Die Frage nach als und wie in Vergleichen ist ein Dauerbrenner in vielen Diskussionen rund um den korrekten Sprachgebrauch. „Bei Gleichheit wie, bei Ungleichheit als“, lautet die allgemeine Regel:
gleich groß wie
größer als
Die Formulierung größer wie wird im Allgemeinen als falsch oder zumindest als nur umgangssprachlich bezeichnet. Sie kommt allerdings so häufig vor, dass ich mich schon lange frage, ob man diese Regel nicht einmal etwas lockerer nehmen könnte. Doch darum geht es hier heute nicht. Die maßgeblichen deutschsprachigen Geister (wer immer das sein mag) sind noch lange nicht so weit. Man sollte deshalb in der Standardsprache als und wie noch schön säuberlich voneinander trennen.
Doch wie ist es genau im folgenden Fall?
Frage
Die Aufgabe lautet:
Die Vorbereitungen halte ich für nicht minder wichtig … die eigentliche Arbeit.
Auf dem Lösungsblatt steht „wie“. Da es sich um einen verneinten ungleichen Vergleich handelt, bin ich aber für „als“. Was meinen Sie?
Antwort
Sehr geehrte Frau K.,
Sie haben recht. Im heutigen Standarddeutsch sollte hier als stehen. Mit nicht minder wird auf der Bedeutungsebene zwar eine Art Gleichheit ausgedrückt, die eigentliche Konstruktion ist aber, wie Sie richtig sagen, ein verneinter ungleicher Vergleich. Bei Ungleichheit steht in Vergleichen als.
Die Vorbereitungen halte ich für minder wichtig als die eigentliche Arbeit.
Verneint:
Die Vorbereitungen halte ich für nicht minder wichtig als die eigentliche Arbeit.
Dass die Verneinung hier keinen Einfluss auf die Wahl von als oder wie hat, zeigen auch die folgenden Beispiele:
– Sie sind besser als wir.
– Nein, sie sind nicht besser als wir.
– Mit dem Zug ist man weniger schnell als mit dem Auto.
– Nein, mit dem Zug ist man nicht weniger schnell als mit dem Auto.
Kurz zusammengefasst: Bei verneinter Ungleichheit steht in Vergleichen als. Komplizierter als das ist es nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp