Ähnlich dem Genitiv hat es der Dativ manchmal schwer

Frage

Bitte helfen Sie mir bei folgendem Problem: Für jede Bewegung benötigt der Muskel Energie, ähnlich einem Motor. Ist dieser Satz so richtig oder müsste es …ähnlich eines Motors heißen?

Antwort

Sehr geehrter Herr N.,

ähnlich wird mit dem Dativ verwendet:

jemandem/einer Sache ähnlich sein

Dies gilt auch dann, wenn ähnlich wie eine Präposition verwendet wird:

Einem Insekt ähnlich fliegt dieses Fluggerät in alle Richtungen.
Ähnlich einem Insekt fliegt dieses Fluggerät in alle Richtungen.
Dieses Fluggerät fliegt einem Insekt ähnlich in alle Richtungen.
Dieses Fluggerät fliegt in alle Richtungen, ähnlich einem Insekt.

Richtig ist also:

Für jede Bewegung benötigt der Muskel Energie, ähnlich einem Motor.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Nachtrag

Wenn man es richtig machen will, wird man manchmal ganz unsicher. Das gilt auch bei der Frage, ob man den Dativ oder den Genitiv verwenden muss. Ersterer soll ja gemäß einer populären Meinung des Letzeren Untergang sein. Wenn einem auch im südlichen deutschen Sprachraum wegen dem schlechten Wetter oder manchmal sogar trotz dem schlechten Wetter als falsch angestrichen wird, weil es unbedingt Genitiv sein müsse, dann ist die Gefahr der Übergeneralisierung groß. So liest man oft gemäß eines Berichtes und entsprechend Ihres Auftrags statt richtig gemäß einem Bericht und entsprechend Ihrem Auftrag. Der Genitiv klingt eben irgendwie gebildeter – und irgendwie auch richtiger“. Man hört und liest schließlich viel häufiger etwas über falsch verwendete Dative als über nicht korrekte Genitive. Dann ist es nicht mehr weit bis zum Motto: Besser einen Genitiv zu viel als einen zu wenig“. Das Wörtchen ähnlich steht aber trotzdem mit dem Dativ.

6 Gedanken zu „Ähnlich dem Genitiv hat es der Dativ manchmal schwer“

  1. Ich halte bei der Präposition “trotz” den Genitiv sogar für falsch, auch wenn er schon konsolidiert ist, und das nicht, weil ich im süddeutschen Sprachraum zu Hause bin.
    Immerhin TROTZT man ja jemadeM – und nicht jemandeS.
    Weiters heißt es auch im hohen kalten Norden “trotzDEM”, nicht “trotzDESSEN”.

  2. “Trotz” mit Dativ ist sogar die sprachgeschichtlich ältere Variante. Sie wird aber tatsächlich so stark von “trotz” mit Genitiv bedrängt, dass inzwischen im Allgemeinen der Genitiv üblicher ist. Das ist nicht weiter schlimm, denn das hat mit dem vielstrapazierten Begriff des Sprachwandels zu tun. Aber auch sonst bin ich milder: Wenn ich meine, dass zumindest im Süden “wegen” mit dem Dativ stehen kann, dann gönne ich dem Norden auch den Genitiv bei “trotz” – und das sogar trotz “trotzdem” und “trotz allem”.

  3. Wieso sollten die einem „trotz dem schlechten Wetter? denn als falsch anstreichen? Das ist doch immer noch richtig!

  4. Richtig ist es schon, aber wie der Titel des Beitrags schon sagt, hat es auch der Dativ manchmal schwer. Dank der Der-Dativ-ist-dem-Genitiv-sein-Tod-Rage trauen sich einige nicht mehr den Dativ zu verwenden, wo er eigentlich richtig ist. Ganz „Überzeugte“ gehen dabei sogar so weit, einem fälschlicherweise den Dativ nach „trotz“ als falsch anzukreiden. Sehen Sie hierzu auch diesen Beitrag.

  5. Übrigens hörte ich kürzlich im Fernsehen jemanden „trotzdessen“ sagen. Passt sich das Adverb etwa dem Rektionswandel an?

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