Eintritt ins/im Museum

Frage

Unsere Firma hat eine Rabattkarte im Angebot. Die Besitzer dieser Karte stellen mir oft die Frage: Wo habe ich ermäßigten Eintritt?

Zwar weiß ich, dass es Eintritt ins heißen müsste, aber das Fragewort wo löst bei mir oftmals den Reflex aus, darauf mit z.B. im Museum zu antworten (im Sinne von: Wo existiert dieses Angebot?) Die grammatisch richtige Formulierung dieser Frage wäre also immer: Wohin habe ich ermäßigten Eintritt?

Antwort

Sehr geehrter Herr K.,

das Deutsche und seine Fälle, sie können einem das Leben ganz schön schwer machen – vor allem dann, wenn man (zu) lange darüber nachdenkt. In diesem Fall können Sie nämlich ganz einfach Ihrem “Reflex” folgen.

Wenn es ausschließlich um die Wortgruppe ermäßigter Eintritt ins Museum geht, ist die richtige Frage am ehesten welcher ermäßigte Eintritt? – der ermäßigte Eintritt ins Museum. In Ihrem Beispiel lautet die Frage aber: Wo habe ich ermäßigten Eintritt? Damit ist dann so etwas gemeint wie Wo gilt der ermäßigte Eintritt? oder Wo gibt es die Möglichkeit zum ermäßigten Eintritt? Die Antwort lautet dann – wie Ihr Sprachgefühl Ihnen ganz spontan eingibt – im Museum.

Je nach Formulierung der Frage und der Antwort können also sowohl ins Museum als auch im Museum richtig sein. Wenn wir den Satzbau betrachten, liegt der Unterschied darin, dass ins Museum den Satzgliedkern Eintritt erweitert (welcher ermäßigte Eintritt? der ermäßigte Eintritt wohin?), während im Museum ein eigenständiges Satzglied ist. Es ist eine Ortsbestimmung zum ganzen Satz (Wo gilt der ermäßigte Eintritt?). Den Unterschied kann man unter anderem daran sehen, dass das eigenständige Satzglied im Museum viel leichter selbstständig im Satz verschoben werden kann als die Satzgliederweiterung ins Museum, die im Prinzip immer direkt hinter freier Eintritt stehen muss:

Sie haben freien Eintritt im Museum.
Im Museum haben Sie freien Eintritt.
Sie haben im Museum freien Eintritt.

Sie haben freien Eintritt ins Museum.
Nicht: Ins Museum haben Sie freien Eintritt.
Nicht: Sie haben ins Museum freien Eintritt.

Vergleichen Sie hierzu die Grammatikseiten zu den Satzgliedern und zum Satzgliedbau.

Die Bedeutungen des Satzgliedes im Museum und der Satzgliederweiterung ins Museum sind nicht identisch, aber sie gleichen einander in diesem Kontext so sehr, dass es nicht einfach ist, die feinen Unterschiede zu entdecken. Sie sehen, dass die Erklärung recht kompliziert wird. Wen wundert es da noch, dass Deutschlernende manchmal über “unseren” Gebrauch der Fälle klagen! Wir Muttersprachigen haben hier zum Glück den großen Vorteil, dass uns unser Sprachgefühl fast immer um solche Klippen herumführt, ohne dass eine so detaillierte Satzanalyse nötig ist.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

jeden Freitag

Frage

Letztens bin ich über folgende Frage gestolpert:

Warum heißt es : “jeden Freitag gehe ich …”? Warum wird das Pronomen im Akkusativ benutzt? Gibt es dazu eine Regel oder Gesetzmäßigkeit?

Antwort

Sehr geehrte Frau J.,

die Wortgruppe jeden Freitag in Ihrem Beispiel steht tatsächlich im Akkusativ. Das kommt im Deutschen häufiger vor und heißt dann ein Adverbialakkusativ oder adverbialer Akkusativ.

Dieser Akkusativ wird u.a. bei Zeitangaben verwendet, nach denen mit wann oder wie lange gefragt werden kann und die nicht von einer Präposition (z.B. an, in) eingeleitet werden. Beispiele:

Ich fahre jeden Morgen/Tag/Freitag/Sommer in die Stadt.
Ich habe den ganzen Abend/Tag/Sommer gearbeitet.
Wir haben einen Tag/Monat warten müssen.

Andere Adverbialakkusative finden Sie bei Angaben wie den folgenden:

Er hat den Rucksack den ganzen Weg getragen.
Wir sind einen Kilometer gegangen.
Die Temperatur ist zehn Grad höher als gestern.

Siehe hierzu auch die Seiten Adverbialbestimmung und Akkusativ in der Canoonet-Grammatik.

Etwas Vergleichbares ist der adverbiale Genitiv bei unbestimmten Zeitangaben:

Du wirst es eines Tages verstehen.
Eines schönen Morgens wachte ich auf und …

Andere Beispiele für den Adverbialgenitiv:

Wir waren bester Stimmung.
Sie kam gemessenen Schrittes auf uns zu.
Unseres Erachtens muss das Haus abgebrochen werden.

Zur Unterscheidung zwischen diesen Adverbialbestimmungen und dem Akkusativobjekt resp. Genitivobjekt siehe diese Grammatikseite.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Hast du mir noch ein Auto?

Sehr geehrtes Canoo-Team

Ich hätte da mal eine Frage: Stimmt diese Frage gramatikalisch?

Hast du mir noch ein Auto?

Es wäre sehr freundlich wenn sie mir antworten könnten, da es deswegen schon Streit gibt.

Mit freundlichen Grüßen
K.

Antwort:

Guten Tag K.,

als Linguist finde ich es gut, dass auch andere sich für Sprachfragen interessieren. Ich hoffe dennoch, dass Sie sich deswegen nicht allzu heftig streiten. Auch Sprachfragen sollte man meiner Meinung nach nicht ganz so seriös nehmen. Zu Ihrer Frage:

Die Frage Hast du mir noch ein Auto? scheint mir korrekt zu sein. Der Satz kommt mir zwar nicht ganz unbescheiden vor – ich würde bei dieser ungezwungenen Frageform nicht gleich ein Auto, sondern eher einen Tipp oder fünf Euro erwarten -, aber er entspricht den Grammatikregeln des Deutschen. Er bedeutet so viel wie Hast du noch ein Auto für mich? Dieses für mich kann auch als Dativobjekt mir ausgedrückt werden. Ein anderes Beispiel ist: Er öffnet mir die Tür = Er öffnet die Tür für mich. Es handelt sich hierbei um einen sogenannten “Dativus commodi”, einen Dativ des Vorteils. Im Dativ steht dann eine Person, zu deren Vorteil oder Gunsten etwas geschieht. Siehe “Freier Dativ” in der Canoonet-Grammatik.

In Verbindung mit dem Verb haben ist diese Konstruktion allerdings stilmäßig vielleicht eher umgangssprachlich als standardsprachlich. Es ist möglich, dass Sie sich aus diesem Grund nicht einig sind, ob der Satz stimmt. Die Frage lautet dann aber nicht, ob er grammatikalisch richtig ist (das ist er), sondern vielmehr ob er stilistisch gut formuliert ist. Im Gespräch unter Freunden und Kollegen ist er meiner Meinung sehr gut vertretbar, in z.B. einem offiziellen Schreiben würde ich eher eine andere Formulierung verwenden. Aber beim Stil geht es sehr schnell um eine Geschmacksfrage, und über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht(???) streiten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Laufen wie die Hasen

Frage eines Canoonet-Benutzers:

Ich hab mal eine ganz einfache Frage: Es geht um folgende Schreibweisen bzw. die Setzung des Kommas.

Sie laufen wie die Hasen.

In diesem Fall gibt es kein Komma bzw. es fällt weg. Es gibt auch folgende Schreibeweisen:

Sie sind gelaufen, wie die Hasen.
Sie sind wie die Hasen gelaufen.

Kann der erste Satz auch ohne Komma geschrieben werden (Sie sind gelaufen wie die Hasen)? Aber „wie die Hasen“ kann dann nicht an letzter Stelle stehen, weil das Verb die letzte Position (wie bei Satz 2) einnehmen muss, oder?

Antwort:

Sehr geehrter Herr K.,

wenn jemand sagt, es sei nur eine ganz einfache Frage, werde ich beinahe ein bisschen nervös. Die Antwort auf “einfache” Sprachfragen ist nämlich oft ziemlich kompliziert. Zum Glück ist dies dank unserer Grammatikseiten bei dieser Frage weniger der Fall.

Richtig ist nur die Schreibweise ohne Komma:

Sie laufen wie die Hasen.
Sie sind wie die Hasen gelaufen.
Sie sind gelaufen wie die Hasen.

Bei Vergleichen mit “als” und “wie” steht nur dann ein Komma, wenn “als” oder “wie” einen Nebensatz einleiten. Siehe Rechtschreibregel.

Im dritten Beispielsatz steht “wie die Hasen” am Schluss des Satzes, obwohl nach einer Grundregel der deutschen Satzstellung das Partizip “gelaufen” den Satz abschließen müsste. Eine solche Satzstellung ist aber dennoch korrekt. Mit “als” oder “wie” eingeleitete Satzteile stehen in Vergleichssätzen sehr oft an letzter Stelle. Siehe hierzu:

Vergleiche mit “als” und “wie” im Nachfeld
und allgemeiner:
Die Besetzung des Nachfeldes.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wortstellung “es dir” oder “dir es”?

Herr K. fragt:

Sehr geehrten Damen und Herren,

ich hätte nur eine kurze Frage zur Satzstellung. Ich habe folgende Sätze:

Ich habe es dir gestern gesagt.
Ich habe dir es gestern gesagt.

oder

Ich habe dir den Satz gestern gesagt.
Ich habe den Satz dir gestern gesagt.

Können die Wortstellung in beiden Sätzen verwendet werden oder ist jeweils der zweite Satz nicht möglich?

Ich hoffe, sie können mir eine kurze Antwort geben.

Besten Dank.

Mit freundlichen Grüßen

Antwort:

Sehr geehrter Herr K.,

Um die Antwort auf Ihre Frage gleich vorwegzunehmen:

A)
Ich habe es dir gestern gesagt. = richtig
Ich habe dir es gestern gesagt. = falsch oder sehr unüblich

B)
Ich habe dir den Satz gestern gesagt. = richtig
Ich habe den Satz dir gestern gesagt. = richtig, aber üblicherweise nur dann, wenn “dir” betont wird und hervorgehoben werden soll. Also: Ich habe den Satz DIR (und nicht jemand anderem) gestern gesagt.

Die Wortstellung ist im Deutschen relativ frei und gleichzeitig sehr komplex, da sie von verschiedenen einander beeinflussenden und zum Teil widersprechenden Kriterien abhängig ist. Es würde zu weit führen, an dieser Stelle all diese Kriterien für ihre Beispielsätze zu erläutern. Falls Sie daran interessiert sind, verweisen wir Sie auf die folgenden Stellen in unserer Online-Grammatik:

Zu A): Die Stellung der Objekte im Mittelfeld, Dativobjekt und Akkusativobjekt, dort Abschnitt “Objekte = Pronomen”.

Zu B): Pronomen vor Nomen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr.  Bopp