Zitate aus anderen Sprachen

Frage

Wenn ich in einem deutschsprachigen Text einen englischen Satz zitiere (These boots are made for walking), behandle ich dann diesen Satz wie einen deutschen, d.h. schreibe ich dann Boots, oder gilt dann die englische Schreibweise boots?

Antwort

Sehr geehrter Herr G.,

wenn sie fremdsprachliche Wörter, Ausdrücke oder Sätze als Zitat in einen deutschen Text aufnehmen, gilt nicht die deutsche, sondern so weit wie möglich die Schreibweise der Ursprungssprache. So schreibt man z. B. Sie werden immer Mamas kleine Babys sein. Aber wenn direkt aus dem Englischen zitiert wird, schreibt man: Sie werden immer „Mama’s little babies“ sein.

Sehen Sie hierzu auch Punkt 3.1 auf dieser Seite der amtlichen Rechtschreibregelung.

Ein Muttersöhnchen ist deshalb – man beachte die Kleinschreibung und die Verwendung von Akzenten und des Apostrophs – in England a mama’s boy, in Frankreich un petit garçon à maman, in Spanien un hijo de mamá, in Italien ein figlio di mamma, und in den Niederlanden een moederskindje.

Beim Zitieren begibt man sich gewissermaßen in eine andere Sprache und da gilt dann das Sprichwort Andere Länder, andere Sitten oder eben zitierenderweise:
When in Rome, do as the Romans do.
Autres pays, autres mœurs.
A donde fueres, haz lo que vieres.
Paese che vai, usanze che trovi.
’s Lands wijs, ’s lands eer.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Der untrennbare Igel

Dass die neuen Rechtschreibregeln mehr Unklarheiten geschaffen als beseitigt hätten, darüber wurde schon sehr, sehr viel geschrieben, gebloggt und gesagt, auch gestritten, geseufzt und geklagt. Ich bin damit nicht ganz einverstanden. Auch aus meiner Sicht hätte vielleicht hie und da etwas einfacher oder übersichtlicher geordnet werden können. Wenn man aber bedenkt, wer alles zufriedengestellt sein wollte, ist es nicht erstaunlich, dass das Regelwerk eben lange nicht jeden zufriedenstellen kann. Grammatikprofessoren und Grundschüler, konservative „Verteidiger“ der Sprache Goethes und progressive Anhänger des Neudeutschen, professionelle Schreiber und Menschen, die außer vielleicht der wöchentlichen Einkaufsliste nichts mehr schreiben, sie alle sollten die gleichen Rechtschreibregeln einigermaßen verstehen und sich daran halten können. Wenn man sich diese Aufgabe vor Augen hält, ist das (inzwischen schon gar nicht mehr so) neue Regelwerk ein recht gut gelungener Kompromiss. Und mehr als ein Kompromiss ist eben in nicht diktatorisch geführten Gesellschaften meistens nicht möglich.

Für den Eindruck, alles sei (noch) schwieriger geworden, sind unter anderem zwei Ursachen anzuführen: Die neuen Regeln sind nicht komplizierter, akademischer oder unlogischer als die alten. Vor der Reform wusste wir einfach nicht, dass es SO viele Tücken, Schwierigkeiten und Zweifelsfälle gab. Nach der Reform und der Diskussion über die Regeln, sind wir uns dessen plötzlich viel stärker bewusst. Früher hat man sich nicht so oft gewundert, ob eine Verbindung getrennt oder zusammengeschrieben wird, wie man es heute tut. Das hat aber vor allem damit zu tun, dass wir früher nicht wussten, dass wir die Regeln eigentlich gar nicht so gut kannten, und wir heute wissen, dass wir die Regeln nicht so gut kennen.

Der zweite Grund für zumindest einen Teil der Verunsicherung ist die gestaffelte Einführung der Neuregelung. Und damit sind wir dann endlich beim „untrennbaren Igel“ in der Überschrift:

Die Tochter von Frau S. musste in der Schule Wörter trennen. Eines der Wörter war eben Igel. Auf Canoonet hat Frau S. die entsprechende Regel gefunden:

Einzelne Vokalbuchstaben werden am Wortanfang und am Wortende nicht
abgetrennt (§107 E1)
Zum Beispiel: aber, Efeu, Echo, Idee, Ofen, Ufer, über

Dass aber die Lehrerin ihrer Tochter den ungetrennten Igel als Fehler angestrichen hat und auch ihr Rechtschreibduden I-gel vorschreibt, fand Frau S. dann zurecht ziemlich verwirrend.

Antwort

Sehr geehrte Frau S.,

wie die bereits von Ihnen zitierte Rechtschreibregel besagt, darf Igel nicht getrennt werden. Siehe die entsprechende Rechtschreibregel (oder den Originaltext der amtlichen Regelung).

Ich vermute, dass Sie das Wort nicht in der aktuellsten Ausgabe des Dudens nachgeschlagen haben. Auch nach dem Rechtschreibduden, Ausgabe 2006, darf das Wort Igel nämlich nicht getrennt werden. Die Verwirrung ist aber nicht so erstaunlich. Einzelne Vokalbuchstaben durften in der alten Rechtschreibung nicht abgetrennt werden. Mit der Reform von 1998 wurde diese Regel aufgehoben, d.h. man durfte I-gel trennen. Dies war auch noch nach der Neuregelung von 2004 möglich. Mit der letzten Reform im Jahre 2006 wurde die genannte Regel aber wieder eingeführt, so dass man also jetzt Igel wie vor 1998 nicht trennen darf. Wahrscheinlich ist die von Ihnen benutzte Dudenversion nach 1998, aber vor 2006 erschienen und deshalb in einigen Punkten nicht mehr aktuell.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Nachtrag
Wie Frau S. mir freundlicherweise mitteilte, stamm ihr Rechtschreibduden tatsächlich aus dem Jahr 2004 und werden an der Schule ihrer Tochter Rechtschreibunterlagen aus dem Jahr 2000 verwendet. Ein Teil der Verwirrung und des Ärgers über die Reform ließe sich also vermeiden, wenn wir alle immer die aktuellsten Regeln vor Augen hätten. Das kostet zwar wieder einiges (und das ist eine ganz andere Diskussion), aber die Reform von 2006 soll nun für längere Zeit die letzte gewesen sein.

siebenhundertachtzigtausend, 780 000, 780-tausend

Frage:

Bei der Korrektur von Studententexten (Deutsch als Fremdsprache) ist mir aufgefallen, dass diese wohl in Analogie zu 3,5 Millionen auch 780 Tausend schreiben. Laut Duden werden Zahlwörter unter einer Million klein geschrieben, jedoch wird auch Zusammenschreibung angegeben: einhunderttausend. Mir scheint es jedoch logisch, bei großen Zahlen das Zahlwort auszuschreiben. Wie schreibt man dann jedoch das nachfolgende Tausend?

Ich würde 780 tausend schreiben, bin mir aber nicht sicher. 780tausend oder 780-tausend ginge auch, da man das Zahlwort als Wort zusammenschreiben würde? Oder ginge auch die Großschreibung, wie im Internet oft gefunden: 780 Tausend (ca. 30 Tausend mal!)?

Antwort:

Sehr geehrte Frau B.

hier zeigt sich wieder einmal, dass nicht alles, was man auf dem Internet findet, auch richtig ist. Die Schreibweise 780 Tausend (wie übrigens auch 30 Tausend mal) ist nämlich nicht korrekt. Es ist nicht einfach, Informationen zu dieser Frage zu finden, weil Ihre Studenten eine nach den Rechtschreibregeln zumindest ungebräuchliche Mischform von Ziffern und Buchstaben verwenden. Ich möchte deshalb die verschiedenen Möglichkeiten kurz erläutern:

  • Schreibung in Worten: siebenhundertachtzigtausend
    Im Allgemeinen gilt tatsächlich, dass Zahlwörter unter einer Million klein- und zusammengeschrieben werden. Siehe Rechtschreibregel.
  • Schreibung in Ziffern: 780 000
    Größere, unübersichtliche Zahlen können auch in nicht wissenschaftlichen Texten in Ziffern geschrieben werden. Siehe hierzu einen früheren Beitrag in unserem Blog. Im Gegensatz zum angelsächsischen Gebrauch werden dabei zur Gliederung der Ziffergruppen üblicherweise keine Kommas, sondern Zwischenräume (Computer: geschützte Leerzeichen, oder auf gut „Neudeutsch“: non-breaking spaces) verwendet: 780 000 (nicht 780,000).
  • „Gemischte“ Schreibung: ungebräuchlich
    Außer bei Zahlen über einer Million (z.B. 3,5 Millionen, 275 Milliarden) ist es nach den Rechtschreibregeln ungebräuchlich, gleichzeitig Ziffern und Zahlen zu verwenden. Falls man es trotzdem tut, müsste das Zahlwort mit einem Bindestrich und kleingeschrieben werden: z.B. 780-tausend Euro. Vgl. Rechtschreibregel.

Zusammenfassend würde ich Ihnen empfehlen, den Studenten die Wahl zwischen
siebenhundertachtzigtausend und 780 000 zu lassen. Von der „gemischten“
Schreibung 780-tausend würde ich abraten, da sie nach den Rechtschreibregeln ungebräuchlich ist (und in meinen Augen stilistisch unschön – aber das ist wieder eine ganz andere Frage …)

Zu guter Letzt noch die korrekte Schreibung des zweiten Beispiels:
dreißigtausendmal / 30 000-mal oder bei besonderer Betonung
dreißigtausend Mal / 30 000 Mal.
Das ist ja schon fast zu viel der Auswahl!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wie gehts? oder Wie geht’s?

Frage:

Habe Folgendes gerade auf cannoo.net gesucht und leider nicht gefunden: Schreibt man die Kurzform von „wie geht es?“ als „wie gehts?“ oder mit Apostroph „wie geht’s“?

Antwort:

Sehr geehrter Herr S.,

nach der Reform sind beide Formen korrekt:

Wie geht’s?
Wie gehts?

Sie finden diese Angabe und weitere Beispiele auf unseren Rechtschreibseiten im Kapitel über die Verwendung des Apostrophs.

Diese Seite ist tatsächlich recht gut verborgen. Deshalb hier noch ungefragt ein kleiner Tipp: Man kann die Seite finden, indem man im Suchfeld z.B. Apostroph, Auslassungszeichen oder es eingibt und dann dem Link in die Rechtschreibung folgt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Goethe und die Rechtschreibreform

Nein, es geht hier nicht darum, was der große Dichter zur Rechtschreibreform gemeint hätte. Solche Spekulationen überlasse ich lieber anderen. Es geht hier nur darum, wie man seinen Namen schreibt.

Frage:

Letztens sah ich im Internet für den Dichter und Denker Goethe die Schreibweise Göthe mit ö statt oe. Können Sie mir bitte sagen, ob die seltsame Schreibweise Göthe nach neuer Rechtschreibung tatsächlich erlaubt ist?

Antwort:

Sehr geehrte Frau S.,

die geltende offizielle Rechtschreibregelung gibt an verschiedenen Stellen an, dass die Schreibung von Eigennamen von den allgemeinen Rechtschreibregeln abweichen kann. Die Reform wirkt sich also nur bedingt auf die Schreibung von Eigennamen aus. Denken Sie nur z.B. an Schmitt und Schmidt, Schmied und Schmid oder Meier, Meyer, Maier und Mayer. Bei der Schreibung ö und deren Variante oe hat sich ohnehin nichts geändert. Außerdem war das oe im Namen des Dichterfürsten schon vor der Reform eine orthographische Ausnahmeerscheinung.

Wir vertreten die Ansicht, dass Eigennamen nach den offiziellen Registern und/oder dem allgemeinen Gebrauch geschrieben werden sollten. Wir (wie z. B. auch die Rechtschreibwörterbücher von Duden und Wahrig) empfehlen deshalb nach wie vor als einzig richtige Schreibung: Goethe.

Siehe im Canoonet-Rechtschreibwörterbuch Goethe (und zur Kontrolle auch Göthe).

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

an alle

Frau V. aus R. stellte uns die folgende Frage:

Wird im Ausdruck „Rundschreiben an Alle“ „Alle“ groß- oder kleingeschrieben? Ich würde es spontan großschreiben.

Antwort:

Sehr geehrte Frau V.,

Spontane Eingebungen sind oft die besten, aber in diesem Fall leider nicht. Die korrekte Schreibweise ist:

Rundschreiben an alle

Gemäß der offiziellen Rechtschreibregeln werden Pronomen wie „alle“, „jeder“, „mancher“, „keiner“ auch dann kleingeschrieben, wenn sie als Stellvertreter eines Substantivs verwendet werden. Das Pronomen „alle“ muss also auch in ihrem Beispiel kleingeschrieben werden. Sehen Sie hierzu die entsprechende Rechtschreibregel.

Tipp: Schreiben Sie „alle“, „alles“, „allem“, „allen“, „aller“ immer klein, außer neu in der Redewendung „sein Ein und Alles„.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp

Laufen wie die Hasen

Frage eines Canoonet-Benutzers:

Ich hab mal eine ganz einfache Frage: Es geht um folgende Schreibweisen bzw. die Setzung des Kommas.

Sie laufen wie die Hasen.

In diesem Fall gibt es kein Komma bzw. es fällt weg. Es gibt auch folgende Schreibeweisen:

Sie sind gelaufen, wie die Hasen.
Sie sind wie die Hasen gelaufen.

Kann der erste Satz auch ohne Komma geschrieben werden (Sie sind gelaufen wie die Hasen)? Aber „wie die Hasen“ kann dann nicht an letzter Stelle stehen, weil das Verb die letzte Position (wie bei Satz 2) einnehmen muss, oder?

Antwort:

Sehr geehrter Herr K.,

wenn jemand sagt, es sei nur eine ganz einfache Frage, werde ich beinahe ein bisschen nervös. Die Antwort auf „einfache“ Sprachfragen ist nämlich oft ziemlich kompliziert. Zum Glück ist dies dank unserer Grammatikseiten bei dieser Frage weniger der Fall.

Richtig ist nur die Schreibweise ohne Komma:

Sie laufen wie die Hasen.
Sie sind wie die Hasen gelaufen.
Sie sind gelaufen wie die Hasen.

Bei Vergleichen mit „als“ und „wie“ steht nur dann ein Komma, wenn „als“ oder „wie“ einen Nebensatz einleiten. Siehe Rechtschreibregel.

Im dritten Beispielsatz steht „wie die Hasen“ am Schluss des Satzes, obwohl nach einer Grundregel der deutschen Satzstellung das Partizip „gelaufen“ den Satz abschließen müsste. Eine solche Satzstellung ist aber dennoch korrekt. Mit „als“ oder „wie“ eingeleitete Satzteile stehen in Vergleichssätzen sehr oft an letzter Stelle. Siehe hierzu:

Vergleiche mit „als“ und „wie“ im Nachfeld
und allgemeiner:
Die Besetzung des Nachfeldes.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Biertrinken

Die folgende Frage wurde uns letzthin gestellt:

Was ist orthografisch korrekt?

Er wurde zum Biertrinken gezwungen.
Er wurde zum Bier Trinken gezwungen.

Wie lautet die Regel?

Anwort:

Sehr geehrte Frau H.,

sowohl nach der alten als auch der reformierten Rechtschreibung schreibt man richtig:

Er wurde zum Biertrinken gezwungen.

Eine aus zwei Teilen bestehende Infintivgruppe („Bier trinken“), die als Nomen verwendet wird, schreibt man zusammen: „das Biertrinken“. Sehen Sie hierzu auch unseren Rechtschreibseiten auf Canoonet.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

beim Putzen

Herr B. schreibt:

Sehr geehrte Damen und Herren,

meine Tochter Daniela geht in der Grundschule in der 3 Klasse. Bei dem Satz “ Hilfst du mir beim putzen? “ wurde ein Fehler angestrichen den ich nicht nachvollziehen kann. Die Lehrerin besteht darauf das „putzen“ in diesem Fall groß geschrieben wird.
Können Sie das bestätigen?

Mit freundlichem Gruß

Antwort:

Sehr geehrter Herr B.,

die Lehrerin ihrer Tochter hat recht. Die korrekte Schreibweise ist „Hilfst du mir beim Putzen“.

Der Grund dafür ist, dass man Wörter großschreiben muss, wenn sie im Satz als Substantiv verwendet werden. Das Verb „putzen“ wird in diesem Satz wie ein Substantiv verwendet. Das ist u.a. daran zu sehen, dass es mit einem Artikel verwendet wird: „beim Putzen = bei dem Putzen“. Es geht hier also um „das Putzen“, das mit einem Großbuchstaben geschrieben werden muss.

Sie finden die entsprechende Regel in den amtliche Rechtschreibregeln, §57. Die Beispiele zu den substantivierten Verben (= als Hauptwort verwendetes Tätigkeitswörter) finden sie dort unter Punkt 2 (§57.2).

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp