Neue Wörter anfragen

Frage:

wo kann man vorschläge oder anträge auf den eintrag eines neuen wortes abgeben?

Antwort:

Sehr geehrter Herr G.,

sie können Vorschläge genauso wie alle Fragen an unsere Feedback-Mailadresse schicken. Wir prüfen dann anhand der uns zur Verfügung stehenden Wörterverzeichnisse und unter anderem auch mit Hilfe von Webbrowsern, ob das vorgeschlagene Wort aufgenommen werden soll.

Ich möchte unbedingt betonen, dass dieses letzte Hilfsmittel, die Suchmaschinen, nur sehr vorsichtig eingesetzt werden. Die Anzahl der Treffer ist NICHT das einzige ausschlaggebende Kriterium. Es gibt zum Beispiel Seiten, Texte, Zitate, Sätze u. Ä., die unter dutzenden oder mehr verschiedenen Adressen gefunden werden. So kann es vorkommen, dass ein Wort zwar nur einmal aufgeschrieben, aber danach vielfach kopiert wird und dann scheinbar häufig vorkommt. Ein paar Hundert Treffer sind also noch keine Garantie, dass ein Wort aufgenommen werden sollte. Aber auch Trefferzahlen in den Tausendern und Zehntausendern wollen überprüft sein. Auch wenn die Suchmaschinen die Möglichkeit bieten, nur deutsch geschriebene Seiten zu berücksichtigen, muss immer nachgegangen werden, ob es sich bei den Resultaten nicht zu oft um ein Wort in einer fremden Sprache handelt. Das gesuchte Wort kann nämlich auch innerhalb von fremdsprachigen Zitaten auftauchen oder die Suchmaschine kann sich beim Feststellen der Sprache irren. Dies sind nur ein paar der zahlreichen Gründe, weshalb die Resultate einer Suche mit einem Webbrowser immer recht genau analysiert werden müssen.

Wir sind auf Ihren Vorschlag gespannt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Karfreitag

Zum heutigen Karfreitag ein paar Worte über die Herkunft des Wortes:

Freitag heißt es natürlich, weil der Karfreitag immer auf einen Freitag fällt. Dieser Name hat übrigens keine christlichen, sondern griechisch-römische Wurzeln. Viele werden jetzt vielleicht die Stirne runzeln, weil sie wie ich gelernt haben, dass der Freitag der germanischen Göttin Freya oder Frigg geweiht war. Das zeigen auch andere Namen aus der germanischen Tradition wie z.B. das englische friday, das schwedische fredag oder das niederländische vrijdag. Das ist auch so, aber die Idee, Wochentage nach Göttern zu benennen, übernahmen die Germanen von den Römern. Diese nannten den Tag dies Veneris, Tag der Venus, ein Name der noch in den romanischen Sprachen fortlebt (z.B. französisch vendredi, italienisch venerdì, spanisch viernes). Die Idee fand man wohl gut, aber man wählte doch lieber eine eigene Göttin und „übersetzte“ Venus mit Freya. Auch die Römer waren nicht die eigentlichen Erfinder: ihr dies Veneris ist eine Übersetzung des griechischen Aphroditès hèmera, Tag der Aphrodite.

Bleibt noch die erste Silbe: Kar-. Sie geht auf das althochdeutsche Wort chara zurück, das so viel wie Wehklage, Trauer bedeutete. Im modernen Deutschen gibt es dieses Wort nicht mehr. Es steckt noch im Adjektiv karg, das auf das althochdeutsche charag (traurig) zurückgeht, aber im Laufe der Zeit eine andere Bedeutung erhalten hat. Das Wort chara findet sich auch noch im englischen care (Sorge, Kummer).

Der Karfreitag ist also der Freitag der Wehklage und Trauer – ein passender Name für den Tag, an dem der Kreuzigung Christi gedacht wird. Auch die Bezeichnung heiliger Freitag in den romanischen Sprachen ist leicht verständlich, wenn man an die große Bedeutung dieses Tages für die christliche Religion denkt (frz. vendredi saint, span. viernes santo, ital venerdì santo). Andere Sprachen wie z.B. Tschechisch, Polnisch, Ungarisch und Griechisch nennen ihn den großen Freitag, was auch noch relativ einfach interpretierbar ist. Die englische Bezeichnung Good Friday (guter Freitag) macht es einem schon etwas schwieriger. Eine der Erklärungen lautet, dass es von der älteren Bezeichnung Godes Friday = Gottes Freitag komme, was ja dann wieder recht gut zu verstehen wäre. Aber vielleicht stimmt ja auch die Erklärung, die im Allgemeinen für den niederländischen Goede Vrijdag (ebenfalls guter Freitag) gegeben wird: Der Freitag ist gut, weil der Kreuztod zum Guten der Menschheit geschah.

So finde ich die meisten Namen für den heutigen Feiertag mehr oder weniger verständlich. Aber nicht ganz alle: in Dänemark, Schweden, Norwegen, Island, auf den Färöern und auch in Finland ist heute nämlich der Lange Freitag. Die Erklärung für diese Bezeichnung muss ich Ihnen leider schuldig bleiben.

Frohe Ostern!

Dr. Bopp.

Kein e bei „lädt“?

Es folgt eine Frage, die uns Muttersprachler(innen) trotz ihrer Einfachheit in akuten Erklärungsnotstand bringt. Warum? Weil wir in Fällen wie diesen meist gar nicht wissen, dass es ein Problem überhaupt gibt. Ohne in der Grammatik nachzuschlagen hätte ich jedenfalls die Antwort nicht gewusst. Und für die Deutschlernenden mag die Frage ein Trost sein, wenn nicht immer alles ganz perfekt geht: Es gibt einfach viel zu viele Regeln und Ausnahmen.

Frage:

Warum konjugieren wir die er/sie/es-Form von laden als lädt? Der Verbstamm hat ein -d am Ende, dann müsste die Form doch lädet sein.

Antwort:

Sehr geehrte Frau J.,

die allgemeine Regel lautet tatsächlich, dass u.a. in der 3. Person Einzahl Indikativ Präsens bei Verbstämmen, die auf d enden, ein e eingeschoben wird:

baden -> er/sie/es badet (nicht badt)
enden -> er/sie/es endet (nicht endt)
reden -> er/sie/es redet (nicht redt)
usw.

Siehe Grammatik, e-Erweiterung.

So weit, so gut. Diese Regel ist nicht allzu kompliziert. Aber wie so oft geht es natürlich nicht ohne Ausnahmen: Wenn der Verbstamm umgelautet oder abgelautet wird, dann darf kein e eingeschoben werden:

laden -> er/sie/es lädt (nicht: lädet)
treten -> er/sie/es tritt (nicht: trittet)

Siehe Grammatik, Ausnahmen zur e-Erweiterung. Und wenn Sie unsicher sind, finden Sie die Wortformen von laden, treten und allen anderen Verben in den Flexionstabellen im Wörterbuch.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Einwohner der Azoren

Frage:

Eine Frage zur Rechtschreibung: Wie muss es richtig heißen: Azoreaner oder Azorianer? Auf den Azoren kommt im Portugiesischen sowohl açoriano wie auch açoreano vor, meistens allerdings die letzte Form.

Antwort:

Sehr geehrter Herr H.,

zuerst eine etwas haarspalterische Bemerkung: Ob man die Einwohner der Azoren Azoreaner oder Azorianer nennt, ist eigentlich nicht eine Frage der Rechtschreibung, sondern eine Frage der Wortbildung oder des Wortschatzes. In diesen Bereichen gibt es keine amtliche Regelungen, so dass nicht eine Regelung, sondern der allgemeine Gebrauch ausschlaggebend ist.

Und gerade bei einem Gebiet wie den Azoren, die im deutschen Sprachraum außer in der Reisebranche und im Zusammenhang mit dem Azorenhoch nicht so oft erwähnt werden, ist es schwierig, einen allgemeinen Gebrauch festzustellen. Spontan werden wohl die meisten Deutschsprachigen von den Einwohnern der Azoren sprechen.

Ein kontrollierter Blick ins Internet zeigt, dass sowohl Azorianer als auch Azoreaner relativ häufig benutzt werden. Wie Sie selber bereits angeben, geht dies darauf zurück, dass es auch im Portugiesischen zwei Varianten für diesen Einwohnernamen gibt. Solange sich im deutschen Sprachraum keiner der beiden Begriffe eindeutig durchsetzt, sind sie beide korrekt.

Es gibt aber noch eine weitere Variante! Ich habe auch meine Intuition kontrolliert, die mir sagte, dass die Einwohner der Azoren Azorer heißen. Auch diese Variante kommt recht häufig vor. Sie steht z.B. auch im Staatenverzeichnis des deutschen Bundesministeriums vor Justiz (BMJ) und dem Länderverzeichnis des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland. Diese Verzeichnisse sind aber – wenn überhaupt – nur für die betreffenden Ämter und Ministerien bindend.

Sie können also zwischen drei im Prinzip korrekten Varianten wählen. Die letzte (Azorer, Azorerin, azorisch) hat wegen der genannten Verzeichnisse am ehesten den Status einer „offiziellen“ Variante, die beiden anderen sind aber deswegen nicht falsch. Es empfiehlt sich allerdings, innerhalb eines Textes, Buches etc. immer die gleiche Variante zu verwenden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

in der Breite(n) Straße

Frage:

Ich habe eine Frage, durch die wir hier doch etwas in Streit gekommen sind: Heißt es für eine Adresse mit der Anschrift Breite Str.:

Ich wohne in der Breite Str. oder
Ich wohne in der Breiten Str.

Für eine Antwort wäre ich Ihnen (und meine Mitbewohner) sehr dankbar.

Antwort:

Sehr geehrter Herr K.,

die Grammatik eignet sich viel zu gut zum Streiten, als dass man das tatsächlich tun sollte. Einen eindeutigen Schiedsspruch werden Sie nämlich auch von mir nicht erhalten. Ich kann Ihnen leider nur eine dieser eher unbefriedigenden „Im-Prinzip-ja-aber-Antworten“ geben.

IM PRINZIP werden in Eingennamen, die aus einem Adjektiv mit Endung und einem Nomen bestehenden, beide Teile ganz normal gebeugt. Zum Beispiel:

der Blaue Nil – die Quelle des Blauen Nils
das Deutsche Eck – am Deutschen Eck
das Rote Kreuz – das Internationale Komitee vom Roten Kreuz

und so auch z.B.

Alter Markt – am Alten Markt
die Breite Straße – in der Breiten Straße

ABER: In einigen Ortschaften, Städten oder Landstrichen wird von dieser Regel abgewichen. Eine der bekanntesten Ausnahmen ist, dass nur Nichtkölner sich am Alten Markt in Köln treffen. Kölner treffen sich nämlich offenbar am Alter Markt. Wahrscheinlich gehen sie auch nicht in der Breiten Straße einkaufen, sondern in der Breite Straße. Weshalb genau das so ist, kann ich hier nicht beurteilen (wahrscheinlich wird der Name als unveränderliches Ganzes erfahren). Entscheidend ist, dass, wenn dies in Köln allgemein üblich ist, es dort nicht als falsch bezeichnet werden sollte.

Ob Ich wohne in der Breite Straße richtig oder falsch ist, hängt also davon ab, wo sie wohnen. Ist Ihr Wohnort Köln, muss es wohl als richtig gelten. Läge die Straße zum Beispiel in Basel (wo man nicht in der Mittlere Straße sondern in der Mittleren Straße wohnt), wäre die Adressangabe in dieser Form falsch. Es bleibt mir also nicht viel anderes übrig als Ihnen zu raten, sich bei den Einheimischen ihres Wohnortes zu erkundigen. Und wenn dies auch zu keinem eindeutigen Resultat führt, würde ich mich an die allgemeine Regel (in der Breiten Straße) halten, da die unveränderliche Variante eigentlich eine Ausnahme ist.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wie gehts? oder Wie geht’s?

Frage:

Habe Folgendes gerade auf cannoo.net gesucht und leider nicht gefunden: Schreibt man die Kurzform von „wie geht es?“ als „wie gehts?“ oder mit Apostroph „wie geht’s“?

Antwort:

Sehr geehrter Herr S.,

nach der Reform sind beide Formen korrekt:

Wie geht’s?
Wie gehts?

Sie finden diese Angabe und weitere Beispiele auf unseren Rechtschreibseiten im Kapitel über die Verwendung des Apostrophs.

Diese Seite ist tatsächlich recht gut verborgen. Deshalb hier noch ungefragt ein kleiner Tipp: Man kann die Seite finden, indem man im Suchfeld z.B. Apostroph, Auslassungszeichen oder es eingibt und dann dem Link in die Rechtschreibung folgt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Hast du mir noch ein Auto?

Sehr geehrtes Canoo-Team

Ich hätte da mal eine Frage: Stimmt diese Frage gramatikalisch?

Hast du mir noch ein Auto?

Es wäre sehr freundlich wenn sie mir antworten könnten, da es deswegen schon Streit gibt.

Mit freundlichen Grüßen
K.

Antwort:

Guten Tag K.,

als Linguist finde ich es gut, dass auch andere sich für Sprachfragen interessieren. Ich hoffe dennoch, dass Sie sich deswegen nicht allzu heftig streiten. Auch Sprachfragen sollte man meiner Meinung nach nicht ganz so seriös nehmen. Zu Ihrer Frage:

Die Frage Hast du mir noch ein Auto? scheint mir korrekt zu sein. Der Satz kommt mir zwar nicht ganz unbescheiden vor – ich würde bei dieser ungezwungenen Frageform nicht gleich ein Auto, sondern eher einen Tipp oder fünf Euro erwarten -, aber er entspricht den Grammatikregeln des Deutschen. Er bedeutet so viel wie Hast du noch ein Auto für mich? Dieses für mich kann auch als Dativobjekt mir ausgedrückt werden. Ein anderes Beispiel ist: Er öffnet mir die Tür = Er öffnet die Tür für mich. Es handelt sich hierbei um einen sogenannten „Dativus commodi“, einen Dativ des Vorteils. Im Dativ steht dann eine Person, zu deren Vorteil oder Gunsten etwas geschieht. Siehe „Freier Dativ“ in der Canoonet-Grammatik.

In Verbindung mit dem Verb haben ist diese Konstruktion allerdings stilmäßig vielleicht eher umgangssprachlich als standardsprachlich. Es ist möglich, dass Sie sich aus diesem Grund nicht einig sind, ob der Satz stimmt. Die Frage lautet dann aber nicht, ob er grammatikalisch richtig ist (das ist er), sondern vielmehr ob er stilistisch gut formuliert ist. Im Gespräch unter Freunden und Kollegen ist er meiner Meinung sehr gut vertretbar, in z.B. einem offiziellen Schreiben würde ich eher eine andere Formulierung verwenden. Aber beim Stil geht es sehr schnell um eine Geschmacksfrage, und über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht(???) streiten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

weitestgehend und weitgehendst

Eine Bemerkung eines Canoonet-Benutzers:

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich gestatte mir den Hinweis, daß auf Ihrer Seite

http://www.canoonet.eu/services/OnlineGrammar/Wort/Adverb/Komparation.html

sich in der Passage:

Einige Adjektivadverbien haben zusätzlich eine unflektierte Superlativform:
baldigst, höflichst, freundlichst, weitgehendst

eine wirkliche Scheußlichkeit verbirgt: Das letzte Beispiel („weitgehendst“)
ist „falscher Deutsch“, richtig ist bekanntlich das Wort „weitestgehend“.

Falls es für Sie von Interesse ist: In dem Buch „Schachmatt“ ist immer von
einer „dunkelhäutigeren Nation“ für die farbigen US-Amerikaner die Rede –
richtig wäre natürlich, von der „dunklerhäutigen Nation“ zu schreiben…

Antwort:

Sehr geehrter Herr P.,

vielen Dank für Ihren Kommentar. Wir sind allerdings nicht damit einverstanden, dass „weitgehendst“ falsch sei. Wenn der Begriff als eine eigenständige Bedeutungseinheit aufgefasst wird, kann er wie ein „gewöhnliches“ Adjektiv gesteigert werden. Also

weitgehend, weitgehender, weitgehendst
neben:
weit gehend, weiter gehend, weitestgehend

Ähnliche, z.T. auch in Duden „Die deutsche Rechtschreibung“ aufgeführte Fälle sind:

weitreichend, weitreichender, am weitreichendsten
(neben: weiter reichend, am weitesten reichend)
schwerwiegend, schwerwiegender, am schwerwiegendsten
(neben: schwerer wiegend, schwerstwiegend/am schwersten wiegend)

Zu „dunkelhäutiger“: Das Wort „dunkelhäutig“ kann als eigenständiger Begriff mit eigener Bedeutung aufgefasst werden (z.B. wenn es um dunkle Haut als Gradmesser der ethnischen Herkunft geht). Dann kann der Gesamtbegriff gesteigert werden. Also: „dunkelhäutiger“ und „dunkelhäutigste“.

Formen wie „weitreichendste“ und „dunkelhäutiger“ mögen für Sie Verstöße gegen die Logik und deshalb nicht korrekt sein, nach unserer Meinung, gemäß den Angaben in anderen Wörterbüchern und dem allgemeinen deutschen Sprachgebrauch sind sie aber nicht falsch. Wir teilen auch nicht Ihre Meinung, dass es sich hierbei um stilistische „Scheußlichkeiten“ handelt. Diese Formen sind vielmehr ein Indiz dafür, dass sich die lebendige Sprache nicht immer an die strengen Regeln der Logik hält.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wer sind das? Was sind das?

Eine Frage, die im Internetformum „Deutsch als Fremdsprache“ diskutiert wurde, und zu der man mich um meine Meinung bat, beschäftigt sich damit, ob man im Deutschen Wer sind das? und Was sind das? sagen kann. Hier meine Antwort:

Auch mein Sprachgefühl sagt mir, dass die Fragen

Was sind das?
Wer sind das?

nicht korrekt formuliert sind. Ein Erklärungsversuch:

Die Fragewörter wer und was stehen im Prinzip mit dem Singular:

Wer wohnt dort?
Was geht hier vor?

Das ändert sich, wenn das Verb sein ist und ein Prädikativ im Plural folgt. Dann richtet sich das Verb nach dem Prädikativ:

Wer sind diese Leute?
Was sind Kaugummifrösche?

Bei den Konstruktionen

Was sind das, Adenome?
Adenome, was sind das?
Wer sind das, die anderen?
Diese Leute, wer sind das?

wird es schon schwieriger zu erklären, weshalb genau der Plural steht oder stehen darf. Auf jeden Fall ist das pluralische Element, für das das steht, explizit im Satz enthalten.

Letzteres scheint im Deutschen eine Bedingung zu sein, damit das Verb sein nach wer oder was im Plural stehen darf. Deshalb werden die isolierten Fragen

Wer sind das?
Was sind das?

nicht mehr als korrekt empfunden. Sowohl wer resp. was als auch das sind im Prinzip singularische Elemente und es steht kein anderes pluralisches Element im Satz, das eine Pluralform des Verbs unterstützen würde. Ein impliziter Verweis auf ein pluralisches Element außerhalb des Satzes scheint hier nicht auszureichen.

Sie haben recht, dass das sich auch auf nicht sächliche und nicht singularische Nomen beziehen kann. Aber auch hier gilt, dass dann das nicht sächliche oder nicht singularische Nomen explizit im Satz genannt wird. Vgl.

Das ist mein Wagen.
Das sind meine Kinder.

Dies ist auch keine knallharte Grammatikregel, wie wir sie normalerweise gerne hätten. Eine solche darf auch erst nach genauerer Untersuchung in größeren Textmengen formuliert werden. Ich hoffe aber trotzdem, dass die Antwort etwas deutlicher macht, weshalb das Sprachgefühl vieler hier offenbar keine Pluralform zulassen will.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Restaurator – Restaurateur – Restaurant

Frage:

Ist es zulässig, den Begriff Restaurateure als Plural für Restaurator zu verwenden, oder ist lediglich Restauratoren zulässig?

Antwort:

Es ist nicht korrekt, Restaurateure als Plural von Restaurator zu verwenden. Die beiden Wörter Restaurator und Restaurateur bedeuten in der Regel nämlich nicht das Gleiche:

Ein Restaurator oder eine Restauratorin ist eine Person, die Dinge – meistens Kunstwerke – wiederherstelt. Ein Restaurateur oder eine Restaurateurin hingegen ist eine Person, die ein Restaurant führt, also ein(e) Gastwirt(in) oder Gastronom(in). Der Begriff Restaurateur ist in der Schweiz noch gebräuchlich, sonst gemäß den Wörterbücher veraltet.

Wenn Sie Menschen andeuten wollen, die etwas wiederherstellen, empfehlen wir Ihnen deshalb, die Begriffe Restaurator-Restauratoren bzw. Restauratorin-Restauratorinnen zu verwenden.

Der Begriff Restaurateur wird manchmal anstelle von Restaurator verwendet. Doch selbst wenn man diese Verwendung als richtig akzeptiert, sollten die Formen nicht vermischt werden: also entweder Restaurator-Restauratoren oder Restaurateur-Restaurateure.

Wie kommt es dazu, dass die beiden Begriffe manchmal durcheinander verwendet werden? Das hat natürlich damit zu tun, dass beide Wörter mit dem Verb restaurieren – wiederherstellen verwandt sind. Während Restaurator (mehr oder weniger) direkt auf das Lateinische zurückgeht, gelangte Restaurateur aus dem Französischen ins Deutsche. Dort bezeichnet es nicht nur jemanden, der etwas restauriert, sondern eben auch jemanden, der ein Restaurant führt. Und im Prinzip wird im Deutschen nur diese zweite Bedeutung als Berufsbezeichnung verwendet.

Den Begriff Restaurant und das davon abhängige Restaurateur gibt es übrigens noch nicht so lange. Eine Erklärung sagt, dass es von bouillon restaurant – stärkende Fleischbrühe komme, wobei bouillon oder restaurant langsam von der Bezeichnung des Gerichtes zur Bezeichnung des Ortes, an dem das Gericht verkauft wurde, übergegangen sei. Eine mindestens ebenso schöne Erklärung besagt, dass der erste Restaurateur im modernen Sinne, ein Monsieur Boulanger, in 1795 in Paris über der Tür seines Etablissements den folgenden Bibelspruch in lateinischer Sprache anbrachte: „Kommet her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken (= ego vos restaurabo). Dies soll dazu geführt haben, dass Boulanger restaurateur und seine Gaststube restaurant genannt wurden. Der Durchbruch der Institution Restaurant kam mit der Französischen Revolution: Der Adel wurden vertrieben oder guillotiniert. Der Not gehorchend boten die so arbeitslos gewordenen Köche der Adligen ihre Dienste als Restaurateure an.

Sowohl Restauratoren und Restauratorinnen als auch Restaurateure und Restaurateurinnen restaurieren also etwas. Bei Letzteren gilt das aber nur ganz spezifisch für den „inneren Menschen“, den sie mit Hilfe von Speise und Trank „wiederherstellen“.