Canoonet und Wikipedia

Hier der „Beweis“, dass Canool.net die Wünsche der Benutzer ernst nimmt. Herr A. machte die folgende Anregung:

Ihre Seite ist sehr gut und sehr hilfreich. Bin begeistert und froh ein solches Angebot kostenlos im Internet zu wissen. Ich hätte einen Vorschlag, Ihr Angebot abzurunden: Ein Link von gefundenen Worten zur Wikipedia-Suche fände ich manchmal ganz nützlich.

Wir haben Herrn A. um etwas Geduld bitten müssen, aber seit gestern ist es soweit: Bei den Links auf die verschiedenen Wörterbücher, die hinter einem Eintrag in der Resultatliste angezeigt werden, steht nun auch die Möglichkeit, einen direkten Suchauftrag in Wikipedia auszulösen. Siehe zum Beispiel Herzinfarkt oder etwas fröhlicher und bald schon wieder aktuell: Karneval. Klicken Sie auf den Link „Wikipedia?“. So starten Sie direkt eine Anfrage in Wikipedia.

In dieser Weise können Sie in einfachster Weise Hintergrundinformationen zu einem bestimmten Begriff suchen. Da Wikipedia eine ständig wachsende und sich verändernde Wissensquelle ist, ist eine feste Verlinkung der Einträge leider nicht möglich. Wir können deshalb nicht garantieren, dass bei jeder Abfrage ein Treffer gefunden wird. Es kann auch vorkommen, dass ein gefundener Wikipedia-Eintrag nicht genau zum Canoonet-Eintrag passt, von dem die Abfrage ausging. In den meisten Fällen wird das Ergebnis aber befriedigend sein.

Wir hoffen, dass wir in dieser Weise noch mehr Informationen zu unseren Wörterbucheinträgen erschließen können, aber auch dass durch die Verlinkung das Stöbern nach Wörtern und Begriffen auf dem Internet noch schneller und interessanter wird. In diesem Sinne: fröhliches Wörtersurfen!

„Tollpatsch“ und „toll“

Eine Frage zur Ableitung von Wörtern:

Die Rechtschreibreform hat die falsche Schreibung Tollpatsch (statt korrekt Tolpatsch) legalisiert und zur einzig gültigen Version erklärt. Das Wort kommt aber aus dem Magyarischen (talpas; s. „Wasserzieher“ u. andere Quellen) und hat mit dem deutschen toll nichts zu tun, weder sprachgeschichtlich noch der Bedeutung nach. Der Vermerk „abgeleitet von toll“ in canoonet ist deshalb falsch (allenfalls hätten Sie das Wort „volksetymologisch“ einfügen müssen.).

Antwort:

Sehr geehrter Herr P.,

wir danken Ihnen für Ihren Beitrag. Es ist uns bekannt, dass Tollpatsch etymologisch gesehen nicht mit toll verwandt ist. Dies gilt zum Beispiel ebenso für belämmert, das nicht auf Lamm sondern auf das mittelniederdeutsche Verb belemmern (hindern, hemmen, beschädigen) zurückgeht.

Es ist uns ebenfalls bekannt – und wir verstehen auch sehr gut –, dass Neuschreibungen wie Tollpatsch und belämmern Etymologen und anderen an der Wortgeschichte Interessierten gar nicht gefallen. Wir bieten aber nicht ein historisch-etymologisches Wörterbuch an, sondern versuchen für den durchschnittlichen Sprachgebraucher in der Gegenwartssprache geltende Wortverwandtschaften aufzuzeigen. Wenn die Reform dem modernen Sprachempfinden folgend Tollpatsch dem Adjektiv toll beiordnet, folgen wir dieser gegenwartssprachlichen Sichtweise. Das Gleiche tun wir beim Wort belämmert, das wir in der Wortbildung neben Lamm stellen. Siehe Wortbildung von belämmert.

Ich muss allerdings zugeben, dass wir in diesem Bereich nicht ganz konsequent den Interpretationen der Reform folgen. Das Wort Quäntchen leiten wir immer noch von Quent und nicht von Quantum ab, weil das Wort Quent (= altes deutsches Handelsgewicht) zwar selten ist, aber in den meisten Wörterbüchern der modernen deutschen Sprache immer noch aufgeführt wird.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Verbformen mit „sein“, Aktiv oder Passiv?

Auch Grammatikfragen werden an Canoonet gestellt:

Wir sitzen derzeit über der Frage: was ist der Unterschied zwischen Aktiv und Zustandspassiv; es war passiert, es war besetzt, er war angekommen, er war überzeugt, es war eingezäumt. Welche Erkennungsmerkmale gibt es?

Für einen Hinweis wären wir dankbar!!

Antwort:

Sehr geehrte Frau B.,

Der wichtigste Unterschied liegt in der Bedeutung. Beim Aktiv tut/tat jemand etwas, geschieht/geschah etwas. Mit dem Zustandspassiv wird das Resultat einer Handlung oder eines Geschehens ausgedrückt. Siehe in Canoonet Aktiv und Passiv, Bedeutung.

Dieser Unterschied ist aber offenbar nicht immer ganz so einfach ersichtlich, vor allem dann nicht, wenn man Vergangenheitsformen verwendet. Deshalb hier ein paar formale Faustregeln:

Im Wörterbuch steht, mit welchem Hilfsverb ein Verb die Formen der Vergangenheit bildet. Wenn ein Verb, das die Vergangenheit mit haben bildet, mit dem Hilfsverb sein steht, handelt es sich in der Regel um ein Zustandspassiv:

besetzen, Hilsverb haben:
er hat die Stadt besetzt = Aktiv, Vorgegenwart
die Stadt ist besetzt = Zustandspassiv, Gegenwart

Verben, die die Vergangenheit mit sein bilden, können kein Zustandspassiv haben. Wenn ein solches Verb mit sein steht, handelt es sich somit um das Aktiv:

passieren, Hilfsverb sein:
es ist passiert = Aktiv, Vorgegenwart

Ein Zustandspassiv (sein-Passiv) kann in ein Vorgangspassiv (werden-Passiv) oder ein Aktiv mit man umgewandelt werden:

es war besetzt – es wurde besetztman besetzte es
er ist überzeugt – er wird überzeugtman überzeugt ihn

Bei einer mit sein gebildeten Form des Aktivs, ist dies nicht möglich:

es war passiert NICHT: es wurde passiert NICHT: man passierte es
er ist angekommen NICHT: er wird angekommen NICHT: man kommt ihn an

Weitere Informationen hierzu finden Sie in Canoonet unter Zustandspassiv und andere Konstruktionen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

vor diesem Hintergrund

Eine Frage von Frau B:

Ich habe eine Frage bezueglich der deutschen Grammatik: Gibt es die Redewendung: „vor diesem Hintergrund“? Als Beispiel:

Vor diesem Hintergrund habe ich das Thema Deutsch gewaehlt.

Sagt man nicht: „aus diesem Grund“?

Vielen Dank für Ihre Hilfe

Antwort:

Sehr geehrte Frau B.,

Den Ausdruck „vor diesem Hintergrund“ gibt es im Deutschen. Er leitet die Angabe von Umständen oder Bedingungen im Zusammenhang mit einem Geschehen oder einer Situation ein. Zum Beispiel:

„Der Roman spielt vor dem Hintergrund der Französischen Revolution.“
„Die hier gezeigten Lebensverhältnisse waren extrem schwierig. Erst vor diesem Hintergrund können seine Zivilcourage und Menschlichkeit angemessen gewürdigt werden.“

Der Ausdruck unterscheidet sich also vom Ausdruck „aus diesem Grund“ (= „deshalb“), der die Angabe einer direkten Ursache für ein Geschehen oder das Entstehen einer Situation einleitet. Es gibt Sätze, in denen man sowohl „vor diesem Hintergrund“ als auch „aus diesem Grund“ verwenden kann. Mit dem ersten Ausdruck gibt man eher einen Umstand an, mit dem zweiten eher eine direkte Ursache. Zum Beispiel:

„Die Wirtschaftslage verschlechtert. Vor diesem Hintergrund / aus diesem Grund ist die Diskussion über die Lohnentwicklung wichtiger denn je.“

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

letztendlich

Herr S. schickte uns diese Reaktion:

Das Wort „letztendlich“ gibt es in der deutschen Sprache nicht. Es gibt nur „letztlich“ und „endlich“, die das Gleiche bedeuten. „Letztendlich“ wäre also eine Tautologie. Bitte streichen Sie dieses Wort aus Ihrem Wörterbuch.

Antwort:

Sehr geehrter Herr S.,

leider können wir Ihnen nicht zustimmen, dass es „letztendlich“ im Deutschen nicht gibt. Es ist nur schon deshalb ein deutsches Wort, weil es sowohl in der geschriebenen als auch der gesprochenen Sprache sehr häufig verwendet wird.

Rein logisch könnte man argumentieren, dass „letzt-“ und „endlich“ die gleiche Bedeutung haben und deshalb nicht zusammen verwendet werden sollten. Wir Sprachbenutzer verhalten uns aber nicht immer ganz so logisch. Wir verwenden die Kombination „letztendlich“ absichtlich, um hervorzuheben, dass wir „ganz am Schluss“ meinen. Ähnliche Hervorhebungen sind „schließlich und endlich“, „letzten Endes“ oder eben „ganz am Schluss“. Solche nicht logischen Konstruktionen werden auch an anderer Stelle häufig zur Hervorhebung verwendet: so z.B. die Verwendung von „aller“ in „allerbeste“, obwohl rein logisch gesehen „beste“ bereits den höchsten Grad bezeichnet.

Darüber hinaus scheinen auch andere unserer Meinung zu sein: Auch andere Wörterbücher, worunter der Duden, führen das Wort „letztendlich“ auf und geben dabei nicht an, dass es falsch oder unschön sei. Wir werden dieses Wort also nicht aus unserem Wörterbuch streichen und hoffen, dass die obenstehenden Ausführungen erklären, weshalb wir Ihre Meinung nicht teilen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

an alle

Frau V. aus R. stellte uns die folgende Frage:

Wird im Ausdruck „Rundschreiben an Alle“ „Alle“ groß- oder kleingeschrieben? Ich würde es spontan großschreiben.

Antwort:

Sehr geehrte Frau V.,

Spontane Eingebungen sind oft die besten, aber in diesem Fall leider nicht. Die korrekte Schreibweise ist:

Rundschreiben an alle

Gemäß der offiziellen Rechtschreibregeln werden Pronomen wie „alle“, „jeder“, „mancher“, „keiner“ auch dann kleingeschrieben, wenn sie als Stellvertreter eines Substantivs verwendet werden. Das Pronomen „alle“ muss also auch in ihrem Beispiel kleingeschrieben werden. Sehen Sie hierzu die entsprechende Rechtschreibregel.

Tipp: Schreiben Sie „alle“, „alles“, „allem“, „allen“, „aller“ immer klein, außer neu in der Redewendung „sein Ein und Alles„.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp

„gern“ und „gerne“

Frage:

Einen wunderschönen guten Tag!

Ich habe bezugnehmend auf das kleine Adverb „gerne“, eine Frage.

Gibt es nun dieses Wort oder nicht? Wir sind hier mächtig am Diskutieren, denn man sagt doch, es heißt nicht „gerne“, sondern immer nur gern“!

Nun fanden wir aber auf Ihrer Website dieses Wort.

Für Ihre Mühe möchte ich mich schon jetzt bedanken.

Antwort:

Sehr geehrter Herr S.,

Ihre Frage würde ich am liebsten so beantworten: Wenn Sie ein Wort im Wörterbuch von Canoonet finden, dann gibt es das Wort auch. Wir nehmen keine nicht bestehenden Wörter auf. Ganz so einfach darf ich es mir aber natürlich nicht machen.

Eine besser begründete Antwort ist:

  • „gerne“ steht auch in anderen Wörterbüchern (z.B. des Duden-Verlags) ohne Bedeutungsunterschied neben „gern“.
  • Bei einer Internet-Suchabfrage mit Google werden sowohl für „gern“ als auch für „gerne“ sehr viele Fundstellen angezeigt.
  • Meine Kolleginnen und Kollegen (und auch ich) kennen alle das Wort.

Daraus ist zu schließen, dass das Wort „gerne“ eine gebräuchliche Variante von „gern“ ist.

Die Aussage „Es heißt nicht gerne, sondern immer nur gern“ ist mir übrigens unbekannt. Ich sehe auch stilistisch keinen Grund, weshalb man nicht auch „gerne“ verwenden sollte.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Laufen wie die Hasen

Frage eines Canoonet-Benutzers:

Ich hab mal eine ganz einfache Frage: Es geht um folgende Schreibweisen bzw. die Setzung des Kommas.

Sie laufen wie die Hasen.

In diesem Fall gibt es kein Komma bzw. es fällt weg. Es gibt auch folgende Schreibeweisen:

Sie sind gelaufen, wie die Hasen.
Sie sind wie die Hasen gelaufen.

Kann der erste Satz auch ohne Komma geschrieben werden (Sie sind gelaufen wie die Hasen)? Aber „wie die Hasen“ kann dann nicht an letzter Stelle stehen, weil das Verb die letzte Position (wie bei Satz 2) einnehmen muss, oder?

Antwort:

Sehr geehrter Herr K.,

wenn jemand sagt, es sei nur eine ganz einfache Frage, werde ich beinahe ein bisschen nervös. Die Antwort auf „einfache“ Sprachfragen ist nämlich oft ziemlich kompliziert. Zum Glück ist dies dank unserer Grammatikseiten bei dieser Frage weniger der Fall.

Richtig ist nur die Schreibweise ohne Komma:

Sie laufen wie die Hasen.
Sie sind wie die Hasen gelaufen.
Sie sind gelaufen wie die Hasen.

Bei Vergleichen mit „als“ und „wie“ steht nur dann ein Komma, wenn „als“ oder „wie“ einen Nebensatz einleiten. Siehe Rechtschreibregel.

Im dritten Beispielsatz steht „wie die Hasen“ am Schluss des Satzes, obwohl nach einer Grundregel der deutschen Satzstellung das Partizip „gelaufen“ den Satz abschließen müsste. Eine solche Satzstellung ist aber dennoch korrekt. Mit „als“ oder „wie“ eingeleitete Satzteile stehen in Vergleichssätzen sehr oft an letzter Stelle. Siehe hierzu:

Vergleiche mit „als“ und „wie“ im Nachfeld
und allgemeiner:
Die Besetzung des Nachfeldes.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Canoonet-Daten

Frau M. stellt die Frage, woher Canoonet eigentlich die Daten hat, die es in den Sprachdiensten anbietet. Hier die Antwort:

Sehr geehrte Frau M.

Der Online-Sprachservice Canoonet wird durch die WMTrans-Produkte der Firma Canoo Engineering AG ermöglicht. Er entstand in Kooperation zwischen Mitarbeitern
der Universität Basel, der Vrije Universiteit Amsterdam, des IDSIA Lugano und der Canoo Engineering AG.

Die Canoo-Wörterbücher bauen auf verschiedenen elektronischen und traditionellen Wörtersammlungen auf, die durch weitere Quellen ergänzt wurden und werden. Jeder Eintrag ist durch unser Lexikographenteam einzeln in die Datenbank aufgenommen worden, wo nötig nach Prüfung mit Hilfe von anderen Wörterverzeichnissen und Webbrowsern.

Die Angaben zur Rechtschreibung im Rechtschreibwörterbuch und in den Rechtschreibregeln basieren auf den amtlichen Regeln und der dazugehörigen Wörterliste in der neuesten Fassung von 2006 (siehe Amtliches Regelwerk in Canoonet). In Fällen, die nicht eindeutig durch die amtlichen Regeln & Wörterverzeichnis bestimmt sind, schlagen wir in Abstimmung mit den Angaben in anderen Rechtschreibwörterbüchern (z.B. Wahrig und Duden) Schreibungen vor, die möglichst analog zu den amtlichen Regeln sind.

Die Wortgrammatik und die Satzgrammatik basieren auf bestehenden traditionellen Grammatiken sowie auf verschiedenen Publikationen zu spezifischen Grammatikphänomenen.

Die Angaben des Bedeutungswörterbuches durften wir von der Universität Tübingen übernehmen.

Wir hoffen, dass wir Sie hiermit ausreichend informiert haben und dass Sie unseren Sprachseiten auch weiterhin Ihr Vertrauen entgegenbringen werden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Biertrinken

Die folgende Frage wurde uns letzthin gestellt:

Was ist orthografisch korrekt?

Er wurde zum Biertrinken gezwungen.
Er wurde zum Bier Trinken gezwungen.

Wie lautet die Regel?

Anwort:

Sehr geehrte Frau H.,

sowohl nach der alten als auch der reformierten Rechtschreibung schreibt man richtig:

Er wurde zum Biertrinken gezwungen.

Eine aus zwei Teilen bestehende Infintivgruppe („Bier trinken“), die als Nomen verwendet wird, schreibt man zusammen: „das Biertrinken“. Sehen Sie hierzu auch unseren Rechtschreibseiten auf Canoonet.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp