Eine Bemerkung eines Canoonet-Benutzers:
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich gestatte mir den Hinweis, daß auf Ihrer Seite
http://www.canoonet.eu/services/OnlineGrammar/Wort/Adverb/Komparation.html
sich in der Passage:
Einige Adjektivadverbien haben zusätzlich eine unflektierte Superlativform:
baldigst, höflichst, freundlichst, weitgehendst
eine wirkliche Scheußlichkeit verbirgt: Das letzte Beispiel („weitgehendst“)
ist „falscher Deutsch“, richtig ist bekanntlich das Wort „weitestgehend“.
Falls es für Sie von Interesse ist: In dem Buch „Schachmatt“ ist immer von
einer „dunkelhäutigeren Nation“ für die farbigen US-Amerikaner die Rede –
richtig wäre natürlich, von der „dunklerhäutigen Nation“ zu schreiben…
Antwort:
Sehr geehrter Herr P.,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Wir sind allerdings nicht damit einverstanden, dass „weitgehendst“ falsch sei. Wenn der Begriff als eine eigenständige Bedeutungseinheit aufgefasst wird, kann er wie ein „gewöhnliches“ Adjektiv gesteigert werden. Also
weitgehend, weitgehender, weitgehendst
neben:
weit gehend, weiter gehend, weitestgehend
Ähnliche, z.T. auch in Duden „Die deutsche Rechtschreibung“ aufgeführte Fälle sind:
weitreichend, weitreichender, am weitreichendsten
(neben: weiter reichend, am weitesten reichend)
schwerwiegend, schwerwiegender, am schwerwiegendsten
(neben: schwerer wiegend, schwerstwiegend/am schwersten wiegend)
Zu „dunkelhäutiger“: Das Wort „dunkelhäutig“ kann als eigenständiger Begriff mit eigener Bedeutung aufgefasst werden (z.B. wenn es um dunkle Haut als Gradmesser der ethnischen Herkunft geht). Dann kann der Gesamtbegriff gesteigert werden. Also: „dunkelhäutiger“ und „dunkelhäutigste“.
Formen wie „weitreichendste“ und „dunkelhäutiger“ mögen für Sie Verstöße gegen die Logik und deshalb nicht korrekt sein, nach unserer Meinung, gemäß den Angaben in anderen Wörterbüchern und dem allgemeinen deutschen Sprachgebrauch sind sie aber nicht falsch. Wir teilen auch nicht Ihre Meinung, dass es sich hierbei um stilistische „Scheußlichkeiten“ handelt. Diese Formen sind vielmehr ein Indiz dafür, dass sich die lebendige Sprache nicht immer an die strengen Regeln der Logik hält.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp