Frage
Viele Autoren, vor allem solche, die zur Schachtelsatzbildung neigen, verwenden liebend gern bei der Flexion die es-Variante (Beispiel: Falles, Stückes). In bestimmten Fällen ist es zwingend notwendig, in manchen gebräuchlich. Mich erinnert der penetrante Gebrauch an das Martin-Luther-Deutsch seiner Bibelübersetzungen. Was ist nun gutes Deutsch?
Antwort
Sehr geehrter Herr O.,
die Endung es ist tatsächlich in gewissen Fällen zwingend und in anderen unüblich. In vielen Fällen aber ist sowohl der Genitiv mit s als auch der Genitiv mit es möglich und korrekt (siehe hier).
Ob man Falles, Stückes und Arbeitstages oder Falls, Stücks und Arbeitstags verwendet, ist keine Frage der Grammatik, sondern eine Frage des Stils. Man könnte versuchen hier lange Listen von Kriterien aufzustellen, wann eher der es-Genitiv gewählt wird und wann eher nur das s zum Zuge kommt. Das hilft einem im Alltag aber nicht sehr viel weiter. Oft spielt einfach der Rhythmus des Satzes bei der Wahl der einen oder der anderen Variante ein Rolle. Sehr oft sind eben einfach beide Formen üblich.
Wenn man ausschließlich den es-Genitiv verwendet, kann ein Text recht altmodisch und gestelzt aussehen. Es ist aber auch nicht notwendig, in einem „modernen“ Text so viel wie möglich den s-Genitiv zu verwenden. Wie immer, wenn es um Geschmack und Stil geht, liegt die Kunst darin, die richtige Mischung zu finden. Dabei muss man kein Regelbuch und kein Goldwäglein zur Hand nehmen. Vieles ist grammatisch und stilistisch möglich – und allen recht machen kann man es auch bei dieser Frage nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp