Eine Frage, die im Internetformum „Deutsch als Fremdsprache“ diskutiert wurde, und zu der man mich um meine Meinung bat, beschäftigt sich damit, ob man im Deutschen Wer sind das? und Was sind das? sagen kann. Hier meine Antwort:
Auch mein Sprachgefühl sagt mir, dass die Fragen
Was sind das?
Wer sind das?
nicht korrekt formuliert sind. Ein Erklärungsversuch:
Die Fragewörter wer und was stehen im Prinzip mit dem Singular:
Wer wohnt dort?
Was geht hier vor?
Das ändert sich, wenn das Verb sein ist und ein Prädikativ im Plural folgt. Dann richtet sich das Verb nach dem Prädikativ:
Wer sind diese Leute?
Was sind Kaugummifrösche?
Bei den Konstruktionen
Was sind das, Adenome?
Adenome, was sind das?
Wer sind das, die anderen?
Diese Leute, wer sind das?
wird es schon schwieriger zu erklären, weshalb genau der Plural steht oder stehen darf. Auf jeden Fall ist das pluralische Element, für das das steht, explizit im Satz enthalten.
Letzteres scheint im Deutschen eine Bedingung zu sein, damit das Verb sein nach wer oder was im Plural stehen darf. Deshalb werden die isolierten Fragen
Wer sind das?
Was sind das?
nicht mehr als korrekt empfunden. Sowohl wer resp. was als auch das sind im Prinzip singularische Elemente und es steht kein anderes pluralisches Element im Satz, das eine Pluralform des Verbs unterstützen würde. Ein impliziter Verweis auf ein pluralisches Element außerhalb des Satzes scheint hier nicht auszureichen.
Sie haben recht, dass das sich auch auf nicht sächliche und nicht singularische Nomen beziehen kann. Aber auch hier gilt, dass dann das nicht sächliche oder nicht singularische Nomen explizit im Satz genannt wird. Vgl.
Das ist mein Wagen.
Das sind meine Kinder.
Dies ist auch keine knallharte Grammatikregel, wie wir sie normalerweise gerne hätten. Eine solche darf auch erst nach genauerer Untersuchung in größeren Textmengen formuliert werden. Ich hoffe aber trotzdem, dass die Antwort etwas deutlicher macht, weshalb das Sprachgefühl vieler hier offenbar keine Pluralform zulassen will.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp