Reinbekommen und rein bekommen

Frage

Es geht um das Verb „reinbekommen“: Ich stolpere über die Tore, die ich reinbekommen habe und meine Frau über die Wäsche, die sie nicht reinbekommen hat. Oder müssen wir das jeweils getrennt schreiben?

Antwort

Guten Tag Herr S.,

für die Rechtschreibung ist hier die Bedeutung von rein nicht unwichtig, denn rein ist nicht gleich rein.

Bälle, die nicht vor dem Tor abgefangen worden sind, hat die Mannschaft reinbekommen. Hier steht rein für herein. Die (umgangssprachlich) verkürzten Formen rein, raus, rauf, rüber und runter werden immer mit dem Verb zusammengeschrieben: rausgehen, raufsteigen, rüberschicken, runterfallen und entsprechend auch reinbekommen.

Wäsche, die nicht sauber geworden ist, hat die Waschmaschine nicht rein bekommen. Man schreibt hier getrennt, weil rein eine eigenständige konkrete Bedeutung hat und es nicht das Resultat einer Verbhandlung bekommen ist (vgl. unten):

Also:

reinbekommen = hereinbekommen
rein bekommen = sauber bekommen

Ganz so einfach ist es nicht: Ein Adjektiv kann dann mit dem nachfolgenden Verb zusammengeschrieben werden, wenn es das Resultat der Verbhandlung bezeichnet (hier: bewirken, dass etwas rein wird):

die Wäsche rein waschen / reinwaschen
das Zimmer rein machen / reinmachen

Und dann noch dies: Immer zusammen schreibt man, wenn die Verbindung eine übertragene Bedeutung hat:

einen Text reinschreiben = ins Reine schreiben
sich reinwaschen = seine Unschuld beweisen

Es kann also ziemlich komplex werden: Ein Ball wird reingemacht, wenn er ins Tor geschossen wird. Dann hat man ihn reinbekommen. Ein Ball wird rein gemacht oder reingemacht, wenn man in putzt. Und wenn er nicht sauber geworden ist, hat man ihn nicht rein bekommen. Da diese Verben (eher) umgangssprachlich sind, ist es aber nicht so schlimm, wenn man sich einmal bei der Schreibung täuscht. In formelleren Texten kommen sie ohnehin nicht vor.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

3 Gedanken zu „Reinbekommen und rein bekommen“

  1. Es kann ja auch sein, dass die Wäsche nicht in die Waschmaschine passt. Dann hat die Frau (oder der Mann) die Wäsche nicht reinbekommen. Das war jedenfalls mein erster Gedanke. Passt auch, oder?
    Interessante Informationen! Vielen Dank!

  2. Das mit dem »reinbekommen« in die (statt: in der) Waschmaschine ist mir beim Lesen auch passiert. Ich habe niemals darüber nachgedacht und hätte niemanden Regeln dafür nennen können, aber intuitiv hatte ich sehr wohl ein Verständnis. Das nennt man dann wohl »Sprachgefühl«. Aber es ist Deutsch. Vielleicht war es auch einfach nur Glück.

  3. Sie haben es ganz richtig „falsch“ oder, besser gesagt, anders verstanden: Wenn man die Wäsche nicht reinbekommt, muss es sich nach dem oben Gesagten um hereinbekommen oder hineinbekommen handeln. Es fehlt dann aber etwas, nämlich die Ortsangabe. Worein hat man die Wäsche nicht bekommen? Wenn man Tore reinbekommt, ist es klar, denn eigentlich ist ja gemeint, dass man Bälle ins Tor reinbekommt, die dann als Tor gezählt werden. Wenn man die Wäsche reinbekommt, muss man sich zum Beispiel in die Maschine, in den Waschkorb, in den Schrank dazudenken – oder man macht es wie ich: Man geht davon aus, dass gemeint ist, dass man die Wäsche nicht rein, also nicht sauber bekommen hat.

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