belästigen Sie noch nicht einmal mit Post von uns.

Diese Einleitung richtet sich auch an Frau H., deren Frage ich wegen einer wahrscheinlich falsch eingegebenen E-Mail-Adresse nicht beantworten konnte. Hier dann also ausnahmsweise eine „unpersönliche“ Antwort direkt im Blog:

Frage:

Wie ist die Kommasetzung bei diesem Satz:

In Kuba angekommen, beginnt sein Urlaub.

Oder:

In Kuba angekommen beginnt sein Urlaub.

Antwort

Guten Tag Frau H.,

der Satz kann sowohl mit als auch ohne Komma geschrieben werden. In Kuba angekommen ist eine Partizipgruppe (Partizipialkonstruktion), die zur Verdeutlichung oder zur Hervorhebung durch ein Komma abgetrennt werden kann.

Es gibt aber ein anderes Problem: Partizipialkonstruktionen haben kein Subjekt. Normalerweise ist das Subjekt des Partizips dasselbe wie das Subjekt des Hauptsatzes. Das bedeutet – wenn man streng sein will –, dass in Ihrem Beispiel nicht er, sondern sein Urlaub in Kuba angekommen ist. Das Subjekt des Hauptsatzes ist nämlich sein Urlaub (Wer oder was begann?).

Am besten formulieren Sie deshalb den Satz wie folgt um:

In Kuba angekommen beginnt er seinen Urlaub.

Oder mit Komma:

In Kuba angekommen, beginnt er seinen Urlaub.

In dieser Weise ist das Subjekt zu angekommen identisch mit dem Subjekt des Hauptsatzes, nämlich er.

Ein vielleicht noch aussagekräftigereres Beispiel ist das folgende:

Mit Wein gefüllt[,] überreichte die Konsulin ihrem Gatten das Glas.

Hier wird nicht, wie es wahrscheinlich beabsichtigt ist, ausgedrückt, dass das Glas mit Wein gefüllt war. Wegen der oben beschriebenen Subjektigleichheit unterstellt dieser Satz vielmehr, dass die Konsulin schon ziemlich beschwipst gewesen sein muss.

Hier noch die Angaben zu den entsprechenden Regeln:
Rechtschreibung
Grammatik

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Das Saufen, das Komma und das Koma

Frage

In der Schule meines Sohnes läuft derzeit eine Aktion gegen den Alkoholmißbrauch durch Jugendliche. Auf dem entsprechenden Plakat ist als Aufmacher „Saufen bis der Arzt kommt“ gedruckt. Ein Deutschlehrer ist nun der Meinung, nach Saufen müßte ein Komma stehen. Ist das richtig?

Antwort

Sehr geehrter Herr G.,

der Deutschlehrer hat recht. Es handelt sich zwar nicht um einen vollständigen Satz, aber zwischen Saufen, das für den Hauptsatz steht, und dem Nebensatz bis der Arzt kommt muss man eigentlich ein Komma setzen:

Saufen, bis der Arzt kommt

Das ist das gleiche Komma, das auch bei einem vollständigen Satz stehen muss (Regel):

Sie saufen, bis der Arzt kommt.

Auf Postern, in Überschriften und so weiter steht aber bei solchen verkürzten Formulierungen oft (bewusst?) kein Komma, vielleicht weil es grafisch als störend empfunden wird. Wenn man die Rechtschreibregeln streng anwendet, ist dies aber nicht korrekt. Man muss sich dann als Texter oder Grafikerin die Frage stellen, ob man die Regeln immer so streng anwenden will. Auf einer Schule empfiehlt es sich aber schon, die Rechtschreibregeln zu berücksichtigen.

Das Wichtigste ist allerdings nicht, ob hinter Saufen ein Komma steht, sondern dass das Koma nach dem Saufen – und das Saufen ganz allgemein – verhindert wird.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Vandalismus mit Apostroph

Heute wieder einmal eine Frage zu einem Dauerbrenner in den Top Ten der Rechtschreibung: der Apostroph.

Frage

Kürzlich bekam ich folgende Antwort auf eine Mail:

„Der Artikel war wegen vermehrten Vandalismus’ seit letztem Jahr gesperrt.“

Liege ich richtig, wenn ich den Apostroph als falsch ansehe? Schließlich wird er doch nur dann gesetzt, wenn ein Eigenname auf s, x, z… endet.

Antwort

Sehr geehrter Herr P.,

Sie liegen richtig: Der Apostroph steht nur bei auf s, x oder z endenden Eigennamen anstelle eines Genitiv-s – und auch dort nur, wenn die Genitivform alleine, das heißt ohne Artikelwort steht. Zum Beispiel:

Aristoteles’ Werke
Lukas’ Schwester
Karl Marx’ „Das Kapital“

aber ohne Apostroph:

die Werke des Aristoteles
die Schwester unseres Lukas
„Das Kapital“ des Karl Marx

Bei Wörtern, die keine Eigennamen sind, schreibt man im Genitiv nie einen Apostroph:

wegen Vandalismus
trotz Optimismus und guter Laune
die Effekte des Vandalismus
anstelle eines Genitiv-s
usw.

Diese Substantive sind im Genitiv ganz einfach endungslos. Weitere Informationen finden Sie hier:

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Guten Tag(,) Frau Schneider – Briefanreden mit oder ohne Komma?

Frage

Ich habe versucht, auf Ihrer Internetseite folgende Kommasetzung zu finden:

Hallo, Frau Schneider!
Guten Tag, Herr Schulz!

Wir sind uns im Büro leider nicht einig, ob nach Hallo und Guten Tag in Briefanreden ein Komma gesetzt wird oder nicht.

Antwort

Sehr geehrte Frau Z.,

es ist nicht besonders verwunderlich, dass Sie sich im Büro bei dieser Frage nicht einig werden können. Nach den Beispielen in der DIN 5008 (sie legt Schreib- und Gestaltungsregeln für die Textverarbeitung fest) schreibt man ohne Komma:

Hallo Frau Schneider,
Guten Tag Herr Schulz,

Nach den Beispielen in Duden – Richtiges und gutes Deutsch kann man nach Hallo ein Komma setzen und muss man nach Guten Tag ein Komma verwenden:

Hallo[,] Frau Schneider,
Guten Tag, Herr Schulz

Was ist also richtig? Ich greife hier auf die amtlichen Rechtschreibregeln zurück, die besagen, dass man bei Anreden ein Komma setzt, wenn man sie besonders hervorheben will (siehe Regel). Die Unsicherheit entsteht durch den dort stehenden Nebensatz „die besonders hervorgehoben werden sollen“. Man muss hier also nicht unbedingt Kommas verwenden.

Hervorhebung wird in der gesprochenen Sprache u. a. durch eine kurze Pause angegeben. Anreden wie Hallo[,] Frau Meier oder Guten Tag[,] Herr Schulz kann man sowohl mit, als auch ohne Hervorhebung resp. Pause lesen. Entsprechend kann mit oder ohne Komma geschrieben werden.

Soweit ich weiß üblicher und für mein Auge etwas weniger gewöhnungsbedürftig sind übrigens die Briefanreden ohne Komma. Wenn die Anrede länger wird, drängt sich allerdings wieder eher die Verwendung des Kommas auf:

Guten Tag, sehr geehrte Frau Schneider,

Der langen Rede kurzer Sinn: Ein Komma ist nicht notwendig, es kann aber gesetzt werden. Das ist keine eindeutige Regel, aber das macht nichts. Diese Anreden werden ja verwendet, weil sie weniger förmlich sind als das traditionelle Sehr geehrte(r). Dann darf man sicher auch die Kommasetzung etwas lockerer nehmen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Aristoteles und der Apostroph: Eigennamen im Genitiv

Frage

Für die nützliche Information auf Ihrer Webseite möchte ich mich bedanken. Allerdings hätte ich eine Frage bzgl. des Genitivs. Sie führen zwei Möglichkeiten an:

die Regeln des Aristoteles
Aristoteles’ Regeln

Wie aber steht es nun mit dem nachgestellten Genitiv ohne Artikel, so wie in das Zimmer Karins? Darf man die Regeln Aristoteles’ schreiben oder ist es die Regeln Aristoteles – ohne Apostroph?

Antwort

Sehr geehrter Herr R.,

die folgenden Wortstellungen sind im Standarddeutschen möglich:

a) Karins Zimmer
b) das Zimmer Karins
c) das Zimmer der Karin

Wenn ein Name auf s, x oder z endet, steht anstelle des Genitiv-s ein Apostroph:

a) Aristoteles’ Regeln

Nachgestellt ohne Artikel muss ebenfalls ein Apostroph stehen, weil auch hier ein s wegfällt:

b) die Regeln Aristoteles’

Diese Form wird aber nicht verwendet, da sie wegen des Wegfallens des Genitv-s ziemlich undeutlich sein könnte. Diese Undeutlichkeit ist der Grund dafür, dass gerade bei diesen Namen im Genitiv der Artikel häufiger verwendet wird als bei anderen Namen:

c) die Regeln des Aristoteles

Mehr Informationen zum Apostroph bei Eigennamen – zum Beispiel ob nun Carlos Pizzapardies oder Carlo’s Pizzaparadies oder gar beides richtig geschrieben ist – finden Sie hier. Auf keinen Fall den amtlichen Rechtschreibregeln entspricht:

Carlo’s Pizza Paradies

Das hat aber nichts mit dem Apostroph und noch weniger mit Aristoteles zu tun und gehört deshalb nicht hierher.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Der wegfallende Schlusspunkt

Heute schreibe ich vorsichtshalber etwas über die Rechtschreibung, nämlich über das Wegfallen des Punktes. Wir erhalten immer wieder Anfragen dazu, wie man bei mit einem Punkt geschriebenen Abkürzungen am Satzende oder vor Kommas vorzugehen hat.

Vorausschickend sei gesagt, dass der Punkt eigentlich das einzige Satzzeichen ist, das manchmal weggelassen werden MUSS. Auch ein Komma kann an gewissen Stellen weggelassen werden, aber das liegt dann meistens im Ermessen der Schreibenden. Es KANN weggelassen werden. Das Komma lasse ich aber heute absichtlich links liegen, denn dieses Thema ist auch nach der Reform noch ziemlich komplex. (Man nennt ja manchmal im Deutschen nicht ganz korrekt, aber gefühlsmäßig sehr treffend alle Regeln zur Zeichensetzung „die Kommaregeln“.)

Der Punkt ist also das einzige Satzzeichen, das manchmal wegfallen muss, auch wenn es eigentlich stehen müsste. Um es noch präziser zu sagen: Nur der Punkt am Ende eines Satzes muss manchmal weggelassen werden. Das ist der Fall, wenn am Satzende bereits ein Punkt steht:

  • nach einer Abkürzung mit Punkt:
    Man verkauft dort Lebensmittel wie Brot, Milch, Eier, Teigwaren, Reis usw.
    Die Kosten übersteigen 15 Mio.
    Sie wohnt in Freiburg i. Breisg.
  • nach einer Ordnungszahl mit Punkt:
    Katharina von Aragonien war die erste Frau Heinrichs VIII.
    Wir treffen uns nicht am 18. März, sondern bereits am 15.
  • nach Auslassungspunkten:
    Und dann sagte er nur noch

Für das Ausrufezeichen und Fragezeichen gilt dies nicht. Diese beiden Zeichen sind hartnäckig. Sie stehen immer und überall:

  • Wohnen Sie in Freiburg i. Breisg.?
    Das ist eine Kostenüberschreitung von über 12 Mio.!
  • Wann lebte Heinrich VIII.?
    Kommt nicht erst am 18. März, sondern schon am 15.!
  • Verd…!

Hartnäckig sind auch die Punkte bei Abkürzungen und Ordnungszahlen. Wie die Beispiele oben schon zeigen, weichen sie nicht vor Frage- und Ausrufezeichen. Auch ein Komma lässt sie völlig unbeeindruckt:

  • Sie hat in Freiburg i. Breisg., Bonn und Saarbrücken gewohnt.
    Wir brauchen Brot, Milch, Kaffee, Orangensaft usw., wenn wir morgen hier frühstücken wollen.
  • Wir haben am 15., am 18. und am 19. April freie Termine.
  • Lady ..., die inkognito bleiben will, saß auch im Salon.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Satzzeichen ziemlich zäh sind. Mit Ausnahme des Punktes am Satzende fallen sie eigentlich nie weg. Das kann, wenn man sich ein bisschen Mühe gibt, zu recht eindrücklichen, aber unübersichtlichen Anhäufungen von Satzzeichen führen. Sehen Sie hierzu einen früheren Blogeintrag.

Ganz so einfach wird es uns dann aber doch nicht gemacht: Der Vollständigkeit halber muss ich nämlich noch erwähnen, dass der Schlusspunkt auch bei wörtlichen Zitaten und bei eingeschobenen Zusätzen wegfällt. Doch darüber vielleicht ein anderes Mal mehr. Und hier noch die Hinweise auf die Regeln: