vor diesem Hintergrund

Eine Frage von Frau B:

Ich habe eine Frage bezueglich der deutschen Grammatik: Gibt es die Redewendung: „vor diesem Hintergrund“? Als Beispiel:

Vor diesem Hintergrund habe ich das Thema Deutsch gewaehlt.

Sagt man nicht: „aus diesem Grund“?

Vielen Dank für Ihre Hilfe

Antwort:

Sehr geehrte Frau B.,

Den Ausdruck „vor diesem Hintergrund“ gibt es im Deutschen. Er leitet die Angabe von Umständen oder Bedingungen im Zusammenhang mit einem Geschehen oder einer Situation ein. Zum Beispiel:

„Der Roman spielt vor dem Hintergrund der Französischen Revolution.“
„Die hier gezeigten Lebensverhältnisse waren extrem schwierig. Erst vor diesem Hintergrund können seine Zivilcourage und Menschlichkeit angemessen gewürdigt werden.“

Der Ausdruck unterscheidet sich also vom Ausdruck „aus diesem Grund“ (= „deshalb“), der die Angabe einer direkten Ursache für ein Geschehen oder das Entstehen einer Situation einleitet. Es gibt Sätze, in denen man sowohl „vor diesem Hintergrund“ als auch „aus diesem Grund“ verwenden kann. Mit dem ersten Ausdruck gibt man eher einen Umstand an, mit dem zweiten eher eine direkte Ursache. Zum Beispiel:

„Die Wirtschaftslage verschlechtert. Vor diesem Hintergrund / aus diesem Grund ist die Diskussion über die Lohnentwicklung wichtiger denn je.“

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

letztendlich

Herr S. schickte uns diese Reaktion:

Das Wort „letztendlich“ gibt es in der deutschen Sprache nicht. Es gibt nur „letztlich“ und „endlich“, die das Gleiche bedeuten. „Letztendlich“ wäre also eine Tautologie. Bitte streichen Sie dieses Wort aus Ihrem Wörterbuch.

Antwort:

Sehr geehrter Herr S.,

leider können wir Ihnen nicht zustimmen, dass es „letztendlich“ im Deutschen nicht gibt. Es ist nur schon deshalb ein deutsches Wort, weil es sowohl in der geschriebenen als auch der gesprochenen Sprache sehr häufig verwendet wird.

Rein logisch könnte man argumentieren, dass „letzt-“ und „endlich“ die gleiche Bedeutung haben und deshalb nicht zusammen verwendet werden sollten. Wir Sprachbenutzer verhalten uns aber nicht immer ganz so logisch. Wir verwenden die Kombination „letztendlich“ absichtlich, um hervorzuheben, dass wir „ganz am Schluss“ meinen. Ähnliche Hervorhebungen sind „schließlich und endlich“, „letzten Endes“ oder eben „ganz am Schluss“. Solche nicht logischen Konstruktionen werden auch an anderer Stelle häufig zur Hervorhebung verwendet: so z.B. die Verwendung von „aller“ in „allerbeste“, obwohl rein logisch gesehen „beste“ bereits den höchsten Grad bezeichnet.

Darüber hinaus scheinen auch andere unserer Meinung zu sein: Auch andere Wörterbücher, worunter der Duden, führen das Wort „letztendlich“ auf und geben dabei nicht an, dass es falsch oder unschön sei. Wir werden dieses Wort also nicht aus unserem Wörterbuch streichen und hoffen, dass die obenstehenden Ausführungen erklären, weshalb wir Ihre Meinung nicht teilen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

an alle

Frau V. aus R. stellte uns die folgende Frage:

Wird im Ausdruck „Rundschreiben an Alle“ „Alle“ groß- oder kleingeschrieben? Ich würde es spontan großschreiben.

Antwort:

Sehr geehrte Frau V.,

Spontane Eingebungen sind oft die besten, aber in diesem Fall leider nicht. Die korrekte Schreibweise ist:

Rundschreiben an alle

Gemäß der offiziellen Rechtschreibregeln werden Pronomen wie „alle“, „jeder“, „mancher“, „keiner“ auch dann kleingeschrieben, wenn sie als Stellvertreter eines Substantivs verwendet werden. Das Pronomen „alle“ muss also auch in ihrem Beispiel kleingeschrieben werden. Sehen Sie hierzu die entsprechende Rechtschreibregel.

Tipp: Schreiben Sie „alle“, „alles“, „allem“, „allen“, „aller“ immer klein, außer neu in der Redewendung „sein Ein und Alles„.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp

„gern“ und „gerne“

Frage:

Einen wunderschönen guten Tag!

Ich habe bezugnehmend auf das kleine Adverb „gerne“, eine Frage.

Gibt es nun dieses Wort oder nicht? Wir sind hier mächtig am Diskutieren, denn man sagt doch, es heißt nicht „gerne“, sondern immer nur gern“!

Nun fanden wir aber auf Ihrer Website dieses Wort.

Für Ihre Mühe möchte ich mich schon jetzt bedanken.

Antwort:

Sehr geehrter Herr S.,

Ihre Frage würde ich am liebsten so beantworten: Wenn Sie ein Wort im Wörterbuch von Canoonet finden, dann gibt es das Wort auch. Wir nehmen keine nicht bestehenden Wörter auf. Ganz so einfach darf ich es mir aber natürlich nicht machen.

Eine besser begründete Antwort ist:

  • „gerne“ steht auch in anderen Wörterbüchern (z.B. des Duden-Verlags) ohne Bedeutungsunterschied neben „gern“.
  • Bei einer Internet-Suchabfrage mit Google werden sowohl für „gern“ als auch für „gerne“ sehr viele Fundstellen angezeigt.
  • Meine Kolleginnen und Kollegen (und auch ich) kennen alle das Wort.

Daraus ist zu schließen, dass das Wort „gerne“ eine gebräuchliche Variante von „gern“ ist.

Die Aussage „Es heißt nicht gerne, sondern immer nur gern“ ist mir übrigens unbekannt. Ich sehe auch stilistisch keinen Grund, weshalb man nicht auch „gerne“ verwenden sollte.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Laufen wie die Hasen

Frage eines Canoonet-Benutzers:

Ich hab mal eine ganz einfache Frage: Es geht um folgende Schreibweisen bzw. die Setzung des Kommas.

Sie laufen wie die Hasen.

In diesem Fall gibt es kein Komma bzw. es fällt weg. Es gibt auch folgende Schreibeweisen:

Sie sind gelaufen, wie die Hasen.
Sie sind wie die Hasen gelaufen.

Kann der erste Satz auch ohne Komma geschrieben werden (Sie sind gelaufen wie die Hasen)? Aber „wie die Hasen“ kann dann nicht an letzter Stelle stehen, weil das Verb die letzte Position (wie bei Satz 2) einnehmen muss, oder?

Antwort:

Sehr geehrter Herr K.,

wenn jemand sagt, es sei nur eine ganz einfache Frage, werde ich beinahe ein bisschen nervös. Die Antwort auf „einfache“ Sprachfragen ist nämlich oft ziemlich kompliziert. Zum Glück ist dies dank unserer Grammatikseiten bei dieser Frage weniger der Fall.

Richtig ist nur die Schreibweise ohne Komma:

Sie laufen wie die Hasen.
Sie sind wie die Hasen gelaufen.
Sie sind gelaufen wie die Hasen.

Bei Vergleichen mit „als“ und „wie“ steht nur dann ein Komma, wenn „als“ oder „wie“ einen Nebensatz einleiten. Siehe Rechtschreibregel.

Im dritten Beispielsatz steht „wie die Hasen“ am Schluss des Satzes, obwohl nach einer Grundregel der deutschen Satzstellung das Partizip „gelaufen“ den Satz abschließen müsste. Eine solche Satzstellung ist aber dennoch korrekt. Mit „als“ oder „wie“ eingeleitete Satzteile stehen in Vergleichssätzen sehr oft an letzter Stelle. Siehe hierzu:

Vergleiche mit „als“ und „wie“ im Nachfeld
und allgemeiner:
Die Besetzung des Nachfeldes.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Canoonet-Daten

Frau M. stellt die Frage, woher Canoonet eigentlich die Daten hat, die es in den Sprachdiensten anbietet. Hier die Antwort:

Sehr geehrte Frau M.

Der Online-Sprachservice Canoonet wird durch die WMTrans-Produkte der Firma Canoo Engineering AG ermöglicht. Er entstand in Kooperation zwischen Mitarbeitern
der Universität Basel, der Vrije Universiteit Amsterdam, des IDSIA Lugano und der Canoo Engineering AG.

Die Canoo-Wörterbücher bauen auf verschiedenen elektronischen und traditionellen Wörtersammlungen auf, die durch weitere Quellen ergänzt wurden und werden. Jeder Eintrag ist durch unser Lexikographenteam einzeln in die Datenbank aufgenommen worden, wo nötig nach Prüfung mit Hilfe von anderen Wörterverzeichnissen und Webbrowsern.

Die Angaben zur Rechtschreibung im Rechtschreibwörterbuch und in den Rechtschreibregeln basieren auf den amtlichen Regeln und der dazugehörigen Wörterliste in der neuesten Fassung von 2006 (siehe Amtliches Regelwerk in Canoonet). In Fällen, die nicht eindeutig durch die amtlichen Regeln & Wörterverzeichnis bestimmt sind, schlagen wir in Abstimmung mit den Angaben in anderen Rechtschreibwörterbüchern (z.B. Wahrig und Duden) Schreibungen vor, die möglichst analog zu den amtlichen Regeln sind.

Die Wortgrammatik und die Satzgrammatik basieren auf bestehenden traditionellen Grammatiken sowie auf verschiedenen Publikationen zu spezifischen Grammatikphänomenen.

Die Angaben des Bedeutungswörterbuches durften wir von der Universität Tübingen übernehmen.

Wir hoffen, dass wir Sie hiermit ausreichend informiert haben und dass Sie unseren Sprachseiten auch weiterhin Ihr Vertrauen entgegenbringen werden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Biertrinken

Die folgende Frage wurde uns letzthin gestellt:

Was ist orthografisch korrekt?

Er wurde zum Biertrinken gezwungen.
Er wurde zum Bier Trinken gezwungen.

Wie lautet die Regel?

Anwort:

Sehr geehrte Frau H.,

sowohl nach der alten als auch der reformierten Rechtschreibung schreibt man richtig:

Er wurde zum Biertrinken gezwungen.

Eine aus zwei Teilen bestehende Infintivgruppe („Bier trinken“), die als Nomen verwendet wird, schreibt man zusammen: „das Biertrinken“. Sehen Sie hierzu auch unseren Rechtschreibseiten auf Canoonet.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Canoonet als Buch

Frau H. lernt Deutsch und fragt, ob es die Canoonet-Grammatik auch in Buchform gebe. Sie habe leider nicht immer Zugang zum Internet.

Antwort:

Sehr geehrte Frau H.,

Unsere Grammatik des Deutschen wurde als Online-Grammatik geplant und ausgeführt. Sie enthält zum Beispiel viele Verweise und Suchmöglichkeiten, die in einem Buch nicht in dieser Weise dargestellt werden können. Für eine gedruckte Version der Grammatik müssten wir vieles neu aufarbeiten und anders beschreiben. Zurzeit ist es uns nicht möglich, diesen Aufwand zu betreiben, sodass wir Ihnen leider auch in näherer Zukunft kein Canoo-Grammatikbuch anbieten können.

Wir hoffen, dass Sie trotzdem die Möglichkeit haben, unsere Grammatik wenn nötig zu benutzen, und wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg beim Deutschlernen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Verlospreis oder Verlosepreis?

Sehr geehrte Frau L.,

Sie stellten die Frage, welche der beiden Formen ‚Verlospreis‘ / ‚Verlosepreis‘ richtig sei. Da dieses Wort in keinem Wörterbuch und keiner „offiziellen“ Wörterliste zu finden ist, können wir Ihnen leider keine eindeutige Antwort geben.

Als allgemeine Faustregel für solche Fälle gilt, dass man neue Wörter dieser Art gleich bildet, wie bestehende Wörter, die das gleiche Erstelement haben. Das Erstelement ist in diesem Fall „verlosen“. Leider sind in den Wörterbüchern auch keine anderen zusammengesetzten Wörter zu finden, die mit „verlosen“ gebildet wurden.

Die Grammatiken sagen, dass nach einem stimmhaften s ein e stehen kann. Siehe z.B. bei Canoonet. Die Grammatik hilft uns hier also auch nicht weiter.

Wir haben es somit mit einem Wort zu tun, das weder in Wörterbüchern noch in der Grammatik festgelegt ist. Somit dürfen Sie als Benutzerin des Wortes wählen, welche Variante sie benutzen wollen.

Ganz neu scheint das Wort allerdings nicht zu sein. Mit der Suchmaschine Google habe ich ein paar wenige Web-Seiten gefunden, in denen das Wort ‚Verlosepreis‘ resp. ‚Verlospreis‘ vorkommt. Sie können also in diesem Fall tatsächlich diejenige der beiden Formen wählen, die Ihnen besser gefällt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Case information with prepositions and verbs

Herr S. fragt, ob Canoonet nicht auch Informationen dazu angeben könnte, mit welchem Fall Präpositionen und Verben stehen.

Antwort:

Dear Mr. S,

we appreciate your interest in our language services and we thank you for the suggestion to add case information to prepositions and verbs.

The first type of information is already available on Canoonet. E.g.

Search for „gemäß“.

In the hitlist, under the header „Grammar“, you will see the following link:
„Preposition: Prepositions with dative“. See:
http://www.canoonet.eu/services/Controller?input=gem%E4%DF&MenuId=Search&service=canooNet〈=en

It leads you to this page where you find all the information on the case governed by „gemäß“ and other prepositions.

We have not integrated case information in the inflection view of individual prepositions because it requires usually more than a simple indication of one case.

Case information on verbs would certainly be very helpful, too. We intend to offer this information. Unfortunately, we will not be able to do so in the near future because our database contains about 17.500 verbs, most of which govern more than only one case or combination of cases.

Kind regards,

Dr. Bopp