Frage
Ich lese folgenden Satz und frage mich, ob man hier das Komma nach „kleben“ vergessen hat:
Ein geschmeidiger Mürbeteig, der sich ganz einfach und ohne zu kleben ausrollen lässt.
Auf eine aufschlussreiche Antwort freue ich mich.
Antwort
Guten Tag Herr B.,
hier sollte tatsächlich ein Komma nach ohne zu kleben stehen:
Ein geschmeidiger Mürbeteig, der sich ganz einfach und ohne zu kleben, ausrollen lässt
Auch wenn dieses Komma leicht bis mittelschwer irritierend aussehen mag, muss es nach der Rechtschreibregelung gesetzt werden. In Abschnitt 2.4.2 steht dort:
Bilden Nebensätze und Wortgruppen eine Reihung, steht das Komma, wenn der Nebensatz auf den übergeordneten Satz trifft […]; das Komma steht nicht, wenn die Wortgruppe auf den übergeordneten Satz trifft […].
Was heißt das für den Satz, um den es hier geht?
• Die Wortgruppe ganz einfach und der infinite Nebensatz ohne zu kleben sind durch und zu einer Reihung verbunden.
• Der Infinitivsatz und der übergeordnete Satz treffen nach kleben aufeinander
→ Komma nach kleben
• Die Wortgruppe und der übergeordnete Satz treffen vor ganz zusammen
→ kein Komma vor ganz
Man behandelt den Infinitivsatz gleich wie einen „gewöhnlichen“ Nebensatz:
Ein geschmeidiger Mürbeteig, der sich ganz einfach und ohne zu kleben, ausrollen lässt
Ein geschmeidiger Mürbeteig, der sich ganz einfach und ohne dass er klebt, ausrollen lässt
Bei umgekehrter Reihenfolge von Wortgruppe und Infinitivsatz, sieht die Kommasetzung wie folgt aus. Der Infinitivsatz und der übergeordnete Satz treffen nach sich aufeinander:
Ein geschmeidiger
MürbeteitMürbeteig, der sich, ohne zu kleben und auch sonst ganz einfach ausrollen lässt.
Hier noch ein Beispiel mit einer Reihung von Wortgruppe und Nebensatz:
Am Ende des Kurses beurteilen wir Ihren Text und wie er auf andere wirken könnte.
Ihren Text und wie er auf andere wirken könnte, beurteilen wir am Ende des Kurses.
Wir beurteilen ihren Text und wie er auf andere wirken könnte, am Ende des Kurses.
Diese Regel ist relativ einfach und nachvollziehbar, sie führt aber manchmal wie hier zu etwas seltsam anmutenden Kommasetzungen. Wer sich damit nicht anfreunden kann oder will, formuliert am besten um.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Bei soviel Mürbeteig muss sich ja einmal ein Tippfehlerchen einschleichen: „Mürbeteit“ 🙂
Und übrigens, bei uns in Österreich ist die Variante „Mürbteig“ die gebräuchlichere.
Liebe Grüße und Gutes Gelingen beim Mürbeteig!
Christian
Danke für den Hinweis!