Klopapier statt Steine(n)

Frage

Kürzlich ereiferte sich eine Gruppe von Freunden ob meiner Zweifel an der Korrektheit einer Überschrift namens Klopapier statt Steine. Ich war der Überzeugung, das müsste Klopapier statt Steinen heißen.

Antwort

Sehr geehrter Herr F.,

die alten Griechen sollen ja bei der Toilettenhygiene Steine und Tonscherben statt Klopapier verwendet haben. In diesem Fall darf man sicher feststellen, dass der Fortschritt uns auf jeden Fall sehr viel Komfort gebracht hat. Wir verweichlichten Neuzeitler verwenden ja heutzutage glücklicherweise Klopapier statt Steine(n).

Es geht hier aber nicht um die Entwicklung oder die Vorzüge bestimmter Reinigungstechniken, sondern um die Wortbeugung. In diesem Fall sind beide Formen möglich. Das Wort statt kann sowohl als Präposition (wie anstatt) als auch als Konjunktion (wie und nicht) verwendet werden. Im ersten Fall heißt es:

Klopapier statt Steinen

Im zweiten Fall heißt es:

Klopapier statt Steine

In Überschriften und Schlagworten – aber nicht nur dort – wird statt oft als Konjunktion verwendet.

Präposition
Statt Worten will ich Taten sehen.
Statt großer Worte will ich Taten sehen.
Er hat statt des Datums die Uhrzeit notiert.

Konjunktion
Taten statt Worte!
Taten statt große Worte!
Ich gebe das Geld dir statt ihm.
Sie will mit einer Vertrauensperson statt mit dem Chef sprechen.

Sehen Sie hierzu und für weitere Informationen die Angaben in der Canoonet-Grammatik.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Spielzeuge und Saatgüter

Frage

Kürzlich korrigierte ich jemand, der meinte, dass Spielzeug nur im Singular verwendet wird. Mein Bertelsmann-Duden („Wie sagt man richtig?“) behauptet allerdings auch, dass Spielzeug nur im Singular verwendet werden sollte. Das Wörterbuch von CanooNet kennt aber auch den Plural Spielzeuge. Vielen Dank!

Bei Saatgut kennt auch CanooNet keinen Plural, obwohl Güter ja auch im Plural gebräuchlich ist. Über die Wortbildung zu Gut kommt man zu vielen Gütern, von denen manche einen Plural haben und andere nicht. Gibt es dazu eine Regel? Kann man ohne Nachschlagen entscheiden, ob Beutegut oder Diebesgut Pluralformen haben? Oder richtet sich das nur nach dem Gebrauch?

Antwort

Sehr geehrter Herr K.,

das Wort Spielzeug hat zwei unterschiedliche Bedeutungen:

Wenn es Gesamtheit der Gegenstände zum Spielen bedeutet, ist es eine Sammelbezeichnung und hat keinen Plural. Es ist dann gleichbedeutend mit Spielsachen und wird in Geschäften als Spielwaren angeboten:

Wie viel Spielzeug besitzt Ihr Kind?
Dieser Laden verkauft Spielzeug.

Wenn es Gegenstand zum Spielen bedeutet, ist es zählbar und hat entsprechend auch einen Plural:

Sie hat ein neues Spielzeug erhalten.
Sie hat drei neue Spielzeuge erhalten.

Die zweite Bedeutung, die offenbar einige für nicht richtig oder für stilistisch schlecht halten, ist auch in anderen Wörterbüchern verzeichnet (zum Beispiel Duden, Wahrig, DWDS u.a.). Es ist bestimmt richtig, dass viele modernen moderne Kinderchen so viel Spielzeug haben, dass die einzelnen Spielzeuge gar nicht mehr auffallen. Wenn es den Plural aber nicht gäbe, könnten die Kleinen nicht mit ihren Eltern darüber unterhandeln, ob sie, wenn sie „großzügig“ auf das große Spielzeug verzichten, dafür mit (mindestens!) zwei kleinen Spielzeugen kompensiert werden müssen.

Es gibt überhaupt nur wenige Wörter, die nie im Plural verwendet werden. Das liegt daran, dass die meisten Wörter nicht nur eine einzige Bedeutung haben. In vielen Fällen hat ein Wort, das in einer Bedeutung keinen Plural hat, in einer anderen Bedeutung doch Pluralformen. Zum Beispiel:

Holz Stoffbezeichnung kein Plural aus Holz
Holz Holzart Plural tropische Hölzer
Freiheit Zustand des Freiseins kein Plural die innere Freiheit
Freiheit Recht, etwas zu tun Plural besondere Freiheiten genießen

Die Frage ist deshalb meistens nicht, ob ein Wort einen Plural haben kann, sondern ob dieser Plural üblich ist und als richtig akzeptiert wird. Ein solcher Fall ist auch Saatgut. Dieses Wort wird im Standarddeutschen (wenn überhaupt) nur im Singular verwendet. Bei Saatguthändlern findet sich aber gelegentlich der Plural Saatgüter mit der Bedeutung Arten von Saatgut. Der Plural ist hier nicht unmöglich und auch nicht falsch, er ist nur nicht allgemein üblich.

Ob ein Wort Pluralformen hat oder nicht, richtet sich also nur nach dem Gebrauch. Entsprechend umstritten können diese Formen gelegentlich sein. Sehen Sie hierzu auch diese Seite in der Canoo-Grammatik:

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Sie ist jemand, die – oder der?

Frage

Ich frage mich, ob auf jemand ein weibliches Relativpronomen folgen kann oder ob jemand stets als männliches Wort behandelt wird. Wie ist es zum Beispiel bei „Ich kenne jemanden, die ein gelbes Auto hat“? Ist diese Formulierung nur ungewohnt oder grammatisch falsch? Falls letzteres, wie kann ich der Tatsache Ausdruck verleihen, dass es eine Frau ist, die das gelbe Auto hat? Kann jemand dies je ausdrücken?

Antwort

Sehr geehrte Frau M.,

das Wort jemand ist eigentlich weder männlich noch weiblich, sondern unbestimmt. In der Regel nimmt man aber mit einem männlichen Pronomen Bezug auf jemand, sogar wenn die mit jemand bezeichnete Person eine Frau ist:

Ich kenne jemanden, der ein gelbes Auto hat: Hannelore.
Sie ist jemand, der sich gut zu helfen weiß.

Die männliche Form ist hier die „neutrale“ Form, die bei unbestimmten Ausdrücken verwendet wird. Im Prinzip steht jemand ja für eine unbestimmte Person. Ähnliches gilt zum Beispiel auch für man und niemand:

Man weiß gar nicht, was man mit seiner Zeit anfangen soll.
Ich kenne niemanden, der

Gelegentlich wird aber bei jemand anstelle der „neutralen“, männlichen Form die dem natürlichen Geschlecht entsprechende weibliche Form verwendet:

Ich kenne jemanden, die ein gelbes Auto hat.
Sie ist jemand, die sich gut zu helfen weiß.

Die weiblichen Formen sind hier nicht falsch, aber eher unüblich. Andere mögliche Formulierungen, wenn man sich nicht mit männlichen Pronomen auf weibliche Personen beziehen will, sind zum Beispiel:

Ich kenne eine Frau, die ein gelbes Auto hat.
Sie ist eine Person, die sich gut zu helfen weiß.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Cappuccino, Cappuccinos und Cappuccini

Frage

Es geht um die Pluralbildung des Wortes Cappuccino. Ihr Wörterbuch gibt Cappuccinos vor. Ist die italienische Variante Cappuccini zu geschmäcklerisch, zu altklug, arrogant? Oder gibt es einen objektiveren Grund, warum die Pluralbildung in diesem Fall eingedeutscht wird? Warum dann aber Mafioso – Mafiosi (und nicht Mafiosos)?

Antwort

Sehr geehrte Frau M.,

Wenn Sie Cappuccini sagen wollen, können Sie das natürlich tun. Man wird Ihnen auch ohne zu zögern mehrere Kaffee mit aufgeschäumter Milch servieren – außer dort natürlich, wo man das Rezept leicht bis mittelschwer abgeändert hat. In Frankreich zum Beispiel wird einem meistens ein Kaffee mit Schlagsahne als Cappuccino serviert. Wenn Sie im deutschen Sprachraum zwei Cappuccini bestellen, ist dieses Risiko geringer. Sie riskieren aber, dass Ihre Bestellung noch „hipper“ klingt als: Zwei Espressi bitte. Wenn ich zum Beispiel am Fernsehen jemanden zwei Espressi bestellen höre, ist das eine Person, die in einer Vorabendserie oder einem ZDF-Spielfilm mit einer Designersonnebrille im Haar in einem schicken Lokal oder an einer gestylten Bar sitzt. Aus irgendeinem Grund habe ich dort bis jetzt noch nie jemanden einen oder mehrere Cappuccinos/Cappuccini bestellen hören. Ob der italienische Plural dort je verwendet wird, weiß ich also leider nicht.

Der Plural Cappuccini ist im Deutschen noch ungebräuchlicher als der Plural Espressi. Man kennt ihn eigentlich nur wenn man Italienisch kann oder wenn man oft in Italien war. Warum man fast ausschließlich Mafiosi sagt, man neben Espressos auch Espressi verwendet, aber bei Cappuccino der italienische Plural kaum vorkommt, weiß ich leider ohne weitere Nachforschungen nicht. Vielleicht liegt es daran, dass man hierzulande schon seit Jahrzehnten Mafiafilme kennt und der Espresso schon lange den Mokka abgelöst hat, während der Cappuccino seinen Eroberungszug nördlich der Alpen erst vor relativ kurzer Zeit angetreten hat.

Andere Wörterbücher machen für diese Wörter die gleichen oder ähnliche Angaben wie Canoonet. Vielleicht hört man die Form Cappuccini ja nach den Sommerferien häufiger, wenn alle vom Urlaub am Gardasee, in der Toskana und auf Sizilien zurückgekehrt sind. Wir werden dann prüfen, ob wir beim Eintrag Cappuccino zusätzlich die italienische Pluralform angeben sollen. Bis die italienische Form sich etwas besser etabliert hat, können Sie diese Klippe auch einfach umschiffen, indem Sie wie zum Beispiel bei Kaffee ganz korrekt den Singular verwenden: Zwei Cappuccino bitte.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Welch/welche/welch eine/was für eine erstaunliche Vielfalt!

Frage

Meine Frage ist, welche Version richtig oder falsch ist:
… zu wissen, welch große Achtung und Wertschätzung ihm entgegengebracht wurde
oder
… zu wissen, welche große Achtung und Wertschätzung ihm entgegengebracht wurde

Antwort

Sehr geehrter Herr T.,

beide Versionen sind hier möglich und richtig:

Welch große Achtung und Wertschätzung!
Welche große Achtung und Wertschätzung!

Es gibt sogar noch eine dritte und vierte Variante:

Welch eine große Achtung und Wertschätzung!
Was für eine große Achtung und Wertschätzung!

Wählen Sie also einfach die Version, die Ihnen am besten zusagt. Da soll noch einer sagen, Deutsch sei immer nur streng und starr. Welch erstaunliche/welche erstaunliche/welch eine erstaunliche/was für eine erstaunliche Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten man auf ganz kleinem Raum haben kann! Mehr zu welch/welche finden Sie hier.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Die Kirchenmaus

Seit langem habe ich heute Morgen wieder einmal die Redewendung arm wie eine Kirchenmaus gelesen. Für die Jüngeren und Deutschlernenden unter uns: Wenn jemand arm wie eine Kirchenmaus ist, dann ist er oder sie sehr arm. Weshalb ist oder war nun eine Kirchenmaus so besonders arm, dass sie es zu einer eigenen Redewendung geschafft hat? In Wohnhäusern, Scheunen und Ställen konnten Mäuse überall etwas Essbares finden. Man musste sich als Maus zwar sehr gut vorsehen, nicht der Katze oder der Mausefalle zum Opfer zu fallen, aber zu essen gab es. Nicht so in der Wohnstätte einer Kirchenmaus. In Kirchen findet sich nichts, womit ein Mäuschen seinen Magen füllen könnte.

Wenn man den Ausdruck etwas aufpeppen und modernisieren möchte, könnte man im heutigen Sprachgebrauch auch sagen: so arm wie eine Designerküchenmaus. Falls man den Bildern in vorabendlichen Fernsehserien und schicken Küchenprospekten glauben darf, wird in vielen dieser Küchen nämlich nie gekocht. Es gibt dort zwar Essbares, aber an Suppendosen aus dem Delikatessenshop, griechischen Kalamataoliven im Glas und Champagner- oder Wodkaflaschen beißt auch eine noch so gut gerüstete Maus sich nur die Zähne aus.

Entwalden, entleeren, entsinnen. Was bedeutet ent?

Frage

Als Dichter und Rezitator setze ich mich naturgemäß eingehend mit Sprache auseinander. Mir von der Logik her ungereimt Erscheinendes nutze ich gerne, um es in verdichteter Sprache nach meinem Sprachgefühl und -verständnis zu enträtseln. In diesem Zusammenhang stieß ich kürzlich auf den Begriff des Entsinnens. Woher stammt er, was will er beschreiben? Er wird ja synonym zum Begriff des Erinnerns gebraucht.

Antwort

Sehr geehrter Herr K.,

das Verb entsinnen gab es schon im Mittelhochdeutschen: in den Sinn aufnehmen, sich erinnern. Heute verwendet man sich jemandes/einer Sache entsinnen mit der Bedeutung sich erinnern, sich wieder ins Gedächtnis rufen. Bei der Interpretation schwierig und gleichzeitig sehr interessant finde ich hier die Mehrdeutigkeit der Vorsilbe ent-. Sie kann nämlich je nach dem Verb, bei dem sie steht, verschiedene Bedeutungen haben. Zum Beispiel:

  • das Gegenteil zu be-: entkleiden, entwaffnen
  • das Gegenteil zu ver-: entkrampfen, entzaubern
  • das Gegenteil: enttanken, entwarnen
  • entfernen: entwalden, entrußen, entkernen
  • weggelangen, wegnehmen: entfliehen, entreißen
  • so sein rückgängig machen: entmündigen, entmutigen
  • so werden lassen: entblößen, entfremden, entleeren (bei Adjektiven, die Abwesenheit beinhalten)

In diesen Fälle bedeutet ent- im weiteren Sinne etwas wie gegen, wegnehmen, entfernen. Bei gewissen Verben hat es aber auch noch eine ganz andere Bedeutung:

  • beginnen: entbrennen, entsprießen, entstehen

Beim Verb entsinnen mit der Bedeutung erinnern hat ent- wohl am ehesten die letzte Bedeutung. Es gab früher übrigens auch ein Verb entsinnen, bei dem ent- die Bedeutung entfernen hatte: von Liebe entsinnt = durch die Liebe der Sinne beraubt.

Die Gelehrten vermuten, dass das letzte ent- (beginnen) sprachgeschichtlich nicht die gleiche Vorsilbe wie ent- mit den anderen Bedeutungen ist. Erstaunlich ist aber so oder so, dass wir, in der Regel ohne dabei nachzudenken, eine Vorsilbe verwenden und problemlos verstehen, die derart verschiedene, teilweise sogar gegensätzliche Aspekte ausdrücken kann.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Alle(r) zwei Jahre

Frage

Wir benötigen dringend Ihre Hilfe, um einen uralten Ost-West-Konflikt beizulegen. Es geht um die aus westdeutscher Sicht falsche Verwendung des Wortes alle. Der Ostdeutsche beharrt darauf, folgende beispielhafte Formulierung als korrekt zu betrachten, zahlreiche Treffer bei einer großen Suchmaschine bestätigen ihn in dieser Annahme: „Die Technik wird ALLER zwei Jahre erneuert.“ „Ha! Das heißt aber doch ALLE zwei Jahre“, quiekt der Wessi – und schon gehts wieder von vorn los. Wie verhält es sich denn nun?

Antwort

Sehr geehrter Herr C.,

ob ich hier dazu beitragen kann, den Konflikt beizulegen, weiß ich nicht. Das hängt davon ab, wie kompromissbereit die Streitparteien sind. Bei der Verwendung des Genitivs aller zwei Jahre scheint es sich vor allem um eine sächsische, also nicht unbedingt eine „gesamtostdeutsche“ Eigenart zu handeln. Es geht hier nicht etwa um „modernen Sprachverfall“, denn schon bei Gotthold Ephraim Lessing (einem Sachsen) findet man Textstellen wie „Wenn alle Diebe gehangen würden, die Galgen müssten dichter stehn. Man sieht ja kaum aller zwei Meilen einen“ (Die Juden, 1. Auftritt).

Im heutigen Standarddeutschen gilt nur noch der Akkusativ alle zwei Jahre als korrekt. Ich würde deshalb empfehlen, in einem „offiziellen“ Text alle zwei Jahre zu verwenden. Im ungezwungenen Gespräch sei es aber den Ostdeutschen zugestanden, aller zwei Jahre zu sagen, ohne dass gleich gequiekt wird. In der ostdeutschen Umgangssprache ist das offenbar eine übliche und richtige Formulierung. Die „Wessis“ verwenden beim Reden und Schreiben ja auch des Öfteren Wendungen, die nicht unbedingt reinstes Standarddeutsch sind, ohne dass die „Ossis“ – und übrigens auch nicht die „Südis“ wie Schwaben, Bayern, Österreicher und Deutschschweizer – gleich zu quieken anfangen. Etwas Toleranz (zu der übrigens Lessing mit dem zitierten Stück „Die Juden“ in einem anderen, wichtigeren Zusammenhang aufruft) schadet auch im Bereich der regionalen Sprachvarianten nicht.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Eine x-stellige Millionensumme

Frage

In einem meiner Texte habe ich etwas leichtfertig von einer neunstelligen Millionensumme gesprochen. Es ging dabei um eine Geldsumme, die nicht genau bestimmt im Zahlenraum 100.000.000 bis 999.999.999 liegt. Es geht um den Begriff neunstellig. Es ist zwar eine neunstellige Zahl gemeint, aber einem Freund und mir kamen dann Zweifel, ob in Bezug auf die Millionen im vorliegenden Fall nicht doch der Ausdruck dreistellige Millionensumme richtig ist. Ist der Betrag 450.000.000 Euro nun eine neunstellige Millionensumme oder doch nur eine dreistellige Millionensumme?

Antwort

Sehr geehrter Herr H.,

eine neunstellige Millionensumme ist tatsächlich einiges höher als die Summe, die Sie meinen. Bei zum Beispiel 450.000.000 (vierhundertfünfzig Millionen) spricht man von einer neunstelligen Summe oder von einer dreistelligen Millionensumme. Wenn es sich dabei um einen Betrag handelt, ist es auch üblich, von einem Betrag in dreistelliger Millionenhöhe zu sprechen. Zusammenfassend:

450 000 000 €
= eine neunstellige Summe
= eine dreistellige Millionensumme
= ein Betrag in dreistelliger Millionenhöhe

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

PS: Eine neunstellige Millionensumme entspräche somit einer dreistelligen Billionensumme. Allzu viel würde ich allerdings nicht darauf verwetten, denn all diese Nullen sind für mich schon so etwas wie höhere Mathematik.

Sind Brüder Geschwister?

Frage

Kann man zwei Brüder als auch als Geschwister bezeichnen? Kann ich sagen: Klaus und Martin sind Geschwister oder ist das nicht korrekt?

Antwort

Sehr geehrte Frau G.,

Sie können, aber üblich ist es nicht. Normalerweise verwendet man den Begriff Geschwister dann, wenn es sich um Brüder und Schwestern handelt oder wenn man nicht weiß, ob es sich um Brüder und/oder Schwestern handelt. Wenn das Wort Geschwister für Geschwister des gleichen Geschlechts verwendet wird, werden damit vor allem Schwestern bezeichnet (zum Beispiel die Geschwister Brontë). Dies geschieht aber vor allem bei bekannteren Geschwisterpaaren in Verbindung mit dem Familiennamen, also in Zusammenhängen, in denen man für Brüder das Wort Gebrüder verwendet (zum Beispiel die Gebrüder Grimm und die Gebrüder Wright). Sonst sagt man doch eher, dass Marianne und Mathilde Schwestern sind. Bei Brüdern ist die Verwendung von Geschwister nicht grundsätzlich falsch, aber ungebräuchlich. Man sagt dann eher, dass Klaus und Martin Brüder sind – oder man verwendet zum Beispiel in Firmennamen und für berühmte Brüder das relativ gehobene Wort Gebrüder in Verbindung mit deren Familiennamen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp