Die Heiligen Drei Könige

Am heutigen Dreikönigstag werden in einigen Gebieten Dreikönigskuchen gegessen, an anderen Orten hat sich die Tradition des Dreikönigssingens oder der Sternsinger noch erhalten und diejenigen, die die Weihnachtsdekoration nicht schon an Silvester aufgeräumt haben, sollten dies je nach Gegend und Brauchtum spätestens am 6. Januar tun. Die Befolger und Befolgerinnen von Traditionen, die ich hier nicht genannt habe, mögen mir dies bitte verzeihen. Es geht hier nämlich wieder einmal nur um so etwas Profanes wie die Rechtschreibung:

Wie der einleitende Abschnitt zeigt, kommen der Dreikönigstag und das Dreikönigsfest ebenso wie der Dreikönigskuchen und das Dreikönigssingen ganz ohne Bindestriche aus. Auch die kürzere Bezeichnung Dreikönig oder Dreikönige schreibt man zusammen: an/zu Dreikönig(e). Getrennt schreibt man nur dann, wenn man nicht den Feiertag, sondern die morgenländischen Weisen Kaspar, Balthasar und Melchior meint. Das sind die Heiligen Drei Könige. Da der Ausdruck als Eigenname gilt, werden alle drei Wörter mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben (vgl. heilig).

Ich wünsche Ihnen einen schönen Dreikönigstag!

Dr. Bopp

Warum es einem zusammen schwerfällt und man es getrennt schwer hat

Keine Angst, es geht hier nicht um eine pessimistische Betrachtung zum Thema Beziehung oder um wohlgemeinte Lebenshilfe. Ich bleibe bei meinem Leisten und beschränke mich auf die Zusammen- und Getrenntschreibung.

Frage

So sehr ich mich auch mit den Regeln über das Getrennt- und Zusammenschreiben befasse, sie wollen mir nicht einleuchten. Ich stieß in der Süddeutschen Zeitung auf zwei Sätze, die mich abermals mit Fragezeichen im Kopf zurücklassen:

Angesichts massiven Widerstands dürfte es der Ministerin schwerfallen, ihre Pläne fristgerecht umzusetzen.

Sie dürfte es gerade mit Blick auf diesen Teil des Urteils schwer haben, diese Entscheidung zu verteidigen.

Wieso heißt es in diesen Sätzen „schwerfallen“, aber „schwer haben“?

Antwort

Sehr geehrter Herr L.,

man hat es hier tatsächlich nicht leicht. Verbindungen von einem Adjektiv und einem Verb schreibt man u. a. dann in einem Wort, wenn die Verbindung eine neue, übertragene Bedeutung hat. Dies ist bei schwerfallen im Sinne von Mühe bereiten der Fall. Die übertragene Bedeutung ist dabei weniger bei schwer als bei fallen zu suchen: Wenn einem etwas schwerfällt, fällt im eigentlichen Sinne gar nichts. Im wörtlichen Sinne bedeutet schwer fallen so etwas wie hart stürzen.

Anders sieht es bei schwer haben aus. Hier entsteht bei der Verbindung von schwer und haben keine wirklich neue Bedeutung, da haben allein schon oft eine wenig konkrete Bedeutung hat. Das Verb haben hat nicht nur die konkrete Bedeutung besitzen; so zum Beispiel in den folgenden Ausdrücken: Sorgen haben, Mitleid haben, Recht/recht haben, Glück haben, Mühe haben, es gut/schlecht haben und eben es schwer/leicht haben.

Es ist oft nicht einfach zu bestimmen, wann genau eine neue, übertragene Bedeutung vorliegt. Das sollte man aber nicht schwernehmen. Auch ich muss in solchen Fällen öfter im Wörterbuch nachschlagen, ob man nun getrennt oder zusammenschreibt.

Die Regeln und weitere Informationen finden Sie hier und hier.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Pferde im Regen

Auf dem Weg zur Arbeit wurde ich heute auf meinem Stahlross vom Regen durchnässt. Diese Frage passt dazu:

Frage

Wie heißt es korrekt: „ein nass geregnetes Pferd“ oder „ein nassgeregnetes Pferd“? Als eigenständiges Verb ist „nassregnen“ mir und (zumindest) auch Canoonet unbekannt, intuitiv würde ich aber zusammenschreiben.

Antwort

Sehr geehrter Herr I.,

darüber, ob man nass regnen auch zusammenschreiben kann, lässt sich diskutieren. Es handelt sich hier ja um ein Verbindung, bei der das Adjektiv das Resultat der Verbhandlung ausdrückt. Man kann deshalb sagen, dass man nass regnen wie nass machen, nass spritzen und nass schwitzen auch zusammenschreiben kann:

nass machen oder nassmachen
nass schwitzen oder nassschwitzen
nass spritzen oder nassspritzen
nass regnen oder nassregnen

Sehen Sie hierzu die entsprechende Rechtschreibregel und die Rechtschreibangaben zu nass in Canoonet.

Weshalb steht das Wort nassregnen dann nicht in den Wörterbüchern? Es gibt so viele Möglichkeiten, Adjektiv-Verb-Kombinationen zu bilden, bei denen das Adjektiv das Resultat der Verbhandlung ausdrückt, dass kein Wörterbuch – auch nicht Canoonet – sie in sinnvoller Weise alle auflisten kann. Zum Beispiel:

nass machen oder nassmachen
rot machen oder rotmachen
rot reiben oder rotreiben
trocken reiben oder trockenreiben
trocken wischen oder trockenwischen
glatt wischen oder glattwischen
glatt schmirgeln oder glattschmirgeln
rund schmirgeln oder rundschmirgeln
rund biegen oder rundbiegen
krumm biegen oder krummbiegen
krumm treten oder kurmmtreten
usw. usw.

Ein etwas anderer Fall ist das als Adjektiv verwendete Partizip, um das es in Ihrem Beispiel eigentlich geht (nass geregnet oder nassgeregnet). Man kann es sowohl zusammen- als auch getrennt schreiben; selbst dann, wenn es so wäre, dass man nass machen nur getrennt schreiben dürfte. Dann gilt nämlich:

Verbindungen mit als Adjektiv verwendeten Partizipien können getrennt oder zusammengeschrieben werden, wenn die zugrundeliegende Verbverbindung eine getrennt geschriebene Wortgruppe ist.
(Regel)

Der langen Rede kurzer Sinn ist also, dass beide Varianten korrekt sind:

ein nass geregnetes Pferd
ein nassgeregnetes Pferd

Sie können somit Ihrer Intuition folgen und zusammenschreiben. Doch ganz gleich wie man es schreibt, man sollte zu dieser kühlen Jahreszeit darauf achten, dass man nicht allzu oft nassgeregnet oder nass geregnet wird.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wunder weiß was wie schön

Frage

„Sie meinte, wunderweißwas wie schön sie sei.“ Ist das ein Wort und schreibt man es so?

Antwort

Guten Tag U.,

der Ausdruck gehört eigentlich nur zur gesprochenen Umgangssprache. Wenn Sie ihn dennoch aufschreiben möchten, tun Sie dies am besten wie folgt:

Sie meinte, Wunder weiß was wie schön sie sei.

Man schreibt nämlich Wunder in etwas weniger wortreichen Verstärkungen wie den folgenden ebenfalls von anderen Wörtern getrennt und groß:

Ich kam mir Wunder wie schlau vor.
Ihr bildet euch Wunder was ein.
Er meint Wunder wer zu sein und Wunder was geleistet zu haben.

Sehen Sie auch Wunder in Canoonet.

Im Prinzip ist Wunder weiß was wie eine Zusammenziehung von Wunder wie (siehe Beispiel oben) und Wunder weiß was (siehe unten):

Die können einem Wunder weiß was andrehen.
Er guckte auf seine Schuhspitzen, als gäbe es da Wunder weiß was zu entdecken.

Mit Wunder wer, Wunder was, Wunder wie (oder eben der aneinandergereihten „Turboversion“ Wunder weiß was wie) drückt man aus, dass man eine Einschätzung übertrieben findet. Diese Ausdrucksweise gehört aber, wie gesagt, vor allem zur gesprochenen Umgangssprache. Die richtige Schreibung ist deshalb eigentlich gar nicht so wichtig.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Russischbrot und Britischkurzhaar?

Frage

Mir sind in letzter Zeit zwei Wörter begegnet, die häufiger mit dem „Deppenleerzeichen“ anzutreffen sind als ohne: Russisch Brot und Britisch Kurzhaar. Wenn man diese Wörter getrennt schreiben würde, müssten die Adjektive eigentlich dekliniert werden. Woher rührt also die Getrenntschreibung und ist diese überhaupt korrekt?

Antwort

Sehr geehrter Herr P.,

Zusammensetzungen mit einem Adjektiv auf -isch an erster Stelle haben zwei besondere Eigenschaften:

  • Sie sind selten.
  • Sie haben oft ein anderes Betonungsmuster als andere Zusammensetzungen.

Die zweite Eigenschaft ist wichtig für das Verständnis, warum oft getrennt Russisch Brot und Britisch Langhaar geschrieben wird. Im Normalfall liegt die Hauptbetonung in einer Zusammensetzung auf dem ersten Element:

Rótbuche
Adoptíveltern
Fértigprodukt
Grátisanzeiger

Bei Russischbrot und Britisch Kurzhaar ist die Betonung aber anders. Die Hauptbetonung liegt nicht (nur) auf dem ersten Element:

Rússischbrót
Britisch Kúrzhaar

Die Betonung ist also gleich wie bei getrennt geschriebenen Wortgruppen wie diesen:

rosa Brílle
Berlíner Pfánnkuchen

Es gibt hier also zwei einander widersprechende Indizien:

  • Ungebeugtes flektierbares Adjektiv an erster Stelle
    => zusammengeschriebene Zusammensetzung
  • Hauptbetonung nicht auf dem ersten Element der Zusammensetzung
    => getrennt geschriebene Wortgruppe

Es ist also nicht sehr erstaunlich, dass hier neben der Zusammenschreibung häufig auch die getrennte Schreibung vorkommt.

In der amtlichen Rechtschreibregelung finde ich keine Angaben dazu, wie in einem solchen Fall vorzugehen ist. Für Russischbrot geben die meisten Rechtschreibwörterbücher an, dass zusammengeschrieben werden sollte. Ob sie auch für die Namen der Katzenrassen die Zusammenschreibung Britischkurzhaar und Britischlanghaar vorschreiben würden, kann ich nicht beurteilen. Ich persönlich halte in diesen Fällen beide Schreibungen für vertretbar und entsprechend nicht jeden für einen Deppen, der hier ein Leerzeichen verwendet.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Weizen und Roggen Mehl

Wie der Titel dem aufmerksamen Leser und der aufmerksamen Leserin vielleicht bereits verrät, geht es hier wieder einmal um überflüssige Leerzeichen, eine vor allem (aber nicht nur!) in Werbung und technischen Fachtexten häufig zu konstatierende Art von „orthographischem Ungehorsam“.

Frage

Ich war heute im Supermarkt und entdeckte im Regal „Weizen Mehl“ und „Roggen Mehl“. Das ist offensichtlich ein sogenanntes „Deppenleerzeichen“? Hier zwei Beispiele:

Weizenmehl Roggenmehl

Meiner Meinung nach ist das falsch. Aber so große Konzerne sollten so einen Fehler doch sicherlich direkt merken oder nicht?

Antwort

Sehr geehrter Herr U.,

Sie haben recht: Man schreibt Weizenmehl und Roggenmehl in einem Wort. Beim ersten Bild könnte man wegen der Großbuchstaben noch sagen, dass die Verpackungsgestalter einfach einen Trennstrich weggelassen haben:

WEIZEN
MEHL

statt

WEIZEN-
MEHL

Das ist nach den Rechtschreibregeln nicht korrekt, aber vielleicht gestalterisch noch irgendwie zu verantworten. Auf keinen Fall richtig wäre diese Schreibung:

Weizen
Mehl

Bei der zweiten Mehlverpackung kann ich beim besten Willen nicht so mild sein. Die Schreibung ROGGEN MEHL ist auch mit Großbuchstaben falsch. Ich würde allerdings nicht so weit gehen, jemanden wegen eines Schreibfehlers einen Deppen zu nennen. Ich wundere mich manchmal auch, dass selbst größere Konzerne die Rechtschreibung nicht im Griff zu haben scheinen. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass man die Regel kennt, aber beim Entwerfen der Verpackung bestimmte gestalterische Argumente wichtiger fand als die Rechtschreibung. Schade!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

PS: Herr U. erwähnt es in seiner Frage: Wenn Sie falsch verwendete Leerzeichen lustig und interessant finden und sich gerne noch ein bisschen amüsieren wollen oder wenn sie falsche Leerzeichen schlichtweg ärgerlich finden und noch etwas in der Wunde herumrühren möchten, gibt es schon seit einiger Zeit eine vielen bereits bekannte Webseite zu diesem Thema. Der Name gefällt mir nicht, aber die Bildersammlung ist interessant: Deppenleerzeichen.

Die Kunde wird dem Kunden kundgetan

Frage

Wie ist das denn jetzt mit der Schreibweise von Kund tun / kundtun / kund tun? Nach meinem Sprach- und Schreibempfinden würde ich erstere Variante wählen, weil es von Kunde im Sinne von Nachricht kommt – aber das muss ja nichts heißen!

Antwort

Sehr geehrte Frau M.,

dies meint CanooNet:

kundtun

Man schreibt also:

kundtun
kundzutun
hat kundgetan
ich tue kund

Das Gleiche gilt für die Verben kundgeben, kundmachen und kundwerden. Da kund in Verbindung mit Verben nicht (mehr) dem Nomen Kunde zugeordnet werden kann und es das ursprüngliche Adjektiv kund nicht mehr gibt, schreibt man nach den Rechtschreibregeln kund mit dem Verb zusammen (Regel).

Das frühere Adjektiv kund ist eine sehr alte Partizipialbildung zu können (und kennen).  Es bedeutete ursprünglich: kennen gelernt, bekannt geworden. Eine alte Ableitung davon ist das Wort der Kunde, das einmal die Bedeutung der Bekannte hatte. Das Wort die Kunde (Nachricht) hat eine zum Teil andere, ziemlich komplizierte Geschichte, die ich Ihnen – und mir – hier ersparen möchte.**

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

** Wenn Sie an der Herkunft von die Kunde interessiert sind, können Sie sie im Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm nachschlagen.

Es tut mir leid, …

… wenn Sie schon wissen, wie man leidtun schreibt, blättern Sie einfach weiter. Heute geht es wieder einmal um einen Klassiker unter den Rechtschreibfragen. Es ist also kein neues, aber für viele von uns immer wieder leidiges Thema:

Frage

In Ihrem Rechtschreibwörterbuch steht bei „Es tut mir leid“, dass das Wort „leid“ in diesem Zusammenhang kleingeschrieben wird. Im Duden steht jedoch eindeutig, dass es gerade in diesem Fall großgeschrieben wird: „Es tut mir Leid.“ Was ist denn nun richtig?

Antwort

Sehr geehrte Frau G.,

nach der seit 2006 geltenden amtlichen Rechtschreibregelung schreibt man leidtun zusammen:

Das wird dir noch leidtun!
Es braucht dir nicht leidzutun.
Sie haben mir sehr leidgetan.

Wenn das Verb im Satz getrennt erscheint, schreibt man leid klein:

Es tut mir leid.
So leid es mir tut, ich kann euch nicht helfen.
Die Kinder taten ihm sehr leid.

Sehen Sie hierzu leidtun, leid und die entsprechende Rechtschreibregel in CanooNet.

Ihre Verwirrung, Frau G., ist allerdings nicht unbegreiflich. Sie verwenden wahrscheinlich eine veraltete Duden-Ausgabe. Vor der Rechtschreibreform, d.h. bis 1996, schrieb man leid tun. Danach war es bis 2004 nur Leid tun. Von 2004 bis 2006 konnte man dann zwischen Leid tun und leidtun wählen und seit 2006, d.h. nach der jetzt geltenden Regelung, schreibt man ausschließlich leidtun.

Man könnte hier natürlich wieder einmal die Diskussion über Sinn und Unsinn der Rechtschreibreform(en) aufgreifen, doch das lohnt sich meiner Meinung nach nicht mehr. Am besten versucht man einfach, sich leidtun und Es tut mir leid zu merken. Und wenn man es wie ich doch immer wieder vergisst, gibt es ja noch CanooNet!

Die Zusammenschreibung gilt übrigens nur, wenn leidtun die Bedeutung bedauern hat. Wenn wörtlicher Leid zufügen gemeint ist, schreibt man Leid als Substantiv groß und vom Verb getrennt:

jemandem ein Leid tun

Wenn Sie schon wussten, wie man leidtun schreibt, tut es mir leid, sie hiermit belästigt zu haben. Ich hoffe, dass Sie dieses Blog trotzdem nicht leid werden …

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Warum „darüberhinaus“ nicht im Wörterbuch steht

Frage

Das Wort „darüberhinaus“ fehlt in CanooNet und ich denke, es sollte wohl drin sein. In der Kombination „darüberhinausgehend“ ist es zu finden. Einfach zu Ihrer Information.

Antwort

Sehr geehrte Frau W.,

vielen Dank für Ihren Hinweis! In diesem Fall sind unsere Angaben allerdings richtig.

Das Wort darüberhinaus kommt nicht in unserem Wörterbuch vor, weil man hier nach der amtlichen Rechtschreibregelung getrennt schreiben muss: darüber hinaus. Zum Beispiel:

bis in die Unendlichkeit und darüber hinaus
Darüber hinaus finden Sie hier Informationen zu weiteren Veranstaltungen.
Angaben, die darüber hinausgehen
alles, was darüber hinausführt

Sehen Sie auch die Rechtschreibangaben zum Wort darüber.

Bei darüberhinausgehend handelt es sich nicht um eine Kombination von darüberhinaus und gehend, sondern von darüber und hinausgehend. Man kann es getrennt oder zusammenschreiben:

darüber hinausgehende Angaben
darüberhinausgehende Angaben

(Sehen Sie auch darüberhinaus und die entsprechende Rechtschreibregel)

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Zum Ende der Nullerjahre

Dieser Eintrag kommt eigentlich zu spät, denn die Rückblicke, Bestenlisten und Aufzählungen der unterschiedlichsten Höhepunkte des sich dem Ende neigenden Jahrzehnts sind ja schon fast alle zusammengestellt und veröffentlicht worden. Mir fällt dabei unter anderem auf, dass eine Frage, die viele am Anfang dieses Jahrhunderts beschäftigte, beantwortet zu sein scheint: Wie nennt man die Jahre des ersten Jahrzehnts eines Jahrhunderts? In sehr vielen Rückblicken findet man dafür das Wort Nullerjahre.

Die Nullerjahre. Ich finde es kein besonders schönes Wort – doch das ist reine Geschmackssache. Es ist ein praktisches Wort. Es bezeichnet ziemlich genau das, was gemeint ist, und es fügt sich problemlos in den Wortschatz des Deutschen ein. Die Siebzigerjahre, die Achtzigerjahre, die Neunzigerjahre – in diese Reihe passen die Nullerjahre ausgezeichnet. Auch strengste Anglizismenjäger können nichts daran auszusetzen haben. Es findet sich bestimmt jemand, der „logische“ oder andere Einwände gegen diese Wortschöpfung hat, doch seit über die Sprache nachgedacht, gesprochen und geschrieben wird, hat es wohl noch nie eine sprachliche Neuerung gegeben, gegen die niemand etwas einzuwenden gehabt hätte. Die Nullerjahre sind also ganz zu Recht auf dem Weg, sich durchzusetzen.

Eigentlich wollte ich nur ganz kurz etwas zur Rechtschreibung sagen. Während man sehr oft ganz richtig die Nullerjahre liest, begegnet man auch hin und wieder anderen Schreibungen wie die Nuller-Jahre und die Nuller Jahre.  Die erste Schreibung enthält einen unnötigen, aber nicht grundsätzlich falschen Bindestrich. Die zweite Schreibung ist falsch. Wenn Nuller ein Substantiv ist, muss es mit Jahre zusammengeschrieben werden: die Nullerjahre. Wenn man es als vorangestelltes Adjektiv interpretierte, müsste es wie zum Beispiel achtziger kleingeschrieben werden: die nuller Jahre (wie achtziger Jahre, neunziger Jahre). Sie schreiben also am besten in den Nullerjahren des 21. Jahrhunderts (oder, wie ich es rein stilistisch vorziehe, im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts).

Guten Rutsch in die Zehnerjahre und ein glückliches neues Jahr!

Dr. Bopp