Die Blumen sind verblüht – Perfekt oder Präsens?

Frage

Ich hätte eine Frage zu folgendem Satz: „Dann war er plötzlich verschwunden und sie wunderte sich, was mit ihm passiert war.“ Hier ist „war verschwunden“ ein Plusquamperfekt. Das Wort „verschwunden“ kann aber auch einfach als Adjektiv verwendet werden. Wie kann ich erkennen, ob „verschwunden“ als Partizip II oder als Adjektiv genutzt wird? Zum Beispiel im folgenden Satz: „Der Kugelschreiber war verschwunden“? […]

Antwort

Guten Tag Herr L.,

bei gewissen intransitiven Verben sieht das Perfekt oder Plusquamperfekt, das mit sein gebildet wird, und das adjektivisch verwendete Partizip mit sein genau gleich aus:

Die Blumen sind verblüht = Perfekt von verblühen
Die Blumen sind verblüht = Präsens von verblüht sein

Das Wasser war gefroren = Plusquamperfekt von gefrieren
Das Wasser war gefroren = Präteritum von gefroren sein

Der Kugelschreiber war verschwunden = Plusquamperfekt von verschwinden
Der Kugelschreiber war verschwunden = Präteritum von verschwunden sein

Ohne Kontext lässt sich nicht entscheiden, ob ein Vorgang im Perfekt bzw. Plusquamperfekt oder ein Zustand im Präsens bzw. Präteritum gemeint ist. Häufig ergibt sich aus dem Zusammenhang, welche Zeitform gemeint ist:

Die Blumen sind vor einiger Zeit verblüht (Vorgang → Perfekt)
Die Blumen sind seit einiger Zeit verblüht (Zustand → Präsens)

Der Teich ist über Nacht gefroren (Vorgang → Perfekt)
Der Teich ist drei Monate lang gefroren (Zustand →Präsens)

Der Kugelschreiben war plötzlich verschwunden (Vorgang → Plusquamperfekt)
Der Kugelschreiber war immer noch verschwunden (Zustand → Präteritum)

Aber auch mit Kontext ist es oft nicht möglich, eine genaue Unterscheidung zu machen:

Es sieht traurig aus, weil alle Blumen verblüht sind.
Es war sehr kalt. Das Wasser war gefroren.

Das ist aber kein großes Problem, denn es ist in solchen Fällen häufig gar nicht wichtig, ob der Vorgang oder dessen Resultat bezeichnet wird. Ob der Kugelschreiber plötzlich verschwunden ist oder schon seit Längerem verschwunden ist, schreiben kann man damit nicht. Und der Zustand verblühter Blumen (sind verblüht) ergibt sich aus dem Vorgang des Verblühens (sind verblüht). Für einen Blumenstrauß taugen sie sowieso nicht mehr.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Was würden Sie wählen?:
– Fragezeichen
– Doppelpunkt
– beides

Frage

Setzt man bei Aufzählung der folgenden Art ein Fragezeichen und einen Doppelpunkt oder nur ein Fragezeichen oder nur einen Doppelpunkt?

Gibt es einen Bedeutungsunterschied zwischen diesen Sätzen:?
– Satz 1
– Satz 2
– Satz 3

Antwort

Guten Tag Herr M.,

das Fragezeichen steht im Prinzip auch bei Fragesätzen mit einer Aufzählung:

Gibt es einen Unterschied zwischen diesen Sätzen: Satz 1, Satz 2 und Satz 3?

Mit welchem Transportmittel reisen Sie an, Auto, Fahrrad oder Bahn?

Ein bisschen schwieriger wird es, wenn eine Auflistung verwendet wird. Dann übernimmt das Fragezeichen häufig auch die Funktion der Ankündigung:

Gibt es einen Bedeutungsunterschied zwischen diesen Sätzen?
– Satz 1
– Satz 2
– Satz 3

Mit welchem Transportmittel reisen Sie an?
a) Auto
b) Fahrrad
c) Bahn

Wenn die Liste den Satz „natürlich“ weiterführt, kann wie folgt vorgegangen werden:

Gibt es einen Bedeutungsunterschied zwischen
– Satz 1
– Satz 2
– Satz 3?

Entscheiden Sie sich bei der Anreise für
a) Auto
b) Fahrrad
c) Bahn?

Das sind übrigens keine festen, allgemein gültigen Vorschriften, sondern nur Hinweise darauf, was üblich, übersichtlich und verständlich ist. Sie können also auch eine andere Darstellung wählen, die allerdings übersichtlich und verständlich sein sollte. Nicht vorgesehen/möglich ist jedoch, was oben im Titel und in der Frage zu sehen ist: Ein Doppelpunkt und ein Fragezeichen stehen nie unmittelbar nebeneinander, ganz gleich in welcher Reihenfolge.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wie viele Personen – zu wievielt

Frage

Meine Frage betrifft das Adjektiv „wievielte“, und zwar wie man auf Deutsch jemanden fragen kann, wie viele Personen sie zu Hause sind. Mir fallen folgende zwei Alternativen ein, obwohl ich mir der zweiten ziemlich unsicher bin:

Zu Wievielten seid ihr zu Hause? Zu Hause sind wir zu dritt (mit dem substantivierten Adjektiv „Wievielten“)

Zu wievielt seid ihr zu Hause? Zu Hause sind wir zu dritt (mit der ungebeugten Form „wievielt“)

[…]

Antwort

Guten Tag Herr N.,

hier passt die Form wievielt, die nur zusammen mit zu üblich ist: zu wievielt. Dabei gilt, dass wie bei zu zweit, zu dritt, zu fünft usw. kleingeschrieben wird. Die relativ häufig vorkommende Getrenntschreibung *zu wie vielt ist nicht richtig. Man schreib zwar getrennt wie viele [Personen], aber das Adjektiv wievielte und die ungebeugte Form wievielt schreib man zusammen.

Für Ihren Beispielsatz bedeutet dies, dass Sie am besten so formulieren und schreiben:

Zu wievielt seid ihr zu Hause? – Wir sind zu dritt.

Ebenso:

Zu wievielt habt ihr die Aufgabe erledigt? – Zu zweit.
Ihr seid willkommen, ganz egal zu wievielt ihr kommt.

Großgeschrieben wird wievielte, wenn es substantivisch verwendet wird:

Der wievielte Tag des Monats ist heute?
Der Wievielte ist heute?

am wievielten Tag des Monats?
am Wievielten?

Und hier alle genannten Schreibweisen auf einen Blick:

Mit wie vielen Personen oder zu wievielt kommt ihr am Wievielten zum wievielten Mal zu uns?

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wie man die Geste „Daumen hoch!“ im Text richtig schreibt

Frage

Es gibt ja die Geste „Daumen hoch“. Wie sieht es aus, wenn ich das in einem Text erwähnen möchte? Schreibe ich

Er zeigte einen Daumen hoch
Er zeigte ein Daumen hoch
Er zeigte ein Daumen-hoch

oder schreibt man es eventuell ganz anders?

Antwort

Guten Tag Frau K.,

soweit ich weiß, gibt es keine feste Wendung, mit der man in einem Text ausdrückt, dass die Geste mit erhobenen Daumen gezeigt wird. Mögliche Formulierungen sind:

Er hielt den Daumen hoch.
Er stimmte mit erhobenem Daumen zu.
Er machte ein Daumen-hoch-Zeichen.
Er zeigte die Daumen-hoch-Geste.

Wenn Sie – eher umgangssprachlich – die Geste als allein stehenden Begriff benennen möchten, sollte Sie sie so schreiben:

Er zeigte/machte ein Daumen-hoch.

Die Schreibung mit Bindestrichen gilt nach der Rechtschreibregelung übrigens auch dann, wenn der Daumen nur digital hochgeht: das Daumen-hoch-Emoji.

Mit freundlichen Grüßen 👍

Dr. Bopp

Dr. Bopp zügelt

Seit dem letzten Blogartikel ist es schon ein Weilchen her. Das liegt daran, dass wir gerade zügeln. Wir zügeln nicht etwa ein Pferd oder unsere Zunge, sondern in eine andere Stadt.

Deutschsprachige Schweizer und Schweizerinnen sowie andere, die die Deutschschweiz gewohnt sind, verstehen nun, worum es geht. Wie Sie vielleicht wissen, habe ich Schweizer Wurzeln, und meine Familie wohnt in der Schweiz. Für alle anderen folgt hier die Erklärung:

Neben dem überall gebräuchlichen Verb zügeln gibt es in der Schweiz des Verb zügeln mit der Bedeutung umziehen. Dr. Bopp zieht also um (und dies nicht zum ersten Mal; siehe hier). Dieses zügeln kommt nicht vom allgemeindeutschen zügeln, sondern leitet sich direkt von ziehen/Zug ab. Zügeln im Sinne von umziehen wird nicht nur in den schweizerdeutschen Dialekten verwendet, sondern häufig auch im (eher informellen) schweizerischen Standarddeutsch. So finden sich zum Beispiel auf der deutschschweizerischen Website des schwedischen Möbelriesen diese Sätze:

Mit diesem Ratgeber kannst du deinen Umzug optimal planen. Freu dich auf viele Tipps rund ums Thema Zügeln.

Warum den Arbeitsplatz bei schönem Wetter nicht einfach ins Freie zügeln?

Wenn Schweizerinnen und Schweizer umziehen, dann zügeln sie. Dies tun sie an einem bestimmten Zügeltermin mit einem Zügelwagen oder Zügelauto und häufig auch mit Hilfe von Zügelleuten einer Zügelfirma. Auch bei uns haben – auf gut Schweizerisch gesagt – Zügelleute (die übrigens nicht wussten, dass sie anderswo so genannt werden) das eigentlichen Zügeln übernommen. Am alten Ort einpacken und in der neuen Wohnung einräumen mussten wir aber selbst. Da man in der Regel viel mehr Möbel, Dinge, Zeug und anderes hat, als man vorher je vermuten würde, ist das sehr zeitraubend. Das erklärt, warum ich den Blog und die Beantwortung von Fragen in den letzen Tagen etwas vernachlässigt habe: Ich hatte zügelfrei.

Mittlerweile ist alles eingeräumt und hängt das meiste, wo es hängen soll (außer den Lampen, den leidigen Lampen!). Die ziemliche stressige Züglerei haben wir also fast hinter uns, und ich kann mich zwar noch leicht ermüdet, aber mit frischem Mut wieder mit Sprachfragen beschäftigen. Und wer das Wort noch nicht kannte, hat nun einen schönen Helvetismus* gelernt.

*typisch schweizerischer sprachlicher Ausdruck

Nicht immer ist „(sich) erhellen“ sehr erhellend

Frage

Ich verwende in einer Publikation die beiden Sätze:

Dieser Zusammenhang erhellt [sich] auch aus dem im ersten Kapitel Gesagten.
Dass weitere Interpretationen möglich sind, erhellt [sich] bereits daraus, dass …

Ich hatte hier ursprünglich die reflexive Form verwendet, die Herausgeber haben nun allerdings vorgeschlagen, das „sich“ jeweils wegzulassen.

Eine Internet-Recherche führt zu keinem völlig eindeutigen Befund. Allgemein scheint eher das Weglassen als korrekt erachtet zu werden. […] Ist nur eine Variante richtig oder ggf. beides möglich?

Antwort

Guten Tag Herr K.,

das „Problem“ mit erhellen ist, dass das Verb zwei verschiedene Verwendungsarten mit zwei verschiedenen Konstruktionen hat:

a) deutlich, verständlich werden; sich [als Folgerung] ergeben (intransitiv)
b) deutlich machen, erklären (transitiv)

Es sieht so aus, als ob Sie in den beiden Sätzen das Verb erhellen mit der ersten Bedeutung verwenden. Mit dieser Bedeutung steht erhellen ohne sich:

Dieser Zusammenhang erhellt auch aus dem im ersten Kapitel Gesagten.
Dass weitere Interpretationen möglich sind, erhellt bereits daraus, dass …

Diese Verwendung von erhellen ist eher gehoben und formal.

Man kann aber auch sagen, dass Sie erhellen mit der zweiten Bedeutung, deutlich machen, erklären, verwenden. Dann muss es in den beiden Sätzen reflexiv sein (sich erhellen = sich erklären, sich verdeutlichen):

Dieser Zusammenhang erhellt sich auch aus dem im ersten Kapitel Gesagten.
Dass weitere Interpretationen möglich sind, erhellt sich bereits daraus, dass …

Es gibt also zwei Verbvarianten. Welche der beiden Sie verwenden (sollten), ist unklar. In einem gehobeneren oder formaleren Kontext würde man intransitives erhellen (deutlich werden; sich ergeben) ohne sich erwarten, insbesondere in Verbindung mit (dar)aus. Man kann aber auch das andere erhellen (deutlich machen; erklären) mit sich verwenden. Beides ist vertretbar.

Um der möglichen Verwirrung vorzubeugen, würde ich entweder – entgegen Ihrer Sprachintuition –  erhellen ohne sich verwenden oder auf eine andere Konstruktion ausweichen. Zum Beispiel:

Dieser Zusammenhang ergibt sich auch aus dem im ersten Kapitel Gesagten.
Dass weitere Interpretationen möglich sind, verdeutlicht/erklärt sich bereits daraus, dass …

Aus dem hier Gesagten erhellt, dass dass Verb erhellen mit seinen Varianten nicht immer so deutlich erhellend ist. Und es erhellt, warum das so ist. Wer das noch versteht, muss sprachlich hell sein.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wann steht was: für etwas schwärmen und von etwas schwärmen?

Frage

Können Sie mir mir erklären, was der Unterschied zwischen „schwärmen für“ und „schwärmen von“ ist? In einem Übungsbuch steht, dass im Satz „Viele junge Mädchen schwärmen für Pferde und Reiten“ nur die Präposition „für“ korrekt ist und nicht „von“. Warum ist das so?

Antwort

Guten Tag Herr T.,

es gibt einen Unterschied zwischen für jemanden/etwas schwärmen  und von jemandem/etwas schwärmen:

Wenn man für jemanden/etwas schwärmt, mag man jemanden/etwas sehr gern; man verehrt jemanden/etwas schwärmerisch:

für Taylor Swift schwärmen = großer Fan der Sängerin sein

für Pferde und Reiten schwärmen = Pferde und Reiten sehr mögen

Wenn man von jemandem/etwas schwärmt, äußert man sich in schwärmerischen Worten über diese Person/darüber:

von Taylor Swift schwärmen =  sich schwärmerisch über die Sängerin äußern, sehr positiv über sie reden

von Pferden und Reiten schwärmen = sich schwärmerisch über Pferde und Reiten äußern, sehr positiv darüber reden

Die Unterscheidung ist aber nicht immer so streng. Mit für jemanden/etwas schwärmen kann manchmal auch gemeint sein, dass man schwärmerisch über jemanden/etwas redet.

Dann noch zum Satz im Übungsbuch: Ohne weiteren Zusammenhang ist es wahrscheinlicher, dass gemeint ist, dass viele junge Mädchen für Pferde und Reiten schwärmen, also Pferde und Reiten sehr mögen. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass auch gemeint sein könnte, dass sie von Pferden und Reiten schwärmen, also sehr positiv über Pferde und Reiten reden. In dem Lückentext passt aber rein grammatisch nur für Pferde, nicht von Pferde, weil es ja von Pferden heißen müsste.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Der Vorteil, seinem Herzen zu folgen?

Frage

Ist die Kommasetzung bei diesem Infinitivsatz korrekt: „Ein großer Vorteil, seinem Herzen zu folgen, ist die Leidenschaft im Beruf.“ Müssen die Beistriche hier so gesetzt werden?

Antwort

Wenn man den Satz so formuliert, müssen die Kommas vor und nach der Infinitivgruppe gesetzt werden. Es handelt sich um einen Infinitivsatz, der vor einem Substantiv abhängig ist und der als solcher durch Kommas abgetrennt werden muss:

Ein großer Vorteil, seinem Herzen zu folgen, ist ein erfüllteres Leben.

Ich finde allerdings, dass der Satz so „klemmt“. Woran liegt das? – Wenn ein Infinitivsatz (oder dass-Satz) von Vorteil oder Nachteil abhängig ist, drückt er aus, was der Vorteil bzw. Nachteil ist:

Die Firma hat damit den Vorteil, sich ein gutes Bild von zukünftigen Auszubildenden machen zu können.
Die Apple-Geräte haben den Vorteil, dass sie miteinander kommunizieren.

In Ihrem Satz ist aber seinem Herzen zu folgen nicht der Vorteil selbst, sondern das, was einen Vorteil hat. Der eigentliche Vorteil ist ein erfüllteres Leben. Man kann deshalb besser anders formulieren:

Ein großer Vorteil dessen/davon, seinem Herzen zu folgen, ist ein erfüllteres Leben.
Ein großer Vorteil dessen/davon, dass man seinem Herzen folgt, ist ein erfüllteres Leben.
Ein großer Vorteil, wenn man seinem Herzen folgt, ist ein erfüllteres Leben.
Seinem Herzen zu folgen bringt den Vorteil, ein erfüllteres Leben zu haben.

Nochmals: Der Vorteil ist nicht, dass man seinem Herzen folgt, sondern ein erfüllteres Leben. Vielleicht ist das ein bisschen spitzfindig, aber wenn Sie mit mir einig sind, dass der Satz „klemmt“, wissen Sie nun warum.

Ein Nachteil, so zu formulieren, ist ein seltsamer Satz.
Ein Vorteil, wenn man so formuliert, ist ein besser formulierter Satz.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

„Na klar“ und das Komma

Frage

Wenn jemand sagt: „Na klar(,) können Asthmatiker Fußball spielen!“, würde ich auf das Komma nach „na klar“ verzichten. Es schaut aber merkwürdig aus. Ist das dennoch korrekt?

Antwort

Guten Tag Frau S.,

Sie sollten tatsächlich auf das Komma verzichten. Wenn Sie na klar durch zum Beispiel natürlich, selbstverständlich oder einfaches klar ersetzen, sehen Sie das vielleicht besser. Es handelt sich um einen Ausdruck der Stellungnahme. Wenn eine solcher Ausdruck vor dem Satz steht, wird er durch ein Komma abgetrennt:

Selbstverständlich, Asthmatiker können Fußball spielen!
Natürlich, Asthmatiker können Fußball spielen!
Aber gewiss, Asthmatiker können Fußball spielen!
Na klar, Asthmatiker können Fußball spielen!

Man kann eine solche Stellungnahme aber auch wie eine Adverbialbestimmung in den Satz einbinden. Dann steht sie nicht vor dem Satz, sondern im Satz an erster Stelle. Entsprechend ändert sich die Wortstellung – und man schreibt kein Komma:

Selbstverständlich können Asthmatiker Fußball spielen!
Natürlich können Asthmatiker Fußball spielen!
Aber gewiss können Asthmatiker Fußball spielen!
Na klar können Asthmatiker Fußball spielen!

Vielleicht sieht der Satz für Sie deshalb merkwürdig aus, weil dieses eingebundene na klar in geschriebener Form (noch) stärker umgangssprachlich ist als die Variante mit vorangestelltem na klar.

Na klar, hier muss ein Komma stehen!
Na klar muss hier kein Komma stehen!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Braucht man diese Form: Konjunktiv II Futur II Zustandspassiv („würde geöffnet gewesen sein“)?

Falls Sie komplizierte Verbformen mögen, hier noch einmal das Passiv im Futur, aber diesmal das Zustandspassiv im Konjunktiv II.

Frage

Ist es richtig, dass Konjunktiv II-Formen im Futur beim Zustandspassiv aus semantischer Sicht nicht unbedingt Sinn machen?

Antwort

Guten Tag Herr S.,

wenn ich Sie richtig verstehe geht es um die die Formen des Konjunktivs II Futur I und Futur II im Zustandspassiv. Für die Beispielverben öffnen und erledigen sehen diese Formen so aus:

Futur I Konjunktiv II Zustandspassiv:

würde geöffnet sein
würde erledigt sein

Futur II Konjunktiv II Zustandspassiv:

würde geöffnet gewesen sein
würde erledigt gewesen sein

Die Frage ist nun nicht so sehr, ob die diese Konjunktivs-II-Formen Sinn machen oder nicht. Der Konjunktiv II hat in der Regel keine ganz bestimmte Bedeutung. Er ist vielmehr an bestimmte Satzarten gebunden (siehe hier). So hat der Konjunktiv II Futur meist nichts mit Zukunft zu tun. Die Frage lautet deshalb meiner Meinung nach eher, ob solche Formen verwendet werden.

In vielen Fällen sind die Formen, um die es hier geht, stilistisch zweifelhaft. Man verwendet in der Regel nicht die würde-Formen, sondern die einfachen Konjunktiv-II-Formen.

Also besser nicht:

Wenn die Tür geöffnet sein würde, …
…, wenn die Aufgabe erledigt sein würde

Wenn die Tür geöffnet gewesen sein würde, …
…, wenn die Aufgabe erledigt gewesen sein würde

Ach, wenn die Tür nur geöffnet sein würde!

Würde die Aufgabe nur schon erledigt gewesen sein!

sondern:

Wenn die Tür geöffnet wäre, …
…, wenn die Aufgabe erledigt wäre

Wenn die Tür geöffnet gewesen wäre, …
…, wenn die Aufgabe erledigt gewesen wäre

Ach, wenn die Tür nur geöffnet wäre!

Wäre die Aufabe nur schon erledigt gewesen!

Ausgeschlossen sind die Formen aber nicht, zum Beispiel als Zukunft in der Vergangenheit:

Noch war die Tür geschlossen, aber bald würde sie geöffnet sein.
Ich glaubte damals nicht, dass die Aufgabe bald erledigt sein würde.

Noch war der Eingang offen, aber bald würde die Tür [nicht mehr geöffnet sein, sondern] geöffnet gewesen sein.
Wir hatten erwartet, dass die Aufgabe bei der nachträglichen Kontrolle bereits erledigt gewesen sein würde.

Inwieweit vor allem die letzten Formen (Konjunktiv II Futur II) in der Sprachrealität wirklich häufig vorkommen, sei hier dahingestellt. Nicht alles was möglich ist, kommt auch regelmäßig vor. Das Risiko, dass man bei solchen komplexen Formen den Faden verliert, ist sehr groß. Außerden ergibt sich die konkrete Bedeutung im Deutschen oft stärker aus dem Kontext als aus den verwendeten Verbformen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp