Frage
Ich bin auf der Suche nach der Herkunft des schönen Wortes „Itzchen“ („ein Itzchen“ bedeutet „etwas, ein wenig, ein kleines bisschen“). Zum Beispiel: „Könnte ich noch ein Itzchen Sahne haben?“, „Da fehlt noch ein Itzchen Pfeffer“. Leider konnte ich bis dato nur feststellen, dass ich nicht der Einzige bin, der dieses Wort verwendet. Aber woher kommt es?
Antwort
Guten Tag Herr G.,
zwei Dinge muss ich gleich „gestehen”: Erstens kannte ich den Ausdruck „ein itzchen“ nicht (ich schreibe ihn wie „ein wenig“ und „ein bisschen“ klein) und zweitens ist die amüsantere Erklärung leider nicht die zutreffende.
Die schönste, aber leider nur spekulative Erklärung könnte sein, dass „itzchen“ mit einem Hit aus den frühen Sechzigerjahren zu tun hat: „Itsy Bitsy Teenie Weenie Yellow Polka Dot Bikini” von Brian Hyland oder in der deutschen Version „Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu-Strand-Bikini“ von Caterina Valente und Silvio Francesco. In dieser Weise könnte der englische Ausdruck „itsy-bitsy” („ein klitzekleines bisschen” – von „little“ und „bit“ im Munde des englischen Kleinkindes) ins Deutsche übernommen und zu „itzchen” abgewandelt worden sein. Doch wie bereits gesagt ist diese Erklärung leider reine Spekulation.
Mit der Itz, einem Nebenfluss des Mains, hat „itzchen“ wohl auch nichts zu tun.
Eine weniger spektakuläre, aber viel einleuchtendere Erklärung findet sich im Rheinischen Wörterbuch, das den Dialektwörtern des Westmitteldeutschen gewidmet ist. Dort findet man das Wort „itzchen“ mit einem Verweis auf „itz“ und „iet“ mit der Bedeutung „etwas“. Mit „ein itzchen“ ist also ein kleines Etwas gemeint. Auch beim Sprachnachbarn Niederländisch gibt es „iets“ mit der Bedeutung „etwas“. Die Antwort auf die Frage nach der weiteren wortgeschichtlichen Herkunft und inwiefern „iet(s)“ und „etwas“ miteinander verwandt sind, möchte ich Ihnen und mir an dieser Stelle ersparen.
Die Wendung „ein itzchen“ kommt also nicht von einem Hit aus den Sechzigerjahren, sondern aus den Dialekten des Rheinlandes, wo es wahrscheinlich auch am häufigsten in der Umgangssprache verwendet wird. Es ist mit dem niederländischen „iet(s)“ verwandt und über ein paar Ecken auch mit „etwas“. Gerne hätte ich es interessanter gemacht, aber das wäre mehr als nur ein itzchen zu spekulativ gewesen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp