Patienten jedes/jeden/eines jeden Alters?

Frage

Ich bin mir bei der folgenden Formulierung nicht sicher: Heißt es Patienten jeden Alters können davon profitieren oder Patienten jedes Alters oder Patienten eines jeden Alters?

Antwort

Sehr geehrte Frau S.,

es mag vielleicht erstaunen, aber das Deutsche lässt uns hier wieder einmal eine unerwartet große Freiheit. Alle Formulierungen sind korrekt:

Patienten jedes Alters
Patienten jeden Alters
Patienten eines jeden Alters

Im Genitiv kann nämlich statt jedes auch jeden verwendet werden, wenn das nachfolgende Nomen eine eindeutige Genitivform mit der Endung s oder es hat.

der Traum jedes oder jeden Kindes
der Auschluss jedes oder jeden Risikos

Aber nur:

im Leben jedes Menschen

Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

Neben jeder wird auch die Wendung ein jeder verwendet. Sie gehört eher zum gehobenen Sprachgebrauch. Im Genitiv wird nach eines nur die Form jeden verwendet:

der Traum eines jeden Kindes
der Ausschluss eines jeden Risikos
im Leben eines jeden Menschen

Wenn Sie noch mehr zu jeder wissen möchten, klicken Sie einfach hier.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Mikro, mükro, mü und My

Frage

Schon seit Jahren muss ich mich mit dem Wörtchen mikro herumschlagen. Immer wieder begegne ich (ausgesprochenen) Mükrometer oder Mükroliter ohne mich intellektuell und sprachlich fundiert verteidigen zu können.

Antwort

Sehr geehrte Frau S.,

das Wortelement mikro wird tatsächlich mit i und nicht mit ü ausgesprochen. Man spricht also nicht von einem Mükrometer oder der Mükrowelle, sonder von einem Mikrometer und der Mikrowelle.

Im Standarddeutschen wird das y in aus dem Griechischen stammenden Wörtern als ü ausgesprochen:

hypermodern = hüpermodern
mythisch = mütisch
Thymian = Tümian
Ypsilon = Üpsilon

Das Wortelement mikro stammt zwar aus dem Griechischen (µικ?òς, mikròs = klein), aber es wird mit einem i geschrieben und mit einem i ausgesprochen. Woher kommt dann die Aussprache mit ü?

In technischen Bereichen bedeutet mikro vor Maßeinheiten Millionstel. Ein Mikrometer ist ein Millionstelmeter, ein Mikroliter ist ein Millionstelliter. Dieses mikro wird mit dem griechischen Buchstaben µ abgekürzt.

ein Mikrometer = 1 µm
ein Mikroliter = 1 µl

Der Buchstabe µ entspricht dem deutschen m und wird als ausgesprochen (und als My ausgeschrieben). Abkürzungen wie µm und µl werden deshalb manchmal als Mümeter und Müliter ausgesprochen. Wenn mikro als mükro ausgesprochen wird, könnte es also gut sein, dass dies in falscher Analogie mit der Aussprache Müliter für µl geschieht.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Frühjahrsputz im Februar?

Zum Ersten des Monats ein paar Worte zum Namen des Monats: Wie alle Monatsnamen haben wir auch diesen den alten Römern zu verdanken. Der Monat februarius mensis war der Monat der Reinigung. So gab es auch das Adjektiv februarius = zur Reinigung gehörig.

Wieso war der Februar der Monat der Reinigung? Ist es nicht etwas früh im Jahr für den Hausputz? Doch wenn man bedenkt, dass die klimatischen Verhältnisse in mediterranen Gefilden etwas milder sind als nördlich der Alpen, könnte es gut sein, dass die alten Römerinnen damals den Frühjahrsputz schon im Februar veranstalteten. Außerdem war der März der erste Monat im neuen Jahr. Ich kann mir also gut vorstellen, dass man den Dreck des alten Jahres hinter sich lassen und das neue Jahr in einem sauber geputzen Haus anfangen wollte.

Ganz so banal ist es dann natürlich in Wirklichkeit nicht. Wie so oft bei den alten Römern muss man „mythologisieren“: Die Reinigung hatte nicht nur konkret mit Lappen und Besen, sondern vor allem mit Göttern und Opfern zu tun. Der Monatsname ist mit dem Sühnefest der Februalia verbunden, die am Ende des Jahres, also in diesem Monat, dem Gott der Unterwelt, des Todes und der Läuterung gewidmet waren. Bei den Etruskern hieß dieser Gott Februus:

Februus: Etruscischer Gott der Unterwelt, mit Pluto identificirt; nach ihm ist der Monat Februar benannt, der ihm geweiht war, und in dessen zweiter Hälfte man alle freudigen Handlungen unterliess, keine Hochzeiten, feierte, und nichts that, was man gern mit glücklichen Vorbedeutungen anfing, sondern durch allerlei Beschwörungsmittel die Larven austrieb, die Häuser, die Begräbnissplätze und die Stadt selbst von neuem weihete, sich mit den Göttern versöhnte, und dasselbe für den Staat vornahm. F. war es, der zu dieser Zeit die Macht hatte, die Gespenster und Plagegeister in ihre unterirdischen Höhlen einzuschliessen. [Quelle]

Der Februar war also der Reinigungsmonat, aber es ging nicht um fröhliches Schrubben und Putzen, sondern um Reinigung im Sinne der Läuterung und Sühne. Nicht (nur) das konkrete Wohnhaus, sondern das individuelle und das kollektive geistig-moralische Haus wurden im Monat Februar einem „Jahresendputz“ unterworfen.

 

Groß- und Kleinschreibung nach Aufzählungsstrichen

Frage

Wenn man im Brief eine Aufzählung hat, wird das Wort nach dem Aufzählungsstrich immer groß geschrieben?

Antwort

Sehr geehrte Frau B.,

hierzu gibt es meines Wissens keine verbindlichen Regeln. Ich möchte aber trotzdem ein paar Hinweise geben:

Wenn die Aufzählung gewissermaßen in den Text integriert ist, sollte nicht großgeschrieben werden. Zum Beispiel:

Es ist erforderlich, dass
– alle Nachbarn informiert werden,
– eventuelle Beschwerden berücksichtigt werden,
– die Lärmbelästigung möglichst gering ist.

Mitnehmen sollten Sie:

  • leichte Kleidung
  • gutes Schuhwerk
  • Regenschutz
  • Kopfbedeckung

Wenn es sich um eine Aufzählung von Titeln, Überschriften, ganzen Sätzen u. Ä. handelt, sollte immer großgeschrieben werden. Beispiele:

Inhalt:
– Ein Wort vorab
– Erstes Kapitel
– Zweites Kapitel
– Abschließende Bemerkungen

Bevor Sie abschließen:

  • Haben alle das Gebäude verlassen?
  • Sind die Fenster geschlossen?
  • Sind alle Lichter gelöscht?

Sonst bleibt es in den meisten Fällen Ihrem eigenen Ermessen (oder eventuellen typographischen Hausregeln) überlassen, ob Sie Nichtsubstantive nach einem Aufzählungsstrich groß- oder kleinschreiben. Wichtig ist vielleicht nur noch, dass Sie innerhalb einer Liste unbedingt das gleiche Prinzip beibehalten sollten. Auch sonst empfiehlt es sich für Vielschreiber(innen), sich so weit wie möglich immer an die gleichen Kriterien zu halten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Abrechenbar und abrechnungsfähig

Frage

Gibt es in der deutschen Sprache das Wort abrechenbar? Dieses Wort habe ich im medizinischen Kontext gehört: abrechenbare Diagnose oder abrechenbare Leistung. Worin besteht der Unterschied zwischen abrechenbar und abrechnungsfähig?

Antwort

Sehr geehrte Frau G.,

das Wort abrechenbar gibt es, und wenn es das Wort noch nicht gäbe, könnte man es ganz einfach bilden. Das Suffix -bar ist die bei der Bildung von neuen Adjektiven aus Verben am häufigsten vorkommende Endung. Es drückt unter anderem aus, dass die Verbhandlung mit jemandem oder etwas gemacht werden kann (z.B. lieferbar, trennbar, abwaschbar, auswechselbar). Es kann bei sehr, sehr vielen Verben verwendet werden, so dass es ständig zu neuen Wortbildungen kommt: abrufbar, herunterladbar, downloadbar, ergoogelbare Info, scannbare Barcodes usw.

Das Adjektiv abrechenbar bedeutet also so etwas wie sich abrechnen lassend. Auch abrechnungfähig sagt man von etwas, das sich abrechnen lässt. Die Wörter abrechenbar und abrechnungsfähig haben also die gleiche Bedeutung. Ob sie überall in gleicher Weise verwendet werden, weiß ich leider nicht. Im Prinzip müsste aber eine abrechenbare Leistung dasselbe sein wie eine abrechnungsfähige Leistung.

Abrechenbares Laub wäre dann aber wieder etwas ganz anderes. Das könnte man von Laub sagen, das sich vom Rasen abrechen lässt. Da dies für alles Laub gilt, ist dieses abrechenbar wohl eher überflüssig.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Der Blaue Wiener und das Kaninchenessen

Vorgestern fühlte ich mich schon fast ein bisschen schuldig. Ein junger, sehr netter und manchmal etwas naiver Kollege erzählte wieder einmal von seinem kleinen Kaninchen. Er hat nämlich seit noch nicht allzu langer Zeit ein Kaninchen. Ich war gerade dabei, die Frage eines Canoonet-Benutzers zu beantworten, und hörte deshalb nur mit einem halben Ohr zu. Ein relativ geringes Interesse an Hauskaninchen mag auch eine Rolle gespielt haben, dass ich nicht gebannt an seinen Lippen hing. Das Kaninchen war krank gewesen, hatte aber dank tierärztlicher Hilfe und liebevoller Pflege die Krankheit gut überstanden.

Ob Mathieu, unser französische Mitarbeiter, Fotos des kleinen Blauen Wieners sehen wolle, war die Frage, die mich dann doch aufhorchen ließ. Ich wusste bereits aus früheren Erzählungen, dass Blauer Wiener der Name einer Kaninchenrasse ist. Was ich nicht erwartet hatte, waren die Fotos. Dass man manchmal Fotos von Kindern anderer Leute bewundern darf, ist bekannt und auch gut verständlich. Wenn sie das Babyalter hinter sich gelassen haben, ist es sogar interessant, die Kleinformatausgaben von Freunden, Bekannten und Kollegen zu sehen. Aber Fotos eines jungen Kaninchens?! Ich verbarg mich also noch etwas besser hinter meinem Bildschirm, bearbeitete gespielt konzentriert die Tastatur und wartete auf die Reaktion. „Aber natürlich“, antwortete Mathieu, „sehr gerne.“ Nach einer gebührenden Betrachtungspause meinte er dann trocken: „So was essen wir bei uns als Sonntagsbraten.“ Die Reaktion unseres Kaninchenvaters war nicht etwa Empörung, sondern ungläubigstes Erstaunen. Konzepte wie das Kaninchenzüchten und das Kaninchenhalten waren ihm natürlich bekannt, aber vom Kaninchenessen hatte er noch nie gehört.

Er schaute sich hilfesuchend um und ich wäre beinahe über der Tastatur erstickt. Ich wollte den armen Jungen ja nicht auslachen. Kann man denn von einem Franzosen eine andere Reaktion erwarten? Französische Tierliebe geht nun einmal wörtlich durch den Magen, denn die französische Küche bringt alles, aber auch alles, was irgendwie für den menschlichen Konsum geeignet sein könnte, auf den Teller. Außerdem hatte ich – auch wenn ich kein Franzose bin – zufälligerweise zwei Tage zuvor mit Weißwein, Schalotten und Salbei geschmortes Kaninchen gegessen. Unser junger Kollege hat sich glücklicherweise schnell wieder beruhigt und die Tatsache zur Kenntnis genommen, dass es offenbar solche herzlosen Barbaren gibt, die so etwas Kleines, Süßes, Niedliches wie ein Kaninchen aufessen.

Das mag vielleicht eine nette kleine Andekdote sein, doch was lernen wir in diesem Blogeintrag? Folgendes:

  • Man schreibt das Adjektiv in Bezeichnungen von Tierfamilien, -gattungen und -rassen groß. Ein Blauer Wiener ist ein Kaninchen, ein blauer Wiener ein frierender oder betrunkener Einwohner der österreichischen Hauptstadt. (Regel)
  • Als Substantiv verwendete erweiterte Infinitive, die aus zwei Teilen bestehen, werden zusammen- und großgeschrieben: das Kaninchenzüchten, das Kaninchenhalten, das Kaninchenessen. (Regel)
  • Dr. Bopp isst Kaninchen.
  • Franzosen essen alles.

Kaninchenzüchter, Kaninchenbesitzer und Franzosen bitte ich, diesen Beitrag nicht allzu ernst zu nehmen.

Blog und Weblog in Canoonet

Frage

Mir ist aufgefallen, dass Canoonet mit Suchbegriffen wie Blog, Weblog oder bloggen nichts anfangen kann bzw. keine Einträge findet, obwohl diese Begriffe doch mittlerweile auch im Duden zu finden sind. Das hat mich etwas gewundert, da Canoonet doch ansonsten das m. E. vollständigste freie Wörterbuch zur Verfügung stellt.

Antwort

Sehr geehrter Herr S.,

den Schönheitspreis verdient es tatsächlich nicht, aber es ist auch nicht so erstaunlich. Das Wort Blog ist uns bei der letzten Aktualisierung der Wörterbuchdaten ganz einfach durch die Lappen gegangen. Zusammen mit bloggen, Blogger, Bloggerin und Weblog steht es seit einiger Zeit auf der Liste der aufzunehmenden Wörter. Da die Erweiterung des Wörterbuches und die damit zusammenhängende Datenaktualisierung sehr aufwendig sind und zurzeit leider nicht erste Priorität haben, könnte es noch ein Weilchen dauern, bis das Wort Blog online auf Canoonet abfragbar sein wird.

Für solche Fälle gibt es dann die Möglichkeit, Fragen an die Menschen von Canoonet zu richten. Das ist zwar aufwendiger und dauert länger, dafür ist die Antwort manchmal etwas ausführlicher:

Es gibt Leute, die behaupten, dass es unbedingt, nur und ausschließlich das Blog sein müsse. Blog ist eine verkürzte Form von Weblog. Der Teil log steht für das englische logbook, das auf Deutsch das Logbuch heißt. Deshalb müsse es auch unbedingt das Log, das Weblog und das Blog heißen. Die deutsche Sprachgemeinschaft hält sich aber nicht an diese ziemlich lange Ursprungsgeschichte (vor allem der Schritt von Weblog zu Blog ist recht undurchsichtig) und verwendet fast ebenso häufig der Blog. Das hat zum Beispiel Duden und Wahrig dazu gebracht, der Blog als Variante von das Blog aufzunehmen. Auch in Canoonet werden wir beide Möglichkeiten angeben. Wenn Sie aber ganz sicher sein wollen, dass Ihnen wirklich niemand je vorwirft, der Blog sei falsch, können Sie am besten das Blog verwenden. Aber wie gesagt: Zusammen mit anderen Wörterbüchern sind wir der Meinung, dass auch der Blog als richtig zu gelten hat.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Mann, war das teuer!

Frage

Ich wüsste gern, wie man das Wort man in folgendem Satz schreibt: Man (oder Mann?), war das teuer! Wäre schön, wenn ich eine Erklärung dazu bekäme, warum welche Schreibweise genommen wird.

Antwort

Sehr geehrte Frau M.,

man schreibt:

Mann, war das teuer!

Der Ausruf Mann! ist wohl als informelle Anrede und als Aufruf (an einen Mann), er solle zuhören, entstanden: Mann, pass doch auf! Vielleicht hat der Ausruf auch mit der eher veralteten, auf die Bibel (u.a. 5. Buch Mose, 33,1) zurückgehenden Anrede Mann Gottes! zu tun. Danach hat er sich zu einem allgemeineren, Erstaunen oder Verärgerung ausdrückenden Ausruf entwickelt, den nun auch Frauen in auschließlich weiblicher Gesellschaft verwenden. Eine „erweiterte“ Variante ist Mannomann!, ein naher Verwandter der Ausruf Mensch!

Dass man diesen umgangssprachlichen Ausruf groß- und mit zwei n schreibt, kann man sich merken, indem man an die erweiterte Form denkt: Mein lieber Mann, war das teuer!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Hat der bayerische Ministerpräsident ein großes B?

Frage

Es geht um die Großschreibung von Adjektiven bei Eigennamen und Titeln, z.B. der Heilige Vater. Wie schreibt man nun der bayerische Ministerpräsident richtig? Bayerische groß oder klein? Ich habe bisher verschiedene Schreibweisen gesehen.

Antwort

Sehr geehrte Frau H.,

nach den amtlichen Rechtschreibregeln richtig ist:

der bayerische Ministerpräsident

Im Gegensatz zu Heilig in der Heilige Vater gehört bayerisch nicht zum Titel oder zur Amtsbezeichnung des Ministerpräsidenten. Es ist ein ganz „normales“ Adjektiv, das angibt, dass es sich um den Ministerpräsidenten Bayerns und nicht etwa um seinen baden-württembergischen oder thüringischen Amtskollegen handelt. (Amtskolleginnen hat er ja zurzeit wieder einmal keine, aber das ist eine ganz andere Frage.)

Man schreibt bayerisch dann groß, wenn es Bestandteil eines Eigennamens ist. Zum Beispiel: der Bayerische Rundfunk (BR), der Bayerische Wald (Gebirgszug in Ostbayern).

Oft wird bayerisch auch deshalb großgeschrieben (vielleicht in Anlehnung an das Englische), weil es ein geographisches Adjektiv ist. Von Eigennamen abgeleitete Adjektive werden im Deutschen aber im Prinzip kleingeschrieben: wienerisch, mecklenburgisch, schweizerisch, europäisch, ägyptisch, amerikanisch usw. Weitere Informationen und die unvermeidlichen Ausnahmen finden Sie auf den folgenden Rechtschreibseiten:

Dr. Bopp

Fugen-s und Bindestrich im österreichischen Bahnverkehr

Frage

Was ist richtig:

….. ICE, die durch die ÖBB Personenverkehrs AG angemietet wurden oder
….. ICE, die durch die ÖBB Personenverkehr AG angemietet wurden

Hier kann oder muss man doch auch bei Personenverkehrs AG ein -s anfügen oder?

Antwort

Sehr geehrte Frau H.,

im Prinzip müsste man tatsächlich ÖBB-Personenverkehrs-AG oder ÖBB-Personenverkehrs-Aktiengesellschaft schreiben. In zusammengesetzten Wörtern steht nach Verkehr in der Regel ein Fugen-s: Verkehrsstau, Fremdenverkehrsamt, Luftverkehrsleiter usw. Man würde also auch Personenverkehrs-Aktiengesellschaft erwarten. Wenn aber Institutionen, Firmen usw. bei der Wahl ihres Namens von den allgemeinen Regeln abweichen wollen, dürfen sie das. Ein Blick ins Internet zeigt, dass die Firma sich selbst ÖBB-Personenverkehr AG nennt. Wenn man also über diesen Betrieb schreibt, sollte man dessen eigene Namenswahl respektieren.

Darüber hinaus kann man sagen, dass die Firma mit dem Weglassen eines Bindestrichs zwischen Personenverkehr und AG angibt, dass  AG nicht Teil des eigentlichen Namens ist. Damit meine ich etwas gar spitzfindig, dass die Firma ÖBB-Personenverkehr heißt und eine AG ist und nicht etwa den Namen ÖBB-Personenverkehr-AG trägt. Dann ist natürlich so ein Fugen-s nach Personenverkehr fehl am Platz, denn es handelt sich nicht um eine Zusammensetzung mit AG. Dass dann aber im Text auf der Webseite der Firma die ÖBB-Personenverkehr AG und nicht der ÖBB-Personenverkehr steht, spricht eigentlich wieder eher für eine Zusammensetzung mit einem Fugen-s.

Doch man darf, wie bereits gesagt, bei Eigennamen von den Regeln abweichen, ohne dass einem das gleich als Fehler angerechnet werden sollte. Bei Firmennamen mit AG und GmbH ist ohnehin nicht ganz klar, was die Grammatik und die Rechtschreibregeln nun genau vorschreiben. In diesem Fall ist es viel wichtiger, dass die Züge einigermaßen pünktlich fahren, ganz gleich ob der Betrieb nun ein Fugen-s hat oder nicht.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp