Kann man sie überall hintransportieren, überallhin transportieren oder überall hin transportieren?

Frage

Ich frage mich gerade, welche Schreibvariante richtig ist:

a) Die Duschkabine kann problemlos überall hintransportiert werden.
b) Die Duschkabine kann problemlos überallhin transportiert werden.
c) Die Duschkabine kann problemlos überall hin transportiert werden.

[…] Im Netz finde ich sehr viele Fundstelle, die der Schreibvariante c) entsprechen. Wie könnte man das erklären?

Antwort

Guten Tag Herr B.,

hier sollten Sie diese Schreibweise wählen:

b) Die Duschkabine wird flach verpackt geliefert und kann problemlos überallhin transportiert werden.

Adverbien wie woher, wohin, irgendwoher, irgendwohin, nirgendwoher, nirgendwohin, überallher und überallhin werden in Verbindung mit einem Verb in der (gesprochenen) Alltagssprache oft getrennt:

Wo kommst du her?
Alle sind willkommen, wo sie auch herkommen mögen.
Wo gehst du hin?
Ich weiß nicht, wo sie hingefahren ist.

Insbesondere in der geschriebenen Standardsprache sollten diese Adverbien jedoch ungetrennt bleiben:

Woher kommst du?
Alle sind willkommen, woher sie auch kommen mögen.
Wohin gehst du?
Ich weiß nicht, wohin sie gefahren ist.

Entsprechend schreibt man auch besser:

Sie ist irgendwohin gegangen (statt irgendwo hingegangen)
Sie könnten überallher kommen (statt überall herkommen)
Sie können überallhin transportiert werden (statt überall hintransportiert)

Vgl. diesen älteren Blogartikel.

Die dritte Schreibweise, überall hin transportieren, ist nicht richtig. Dass Sie ihr offenbar so oft begegnen, könnte unter anderem an der automatischen Rechtschreibkorrektur liegen. Das Korrekturprogramm meines Textverarbeitungsprogramms akzeptiert korrekt überallhin transportieren und fälschlich auch überall hin transportieren als richtig geschrieben. Nicht akzeptiert wird überall hintransportieren. Als Korrekturvorschlag erscheint dort das eigentlich falsche überall hin transportieren, aber leider nicht das korrekte überallhin transportieren. Korrekturprogramme sind hilfreich, aber – wie man sieht – nicht „allwissend“.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Speakerinnen und Speaker oder Sprecherinnen und Sprecher

Frage

Mich würde Ihre Ansicht zur Verwendung von „Speakerinnen und Speaker“ im PR-Bereich etc. im Sinne von „Sprecherinnen und Sprecher“ sehr interessieren. Zumindest laut Duden eigentlich nur Verwendung von „Speaker“ im politischen Sinn. Ist die Verwendung des englischen Begriffes deshalb im PR-Bereich etc. bislang noch abzulehnen?

Antwort

Guten Tag Frau L.,

in Duden und in anderen Wörterbüchern erscheint Speaker als Personenbezeichnung meist nur für die entsprechenden Amtsbezeichnungen in Großbritannien und in den USA. Die Bedeutung Sprecher/Sprecherin oder Redner/Rednerin findet man dort nicht. Wenn ein Wort nicht in den Wörterbüchern steht, heißt das nicht zwangsläufig, dass man es nicht verwenden darf oder nicht verwenden sollte. Es heißt häufig einfach, dass ein Wort es noch nicht ins Wörterbuch geschafft hat.

Duden nennt weiter auch Speaker als Fachwort für Lautsprecher. Als solches ist es ein Fremdwort für einen Begriff, für den es auch ein deutsches Wort mit der gleichen Bedeutung gibt. Inwieweit das Lehnwort dann „sinnvoll“ ist, sei hier dahingestellt. Tatsache ist, dass Speaker häufig für Lautsprecher verwendet wird und so Eingang in den deutschen Wortschatz gefunden hat.

Wenn im Marketing, im PR-Bereich usw. Speaker/Speakerin für Sprecher/Sprecherin geläufig ist, kann man diese Verwendung für unnötig oder unschön halten, falsch ist sie aber nicht. Die Wörter werden sogar der deutschen Grammatik angepasst, wie unter anderem die folgenden Wortformen zeigen: des Speakers, die Speaker; Speakerin, Speakerinnen.

Es gibt keine Instanz, die die Verwendung von Fremdwörtern in Fachsprachen und in der Allgemeinsprache verbindlich verurteilen kann. Ich persönlich würde Speaker/Speakerin nicht verwenden, weil der englische Begriff im Vergleich zu den deutschen Entsprechungen Sprecher/Sprecherin oder Redner/Rednerin keine wesentlich andere Bedeutung oder Bedeutungskomponente hat. Gerade im PR-Bereich u. Ä. soll aber Englisch einen moderneren, internationaleren oder professionelleren Eindruck machen. Dies ist wahrscheinlich häufig der Grund für die Wahl des englischen Begriffs. Vielleicht findet man auch einfach, dass Speaker besser zu zum Beispiel Keynote passt als Sprecher, Redner oder gar Referent.

Ob man den Begriff Speaker/Speakerin ablehnt oder nicht, ist keine „offizielle Entscheidung“, sondern eine Frage des (persönlichen) Stils. Meine Empfehlung: Innerhalb der entsprechenden Fachsprachen ist der Begriff bereits gebräuchlich (aber man muss ihn natürlich nicht verwenden). In der Allgemeinsprache vermeidet man ihn besser.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Das Feuer am Brennen halten

Frage

Kann man das Feuer auch standardsprachlich „am Brennen halten“ oder ist das Umgangssprache? […]

Antwort

Guten Tag Frau S.,

Formulierungen wie am Brennen halten gelten (noch?) als umgangssprachlich. In einem formaleren standardsprachlichen Kontext würde ich deshalb eher Formulierungen wie diese empfehlen:

das Feuer in Gang halten
das Feuer (die ganze Nacht) brennen lassen
das Feuer (mit dürrem Holz) unterhalten

Wie häufig bei stilistischen Fragen sollte man sich allerdings überlegen, ob man wirklich gleich den Rotstift zücken oder den ermahnenden Zeigefinger heben will, wenn einmal jemand etwas am Brennen halten will.

Ich halte in diesen dunklen Tagen die Weihnachtsbeleuchtung noch bis zum Dreikönigstag am Brennen 😉

Ein gutes neues Jahr!

Dr. Bopp

Ein Personendatum, gibt es das?

Frage

Ich wurde gefragt, ob es einen Singular für „personenbezogene Daten“ gibt und habe das verneint. Im Speziellen ging es hier darum, ob man sagen könne, ein Nachname sei ein „personenbezogenes Datum“.

Für mich klingt das absurd. Ich würde immer sagen, ein Nachname ist eine personenbezogene Information oder ähnliches. Aber vielleicht liege ich auch falsch.

Als Begründung hatte ich geantwortet, dass „Daten“ sich in diesem Kontext nicht auf die Pluralform von „Datum“ (ein Name ist kein Datum) bezieht, sondern hier gleichbedeutend mit zum Beispiel „Fakten/Angaben/Informationen“ ist. Mit dieser Bedeutung ist das Wort „Daten“ ein Pluralwort.

Antwort

Guten Tag Frau S.,

die Antwort lautete hier „Jein“. Ihre Begründung ist im Prinzip korrekt. Daten mir der Bedeutung Angaben, Informationen ist ein Pluralwort. Der Singular Datum wird im Allgemeinen nur für einen Kalendertag oder einen Zeitpunkt verwendet. Siehe zum Beispiel die Angaben in DWDS unter Daten und Datum.

So sind auch Zusammensetzungen wie Eckdaten, Konjunkturdaten, Kontaktdaten, Kundendaten, Messdaten, Nutzerdaten, Stammdaten, Unternehmensdaten, Wetterdaten, Vorratsdaten, Zugangsdaten u.v.a.m. nur im Plural gebräuchlich. Auch das Wort Personendaten und die Verbindung personenbezogene Daten werden im Allgemeinen nur im Plural verwendet. So weit herrscht Einigkeit zwischen Ihnen, mir und den Wörterbüchern.

Und nun kommt das Aber: Fachsprachlich wird selten auch der Singular Personendatum bzw. personengebundenes Datum verwendet (sagt auch ein Wörterbuch, siehe hier):

Weil die Religionszugehörigkeit aber ein besonderes Personendatum ist, ist eine unmittelbare gesetzliche Grundlage notwendig.

Am Begriff des Personendatums hat sich auch mit der DSGVO nichts geändert.

Das Landgericht Berlin hat entschieden, dass die Wohnadresse ohne Namensnennung kein personenbezogenes Datum ist.

Das Berufungsgericht hat ausgeführt, eine dynamische IP-Adresse sei in Verbindung mit dem Zeitpunkt des über sie vorgenommenen Zugriffs ein personenbezogenes Datum, sofern der Nutzer der Website während des Vorgangs seine Personalien angegeben habe […]

Ich kannte diesen Singular auch nicht und hielt ihn zunächst für falsch. Ich würde sowieso empfehlen, Personendaten und personenbezogene Daten nur im Plural zu verwenden und im Singular eine andere Formulierung zu wählen:

Der Nachname ist eine personenbezogene Angabe/Information.
Der Nachname gehört zu den personenbezogenen Daten.

In einem rein fachsprachlichen Kontext – zum Beispiel unter Datenschutzbeauftragten oder juristischen Fachleuten – ist der Singular Personendatum bzw. personenbezogenes Datum offenbar nicht völlig ungebräuchlich. Auch für andere Fachbegriffe der Form -daten kommt wahrscheinlich fachsprachlich gelegentlich der entsprechende Singular -datum vor. Außerhalb eines solchen fachlichen Kontextes wirkt ein Singular wie Personendatum oder personenbezogenes Datum aber irritierend.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Suppe als oder zur Vorspeise?

Auch bei der Verwendung der Präpositionen und Konjunktionen gibt es häufig keine hieb- und stichfesten Regeln, die immer und überall gelten. Das zeigt auch die Antwort auf die folgende Frage:

Frage

Wie sollte man bei einer Bestellung im Restaurant lieber sagen:

Zur Vorspeise nehme ich …
Als Vorspeise nehme ich …

Antwort

Guten Tag Herr M.,

die beste Wahl ist hier als:

Als Vorspeise nehme ich die Tagessuppe.

Das liegt daran, dass die Suppe die Vorspeise ist. Eine Vorspeise ist ein Gericht, nicht der Zeitpunkt, zu dem ein Gericht serviert wird. Das gilt auch für Hauptspeise und Nachspeise:

Mit Brot und einem Salat kann man die Muscheln auch als Hauptspeise servieren.
Als Nachspeise wurden frische Erdbeeren mit Schlagsahne gereicht.

Die Präposition zu passt dann gut, wenn angegeben wird, was diese Speisen begleitet:

Brot mit Butter zur Vorspeise reichen
einen italienischen Rotwein zur Hauptspeise einschenken
zur Nachspeise einen starken Kaffee mit Zucker nehmen

Ein bisschen anders sieht es bei Nachtisch und Dessert aus. Diese beiden Wörter werden häufig nicht als Bezeichnungen für ein Gericht, sondern auch als Namen für die „Etappe“ einer Mahlzeit angesehen. Deshalb steht hier neben als auch zum:

Es wurde Himbeereis als/zum Nachtisch serviert.
Als/Zum Dessert gibt es selbstgebackene Brownies.

Hüten Sie sich aber davor, diese Angaben als feste Regeln zu sehen, an die sich alle halten oder halten müssen! Vielleicht unter dem Einfluss von Nachtisch und Dessert hört und liest man auch immer wieder, dass ein Carpaccio zur Vorspeise oder ein frischer Fruchtsalat zur Nachspeise serviert wird. Das ist nicht unbedingt falsch, aber aus den oben genannten Gründen stilistisch weniger gelungen. Zur Streitfrage sollte es sowieso nicht werden, denn die Hauptsache ist ja, dass es schmeckt!

Mir freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Das bekommene Geschenk und erhaltenes Geld?

Frage

Ist es richtig, über ein „bekommenes“ oder „erhaltenes“ Geschenk zu sprechen, also im Sinne von „Ich bedanke mich für das bekommene Geschenk“? ChatGPT behauptet, ja. Allerdings kommt mir diese Formulierung komisch und falsch vor, ohne dass ich mir erklären kann, wieso. […]

Die Alternative wäre, jedes Mal einen Relativsatz zu verwenden, also: „Das Geschenk, welches ich bekommen habe…“ Das führt dann aber je nach Satzbau zu einer sehr umständlichen Formulierung.

Antwort

Guten Tag Herr B.,

die Partizipien bekommen und erhalten können gebeugt vor einem Substantiv stehen. Formulierungen dieser Art kommen eher selten vor und ich halte sie in  Fällen wie diesen für stilistisch unschön:

das bekommene Geschenk
eine bekommene Mail
das erhaltene Geld

Bei Geschenk, also Ihrem Beispiel, ist es oft unnötig, auszudrücken, dass es bekommen oder erhalten worden ist. Es reicht dann:

Ich bedanke mich für das Geschenk.

Wenn angegeben werden soll, von wem oder wofür das Geschenk ist oder war, drängt sich erhalten oder bekommen schon eher auf. Aber auch dann sind andere Formulierungen besser, die manchmal, aber nicht immer umständlicher sind:

das von dir bekommene Geschenk
→ dein Geschenk / das Geschenk von dir

Ähnlich auch:

eine von den Steuerbehörden erhaltene Mail
→ eine Mail der Steuerbehörden

das von meinem Opa bekommene Geld
→ das Geld, das mir mein Opa gegeben hat

Wenn aber bekommen und erhalten anderweitig erweitert oder verneint sind, klingen die gebeugten Varianten häufig gar nicht so unüblich:

zu Unrecht erhaltenes Geld zurückzahlen
eine Rechnung für nicht erhaltene Waren anfechten
ein nie wirklich in den Griff bekommenes Problem

Gebeugtem erhalten begegnet man auch im Amtsdeutschen und ähnlichem Jargon:

auf Grund erhaltener Information
gemäß erhaltener Weisung

Ich bin mit Ihnen einverstanden, dass eine Formulierung wie das bekommene Geschenk ungewöhnlich und unschön klingt. Man kann daraus aber nicht schließen, dass die Partizipien bekommen und erhalten grundsätzlich nie vor einem Substantiv stehen können. Häufig gibt es bessere Formulierungen, doch manchmal ist es ganz einfach üblich, bekommen und erhalten so zu verwenden. Es ist eine Frage des Stils, nicht der Grammatik.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Ist „ich bin geboren“ korrekt?

Ein Dauerbrenner unter den Sprachfragen: Viele kennen die folgende Frage bestimmt, denn sie taucht regelmäßig an verschiedenen Orten auf.

Frage

Ich würde Sie gern fragen, ob „Ich bin geboren“ korrekt ist, da ich ja eigentlich geboren wurde, und ob es einen Unterschied zwischen Zeit – und Ortsangaben gibt.

Antwort

Guten Tag Frau K.,

üblich ist sowohl „ich wurde geboren“ als auch „ich bin geboren“. Rein formal geht es dabei um das Vorgangspassiv mit werden und das Zustandspassiv mit sein. Ganz so einfach und eindeutig ist die Lage aber nicht:

Strenge Sprachhüter und -hüterinnen halten die Form ich bin geboren bei allen Arten von Angaben für falsch oder umgangssprachlich. Gemäß Duden, „Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle“, ist ich bin geboren nur bei Ortsangaben möglich, jedoch nicht bei Zeitangaben und anderen Angaben. In der Sprachrealität sind aber auch in standardsprachlichen und amtlichen Texten beide Varianten für die Angabe von Geburtsort und Geburtsdatum üblich:

Wann und wo wurden/sind Sie geboren?
Ich wurde/bin in Leipzig geboren.
Sie wurde/ist am 1. 1. 2001 geboren.
Er wurde/ist 1980 in Wien geboren.

Wenn Sie ganz sicher sein wollen, dass niemand Ihnen einen „Fehler“ vorwirft, verwenden Sie wurde geboren. Sonst ist auch die Wendung ist geboren für Angaben zu Geburtsort oder Geburtsdatum möglich und gebräuchlich. Bei anderen Angaben verwendet man besser wurde. Das gilt insbesondere in Biografien, Nachrufen, historischen und literarischen Beschreibungen usw.:

Er wurde als Sohn einer Pianistin und eines Sängers geboren.
Sie wurde in eine reiche Familie geboren.

Hoffentlich zweifeln Sie nun etwas weniger, wenn Sie angeben wollen, wann und wo Sie geboren wurden oder geboren sind.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wie viele Kommas stehen in „als er(,) ohne anzuklopfen(,) eintrat“?

Frage

Ich habe eine Frage zu folgendem Satz:

Das war, als Thomas(,) ohne anzuklopfen(,) eintrat.

Hier gibt es möglicherweise eine eingeleitete Infinitivgruppe, der Infinitiv steht aber vor dem Verb am Satzende. Müssen hier Kommas gesetzt werden? […]

Antwort

Guten Tag Herr R.,

nach § 75(1) der Rechtschreibregelung müssen mit ohne (oder um, statt, anstatt, außer, als) eingeleitete Infinitivgruppen durch Kommas abgetrennt werden.

Das Kind rannte, ohne auf den Verkehr zu achten, über die Straße.
Sie öffnete das Fenster, um frische Luft hereinzulassen.
Statt am Bericht zu arbeiten, vergnügte sich Herbert mit Computerspielchen.

Für diese eingeleiteten Infinitivgruppen formuliert die Regelung keine Ausnahme. Das „Kommaobligatorium“ gilt deshalb auch dann, wenn der Infinitiv nur mit zu steht und wenn nach der Infinitivgruppe nur noch ein einzelnes Wort folgt. Sie müssen also in Ihrem Beispielsatz Kommas setzen:

Das war, als Thomas, ohne anzuklopfen, eintrat.

Dasselbe gilt für Sätze wie diese:

Dann gingen sie, ohne abzuschließen, weg.
Wie kannst du das, ohne zu lügen, behaupten?
Gehe, um mitzuspielen, online!
Im Urlaub bleiben wir, statt zu verreisen, zuhause.

Solche Sätze sehen oft etwas kommalastig aus. Man kann sie ebenfalls und häufig sogar besser so formulieren, dass nicht ein einzelnes Wort des übergeordneten Satzes einsam und allein ganz am Schluss steht:

Dann gingen sie weg, ohne abzuschließen.
Wie kannst du das behaupten, ohne zu lügen?
Gehe online, um mitzuspielen!
Im Urlaub bleiben wir zuhause, statt zu verreisen.
Das war, als Thomas eintrat, ohne anzuklopfen.

Es ist aber erlaubt, Infinitivgruppen einzuschieben, solange man den Satz, ohne sich abmühen zu müssen, versteht. Und die Kommas sollte man nicht vergessen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Davon und da … von

Frage

Darf man „davon“ einfach trennen? Ist „Da habe ich schon von gehört“ auch richtig oder stimmt nur „Davon habe ich schon gehört“?

Antwort

Guten Tag Frau S.,

in der Standardsprache werden daran darauf, daraus, dabei, dadurch, dafür, dagegen, dahinter, darin/darein, damit, danach, daneben, darüber, darum, darunter, davon, davor, dazu, dazwischen nicht getrennt. Als richtig gilt im Standarddeutschen nur:

Davon habe ich schon gehört.
Dafür haben sie viel Geld bezahlt.
Ich habe nichts damit zu tun.
Sie wollten nichts dagegen unternehmen.

Er konnte sich nicht daran gewöhnen.
Ich habe schon viel darüber gelesen.
Sie hat schwer darunter gelitten.
Wie kommst du denn darauf?

Die getrennten Formen kommen – je nach Region mehr oder weniger häufig – in der Umgangssprache vor. Sie gelten standardsprachlich als nicht korrekt:

Da habe ich schon von gehört.
Da haben sie viel Geld für bezahlt.
Ich habe da nichts mit zu tun.
Sie wollten da nichts gegen unternehmen

Bei den Formen mit eingeschobenem r (daran, darauf usw.) steht anstelle der einfachen Präposition die entsprechende Form mit dr-:

Er konnte sich da nicht dran gewöhnen.
Ich habe da schon viel drüber gelesen.
Sie hat da schwer drunter gelitten.
Wie kommst du denn da drauf?

Auch mit Verdoppelung des da:

Da habe ich schon davon gehört.
Da haben sie viel Geld dafür bezahlt.
Ich habe da nichts damit zu tun.
Sie wollten da nichts dagegen unternehmen.
Er konnte sich da nicht daran gewöhnen
usw.

Siehe auch die entsprechenden Angaben auf dieser Seite in der LEO-Grammatik.

Die getrennten Formen gelten, wie bereits gesagt, in der deutschen Standardsprache als zu vermeiden oder als nicht richtig. Die einen verstehen vielleicht kaum, was an den getrennten Formen falsch sein soll, während sie anderen wahrscheinlich ein Gräuel sind. Die Ablehnung der getrennten Formen hat nichts mit sprachinterner Logik zu tun. Es ist ein stilistischer Entscheid. Das sieht man gut, wenn man kurz über die Sprachgrenze schaut: Im Niederländischen, einer Sprache die eng mit der unseren verwandt ist, gibt es (fast) dieselben Adverbien. Sie werden sehr häufig getrennt verwendet, und zwar auch in der Standardsprache:

Daarvan weet ik niets / Daar weet ik niets van.
(Davon weiß ich nichts / Da weiß ich nichts von.)

Da man den Niederländischsprechenden kaum kollektiv sprachliche Inkompetenz vorwerfen kann, muss man davon ausgehen, dass die getrennten Formen kein Ding der Unmöglichkeit sind. Im Deutschen sollten die getrennten Formen „trotzdem“ nur in der Umgangssprache verwendet werden. Grundsätzlich unmöglich sind sie nicht, aber ihr Ansehen ist bei uns (vorläufig noch?) schlecht.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Kommt „zum einen“ ohne „zum anderen“ aus? 

Frage

In der Dudengrammatik, Rz 1832, findet man diese Formulierung:

(…) Das Tempus codiert zum einen den zeitlichen Zusammenhang von Aussagen im Text. Darüber hinaus geben Tempora Informationen über die Diskurssituation, in der der Textinhalt zur Sprache kommt (…)

Muss nicht „zum anderen“ folgen statt „darüber hinaus“, wenn der Satz (wie oben) mit „zum einen“ beginnt? […] Gehören „zum einen“ und „zum anderen“ zwingend zusammen? Dasselbe gilt auch für „einerseits“ und „andererseits“. Kann in einem Satz, der „einerseits“ folgt, „andererseits“ auch mal ersatzlos fehlen?

Antwort

Guten Tag Herr B.,

wer A sagt, muss auch B sagen. Das gilt häufig, aber nicht immer. Wer zum einen, einerseits oder erstens verwendet, weckt bei den Leserinnen oder Hörern automatisch die Erwartung nach zum anderen, andererseits bzw. zweitens. Es empfiehlt sich deshalb, diese Gliederungselemente immer zusammen zu verwenden. Lässt man den zweiten Teil weg, kann das verwirrend sein, weil etwas stark Erwartetes nicht realisiert wird.

Ersatzloses Weglassen des zweiten Elementes ist nicht möglich. Wie Ihr Zitat aus der Dudengrammatik zeigt (Zum einen … Darüber hinaus …), ist das paarweise Auftreten aber dennoch nicht zwingend.  Wenn es dem Verständnis nicht im Wege steht, kann der zweite Teil durch ein anderes verbindendes Element wie darüber hinaus oder aber auch ersetzt werden. Ich würde dieses Vorgehen nicht empfehlen, aber für grundsätzlich falsch halte ich es nicht – immer vorausgesetzt, dass die Gliederung dessen, was gesagt werden soll, deutlich bleibt.

Zum einen kann also ohne zum anderen auskommen, falls ein anderes Element die Gliederung verdeutlicht. Zu empfehlen ist es aber nicht.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp