Frage
Gibt es einen Unterschied zwischen pauschalieren (meiner Meinung nach: zusammenfassen) und pauschalisieren (meiner Meinung nach: verallgemeinern)? Ich finde diesen – falls es ihn gibt – leider nirgends belegt.
Antwort
Sehr geehrte Frau B.,
die Bedeutungen von pauschalieren und pauschalisieren unterscheiden sich voneinander, und zwar genau so, wie Sie es beschreiben. Auch gemäß Wörterbüchern wie Duden und Wahrig haben die beiden Verben die folgenden Bedeutungen:
pauschalieren: zu einer Pauschale zusammenfassen
pauschalisieren: stark verallgemeinern
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Nachtrag zum Ursprung von Pauschale
Die beiden Verben sind von Pauschale abgeleitet. Das ist wieder einmal so ein Wort, das meine Neugierde kitzelt. Es hat auf den ersten Blick mit keinem anderen Wort zu tun. So etwas bringt mich immer wieder auf die Idee, ein Wort komme von weit her. Es tönt irgendwie russisch oder vielleicht auch ungarisch: Gulasch hat ja auch ein sch und die entfernt ähnlich klingende Puszta ist in ihrer Größe zwar nicht alles, aber immerhin viel umfassend. (Die Kenner des Ungarischen mögen mir diese allzu freien Assoziationen verzeihen.) Wie bei der Dusche, von der ich dachte, dass sie aus exotischen Gefilden komme, täusche ich mich aber sehr. Während die Dusche wenigstens noch aus dem Italienischen stammt, ist die Pauschale fast gänzlich deutschen Ursprungs.
Pauschale ist eine latinisierende Bildung zu Pauschsumme (Gesamtsumme). Latinisiert, das heißt auf Lateinisch getrimmt wurde früher des Öfteren. Das klang gewichtiger. Es ist wohl ein bisschen damit zu vergleichen, wie man heute vieles anglisiert, um up to date zu erscheinen. Das Substantiv Pauschale entstand in der österreichischen Amtssprache und wird seit dem 19. Jahrhundert im kaufmännischem Bereich verwendet.
Pausch ist eine Nebenform von Bausch, das wir heute zum Beispiel in aufbauschen und Wattebausch verwenden. Das Wort gab es schon im Mittelhochdeutschen, wo es Wulst, Bausch bedeutete, aber zu meinem Erstaunen anscheinend auch Schlag mit einer Keule. Gemäß Duden soll es über das Althochdeutsche sogar mit Beule verwandt sein. Und hier trifft sich die sehr alte mögliche Bedeutung mit einer viel neueren: Wenn man pauschalisiert, geht man ja irgendwie mit der Finesse eines Keulenschlags vor. Doch diese letzte Interpretation – so schön abrundend sie auch klingen mag – hat leider nur wenig mit seriöser Wortforschung zu tun.