Tulpen, Türkisch und Turbane

Tulpen werden zwar wie Erdbeeren fast das ganze Jahr über irgendwo zum Verkauf angeboten, aber die richtige Tulpenzeit ist doch der Frühling. Sie blühen nun auch vielerorts in Parks und Gärten. Tulpen, das weiß jeder, kommen aus Holland. Doch woher kommt ihr Name?

Das Wort Tulpe ist nicht niederländischen Ursprungs. Es scheint dort zwar eine Art Bierglas zu geben, das tulp heißt und eine tulpenähnliche Form hat, aber das Glas verdankt seinen Namen der Blume, nicht umgekehrt. Das Wort Tulpe ist wie die Blume aus der Türkei zu den Holländern und zu uns gekommen: tülbent. Früher hieß die Blume im Deutschen Tulipan(e) (vgl. italienisch tulipano). Mit der Zeit wurde der Namen zu Tulpe verkürzt.

Gegen Ende des 16. Jahrunderts wurde Holland ein Zentrum der Tulpenzucht. Tulpenzwiebeln waren zuerst ein Hobby und dann ein Spekulationsobjekt für reiche Handelsunternehmer. Das führte zu einer richtigen Tulpenmanie, bei der jeder noch größere Profite erzielen wollte. Diese Rage endete – wen wundert das zurzeit? – in einem heftigen Vorläufer der heutigen Bankenkrise. Erst viel später begann in den Niederlanden dank guter klimatischer und Bodenverhältnisse die „Massenproduktion“ der Tulpe, die sie zusammen mit Holzschuhen und Windmühlen zu einem unentbehrlichen Teil des holländischen Klischeebildes werden ließ. Doch ich schweife wieder einmal ab.

Das Wort Tulpe hatte nämlich noch eine kleine Überraschung für mich bereit. Es ist mit Turban verwandt. Das türkische Wort tülbent bedeutete eigentlich Turbantuch, Turban. Es stammte aus dem Persischen und wurde auch für die Tulpe verwendet, weil man ihre Form offenbar mit einem Turban verglich. Mit etwas Phantasie ist das sogar nachvollziehbar. Der Wechsel von lb (Tulban[d]) zu rb (Turban) fand zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert statt. (Er hat übrigens nichts mit einem umgekehrten Kalauer über die chinesische Aussprache des r zu tun.) Tulpe und Turban: Ist es nicht erstaunlich, wie ein Wort sich über eine Bedeutungsunterscheidung zu zwei so unterschiedlichen Formen entwickeln konnte?

Eher wie eine Katze als wie ein Hund aussehen

Frage

Stimmt dieser Satz: „Er sieht eher aus wie eine Katze als wie ein Hund.“? Mir ist leider kein besseres Beispiel eingefallen, aber mich interessiert eigentlich nur, ob als wie richtig ist oder ob es anders geschrieben werden muss.

Antwort

Sehr geehrter Herr B.,

der Satz ist richtig:

Er sieht eher aus wie eine Katze als wie ein Hund.

Der so bezeichnete Hund wird sich, sofern er es versteht, zwar beleidigt fühlen, aber grammatisch ist die Aussage korrekt. Das Vergleichswort als kann auch vor wie stehen, wenn mit einer mit wie anfangenden Wortgruppe verglichen wird:

Er benimmt sich eher wie ein Rüpel als wie ein Gentleman.
Du solltest besser ganz ruhig als wie ein Formel-1-Pilot fahren.

Dies gilt auch für als vor als:

Sie sieht sich eher als Performerin als als klassische Schauspielerin.
Man verdient als Chef mehr als als Hilfsarbeiter.

Hier kann zur Vermeidung von doppeltem als auf denn ausgewichen werden:

Sie sieht sich eher als Performerin denn als klassische Schauspielerin.

Das ist aber nicht zwingend. In meinen Ohren klingt es auch ein bisschen veraltet oder sehr gehoben. Wenn einen das doppelte als stört, kann man oft auch einfach eine andere Formulierung verwenden. Zum Beispiel:

Ein Chef verdient mehr als ein Hilfsarbeiter.

Standardsprachlich nicht korrekt ist es allerdings, das Vergleichswort als durch wie zu ersetzen!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Torten und die Rechtschreibung

Ganz unpassend zur Zeit nach Ostern – wenn man wieder einmal zu viel gegessen und genascht hat und sich deshalb vielleicht etwas zurückhalten sollte – eine Frage zur Benennung von Torten:

Frage

Ich arbeite in einer Bäckerei und habe Probleme mit zusammengesetzten Wörtern. Wie schreibt man es richtig? Himbeerkäsesahnetorte oder Himbeerkäsesahne-Torte? Schwarzwälderkirschtorte? Schokoquarktorte?

Antwort

Sehr geehrter Herr Z.,

Namen von Torten schreiben Sie gleich wie andere zusammengesetzte Wörter, nämlich im Prinzip zusammen:

Himbeerkäsesahnetorte
Schokoquarktorte
Aprikosentorte
Dipolmaten Diplomatentorte
Schwedentorte
Sachertorte
Blaubeereistorte

Auch sonst gelten die gleichen Regeln wie für „gewöhnliche“ Zusammensetzungen. Wenn der Name lang oder kompliziert ist, können zur Verdeutlichung auch Bindestriche verwendet werden:

Himbeer-Käsesahnetorte (Käsesahnetorte mit Himbeeren)
Blaubeer-Eistorte (Eistorte mit Blaubeeren)

Dies gilt insbesondere, wenn verschiedene Zutaten im Namen genannt werden:

Zwetschgen-Nuss-Torte (Torte mit Zwetschgen und Nüssen)
Erdbeer-Kokos-Torte (Torte mit Erdbeeren und Kokos)
Buttermilch-Pfirsich-Torte (Torte mit Buttermilch und Pfirsichen)
Lauch-Schinken-Torte (Torte mit Lauch und Schinken; Die Regeln gelten auch für Salziges!)

Häufig kann die gleiche Torte unterschiedlich geschrieben werden. Dann können Sie selber entscheiden, was Ihnen besser gefällt:

Erdbeer-Mascarponetorte (Mascarponetorte mit Erdbeeren)
Erdbeer- Mascarpone-Torte (Torte mit Erdbeeren und Mascarpone)

Spezialfall mit Bindestrichen, wenn ein Teil des Tortennamens sonst getrennt geschrieben wird:

Crème-brûlée-Torte (Torte mit Crème brûlée)
Rote-Grütze-Torte (Torte mit roter Grütze)
Piña-Colada-Torte (Torte mit/wie Piña Colada)

Getrennt schreibt man Tortennamen, die ein gebeugtes Adjektiv enthalten:

Amerikanische Käsetorte
Römische Erdbeertorte
Cremige Nusstorte
Gebackene Quarktorte

Die gilt auch, wenn ein mit -er von einem geografischen Namen abgeleitetes Wort verwendet wird:

Schwarzwälder Kirschtorte
Augsburger Apfeltorte
Engadiner Nusstorte

Ebenfalls getrennt schreibt man, wenn die genauere Angabe hinter der Torte steht:

Torte mit Himbeergrütze
Torte Napoleon
Torte Hawaii
Torte Schöne Helene

Auch für Tortenbäcker und -bäckerinnen hat die Rechtschreibung also ihre Feinheiten. Doch bevor Sie gleich den Teigschaber ins Mehl werfen: Es ist weniger kompliziert, als es auf den ersten Blick aussieht. Und wenn Sie einmal einen Bindestrich zu viel oder zu wenig verwenden oder ein Leerzeichen steht, wo keines stehen sollte, wird Ihnen das kaum jemand übelnehmen. Man sollte auch als Konditor oder als Bäckerin der Rechtschreibung nicht allzu viel Gewalt antun, doch es ist immer, aber auch wirklich immer viel wichtiger, wie eine Torte schmeckt!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Kirschblüte zu Ostern

Das Wetter ist so schön, dass man gar nicht zum Schreiben kommt! Außerdem habe ich soeben einen wunderbar weiß blühenden japanischen Kirschbaumgarten unter leuchtend blauem Himmel gesehen. Erstaunlicherweise strahlt die Szene trotz etlicher (meist fotografierender) Besucher eine heitere Ruhe aus. Sie lässt sich aber eigentlich nicht mit Worten beschreiben.

Deshalb versuche ich es auch gar nicht und beschränke mich darauf, Ihnen ganz schöne Ostertage zu wünschen.

Dr. Bopp


GmbHs oder GmbHen? Die Mehrzahl von Abkürzungen

Frage

Mich beschäftigt schon seit geraumer Zeit eine Frage, die Sie mir hoffentlich beantworten können: Wie wird der Plural von Abkürzungen gebildet?

Es ist sehr oft zu hören, dass an die Abkürzung ein s gehängt wird wie z.B. GmbHs. Wenn man das Wort nun komplett ausschreiben bzw. -sprechen würde, dann wird man feststellen, dass das s irgendwie fehl am Platz ist. Demnach müsste es bei diesem Wort ja eigentlich GmbHen heißen. Diese Regelung trifft dann aber auch nicht auf alle Abkürzungen zu. Wie wäre dann nämlich der Plural von z.B. Demo? Gibt es dafür überhaupt eine Regelung?

Antwort

Sehr geehrter Herr M.,

es gibt keine allgemeingültige Regel, wie Abkürzungen gebeugt werden. Die Pluralformen von Abkürzungen werden nicht von den Wörtern bestimmt, für die sie stehen. Bei GmbH müsste die Mehrzahl dann ja ganz genau genommen nicht GmbHen, sondern GenbH heißen. Es sind ja Gesellschaften mit beschränkter Haftung und nicht etwa Gesellschaft mit beschränkten Haftungen.

Die meisten Abkürzungen haben die Neigung, den Plural und (wenn sie männlich oder sächlich sind) den Genitiv mit der Endung s zu bilden. Zum Beispiel:

die WGs (Wohngemeinschaften)
die GmbHs (Gesellschaften mit beschränkter Haftung)

Dies gilt auch für viele Kurzwörter:

die Krimis (Kriminalromane)
die Demos (Demonstrationen)

Die Tendenz zur Pluralbildung mit s ist am stärksten bei

  • Abkürzungswörtern: Unis, Krimis, Demos, Loks
  • weiblichen Abkürzungen: WGs, GmbHs, LPs, CDs

Bei weiblichen Abkürzungen ist die Tendenz, ein Plural-s zu verwenden, wahrscheinlich so stark, weil dadurch die Mehrzahl von der Einzahl unterschieden werden kann: die AG – die AGs. Bei männlichen und sächlichen Abkürzungen ist dieser Unterschied dank des Artikels im Prinzip auch ohne Endung deutlich: das KKW – die KKW.

Sächliche und männliche Abkürzungen bilden den Genitiv Singular und den Plural sowohl mit s als auch ohne s. Je gebräuchlicher eine Abkürzung ist, desto stärker ist im Allgemeinen (vor allem im Plural) die Tendenz zur Endung s:

des KKWs oder des KKW
die KKWs oder die KKW

des PCs oder des PC
die PCs oder (selten) die PC

Man kann also sagen, dass das geschriebene und gesprochene s bei zum Beispiel die GmbHs und die PCs eine im Deutschen allgemein übliche und akzeptierte Form der Pluralbildung bei Abkürzungen ist.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

PS: Kein Apostroph!!! Siehe hier.

TOP?

Nachdem ich vor kurzem so stolz auf meine detektivischen Fähigkeiten war, muss ich gestehen, dass ich bei dieser Frage zu keinem Ergebnis gekommen bin. Vielleicht kennt ein freundlicher Leser oder eine freundliche Leserin die Antwort und ist so nett, dies J. und mir mitzuteilen.

Frage

In Wien wohne ich in TOP 15. Ich merke, dass in Wien neben jeder Haustürklingel steht das Wort ‘TOP,’ und es muss voll bedeuten „Haustürnummer“ bzw. „Apartment-Nummer“. Woher kommt das Wort? Ist es eine Abkürzung?

Antwort

Guten Tag J.,

TOP steht vor allem in österreichischen Adressen tatsächlich für Türnummer oder Wohnungsnummer. Zum Beispiel:

Herzog-Friedrich-Straße 15, TOP 3

Wofür die Abkürzung TOP genau steht oder ob es überhaupt eine Abkürzung ist, konnte ich leider nicht herausfinden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Die Verben andenken und aufoktroyieren

Frage

In der letzten Zeit höre ich des Öfteren, dass dieses oder jenes  Thema  bereits „angedacht“ sei. Meines Erachtens kann es doch nur heißen, dass man über etwas nachgedacht habe, oder? Ebenso finde ich in vielen Diskussionen, dass man jemandem etwas „aufoktroyiert“ hat. Ich meine, dass es sich hier um eine Tautologie handelt und einzig und alleine oktroyiert korrekt wäre.

Antwort

Sehr geehrter Herr B.,

das Wort andenken hat nicht die gleiche Bedeutung wie nachdenken:

über etwas nachdenken = sich über etwas Gedanken machen
etwas andenken =  beginnen, sich über etwas Gedanken zu machen

Mit Hilfe der Vorsilbe an wird angegeben, dass der Prozess des Nachdenkens erst angefangen hat bzw. noch nicht abgeschlossen ist.

In der deutschen Sprache gibt es eine starke Tendenz, gewisse Aspekte der Verbhandlung mit Hilfe von Vorsilben wie an und nach anzugeben oder zu betonen. Andere solche Vorsilben oder Partikeln sind aus, auf, ein, hinunter, über u.v.a.m. Dabei kann es oft zu mehr oder weniger tautologischen Aussagen kommen. [Das eher fachsprachliche Wort tautologisch bedeutet ungefähr doppelt ausgedrückt, „doppelt gemoppelt“. Ein Beispiel für eine tautologische Wendung ist das bemerkenswerterweise in der Frage verwendete einzig und alleine.] In den folgenden, korrekten Beispielen steht jeweils ein Verb mit einer Vorsilbe, obwohl das einfache Verb ohne Vorsilbe im Prinzip auch schon ausreichen würde:

auf den Turm hinaufsteigen – auf den Turm steigen
in ein Zimmer hineingehen – in ein Zimmer gehen
gegen den Schlaf ankämpfen – gegen den Schlaf kämpfen
eine Farbe auswählen – eine Farbe wählen
den ganzen Kuchen aufessen – den ganzen Kuchen essen

Manchmal verdrängen die komplexen Formen sogar das entsprechende einfache Verb: Während es früher Brauch war, Gäste zum Essen zu laden, ist es heute üblich, sie zum Essen einzuladen. Ein heutiger Schiller ließe wohl nicht mehr einen Fischerknaben singen: „Es lächelt der See, er ladet zum Bade.“ (Wilhelm Tell I,1) Es ist wahrscheinlicher, dass er einer jungen Hilfskraft bei der Tretbootvermietung eine literarisch ausgefeilte Variante von „Der See lädt zum Baden ein“ in den Mund legen würde (oder etwas Gerapptes mit Fun im Lake, chillen usw.).

Die Tendenz, Verbbedeutungen mit Vorsilben zu verdeutlichen oder zu betonten, ist, wie bereits erwähnt, im Deutschen sehr stark. Sie wirkt auch beim Wort oktroyieren. Es bedeutet jemandem etwas aufzwingen, aufdrängen, auferlegen. Was dem Verb oktroyieren sozusagen fehlt, ist das auf, das bei den deutschen Entsprechungen so bildlich den zwingenden, drängenden Aspekt der Verbhandlung angibt. Das ist der Grund, weshalb auf häufig vor oktroyieren verwendet wird, auch wenn dies sinngemäß gar nicht mehr nötig wäre. Da solche tautologischen Formulierungen im Bereich der deutschen Verben häufig sind, ist die Frage nicht, ob aufoktroyieren grammatisch korrekt ist, sondern höchstens, ob es stilistisch gut gewählt ist.

Der langen Rede kurzer Sinn: Die beiden Verben andenken und aufoktroyieren sind im heutigen Deutschen gebräuchliche, in vielen Wörterbüchern verzeichnete Verben, gegen die grammatisch nichts einzuwenden ist.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Stassage?

Für die Beantwortung dieser Frage war einiges detektivische Gespür notwendig. Ich war dann auch sehr mit mir zufrieden, als ich die Antwort gefunden hatte. Zum Ehrentitel Dr. Sherlock Bopp reicht es allerdings noch nicht.

Frage

In einem Text ist das Wort Stassage aufgetaucht. Keiner kann mir sagen was dieses Wort bedeutet. Ich finde es auch in keinem Wörterbuch oder Lexikon. Vielleicht können sie mir weiterhelfen.

Antwort

Sehr geehrter Herr G.,

auch ich kenne das Wort Stassage nicht. Es scheint der Name eines FORTRAN-Programms für Geowissenschaftler zu sein. Ich vermute allerdings eher, dass es sich um einen Fehler handelt. Weshalb?

Bis ungefähr zum Zweiten Weltkrieg wurden deutsche Texte in Frakturschrift gedruckt. Danach setzte sich die heute verwendete Antiquaschrift durch. Eine der Schwierigkeiten der Frakturschrift ist für uns Antiqua-gewöhnten Leser die Unterscheidung zwischen den Buchstaben s und f im Wortinnern. Diese beiden Buchstaben sehen in Fraktur nämlich fast gleich aus. Sehen Sie hier Staffage – Stassage in Fraktur:

Könnte es sein, dass der Text, in dem sie das Wort gefunden haben, bereits älter ist? Dann ist es möglich, dass jemand bei der Umsetzung von Fraktur zu Antiqua das Wort Staffage fälschlich als Stassage wiedergegeben hat. Das Wort Staffage gibt es nämlich. Ich zitiere aus Wahrig: „(schmückendes) Beiwerk, Nebensächliches, zusätzliche Ausstattung“.  Es wurde vom Verb staffieren abgeleitet, das wir vor allem noch in ausstaffieren kennen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

PS: Informationen zur Frakturschrift finden Sie u.a. in Wikipedia.

Nachtrag

Wie mir Herr G. freundlicherweise mitteilte, hatte ich mit meiner Vermutung recht. Es ging im Text um Personen, die in einem Bild nicht das Hauptmotiv, sondern nur Staffage sind. Wie bereits gesagt: Zum Sherlock Holmes reicht es nicht, aber fast jeder fängt einmal klein an.

Straßennamen

Frage

Wann schreibe ich –str. zusammen, und wann – Str. getrennt? Und wann kommt ein Bindestrich dazu und wann nicht? Gelten diese Regeln dann auch für Alleen, Wege und Chausseen?

Antwort

Sehr geehrter Herr S.,

nach den amtlichen Rechtschreibregeln schreibt man Straßennamen grundsätzlich gleich wie „gewöhnliche“ Zusammensetzungen:

Im Prinzip zusammen:

Bahnhofstraße
Goethestraße
Fleischergasse
Langgasse
Eichenweg
Donauallee    

Ist der erste Teil ein gebeugtes Adjektiv, schreibt man den Namen getrennt und das Adjektiv groß:

Breite Straße
Lange Gasse
Neue Gasse

Man schreibt ebenfalls getrennt, wenn der erste Teil ein mit -er von einem geographischen Namen abgeleitetes unveränderliches Adjektiv ist:

Bielefelder Straße
Innsbrucker Straße
Königsberger Allee
Berliner Chaussee
(aber: Hannoverstraße)

Bindestriche werden dann verwendet, wenn der erste Teil aus einer Wortgruppe wie zum Beispiel einem mehrteiligen Eigennamen besteht:

Heinrich-Heine-Straße
Van-Gogh-Straße
Heinrich-von-Kleist-Weg
General-Guisan-Quai

ABER: Dies sind die allgemeinen Regeln. Im konkreten Fall weichen Ortschaften und Städte von diesen Regeln ab. So schreibt man in der Schweiz Genferstrasse und Baslerstrasse statt Genfer Straße und Baseler Straße, und auch in Österreich findet man des Öfteren die Schreibung Innsbruckerstraße statt der amtlich empfohlenen Schreibung Innsbrucker Straße. Diese lokal festgelegten Schreibweisen gehen den amtlichen Rechtschreibregeln vor!

Abgekürzt wird genau gleich. Also zum Beispiel:

Bahnhofstr.
Breite Str.
Bielefelder Str.
Heinrich-Heine-Str.

Noch viel mehr Informationen zur Schreibung von Eigennamen finden sie auf dieser Seite.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Bis nächstes Ostern oder bis nächste Ostern?

Frage

Ich stehe wieder vor einem kleinen Rätsel:

Wenn Sie das Marmorieren oder die Serviettentechnik noch nicht beherrschen, können Sie sich mit Stickern und Abziehbildchen helfen und die beiden Techniken bis zum nächsten Ostern lernen

Diese Formulierung behagt mir aber nicht. Ich würde entweder schreiben bis zum nächsten Osterfest oder bis nächste Ostern. Bei der letzteren Variante bin ich jedoch unsicher.

Antwort

Sehr geehrte Frau S.,

wie Sie mit dem Wort Ostern umgehen, scheint davon abhängig zu sein, woher Sie kommen oder wo Sie sind. Im südlichen deutschen Sprachraum ist Ostern ein Pluralwort. In Nord- und Mitteldeutschland ist es ein sächliches Singularwort. Sie schreiben also je nachdem:

bis nächste Ostern
bis nächstes Ostern

Die etwas schwerfälligen Formulierungen bis zu den nächsten Ostern und bis zum nächsten Ostern sind ebenfalls möglich. Was immer Sie auch wählen, ein Teil der Leserschaft wird sich über die Formulierung wundern. Wenn nicht der Süden den Kopf schüttelt, dann ist der Norden unzufrieden. Deshalb empfehle ich Ihnen, den Satz anders zu formulieren, wenn Sie den gesamten deutschen Sprachraum ansprechen wollen:

bis dieses Jahr Ostern bzw. bis nächstes Jahr Ostern
bis zum nächsten Osterfest

Ganz Ähnliches gilt auch für Pfingsten und Weihnachten.

Wenn es wie jetzt gar nicht mehr so lange dauert, kann man auch einfach sagen:

bis Ostern

So zum Beispiel in der folgenden Gewissensfrage: Gelingt es Ihnen, den je nach Region und Größe des Geschäfts zentner- bis tonnenweise angebotenen Süßigkeiten in Eiform bis Ostern zu widerstehen? Ich gestehe: Es ist mir nicht gelungen. Die kleinen Schokoladeneier mit Fondant- und Haselnussfüllung und die Nougateier schmecken einfach zu gut! Ich versuche allerdings, mich der Tradition und meiner Gesundheit zuliebe bis Ostern einigermaßen zurückzuhalten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp