Das knifflige Komma bei Infinitivgruppen: „das Maximum, das ich bereit war,[?] monatlich zu zahlen“

Frage

Ist das Komma nach „bereit war“ korrekt bzw. erlaubt?

Vor Beginn des Auslandsemesters hatte ich mir ein Maximum von 500 Euro gesetzt, das ich bereit war, monatlich für die Miete zu zahlen.

Antwort

Guten Tag Herr T.,

die Infinitivgruppe sollte hier nicht durch ein Komma abgetrennt werden, weil sie den übergeordneten Satz umschließt. Das „das“ gehört nämlich auch zur Infinitivgruppe:

Vor Beginn des Auslandsemesters hatte ich mir ein Maximum von 500 Euro gesetzt, das ich bereit war monatlich für die Miete zu zahlen.

Infinitivgruppen können (resp. müssen, siehe hier) durch Kommas abgetrennt werden, wenn sie nach oder vor dem übergeordneten Satz stehen:

Ich war bereit(,) 500 Euro monatlich für die Miete zu zahlen.
500 Euro monatlich für die Miete zu Zahlen(,) war ich bereit.

Die Infinitivgruppe und der übergeordnete Satz sind aber nicht immer so schön „sauber“ voneinander getrennt. Dann steht in der Regel kein Komma. In Fällen wie den folgenden ist das Komma ausgeschlossen:

Kein Komma kann gesetzt werden, wenn die Infinitivgruppe durch die Satzklammer des übergeordneten Satzes umschlossen wird. Das ist vor allem bei kürzeren Infinitivgruppen üblich, aber auch bei längeren möglich:

Ich habe versucht(,) dich zu verstehen.
Ich habe dich zu verstehen versucht.

Der Gemeinderat hat beschlossen(‚) die Brückensanierung durchzuführen.
Der Gemeinderat hat die Brückensanierung durchzuführen beschlossen.

Ich war bereit(,) 500 Euro Miete monatlich für die Miete zu zahlen.
Ich war 500 Euro Miete monatlich für die Miete zu zahlen bereit.

Kein Komma kann gesetzt werden, wenn die Infinitivgruppe und der übergeordnete Satz ineinander verschlungen sind. Formulierungen dieser Art sind nicht immer auf Anhieb leicht zu verstehen:

Dich und deine Ideen zu verstehen(,) will ich versuchen.
Dich und deine Ideen will ich zu verstehen versuchen.

Die Brückensanierung durchzuführen(,) hat der Gemeinderat beschlossen.
Die Brückensanierung hat der Gemeinderat durchzuführen beschlossen.

500 Euro monatlich für die Miete zu bezahlen(,) war ich bereit.
500 Euro monatlich war ich für die Miete zu bezahlen bereit.

Kein Komma kann gesetzt werden, wenn die Infinitivgruppe den übergeordneten Satz umschließt. Diese Art der Formulierung dient dazu, den erstgenannten Satzteil besonders hervorzuheben. Im Allgemeinen sollte sie der Verständlichkeit zuliebe nur zurückhaltend verwendet werden.

Dich und deine Ideen will ich versuchen zu verstehen.
Die Brückensanierung hat der Gemeinderat beschlossen durchzuführen.
500 Euro monatlich war ich bereit für die Miete zu bezahlen.

Auch in Ihrem Beispiel umschließt die Infinitivgruppe den übergeordneten Satz. Hier geht es aber nicht um Hervorhebung, sondern darum, dass das Relativpronomen, das zur Infinitivgruppe gehört, im Relativsatz an erster Stelle steht.

Das sind deine Ideen, die ich versuche zu verstehen.
Es geht um die Brückensanierung, die der Gemeinderat beschlossen hat unverzüglich durchzuführen.
Vor Beginn des Auslandsemesters hatte ich mir ein Maximum von 500 Euro gesetzt, das ich bereit war monatlich für die Miete zu zahlen.

Nicht weniger kompliziert und auch möglich:

Das sind deine Ideen, die ich zu verstehen versuche.
Es geht um die Brückensanierung, die der Gemeinderat unverzüglich durchzuführen beschlossen hat.
Vor Beginn des Auslandsemesters hatte ich mir ein Maximum von 500 Euro gesetzt, das ich monatlich für die Miete zu zahlen bereit war.

Zusammenfassend kann man faustregelartig sagen: Vor- und nachgestellte Infinitivgruppen können oder müssen mit Kommas abgetrennt werden. Infinitivgruppen, die in den übergeordneten Satz integriert, mit im verschlungen oder um ihn herum drapiert sind, stehen ohne Komma.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wozu die als-Gruppe gehört, bestimmt, ob ein Komma vor ihr steht

Frage

In einer John-Lennon-Biografie lese ich folgenden Satz:

Sie fand es wesentlich einfacher, mit Johns erster Frau umzugehen als mit seiner zweiten.

Frage: Muss vor „als“ noch ein schließendes Komma gesetzt werden, weil die Infinitivgruppe mit „umzugehen“ endet, oder gehört das „als mit seiner zweiten“ noch zur Infinitivgruppe?

Genauso frage ich mich das bei diesem Satz:

Er wollte lieber eine Frau haben, die für sich einstehen konnte, als eine Frau, die Angst vor ihrem eigenen Schatten hatte.

Antwort

Guten Tag Herr S.,

in beiden Sätzen sind die Kommas richtig gesetzt. Es geht um das vergleichende als und die Frage, wohin die als-Gruppe gehört.

Im ersten Satz gehört der Vergleich mit als zur Infinitivgruppe. Er steht zwar hinter dem abschließenden umzugehen, aber vergleichende als-Gruppen stehen häufig ganz am Schluss (im Nachfeld). So sieht der Satz aus, wenn man die als-Gruppe im Satzinneren belässt:

Sie fand es wesentlich einfacher, mit Johns erster Frau als mit seiner zweiten umzugehen.

Auch wenn man sie an den Schluss verlagert, wird sie nicht durch ein Komma abgetrennt:

Sie fand es wesentlich einfacher, mit Johns erster Frau umzugehen als mit seiner zweiten.

Ebenso ohne Komma vor als in Fällen wie diesen, auch wenn die als-Gruppe nachgestellt ist:

Es ist besser, ein gutes Buch zu lesen als ein schlechtes.
Es stimmt, dass wir weniger Geld eingesammelt haben als nötig.
Du siehst in einem T-Shirt eleganter aus als er in Anzug und Krawatte.

Ein anderer Fall ist Ihr zweiter Satz. Dort muss ein Komma stehen, weil die als-Gruppe nicht zum Nebensatz gehört, der vor ihr abgeschlossen wird:

Er wollte lieber eine Frau haben, die für sich einstehen konnte, als eine Frau, die Angst vor ihrem eigenen Schatten hatte.

Ebenso mit einem abschließenden Komma vor als:

Es ist besser, ein gutes Buch zu lesen, das man schon kennt, als eines, das zwar neu, aber schlecht ist.
Es stimmt, dass wir weniger Geld eingesammelt haben, jedenfalls bis jetzt, als nötig.
Du siehst in einem T-Shirt eleganter aus, finde ich, als er in Anzug und Krawatte.

Bei vergleichendem als sollte man also zuerst schauen, ob es einen Nebensatz oder eine Infinitivgruppe einleitet (→ Komma vor als) oder ob dies, wie in Ihren Beispielen, nicht der Fall ist (→ kein Komma vor als). Und wie auch bei und und oder kann im zweiten Fall doch ein Komma nötig sein, wenn vor als ein Nebensatz oder Einschub abgeschlossen wird, zu dem die als-Gruppe nicht gehört.

Diese abschließende Zusammenfassung ist komplizierter, als ich es gehofft hatte / komplizierter als erhofft / komplizierter, muss ich zugeben, als erhofft.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

„Anders, als wir glaubten“ oder „Anders als wir glaubten“?

Frage

Wir schlagen uns gerade mit einem Satz herum. Es geht um die Kommasetzung:

A) Teurer sind sie nicht, aber, anders, als wir glaubten, auch nicht besser.
B) Teurer sind sie nicht, aber anders, als wir glaubten, auch nicht besser.

Ist beides möglich?

Antwort

Guten Tag Herr F.,

für mich gibt es noch eine andere, vielleicht etwas „gewagte“ Variante:

C) Teurer sind sie nicht, aber anders als wir glaubten, auch nicht besser.

Ich halte hier anders als für eine erweiterte Nebensatzeinleitung, die als Gegensatz zu so wie oder genauso wie gelesen werden kann.

Teurer sind sie nicht, so wie wir glaubten, aber auch nicht besser.
Teurer sind sie nicht, anders als wir glaubten, aber auch nicht besser.

So wie ich gedacht hatte, ging alles sehr schnell.
Anders als ich gedacht hatte, ging alles sehr schnell.

Es ging alles gut, genauso wie ich es erwartet hatte.
Es ging alles gut, anders als ich es erwartet hatte.

Wenn man diese Interpretation akzeptiert, muss zwischen anders und als kein Komma stehen. Akzeptiert man sie nicht, muss ein Komma gesetzt werden:

Teurer sind sie nicht, aber anders, als wir glaubten, auch nicht billiger.

Ich  halte beides für vertretbar.

Dann noch zum Komma nach aber: Nach einer Konjunktion steht in der Regel kein Komma, und zwar auch dann nicht, wenn das Angefügte mit einem Nebensatz o. Ä. beginnt.

Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.
Sie waren gegen mein Vornehmen, aber als ich es ihnen erklärte, stimmten sie zu.
Teurer sind sie nicht, aber anders(,) als wir glaubten, [sind sie] auch nicht billiger.

Ich halte deshalb das Komma vor anders für unnötig, auch wenn die mit anders beginnende Wortgruppe als Einschub gekennzeichnet sein soll. Sie können dann besser Gedankenstriche oder Klammern verwenden**:

Teurer sind sie nicht, aber – anders(,) als wir glaubten – auch nicht billiger.

Es gibt also m. M. n. für Ihren Satz diese Schreibweisen:

Teurer sind sie nicht, aber anders als wir glaubten, auch nicht billiger.
Teurer sind sie nicht, aber anders, als wir glaubten, auch nicht billiger.

Dies alles gilt natürlich nicht, wenn anders zum übergeordneten Satz gehört. Dann muss ein Komma stehen:

Es kam alles anders, als ich erwartet hatte.
Sie sind anders, als wir glaubten, und auch nicht billiger.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

** Wenn man es ganz genau nimmt, kann man auch für ein Komma nach aber argumentieren, denn Einschübe, die mit Gedankenstrichen abgetrennt werden, können im Prinzip auch durch Klammern oder Kommas abgetrennt werden:

Teurer sind sie nicht, aber, anders(,) als wir glaubten, auch nicht billiger.

Es gilt aber immer noch, dass man der Lesbarkeit zuliebe besser Gedankenstriche oder Klammern verwendet.

Knifflige Kommafrage: „egal[,] wie es ist[,] und unabhängig davon, wie es war“

Frage

Bei dem folgenden Satz frage ich mich, ob ein Komma hinter „mag“ gesetzt werden muss oder kann? Ich verzichte bewusste auf das (Kann-)Komma hinter „egal“. Der unvollständige Satz lautet wie folgt:

… egal wie schmal die Straße sein mag und vollkommen unabhängig davon, wie hoch das Tempo ist.

Antwort

Guten Tag Herr B.,

bei diesem speziellen Fall sehe ich zwei Möglichkeiten:

  1. … egal, wie schmal die Straße sein mag, und unabhängig davon, wie hoch das Tempo ist.
  2. .… egal wie schmal die Straße sein mag und unabhängig davon, wie hoch das Tempo ist.

Man kann dies wie folgt begründen:

  1. Wenn man das fakultative Komma nach egal setzt, trennt man den wie-Satz ab. Das hat zur Folge, dass man ihn auch am Schluss, also nach mag, durch ein Komma abtrennen sollte (vgl. § 71(E1) der amtlichen Rechtschreibregelung). Das und verbindet dann egal mit unabhängig davon. Dabei ist der erste wie-Satz egal untergeordnet, wie der zweite wie-Satz der Wortgruppe unabhängig davon untergeordnet ist:

     
    egal, wie schmal die Straße sein mag,
    und
    unabhängig davon, wie hoch das Tempo ist.

  2. Ohne Komma zwischen egal und wie leitet egal wie als mehrteilige Nebensatzeinleitung einen Nebensatz ein. Dieser Nebensatz wird durch und gleichrangig mit der Wortgruppe unabhängig davon verbunden (von der ein Nebensatz mit wie abhängig ist). Zwischen dem Nebensatz und der Wortgruppe steht kein Komma (vgl. § 74(E2) der amtlichen Rechtschreibregelung):

     
    egal wie schmal die Straße sein mag
    und
    unabhängig davon, wie hoch das Tempo ist.

Beide Varianten sind vertretbar. Ich würde hier die Variante a) wählen, weil ich sie wegen der parallelen Konstruktion egal, wie und unabhängig davon, wie für übersichtlicher halte. Wenn Sie aber das Komma zwischen egal und wie lieber weglassen, wählen Sie einfach die Variante b).

Noch zwei Beispiele:

  1. … egal, wie es ist, und unabhängig davon, wie es war.
  2. … egal wie es ist und unabhängig davon, wie es war.
  1. Wir fahren in die Berge, vorausgesetzt, dass das Wetter es zulässt, und in der Hoffnung, dass ihr uns begleiten werdet.
  2. Wir fahren in die Berge, vorausgesetzt dass das Wetter es zulässt und in der Hoffnung, dass ihr uns begleiten werdet.

So weit meine Interpretation der Kommaregeln für Fälle wie diese. Zum Glück kommen solche „kommatechnisch problematischen“ Formulierungen nicht oft vor. Besonders[,] wenn sie länger sind[,] sowie in Texten, die leicht verständlich sein sollten, vermeidet man sie besser.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Kommas bei „so gut es geht“?

Frage

Muss im folgenden Satz ein Komma gesetzt werden – oder gar zwei?

Ich mache mich so klein es geht und warte nur ab.

Oder liegt hier ein Fehler in der Formulierung selbst vor?

Antwort

Guten Tag Herr B.,

es liegt kein Fehler bei der Formulierung vor. Man kann höchstens sagen, dass sie eher zur Alltagssprache als zur formellen Standarsprache gehört. Im Weiteren kommt Ihr Satz ganz ohne Kommas aus:

Ich mache mich so klein es geht.
Ich mache mich so klein es geht und warte nur ab.

Ein Satz mit mehr als einer konjugierten Verbform (mache, geht) und trotzdem kein Komma, wie lässt sich das erklären?

In Formulierungen dieser Art leitet so in Verbindung mit einem Adjektiv im Prinzip einen Nebensatz (eine Art Modalsatz) ein, der nach der allgemeinen Regel durch Kommas abgetrennt wird:

Sie werden euch, so gut es geht, bei der Arbeit helfen.
Komm, so schnell es geht, wieder zurück!
Wir strecken nun den Arm, so weit es geht, nach oben.
Ich hacke die Karotten, so fein es geht.

Vielleicht fragen Sie sich beim Lesen der Beispielsätze, ob hier wirklich überall Kommas stehen müssen. Meine Antwort lautet nein. Man kann diese Formulierungen nämlich auch als formelhafte Adverbialbestimmungen interpretieren, die für so _, wie es geht stehen, und die Kommas weglassen. Es ist dann gerechtfertigt und übrigens auch üblich, bei so _ es geht wie bei den „gewöhnlichen“ Adverbialbestimmungen so _ wie möglich oder möglichst _ kein Komma zu setzen:

Sie werden euch so gut es geht bei der Arbeit helfen.
Komm so schnell es geht wieder zurück!
Wir strecken nun den Arm so weit es geht nach oben.
Ich hacke die Karotten so fein es geht.

Formulierungen der Art so _ es geht können also meisten mit und ohne Kommas geschrieben werden.

Und nun kommen wir endlich wieder zum Satz in Ihrer Frage: In Fällen, in denen die adverbiale Wendung so _ es geht nicht weggelassen werden kann, muss man sogar immer auf Kommas verzichten, weil sonst ein unverständlicher Satz entsteht. Das ist bei Ihrem Satz der Fall:

Ich mache mich so klein es geht und warte nur ab.
Sie hat das Wasser auf so kalt es geht eingestellt.
Bleiben Sie so gesund es geht!

Kommas sind umgekehrt dann obligatorisch, wenn man es geht zu einem Vergleichssatz mit wie erweitert:

Sie werden euch so gut, wie es geht, bei der Arbeit helfen.
Ich mache mich so klein, wie es geht, und warte nur ab.
Bleiben Sie so gesund, wie es geht.

Ich habe versucht, die Frage[,] so gut und so einfach es geht[,] zu beantworten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Hier sollten, glaube ich, Kommas stehen

Frage

Ich bin bei der Kommasetzung unsicher. Diese Unsicherheit würde ich gerne beseitigen. Es geht um den folgenden Satz:

Darauf wird denke ich unser Hauptaugenmerk gerichtet sein müssen.

Antwort

Guten Tag L.,

in diesem Satz ist „denke ich“ ein Einschub, der durch Kommas abgetrennt werden sollte. Es geht nicht um einen formelhaft verkürzten Nebensatz wie zum Beispiel bei „wenn möglich“ oder „wie bereits gesagt“, sondern um einen eingeschobenen Hauptsatz. Eingeschobene Hauptsätze werden durch Kommas abgetrennt. Das gilt im Prinzp auch für kurze eingeschobene Sätze wie diese:

Darauf wird, denke ich, unser Hauptaugenmerk gerichtet sein müssen.
Du hast, glaube ich, alles richtig verstanden.
Man soll, heißt es, den Tag nicht vor dem Abend loben.
Wer, glaubst du, hat es getan?

Das macht, finde ich, das Lesen einfacher, wie ich kürzlich schon einmal bei einer ähnlichen Frage geschrieben habe.

Das Gesagte gilt, wie das meiste in diesem Blog, für mehr oder weniger standardsprachliche Texte. In der Umgangssprache, insbesondere in den sozialen Medien, werden Wendungen wie „glaub(e) ich“ und „denk(e) ich“ sehr häufig ohne Kommas verwendet:

Du hast glaub ich recht.
Wir haben denke ich einen guten Job gemacht.

Das ist nicht unbedingt falsch. Auch in der gesprochenen Umgangssprache werden diese Wendungen häufig nicht wie Einschübe, sondern wie feste adverbiale Wendungen behandelt, das heißt, sie werden ganz ohne Pausen in den Satz eingefügt. Wenn also umgangssprachlich geschrieben wird oder Umgangssprachliches wiedergegeben werden soll, ist es vertrebar, die Kommas wegzulassen. Aber sonst, meine ich, sollten sie gesetzt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wie(,) meint ihr(,) sieht es hier mit der Kommasetzung aus?

Frage

Heute mal wieder ein Komma-Problem: Gehört in dem Satz „Was meint ihr ist besonders wichtig beim Kochen“ nach dem Wort „ihr“ ein Komma hin?

Antwort

Guten Tag Herr A.,

auch wenn man Formulierungen wie diese häufig kommalos antrifft, sollten Kommas gesetzt werden, und zwar vor und nach „meint ihr“:

Was, meint ihr, ist besonders wichtig beim Kochen?

Dieses „meint ihr“ ist ein eingeschobener Satz (Schaltsatz), der mit Kommas abgetrennt wird.

Das Fragewort „was“ gehört nicht zu „meint ihr“, sondern zu dieser Frage: „Was ist besonders wichtig beim Kochen?“ Es handelt sich also nicht um eine Frage wie diese, bei der „was“ von „meinen“ abhängig ist:

Was meint ihr, ist kochen zu können wichtig?
Was meint ihr: Ist kochen zu können wichtig?

Vergleiche auch ähnliche Formulierungen mit einem eingeschobenen Satz, die ebenfalls mit Kommas geschrieben werden sollten:

Wo, meint ihr, kann man am besten einkaufen?
Wer, glaubst du, hat es getan?
Wie, denken Sie, wird es hier in zwanzig Jahren aussehen?
Womit, findest du, sollten wir es reparieren?
Das ist, glaube ich, nicht so wichtig.
Man will die Kommas ja nicht, sagen wir, einfach nach Gefühl setzen.

Häufig werden solche Einschübe ohne Kommas geschrieben. Das liegt vielleicht daran, dass sie als formelhafte adverbiale Wendungen angesehen werden, die mit und ohne Kommas geschrieben werden können, wie dies zum Beispiel hier der Fall ist:

Das haben wir, Gott sei Dank, endlich hinter uns.
Das haben wir Gott sei Dank endlich hinter uns.

Sie haben, wer weiß wie lange, miteinander gesprochen.
Sie haben wer weiß wie lange miteinander gesprochen.

Einschübe der Art „meint ihr“, „glaubst du“, „denken Sie“ usw. sollten allerdings immer durch Kommas abgetrennt werden. Das ist, finde ich, unter anderem auch übersichtlicher.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

„Weder … noch …“ und die Kommasetzung: „Weder ist das eine zu hinterfragen noch[,] ob alle das andere tun können“

Frage

Bei der Kommasetzung des folgenden Satzes bin ich mir unsicher. Dass „weder – noch“ ohne Komma steht, ist mir bewusst. Aber wie verhält es sich im folgenden Fall, in dem sich ein Nebensatz mit „ob“ anschließt?

Weder ist das Antragsrecht zu hinterfragen[,] noch[,] ob tatsächlich alle Beteiligten einen entsprechenden Antrag stellen können.

[…] Wird beim obigen Satz ein Komma gesetzt?

Antwort

Guten Tag Herr S.,

bei der Kommasetzung in so komplexen Formulierungen ist es oft schwierig, eine einfache, eindeutige Lösung zu finden. Ich habe in solchen Fällen die Neigung, anders zu formulieren, nicht zuletzt, weil das der Verständlichkeit häufig zugutekommt. Ich bleibe hier aber beim Satz, so wie Sie ihn zitieren. Hier mein Versuch einer Antwort, für den ich etwas ausholen muss:

Wenn „weder – noch“ gleichrangige Nebensätze verbindet, werden nach § 72 der amtl. Rechtschreibregelung bei ihnen keine Kommas gesetzt (das Komma vor „weder“ trennt jeweils den Nachtrag ab):

Diese Verpflichtung gilt nicht, weder wenn du einreist noch wenn du ausreist.
Ich wusste es nicht, weder dass er verheiratet war noch dass er Kinder hatte.

Das gilt auch hier:

Es ist nichts zu hinterfragen, weder ob das Antragsrecht besteht noch ob tatsächlich alle Beteiligten einen entsprechenden Antrag stellen können.

Wenn wir jeweils den ersten Nebensatz durch eine Nomengruppe ersetzen, sehen die Sätze so aus:

Diese Verpflichtung gilt nicht, weder bei der Einreise noch wenn du ausreist.
Ich wusste es nicht, weder von seiner Frau noch dass er Kinder hatte.
Es ist nichts zu hinterfragen, weder das Antragsrecht noch ob tatsächlich alle Beteiligten einen entsprechenden Antrag stellen können.

Wenn aber „weder – noch“ zum übergeordneten Satz gehört, sollten bei den Nebensätzen Kommas gesetzt werden:

Diese Verpflichtung gilt weder, wenn du einreist, noch, wenn du ausreist.
Ich wusste weder, dass er verheiratet war, noch, dass er Kinder hatte.
Weder ist zu hinterfragen, ob das Antragsrecht besteht, noch, ob tatsächlich alle Beteiligten einen entsprechenden Antrag stellen können.

Ersetzt man auch hier jeweils den ersten Nebensatz durch eine Nomengruppe, entfallen die Kommas dieses Nebensatzes:

Diese Verpflichtung gilt weder bei der Einreise noch, wenn du ausreist.
Ich wusste weder von seiner Frau noch, dass er Kinder hatte.

Und hier dann endlich der Satz in der Form, in der er in Ihrer Frage steht:

Weder ist das Antragsrecht zu hinterfragen noch, ob tatsächlich alle Beteiligten einen entsprechenden Antrag stellen können.

Ich komme also zum Schluss, dass in Ihrem Satz vor dem Nebensatz ein Komma stehen sollte. Meine Erklärung holt aber weit aus und ist so komplex, dass ich ein fehlendes Komma hier nicht als Fehler anstreichen würde. In Fällen wie diesem sollte man die Kommasetzung nicht allzu strikt sehen. Manchmal führt auch in der Zeichensetzung mehr als ein Weg zum Ziel.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Zitate, Angaben von Titeln und die Zeichensetzung

Frage

Ist das Komma vor „lautet“ richtig bzw. zwingend?

„The Women Who Broke up the Beatles“, lautet der Titel eines Artikels in der britischen Frauenzeitschrift „Good Housekeeping“.

Ändert sich die Kommasetzung mit der Länge des Titels? Zum Beispiel:

„Good Housekeeping“, lautet der Titel …

oder noch kürzer:

„Beatlemania“, lautet der Titel …

Antwort

Guten Tag Herr T.,

Titel sind keine direkte Rede, auch nicht im weiteren Sinne. Sie werden zwar in Anführungszeichen gesetzt, sie sind sonst aber „gewöhnlicher“ Teil des Satzes. Die Zeichensetzung ist entsprechend anders als bei der Wiedergabe von direkter Rede mit einem Begleitsatz. Ein Doppelpunkt steht zum Beispiel nur dann, wenn der Titel angekündigt wird:

Der Artikel trägt den folgenden Titel: „The Women Who Broke up the Beatles“.

Aber ohne Doppelpunkt:

Der Artikel trägt den Titel „The Women Who Broke up the Beatles“.

Entsprechend steht in Ihren Sätzen kein Komma:

„The Women Who Broke up the Beatles“ lautet der Titel eines Artikels.
„Good Housekeeping“ ist der Titel einer britischen Frauenzeitschrift.
„Beatlemania“ lautet der Titel eines Artikels.

Die Länge des Textes spielt übrigens auch bei der Wiedergabe von Zitaten (direkte Rede o. Ä.) keine Rolle für die Zeichensetzung:

„Das sind die Frauen, die die Beatles auseinandergehen ließen“, schreibt die Autorin.
„Warum nicht?“, wollte sie wissen.
„Ach“, seufzte er.

Frage 2

Die Abgrenzung von Titeln und direkter Rede, die mir einleuchtet, war mir bisher nicht so klar. Ist sie immer eindeutig? Vergleichen Sie zum Beispiel diese Beispiele:

„Where have all the flowers gone?“, fragt uns Pete Seeger.
„Where have all the flowers gone?“, sang einst Pete Seeger.
„Where have all the flowers gone?“ ist ein berühmter Song von Pete Seeger.

Stimmt das?

Antwort 2

Ja, das stimmt. „Where have all the flowers gone?“ ist sowohl der Titel als auch eine Textzeile des Liedes von Pete Seeger. Man kann hier also a) den Text zitieren:

„Where have all the flowers gone?“, fragt uns Pete Seeger.

oder b) den Titel nennen:

„Where have all the flowers gone?“ ist ein berühmter Song von Pete Seeger.

Bei Ihrem zweiten Beispielsatz kann beides gemeint sein. Je nachdem, was ausgedrückt werden soll, kann mit oder ohne Komma geschrieben werden:

„Where have all the flowers gone?“, sang einst Pete Seeger.
[Er sang diesen Text]

„Where have all the flowers gone?“ sang einst Pete Seeger.
[Er sang den Song mit diesem Titel; m. M. n. weniger wahrscheinlich, aber möglich]

Auf den ersten Blick scheint vor allem der zweite Teil eine Frage für Feinschmecker oder Haarspalterei zu sein. Ich finde es eher eine Frage für Schreibende, die nicht in jedem Fall eine eindeutige Regel benötigen oder wollen. Es ist ja nicht immer klar, ob der Titel oder eine Textstelle gemeint ist. Genau genommen ist ja auch ein Titel eine Textstelle. Es lohnt sich hier kaum, bis ins letzte Detail zu gehen. Es ist häufig gar nicht wichtig, ob Pete Seeger nun den Text oder den Song gesungen hat – er tat ja jeweils beides.

Auch der Titel in der ersten Frage kann übrigens als Zitat gemeint sein:

„The Women Who Broke up the Beatles“, schreibt eine britische Frauenzeitschrift über einem Artikel …

Zusammenfassend: Titel sind keine Zitate, sie können es aber sein. Und manchmal ist die Grenze fließend.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Auch Gedanken verdienen Anführungszeichen

Frage

Darf in folgendem Zusammenhang ein Fragezeichen stehen?

Warum hat er mich nicht eingeladen?, fragte sie sich.

Ich habe da bisher immer eins gemacht, analog zur direkten Rede:

„Warum hat er mich nicht eingeladen?“, fragte sie ihren Freund.

Habe da in diversen Foren unterschiedliche Meinungen dazu gefunden, aber keinen richtigen Hinweis auf den Duden.

Antwort

Guten Tag Frau S.,

Sie haben recht, dass ein Fragezeichen geschrieben werden sollte, Sie sollten aber auch die Anführungszeichen nicht weglassen. Nicht nur eigentliche direkte Rede, also Gesprochenes, sondern auch Geschriebenes oder Gedachtes, das wörtlich zitiert wird, setzt man in Anführungszeichen. Auch sonst werden die Satzzeichen bei wörtlich zitiertem Gedachtem gleich gesetzt wie bei wörtlich zitiertem Gesagtem. Richtig ist also:

Sie fragte: „Ist das wirklich wahr?“
Sie dachte: „Ist das wirklich wahr?“

Auch in Fällen wie diesen setzt man die Satzzeichen gleich wie bei der direkten Redewiedergabe:

„Warum hat er mich nicht eingeladen?“, fragte sie sich.
„Verdammt nochmal!“, dachte sie, ohne sich etwas anmerken zu lassen.
„Was ist denn hier los?“, wunderte er sich.

Das ergibt sich aus § 89.1 der amtlichen Rechtschreibregelung, insbesondere aus diesem Beispiel:

„Das war also Paris!“, dachte Frank.

Anführungszeichen stehen übrigens auch bei wörtlich Zitiertem, das durch Verben eingeleitet wird, die eigentlich keine Verben des Sagens sind, aber also solche gemeint sind:

„Ich bin einverstanden“, lächelte er (= sagte er lächelnd)
„Wie du meinst“, schmunzelte sie (= sagte sie schmunzelnd)
Der Hauptmann posaunte: „Mir nach!“
„Wie interessant!“, heuchelte der Vicomte.

Wichtig ist vor allem, dass Gesagtes, Geschriebenes und Gedachtes wörtlich zitiert wird, und weniger, womit das Zitierte eingeleitet wird.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp