Frage
Ich habe mal wieder eine Frage, und zwar betrifft es die Deklination von Film- oder auch Buchtiteln. Hier ein Beispiel: Welche Formulierung ist richtig?
Ich spielte die Hauptrolle in Shaws „Die Heilige Johanna“
Ich spielte die Hauptrolle in Shaws „Heiliger Johanna“
Antwort
Guten Tag Frau R.,
wieder einmal gibt es mehr als nur eine Möglichkeit. Beides ist nämlich möglich und richtig.
Im Prinzip werden mehrteilige Werktitel im Text gleich gebeugt wie „gewöhnliche“ Wortgruppen. Man kann und darf Titel verändern, indem man sie beugt (soweit es möglich ist*). Es heißt demnach:
Für „Die heilige Johanna“ erhielt Shaw 1925 den Nobelpreis
Ich spiele die Hauptrolle in Shaws „Heiliger Johanna“.
Bernhard Shaw hat dies im Vorwort seiner “Heiligen Johanna” sehr gut beschrieben.Welcher klassische Komponist hat „Eine kleine Nachtmusik“ geschrieben?
Das Konzert startet mit Mozarts „Kleiner Nachtmusik“.
eine Neuaufnahme der „Kleinen Nachtmusik“Bis heute hat „Der dritte Mann“ nichts von seiner Faszination verloren.
Das Burg-Kino zeigt den „Dritten Mann“ jeden Dienstag.
die schillernde Entstehungsgeschichte des „Dritten Mannes“Wie oft wurde „Das fliegende Klassenzimmer“ von Erich Kästner verfilmt?
das im Jahr 1933 erschienene „Fliegende Klassenzimmer“
ein Zitat aus dem „Fliegenden Klassenzimmer“
Es ist heute aber immer üblicher, den Werktitel als Ganzes ungebeugt zu lassen. Einige der oben stehenden Formulierungen klingen auch ein bisschen seltsam (vor allem ohne weiteren Kontext). Für alle Beispiele mit gebeugtem Titel gibt es auch eine Variante mit unverändertem Titel:
Ich spiele die Hauptrolle in Shaws „Die heilige Johanna“.
Bernard Shaw hat dies im Vorwort zu „Die heilige Johanna“ sehr gut beschrieben.Das Konzert startet mit Mozarts „Eine kleine Nachtmusik“.
eine Neuaufnahme von „Eine kleine Nachtmusik“Das Burg-Kino zeigt „Der dritte Mann“ jeden Dienstag.
die schillernde Entstehungsgeschichte von „Der dritte Mann“das im Jahr 1933 erschienene „Das fliegende Klassenzimmer“
ein Zitat aus „Das fliegenden Klassenzimmer“
Dies wiederum klingt in einigen Fällen ziemlich holprig. Es ist deshalb stilistisch oft besser, dem unveränderten Titel ein beschreibendes Substantiv vorangehen zu lassen. Zum Beispiel:
Bernard Shaw hat dies im Vorwort zu seinem Stück „Die heilige Johanna“ sehr gut beschrieben.
eine Neuaufnahme der Serenade „Eine kleine Nachtmusik“
die schillernde Entstehungsgeschichte des Filmklassikers „Der dritte Mann“
ein Zitat aus dem Roman „Das fliegenden Klassenzimmer“
Mit etwas Flexibilität und Stilgefühl findet man also immer eine oder zwei passende Formulierungen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
* Dies alles gilt nur für Titel, die Substantivgruppen sind, die sich grammatisch in einen laufenden Text integrieren lassen. Nicht gebeugt werden können also Titel wie zum Beispiel „Vom Winde verweht“, „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, „Der Junge muss an die frische Luft“ oder „Zur See“.