Ferien

Dr. Bopp macht zwei Wochen Urlaub. So lange werde ich leider keine Ihrer brennenden und weniger akuten Fragen beantworten können. In der letzten Juniwoche bin ich aber wieder ganz der Ihre.

Das heißt natürlich nicht, dass Canoonet einfach stillliegt. Unser Team wird dafür sorgen, dass die Sprachdienste wie immer vierundzwanzig Stunden am Tag online verfügbar sind. Ich habe auch munkeln hören, dass Canoonet vielleicht sogar schon in ein paar Tagen mit ein, zwei Neuigkeiten aufwarten kann.

jeden Freitag

Frage

Letztens bin ich über folgende Frage gestolpert:

Warum heißt es : „jeden Freitag gehe ich …“? Warum wird das Pronomen im Akkusativ benutzt? Gibt es dazu eine Regel oder Gesetzmäßigkeit?

Antwort

Sehr geehrte Frau J.,

die Wortgruppe jeden Freitag in Ihrem Beispiel steht tatsächlich im Akkusativ. Das kommt im Deutschen häufiger vor und heißt dann ein Adverbialakkusativ oder adverbialer Akkusativ.

Dieser Akkusativ wird u.a. bei Zeitangaben verwendet, nach denen mit wann oder wie lange gefragt werden kann und die nicht von einer Präposition (z.B. an, in) eingeleitet werden. Beispiele:

Ich fahre jeden Morgen/Tag/Freitag/Sommer in die Stadt.
Ich habe den ganzen Abend/Tag/Sommer gearbeitet.
Wir haben einen Tag/Monat warten müssen.

Andere Adverbialakkusative finden Sie bei Angaben wie den folgenden:

Er hat den Rucksack den ganzen Weg getragen.
Wir sind einen Kilometer gegangen.
Die Temperatur ist zehn Grad höher als gestern.

Siehe hierzu auch die Seiten Adverbialbestimmung und Akkusativ in der Canoonet-Grammatik.

Etwas Vergleichbares ist der adverbiale Genitiv bei unbestimmten Zeitangaben:

Du wirst es eines Tages verstehen.
Eines schönen Morgens wachte ich auf und …

Andere Beispiele für den Adverbialgenitiv:

Wir waren bester Stimmung.
Sie kam gemessenen Schrittes auf uns zu.
Unseres Erachtens muss das Haus abgebrochen werden.

Zur Unterscheidung zwischen diesen Adverbialbestimmungen und dem Akkusativobjekt resp. Genitivobjekt siehe diese Grammatikseite.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Trennbare Verben

Eine Frage, die immer wieder einmal auftaucht und deren Beantwortung den meisten Muttersprachigen einiges Kopfzerbrechen bereiten kann:

Frage

In Singapur hatte ich eine interessante Diskussion mit einer Deutschstudentin. Ich konnte ihr leider nicht erklären, warum Verben teilweise im Satzbau getrennt werden (als Native-Speaker man macht es ja intuitiv richtig). Z.B. abfahren: Heute fährt Sven um 15 Uhr ab. Oder einkehren: Ich kehrte abends in eine Gastwirtschaft ein. Wie läßt sich dies grammatikalisch genau erklären und wie ist hier die Regel? Vielen Dank! G.

Antwort

Sehr geehrter Herr G.,

nicht nur in Singapur, sondern auch an anderen Orten wundern sich Anderssprachige über gewisse deutsche Verben. Es geht hier nämlich um die sogenannten trennbaren Verben. Wenn sie in einem Hauptsatz stehen, wird der erste Teil abgetrennt und ganz an den Schluss des Satzes gestellt:

abfahren: Heute fährt Sven um 15 Uhr ab.
einkehren: Ich kehrte abends in eine Gastwirtschaft ein.
herumtreiben: Er treibt sich wieder irgendwo herum.

Man erkennt die trennbaren Verben im Allgemeinen daran, dass sie auf dem ersten Teil betont sind:

abfahren
einkehren
herumtreiben

Untrennbare Verben werden auf dem Verbstamm betont:

verfahren: Heute verfährt Sven sich sicher wieder.
betreiben: Sie betreibt eine Gastwirtschaft.

Diese Unterscheidung kann ziemlich wichtig sein. Ein bekanntes Beispiel ist das folgende:

umfahren: Er umfährt den Polizisten.
umfahren: Er fährt den Polizisten um.

Damit ist aber noch nicht alles gesagt, denn die Trennung gilt nur in Hauptsätzen. In Nebensätzen bleiben auch die trennbaren Verben ungetrennt:

…, dass Sven heute um 15 Uhr abfährt.
…, als ich abends in eine Gastwirtschaft einkehrte.
…, wenn er sich wieder irgendwo herumtreibt.

…, obwohl Sven sich sicher wieder verfährt.
…, weil sie eine Gastwirtschaft betreibt.

Das zwingt uns manchmal (aber wirklich nur ganz selten), einen Satz in der geschriebenen Form umzuformulieren, da es sonst zu ziemlich ernsten Missverständnissen kommen kann:

Es ist besser, wenn du den Polizisten umfährst.

Sie finden diese Informationen auch in unserer Grammatik: Trennbare Verben.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Canoonet-Grammatik

Es soll ja tatsächlich noch Leute geben, die die Deutschgrammatik von Canoonet nicht kennen! Auch diesen Menschen wollen wir unser Werk nicht weiter vorenthalten:

Frage:

Ist Canoonet eine allgemeine Grammatik oder nur ein Demo?

Antwort:

Die Grammatik von Canoonet ist eine umfassende Beschreibung der deutschen Sprache, die auf insgesamt über 2500 Seiten die meisten Aspekte der deutschen Grammatik umfasst. Sie ist in zwei Bereiche eingeteilt: die Wortgrammatik (mit separater Beschreibung der Wortbildung) und die Satzgrammatik.

Wortgrammatik
Wortbildung
Satzgrammatik

Hinweise zur Benutzung der Grammatik sind hier zu finden:

Wie benutzen Sie die Wortgrammatik
Wie benutzen Sie die Satzgrammatik

Und um es auch anderssprachigen am Deutschen Interessierten etwas einfacher zu machen: Es gibt unsere Deutschgrammatik auch in englischer Übersetzung:

Word Grammar
Word Formation
Sentence Grammar

How to use the Word Grammar
How to use the Sentence Grammar

Für weitere Fragen stehe ich natürlich wie immer gerne zur Verfügung.

Dr. Bopp

Nur nichts anmerken lassen!

Frage:

Ist folgende Formulierung korrekt:

Nur nichts anmerken lassen

oder brauchts das mir?

Mir nur nichts anmerken lassen

oder gar

Sich nur nichts anmerken lassen

Antwort:

Sehr geehrter Herr G.,

die Redewendung lautet sich etwas/nichts anmerken lassen. Standardsprachlich muss das Reflexivpronomen sich also genannt werden. Zum Beispiel:

Man darf sich nur nichts anmerken lassen.
Lass dir nur nicht anmerken!
Ich darf mir nichts anmerken lassen.
„Sich nur nichts anmerken lassen“ lautet die Devise der Powerfrauen.

Umgangssprachlich wird aber auch die Wendung Nur nichts anmerken lassen! ohne Reflexivpronomen verwendet. Zum Beispiel:

Aber jetzt hieß es: Nur nichts anmerken lassen und locker bleiben!
Nur nichts anmerken lassen! Sie könnten alles in den falschen Hals kriegen.

In diesem Sinne ist Ihr Beispielsatz also richtig formuliert. Er gehört aber zur gesprochenen Umgangssprache und sollte deshalb in der formelleren Standardsprache nicht verwendet werden. Es empfiehlt sich dann, stattdessen eine der obenstehenden standardsprachlichen Formulierungen zu verwenden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

gefolgt von

Frage:

Meine Deutschlehrerin erklärte 1975, dass die Formulierung „gefolgt von“ nicht korrekt sei. Heute wird diese Form jedoch immer häufiger gebraucht – und das nicht nur von Sportreportern, sondern auch z.B. im Feuilleton der NZZ oder in inhaltlich hochstehenden Referaten etc.

Die Violinistin aus A gewann den ersten Preis gefolgt von ihrer Kollegin aus B.
Die Feinstaubkonzentration in Neudorf ist sehr hoch, gefolgt von der in Altdorf.

Falls das korrekt wäre, müsste doch auch gelten: Ich werde von meinem Kind gefolgt. Oder nicht? Was meinen Sie dazu?

Antwort:

Sehr geehrte Frau F.,

Sie stellen eine Frage, die mir einiges Kopfzerbrechen bereitet hat. Damit Sie dies nicht als Vorwurf auffassen, sei Folgendes gleich hinzugefügt: Solche Fragen habe ich eigentlich am liebsten.

GEFOLGT VON

Den Ausdruck gefolgt von finde ich korrekt. Er steht zum Beispiel auch in den Beispielsätzen in Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache:

Gefolgt von verschiedenen Würdenträgern, betrat er den Saal

Er hat vor allem die Bedeutung begleitet von. Im modernen Sprachgebrauch wird gefolgt von immer mehr auch in einem weiteren Sinne gebraucht; so zum Beispiel auch in Ihren Beispielsätzen. Ich bin geneigt, diese Verwendung auch als korrekt anzuschauen (ich bin eben nicht so ein strenger Grammatiker). Der Ausdruck gefolgt von hat sich gewissermaßen vom Verb folgen gelöst und die die Funktion einer eigenständigen Präposition erhalten.

GEFOLGT WERDEN VON

Erstaunlicher fand ich, dass auch immer mehr die Wendung gefolgt werden von verwendet wird. Zum Beispiel:

Jeder Zahlenwert wird gefolgt von einer Erläuterung.
Die Wiederbelebung der Wirtschaft wurde gefolgt von einer politischen Wiederbelebung.

Diese Formen erachte ich als falsch, auch wenn sie relativ häufig vorzukommen scheinen. Es handelt sich um eine Passivkonstruktion, die ein Verb jemanden folgen voraussetzt. Im Deutschen heißt es aber jemandem folgen. Die richtige Formulierung wäre also:

Jedem Zahlenwert folgt eine Erläuterung.
Der Wiederbelebung der Wirtschaft folgte eine politische Wiederbelebung.

Woher diese Form gefolgt werden von kommt, kann ich leider nicht erklären. Dafür wären genauere Untersuchungen notwendig. Vielleicht wird sie in Analogie mit Verben wie begleiten (begleitet werden von) gebildet. Ebenfalls möglich sind Einflüsse von etwas zu wörtlichen Übersetzungen aus dem Englischen oder Französischen, wo solche Passivsätze korrekt sind: to be followed by resp. être suivi par. Aber dies sind natürlich nur einige unfundierte „Schnellschüsse“.

Es kann sein, dass auch die Passivkonstruktion gefolgt werden von einmal korrektes Deutsch sein wird. Vorläufig würde ich Sie aber im Standarddeutschen nicht verwenden. Ich halte deshalb Ihren Beispielsatz Ich werde von meinem Kind gefolgt für nicht korrekt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Altersgelder

Frage:

Ich habe eine kurze Frage. Auf Ihrer Internetseite fand ich den Hinweis, daß es für das Wort Altersgeld eine Pluralform gibt. Im Duden hingegen steht: Altersgeld = ohne Plural.

Wann kann man die Pluralform von Altersgeld bilden?

Antwort:

Sehr geehrter Herr K.,

gerne beantworte ich die Frage zu den Pluralformen von Altersgeld. Da unsere Angaben hier von den Angaben im Duden abweichen, versuche ich dies relativ ausführlich zu tun.

Die Pluralform Altersgelder ist relativ selten, wird aber in der Gesetzgebung und z.B. auch in der Versicherungsbranche verwendet. Zum Beispiel:

http://bundesrecht.juris.de/rag_18/
http://www.swisslife.com/slcom/de/home/gruppe/tradition/insurance.html

Als individuelle Person hat man Recht auf Altersgeld, kann man Altersgeld anfragen oder Altersgeld beziehen. In diesem Sinne hat das Wort keine Mehrzahl. Wenn es aber allgemein um die Gelder (!) geht, die für die Ausbezahlung des Altersgeldes bestimmt sind und/oder die an bestimmte Gruppen der Bevölkerung ausbezahlt werden, kann auch von den Altersgeldern gesprochen werden. In ähnlichem Sinne werden z.B. auch die Pluralformen Gelder, Spargelder, Witwengelder und Waisengelder verwendet. Sie können den Gebrauch der Pluralformen auch mit dem Wort Altersrente vergleichen, das in ganz ähnlicher Weise sowohl im Singular als auch im Plural (Altersrenten) verwendet wird.

Im Duden steht die Angabe „ohne Plural“ wahrscheinlich deshalb, weil die Dudendefinition des Wortes Altersgeld nur die erste Bedeutung des Wortes (an eine Einzelperson ausbezahlte/auszubezahlende Rente) umfasst.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

siebenhundertachtzigtausend, 780 000, 780-tausend

Frage:

Bei der Korrektur von Studententexten (Deutsch als Fremdsprache) ist mir aufgefallen, dass diese wohl in Analogie zu 3,5 Millionen auch 780 Tausend schreiben. Laut Duden werden Zahlwörter unter einer Million klein geschrieben, jedoch wird auch Zusammenschreibung angegeben: einhunderttausend. Mir scheint es jedoch logisch, bei großen Zahlen das Zahlwort auszuschreiben. Wie schreibt man dann jedoch das nachfolgende Tausend?

Ich würde 780 tausend schreiben, bin mir aber nicht sicher. 780tausend oder 780-tausend ginge auch, da man das Zahlwort als Wort zusammenschreiben würde? Oder ginge auch die Großschreibung, wie im Internet oft gefunden: 780 Tausend (ca. 30 Tausend mal!)?

Antwort:

Sehr geehrte Frau B.

hier zeigt sich wieder einmal, dass nicht alles, was man auf dem Internet findet, auch richtig ist. Die Schreibweise 780 Tausend (wie übrigens auch 30 Tausend mal) ist nämlich nicht korrekt. Es ist nicht einfach, Informationen zu dieser Frage zu finden, weil Ihre Studenten eine nach den Rechtschreibregeln zumindest ungebräuchliche Mischform von Ziffern und Buchstaben verwenden. Ich möchte deshalb die verschiedenen Möglichkeiten kurz erläutern:

  • Schreibung in Worten: siebenhundertachtzigtausend
    Im Allgemeinen gilt tatsächlich, dass Zahlwörter unter einer Million klein- und zusammengeschrieben werden. Siehe Rechtschreibregel.
  • Schreibung in Ziffern: 780 000
    Größere, unübersichtliche Zahlen können auch in nicht wissenschaftlichen Texten in Ziffern geschrieben werden. Siehe hierzu einen früheren Beitrag in unserem Blog. Im Gegensatz zum angelsächsischen Gebrauch werden dabei zur Gliederung der Ziffergruppen üblicherweise keine Kommas, sondern Zwischenräume (Computer: geschützte Leerzeichen, oder auf gut „Neudeutsch“: non-breaking spaces) verwendet: 780 000 (nicht 780,000).
  • „Gemischte“ Schreibung: ungebräuchlich
    Außer bei Zahlen über einer Million (z.B. 3,5 Millionen, 275 Milliarden) ist es nach den Rechtschreibregeln ungebräuchlich, gleichzeitig Ziffern und Zahlen zu verwenden. Falls man es trotzdem tut, müsste das Zahlwort mit einem Bindestrich und kleingeschrieben werden: z.B. 780-tausend Euro. Vgl. Rechtschreibregel.

Zusammenfassend würde ich Ihnen empfehlen, den Studenten die Wahl zwischen
siebenhundertachtzigtausend und 780 000 zu lassen. Von der „gemischten“
Schreibung 780-tausend würde ich abraten, da sie nach den Rechtschreibregeln ungebräuchlich ist (und in meinen Augen stilistisch unschön – aber das ist wieder eine ganz andere Frage …)

Zu guter Letzt noch die korrekte Schreibung des zweiten Beispiels:
dreißigtausendmal / 30 000-mal oder bei besonderer Betonung
dreißigtausend Mal / 30 000 Mal.
Das ist ja schon fast zu viel der Auswahl!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Antwort auf verneinte Fragen

Wir hatten schon einmal eine Frage zur Antwort auf oder-Fragen. Hier nun eine ähnliches Problem, nämlich die Antwort auf eine verneinte Frage:

Frage

Ich liege im Clinch mit Schülern und Kollegen betreffs der Antwort auf verneinte Fragen.

In Ihrer Deutschen Grammatik habe ich (meiner Überzeugung entsprechend) gefunden, dass auf verneinte Fragen die Antwort zur Bestätigung nein lautet, die Antwort zur Verneinung doch. Ich hatte auch keine andere Auskunft erwartet, stehe allerdings mit diesem Regelverständnis bei Schülern und Kollegen weitgehend allein.
Allgemeiner Konsens scheint zu sein, dass man auf die verneinende Frage Hast du keinen Hunger? mit ja antwortet, wenn man tatsächlich keinen Hunger hat.

Antwort

Sehr geehrter Herr R.,

zu Ihrer Frage über die Antwortmöglichkeiten bei verneinten Fragen:

Unbestritten ist die Verwendung von doch wenn Widerspruch ausgedrückt werden soll.

Hast du keinen Hunger? – Doch (= Widerspruch: Ich habe Hunger)

Im Allgemeinen gilt, dass die bestätigende Antwort auf eine verneinte Frage nein ist:

Hast du keinen Hunger? – Nein (= Bestätigung: Ich haben keinen Hunger)

So steht es auch auf unseren Grammatikseiten und in anderen Grammatiken. In der Sprachrealität herrscht aber im letzteren Fall einige Verwirrung. Oft wird hier auch die Antwort ja verwendet:

Hast du keinen Hunger? – Ja (= Bestätigung: Ich haben keinen Hunger)

Hier könnten verschiedene Einflüsse eine Rolle spielen. Zum Beispiel:

  • Das Antwortmuster bei negativen Adjektiven, das sich vom Antwortmuster bei verneinten Sätzen unterscheidet:

Bist du unzufrieden? – Nein (= Widerspruch: Ich bin zufrieden)
Bist du unzufrieden? – Ja (= Bestätigung: Ich bin nicht zufrieden)

Bist du nicht zufrieden? – Doch (= Widerspruch: Ich bin zufrieden)
Bist du nicht zufrieden ? – Nein (= Bestätigung: Ich bin nicht zufrieden)

  • Das Antwortmuster bei Vergewisserungsfragen. Eine Vergewisserungsfrage ist keine eigentliche Frage, sondern eine Bitte um Bestätigung (nicht ist unbetont, gut ist betont):

Hab ich das nicht gùt gemacht? – Nein (= Widerspruch: Du hast das nicht gut gemacht)
Hab ich das nicht gùt gemacht? – Ja (= Bestätigung: Du hast das gut gemacht)

Es gäbe auch noch andere Erklärungsmöglichkeiten. Klar ist in diesem Zusammenhang nur, dass im Deutschen einige Verwirrung herrscht, welche Antwort man als bestätigende Antwort auf eine verneinte Frage geben soll. Nach der Grammatik des Standarddeutschen (und auch meinem Sprachgefühl) sollte man nein verwenden. Da aber viele Leute – wie Ihre Umfrage zeigt – auch ja verwenden, empfiehlt es sich, bei wichtigen Problemen eine verneinte Fragestellung zu vermeiden. Wenn die Frage schon gestellt ist, sollte man bei der Antwort mehr als nur nein oder ja zu sagen:

Hast du keinen Hunger? – Nein, ich habe keinen Hunger

oder, standardsprachlich weniger/nicht? akzeptiert:

Hast du keinen Hunger? – Ja, ich habe keinen Hunger

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp