Getrenntes Subjekt? – „Tobias ist da und Sven“

Frage

Eine Grundregel in der Grammatik sagt, dass man Satzglieder nicht trennen kann. Wie ist die folgende Konstruktion vor diesem Hintergrund zu bewerten?  Sind die Sätze standardsprachlich nicht korrekt, da das Subjekt nicht zusammensteht? Ist „und Sven“ kein Teil des Subjekts, sondern ein Nachtrag?

Tobias ist da und Sven.
Tobias und Andreas sind da und Sven.

Antwort

Guten Tag Herr R.,

Satzglieder kann man tatsächlich nicht trennen. Ein Satzglied kann nur als Ganzes im Satz verschoben werden. Dennoch sind Ihre Bespielsätze nicht grundsätzlich falsch, auch wenn sie eher ungewöhnlich sind. Weshalb?

Schauen wir uns zuerst einmal den „gewöhnlichen“ Satz an:

Tobias und Sven sind da.

Die Wortgruppe Tobias und Sven ist ein mehrteiliges Subjekt, das nicht getrennt werden kann:

nicht: Tobias sind da und Sven.

Und nun zu Ihrem ersten Satz:

Tobias ist da und Sven.

Hier handelt es sich um die Zusammenziehung zweier mit und verbundener Teilsätze, von denen der zweite verkürzt ist (Ellipse):

Tobias ist da und Sven [ist da].

„Tobias“ und „Sven“ sind zwei eigenständige Subjekte in zwei separaten Teilsätzen.

Den Unterschied sieht man hier vor allem an der Verbform. Ein mehrteiliges Subjekt verlangt den Plural (Tobias und Sven sind). Bei der Zusammenziehung bleibt die nicht weggelassene Verbform unverändert (Tobias ist … und Sven [ist]).

Das gilt auch für den zweiten Beispielsatz. Auch hier haben wir es mit zusammengezogenen Teilsätzen mit je einem eigenen Subjekt zu tun.

Tobias und Andreas sind da und Sven [ist da].
Sven ist da und Tobias und Andreas [sind da].

Wenn ein betonter Nachtrag (mit Pause) gemeint ist, kann man dies am besten mit einem Gedankenstrich kennzeichnen:

Tobias ist da – und Sven.
Tobias und Andreas sind da – und Sven.

Wie dem grammatisch und orthografisch auch sei, Hauptsache ist, dass Sven auch da ist und es allen gefällt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

3 Gedanken zu „Getrenntes Subjekt? – „Tobias ist da und Sven““

  1. Stimmiger klingt der Satz für mich mit dem Wörtchen „auch“:

    – „Tobias ist da und Sven auch.“
    bzw.
    – „Tobias ist da – und Sven auch.“

  2. @Regenwasser:

    Die Variante mit “auch” kling für mich vor allem dann plausibel, wenn eigentlich nicht damit gerechnet hätte können, das Sven kommt.

    Die Variante ohne “auch” oder “ist da” hat für mich ein bisschen die Absicht, den Gesprächspartner damit zu überraschen, vor allem, wenn da der Gedankenstrich eingebaut ist.

  3. Der Beispielsatz gehört mit seiner ungewöhnlichen Wortfolge eher zur gesprochenen Sprache. Was genau gemeint ist, ergibt sich aus dem Kontext und vor allem auch aus der Betonung. In der geschriebenen Form kann man die genauere Bedeutung mit auch, einem Gedankenstrich oder beidem angeben – oder es zumindest so versuchen.

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