Das Kaiserliche am Sherry

Beim Wort Sherry denke ich unwillkürlich an das Klischeebild gelangweilter Damen, die sich dem spätnachmittäglichen Alkoholgenuss hingeben, und natürlich an Miss Sophie, die in „Dinner for One“ Sherry zur Suppe servieren lässt. Ich bin kein großer Sherryliebhaber. Mir schmeckt vor allem die Fino genannte Variante, und das eigentlich nur auf einer andalusischen Terrasse zu den Tapas. Leider bin ich nicht allzu oft in Andalusien, bis jetzt genau ein Mal vor ungefähr zehn Jahren. Ich bin also alles andere als ein Sherrykenner, und wenn Sie önologische oder feinschmeckerische Betrachtungen zum Thema Sherry erwarten, muss ich Sie enttäuschen.

Wenn es nicht um den Geschmack geht, was ist dann kaiserlich am Sherry? Auf einem Kalenderblatt habe ich gelesen, wo die Bezeichnung Sherry herkommt. Der Wein verdankt seinen Namen der spanischen Stadt Jerez, die früher Xeres geschrieben wurde. Als die Engländer den Wein und den Namen im 16. Jahrhundert aus Andalusien auf ihre Insel mitnahmen, wurde das X noch als sch-Laut ausgesprochen. Der Name Xeres wiederum geht auf den arabischen Namen Sherish zurück. Andalusien stand ja jahrhundertelang unter maurischer Herrschaft. Die Weinproduktion lag übrigens auch in dieser Zeit nicht still. Die muslimischen Herrscher durften zwar keinen Alkohol trinken, aber wirtschaftlich war der Weinanbau dennoch interessant. Beim Geldverdienen wurde und wird zu allen Zeiten ein Auge zugedrückt.

Und nun kommen wir dann endlich zum Kaiserlichen: Gemäß dem Kalenderblatt und einigen etymologischen Wörterbüchern geht Sherish auf den lateinischen Namen (urb) Caesaris, Stadt des Cäsars, zurück. Wie Sie vielleicht wissen, kommt auch unser Wort Kaiser vom lateinischen Caesar. Und schon sieht man, dass der Sherry wortgeschichtlich gesehen ein wahrlich kaiserliches Getränk ist.

(Andere Quellen sagen allerdings, dass Sherish auf einen alten, evtl. phönizischen Namen Xera zurückgeht, den die Region schon in der Zeit vor den Römern trug.)

Interessant ist vielleicht noch, wo der Konsonant am Ende des Wortes geblieben ist. Die Engländer nannten den Wein aus Xeres anfänglich Sherris. Da dieses Wort als Mehrzahl angesehen wurde, verschwand das s am Wortende allmählich. Wir haben hier also wieder einmal einen kleinen Beweis dafür, dass der heutige Standard auf die Fehler unserer Vorfahren zurückgeht. Diese Erkenntnis verdiente es, mit einem Gläschen Sherry begossen zu werden, aber dafür ist es vor dem Mittagessen für mich noch etwas zu früh.

2 Gedanken zu „Das Kaiserliche am Sherry“

  1. Wenn Sie vorhaben, noch einmal nach Andalusien zu reisen, Herr Dr. Bopp, dann empfehle ich Ihnen, das im April zu tun. Fahren Sie nach Sevilla, denn da findet jedes Jahr das Frühlingsfest “Feria de Abril” statt. Eine Woche dauert dieses großartige andalusische Fest.
    Setzen Sie sich in ein Festzellt, trinken Sie einen guten Wein zu leckeren Tapas, und schauen Sie sich die wunderschönen Flamenco-Tänzerinnen an, die großartig singen und tanzen können. Ein Traum!
    Und was darf bei einem Fest in Andalusien nicht fehlen? Die Stierkämpfe! Die finden täglich statt. Außerdem werden auf den Straßen die schönsten Kutschen mit den schönsten Pferden präsentiert.
    Die Menschen dort sind sehr freundlich und warmherzig, sie behandeln dich, als seist du ein Familienmitglied. Sie essen, trinken und tanzen mit dir bis in die Morgenstunden. Das sollte jeder einmal erlebt haben.

    Mit schönen Grüßen

    Blanca

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