zusammenraufen oder zusammen raufen

Frage

Ich frage mich, wie man zusammen raufen schreibt. Zusammen oder getrennt?

Antwort

Sehr geehrte Frau H.,

ob man zusammenraufen oder zusammen raufen schreibt, hängt davon ab, was gemeint ist. Man schreibt zusammenraufen, wenn man damit meint: sich zusammenraufen = sich erst streiten und dann doch gut verstehen. Getrennt schreibt man zusammen raufen, wenn es miteinander kämpfen, balgen bedeutet. Achten Sie dabei auch auf die Betonung:

Die Parteien sollten das Kriegsbeil begraben und sich zusammenraufen.
Ihr Jungs solltet nicht immer zusammen raufen.

Weitere Informationen finden Sie auf dieser Seite.

Ganz ähnlich liegt das auch in den folgenden Fällen:

Es ist nicht das Gleiche, ob man Stimmen zusammenzählt (addiert) oder zusammen zählt (gemeinsam zählt).
Man kann etwas schneller zusammenbasteln, wenn man zusammen bastelt.
Ein größerer Betrag ist schneller zusammengeklaut, wenn man zusammen klaut.

Die Liste ließe sich noch um einiges verlängern.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wörther und der Wörthersee

Frage

In Ihrer Datenbank ist mir folgender Eintrag aufgefallen: Wörther. Mir ist dieses Wort nur als Name (Wörthersee), aber nicht als Adjektiv bekannt. Was bedeutet es?

Antwort

Sehr geehrter Herr S.,

das Adjektiv Wörther bedeutet von/aus Wörth. So spielt in Wörth am Main die Wörther Blasmusik auf und erscheint in Wörth an der Donau der Wörther Anzeiger. Wie alle mit -er von geographischen Namen abgeleiteten Adjektive ist Wörther unveränderlich und muss großgeschrieben werden (siehe Rechtschreibregel).

Zur Diskussion über die korrekte Schreibung von Wörthersee, um die es hier vielleicht geht, das Folgende: Der Duden schreibt Wörther See vor, lässt aber auch Wörthersee zu. Da es in der Nähe des Sees kein Wörth gibt, von dem das Adjektiv abgeleitet sein könnte, ist die Schreibung Wörthersee sicher korrekt. Ich überlasse es aber den Einwohnern der Region, wie sie den Namen des Sees schreiben wollen. Und allen anderen bleibt nicht viel anderes übrig, als den Angaben des Wörterbuches zu vertrauen und davon auszugehen, dass Wörther See auch richtig ist. Bei der Schreibung von Eigennamen „versagen“ nämlich die Rechtschreibregeln ohnehin des Öfteren. In diesem Sinne kann das Adjektiv Wörther auch im Namen des schönen Wörther Sees verwendet werden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Die über Achtzehnjährigen

Frage

Ich habe mehrfach in einem Buch die Worte überachtzehnjährig oder der Überachtzehnjährige oder der Untersechszehnjährige gefunden. Gibt es diese Wörter und würde es dann auch den Unterfünfundzwanzigjährigen geben? Das sieht für mich alles sehr lustig aus und ich würde es nicht so schreiben.

Antwort

Sehr geehrte Frau H.,

auch ich würde diese Wörter nicht so schreiben. Ich schreibe: über achtzehnjährig, die über Achtzehnjährigen und die unter Sechzehnjährigen. Das kann ich eigentlich nur damit begründen, dass es keine Rechtschreibregel gibt, die besagt, dass in diesem Fall zusammengeschrieben werden muss. Dann gilt die Getrenntschreibung. Entsprechend schreibe ich auch der unter Fünfundzwanzigjährige – dies allerdings schon seit ziemlich vielen Jahren nur noch über andere …

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Tessinerbrot

Dank einer Besprechung durfte ich wieder einmal in die Südschweiz, genauer gesagt ins Tessin fahren. So gelangten wir entlang des regnerischen Vierwaldstätter Sees, durch ein neblig graues Urner Tal und durch den Gotthardtunnel, ein 17 km langes Loch in den Schweizer Alpen, in die sonnige Tessiner Bergwelt.

Sie vermuten richtig, wenn Sie annehmen, dass ich hier keinen Reisebericht erstatten möchte. Es geht mir um die unveränderlichen geografischen Adjektive auf –er wie Vierwaldstätter, Urner, Schweizer und Tessiner. Gemäß den Rechtschreibregeln werden geografische Ableitungen auf -er in Verbindung mit einem Nomen getrennt vom Nomen geschrieben, außer wenn das Wort auf –er eine Personenbezeichnung ist.

Siehe Rechtschreibregel.

Mit dieser Regel hatte ich immer so meine Mühe. Sie ist einfach, aber gewisse Ausnahmen, denen man vor allem in der Schweiz begegnet, erklärt sie nicht. So schreibt man in der Schweiz den Vierwaldstätter See in einem Wort: Vierwaldstättersee. Das Gleiche und Ähnliches gilt auch für den Genfer See, den Neuenburger See und die Basler Straße, die von den deutschsprachigen Eidgenossen in der Regel als Genfersee, Neuenburgersee und Baslerstrasse geschrieben werden. So weit so gut, aber wenn mir dann im Tessin plötzlich in den Sinn kommt, dass man nördlich der Alpen Tessinerbrot (eine spezielle Brotsorte) und Bündnerfleisch kaufen kann, dann wird die Erklärung mit der Personenbezeichnung schlichtweg unhaltbar oder sogar kannibalisch.

Oder man sagt einfach, dass die Schweizer ein bisschen sonderbar schreiben. Wenn man aber eine andere Regel anwendet, sind sowohl die standardsprachlichen Zusammenschreibungen wie Schweizergarde und Römerbrief (die Schweizer und Römer sind hier Personen) als auch die Abweichungen in der Schweiz zu erklären. Die Regel lautet: Liegt bei neutraler Aussprache die Hauptbetonung auf dem Wort auf –er, schreibt man zusammen. Sonst schreibt man getrennt.

Zusammen:
die Schweizergarde, der Römerbrief

Gertrennt:
die Schweizer Alpen, die Römer U-Bahn

Und dann die Schweiz: Die Abweichung erklärt sich dadurch, dass Deutschschweizer in den genannte Fällen das erste Wort betonen:

Genfersee, Neuenburgersee, Baslerstrasse, Tessinerbrot, Bündnerfleisch.
(Standardaussprache: Genfer See, Neuenburger See, Basler Straße, ?)

Das tun die Schweizer aber nicht in allen Fällen, und dann schreibt man auch in der Schweiz getrennt:

Berner Oberland, ein Urner Tal, die Tessiner Bergwelt, Basler Leckerli, Zürcher Hüppen (die letzen zwei sind süß und lecker!)

Ich möchte jetzt nicht die Rechtschreibregeln neu schreiben. Sie sind nun einmal so, wie sie sind. Die Betonungsregel soll nur eine kleine Eselsbrücke sein für diejenigen – vor allem Schweizer und Schweizerinnen –, die in diesem Bereich mit der amtlichen Regel und den Schweizer Ausnahmen nicht so gut zurechtkommen.

Biertrinken

Die folgende Frage wurde uns letzthin gestellt:

Was ist orthografisch korrekt?

Er wurde zum Biertrinken gezwungen.
Er wurde zum Bier Trinken gezwungen.

Wie lautet die Regel?

Anwort:

Sehr geehrte Frau H.,

sowohl nach der alten als auch der reformierten Rechtschreibung schreibt man richtig:

Er wurde zum Biertrinken gezwungen.

Eine aus zwei Teilen bestehende Infintivgruppe („Bier trinken“), die als Nomen verwendet wird, schreibt man zusammen: „das Biertrinken“. Sehen Sie hierzu auch unseren Rechtschreibseiten auf Canoonet.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp